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Posted Sunday, March 23, 2008

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Frankfurt am Main, Germany, Saturday, March 22, 2008, Nr. 69, S. 36

David Irving on eve of 70th birthday

Easter Sunday: March 23, 2008: on the last day of his sixties, David Irving attends morning service
at his local church, the Twelfth-Century St James the Less, near Windsor. He says:
"This church is 400 years older than the United States, and we're both in pretty good shape for the future."
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FEUILLETON

Zum Platzen gefüllt

Der umstrittene Publizist David Irving wird siebzig

Der Fall David Irving wirft eine Fülle von Fragen auf. Es beginnt mit der Schwierigkeit der Zuordnung. Bereits Ende der sechziger Jahre, als Rolf Hochhuth England in Rage brachte mit seinem auf den Thesen Irvings beruhenden Stück "Die Soldaten", das Winston Churchill beschuldigt, den Tod des polnischen Exilpremierministers General Sikorski 1943 veranlasst zu haben, wies der "Daily Telegraph" die Redaktion an, David Irving fortan nicht als Historiker, sondern lediglich als Autor zu bezeichnen.

Einige Jahre zuvor hatte sich der Sohn eines Marineoffiziers nach abgebrochenem Studium der Naturwissenschaften mit einem Buch über die Zerstörung Dresdens hervorgetan, das die Bombardierung als Kriegsverbrechen darstellt. Der mit Augenzeugenberichten und damals weithin unbekannten Dokumenten untermauerte Bericht entfachte eine Debatte, die bis heute andauert. Das Buch wurde zum Beststeller und begründete Irvings Ruf als unermüdlicher Quellenforscher, der in den entlegensten Archiven gräbt und auch durch seine Kontakte zu mitunter anrüchigen Kreisen neue Materialien zutage befördert, darunter die Tagebücher von Hitlers "Leibarzt" Theodor Morell, die Irving in einem Karton im Staatsarchiv Washington entdeckte.

Selbst angesehene Historiker, die seine mit den Jahren zunehmend tendenziöser werdenden Schriften kritisieren, bescheinigen ihm eine hervorragende Spürnase und gestehen bei allem Vorbehalt gegen die Interpretation der Fakten, dass die Forschung an seinen Büchern nicht vorübergehen könne, wie Andreas Hillgruber in seiner Rezension von "Hitler und seine Feldherren" schrieb. Gordon Craig bescheinigte Irving eine tiefere Kenntnis des Nationalsozialismus als die meisten professionellen Historiker und bemängelte, dass Studenten der Hitler-Zeit "seiner Energie als Forscher sowie dem Ausmaß und dem Elan seiner Publikationen" mehr verdanken, als sie zugeben wollten.

Umso rätselhafter, dass Irving mit seinen revisionistischen Thesen über den Nationalsozialismus, insbesondere der Behauptung, dass die Vernichtungslager eine Legende seien, den Kredit verspielte und sich mit einer Verleumdungsklage gegen die amerikanische Historikerin Deborah Lipstadt in den finanziellen Ruin ritt.

Wie von einem Selbstzerstörungsdrang getrieben, ist er einen Abweg gegangen vom "umstrittenen Historiker", als der er anfangs galt, zum "diskreditierten historischen Schriftsteller" und "Nazi befürwortenden Polemiker". Zahlreiche Länder haben ihn zur Persona non grata erklärt; in Österreich wurde er aufgrund seiner in Vorträgen geäußerten Zweifel an der Existenz von Gaskammern wegen "Wiederbetätigung im Sinne des Nationalsozialismus" zu drei Jahren Haft verurteilt; seine Bücher will kein gestandener Verlag publizieren.

Mit Ideologie lässt sich die Entwicklung dieses Querkopfes nicht erklären, der sich in einer trotzigen Mischung aus Eifer und Selbstmitleid, Sensationslust und Selbstdarstellungskraft verrannt hat. In seinem 1981 erschienenen Buch über den Ungarn-Aufstand, in dem er sich von seiner Besessenheit mit den Juden dazu verleiten lässt, die Volkserhebung als antisemitischen Protest gegen eine jüdisch dominierte Diktatur auszulegen, schreibt er von dem Ministerpräsidenten Imre Nagy, wie sein Gehirn "von dem wüsten Durcheinander gewichtiger Fakten und Theorien fast platzte". Das Gleiche scheint für David Irving zu gelten, der am Ostermontag siebzig Jahre alt wird.

GINA THOMAS

(c) F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

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