[English
original]
DIENSTAG, 28. OKTOBER 2003: Eine
ungarische Zeitung, Magyar Hirlap",
hat mich anscheinend beschimpft. Der
Schreiber ist jüdischer Abstammung,
wie gehabt. Die Angriffe mehren sich.
Nepszabdsag" und Magyar
Hirlap" haben feindselige Artikel
gebracht, aber sie sind durchweg von den
üblichen Leuten geschrieben und so
kratzt es mich nicht allzu sehr. Schreibe an Benté: 'Bin furchtbar kreuzlahm heute
morgen, nachdem ich gestern sieben
Stunden schräg auf dem Sitz in
einem alten Volkswagen gehockt habe,
während die drei anderen Insassen
eine Zigarette nach der andern
rauchten. Brrrh!Wir sind auf einer Landstraße
ohne Mittellinie bis nach Pécs
nahe der serbischen Grenze gefahren.
Die Stadt lebt von einem Bergwerk.
Meine Zuhörer sahen etwas verloren
aus in dem großen
Ifjuság-Theater mit seinen
fünfhundert Sitzplätzen. Es
war spärlich beleuchtet, ein
typisches Relikt aus der Sowjetzeit.
Unter solchen Umständen ist es
schwer, eine Atmosphäre zu
schaffen und die Zuhörer
mitzureißen. Habe keine Fotos, da der
Dolmetscher, der sie für mich
machen sollte, gleich am Ende des
Vortrags mal vor die Tür gehen
mußte - offensichtlich, um eine
lang entbehrte Zigarette zu
rauchen. Die Nikotinabhängigkeit ist
hier in Osteuropa eine richtige Seuche.
Wir sind dann wieder
zurückgefahren und um Mitternacht
beim Hotel angekommen. Die Nachrichten von Deiner Bank
haben gerade noch gefehlt an diesem
bedrückenden Tag... Habe den
Verdacht, daß Barclays in
üblicher Manier einfach die
Hände in den Schoß legen und
den Daumen drehen, während sie
versichern, sie könnten das Geld
nicht finden.' Der Verleger kommt um 14:00 und wir
fahren nach Györ hinaus. Das Treffen
in einem Hotel des Ortes klappt gut. An
die siebzig Leute sitzen dicht
gedrängt in dem Raum; soweit ich
sehen kann, sind nur zwei Sitze frei
geblieben. Alles läuft gut ab, nur
gehen all meine kleinen belebenden
Geistesblitze in der Übersetzung eben
verloren. In der vordersten Reihe sitzt der
übliche Störenfried, der mit
seiner Kamera immer wieder aufspringt und
seine Blitzlichtaufnahme macht. Ich sage
ihm, er solle aufhören. Dann ist da
noch eine elend aussehende Eva, die sich
das Buch nicht leisten kann; so schenke
ich es ihr und lasse sie für ein Foto
neben mir stehen. Zur Fragezeit beklagt sich ein
älterer Autor, daß ich sein
Buch nicht angenommen habe. Ich
erkläre ihm, daß es doch in
ungarisch geschrieben ist und ich es darum
nicht lesen kann. Im übrigen
weiß ich ja auch nicht, was darin
steht. Mein Gepäck wird
regelmäßig an beiden Enden
meiner Flüge untersucht; darum sehe
ich zu, daß ich immer nur das
allernotwendigste auf Flugreisen mitnehme.
Ich erzähle die Geschichte, wie
einmal, 1995, meine Reisekiste in den USA
verloren' ging; sie nahm ganz allein
einen Umweg über Washington DC, wo
sie von allen möglichen Leuten
geöffnet wurde. Nach dem Abendbrot reißt der
Riemen für das Gebläse des
Volkswagens und es wird Mitternacht, bis
wir wieder in Budapest sind.
GEBE IM HOTEL INTERVIEWS FÜR
Magyar Nemzet" und Magyar
Konservativ"; die letztere ist eine Rechte
Zeitung. In den Zeitungen steht heute, ich
sei von Csurka nach Ungarn eingeladen
worden, was ja nicht stimmt. Der Artikel in Nepszabadsag" ist
von einem gewissen Andras Mink
verfaßt. Er schreibt, ich sei
Kommunist. Gestern unterstrich der Artikel
in Magyar Hirlap" ich sei Faschist.
- Alle sind sie doch noch in der
Vergangenheit verhaftet. Am Morgen interviewt mich István
Kádár von Demokrata" .
Das ungarische Fernsehen hat nicht nur das
für dies Wochenende vorgesehene
Interview mit mir unterdrückt sondern
die ganze Sendereihe abgebrochen und hat
dafür recht fadenscheinige
Gründe angegeben. In Nepszabdsag", einer alten
kommunistischen Zeitung, steht heute: 'Einige kritische Beobachter haben den
Eindruck, daß die Begründung,
die die Leitung des Ungarischen Fernsehens
gegeben hat, nicht den wirklichen
Gründen entspricht. Sie nehmen eher an, daß der
wirkliche Grund für die Abschaffung
der Sendereihe der folgende Umstand ist:
Am Ende der Sendung vom 26.10.
kündete der Sprecher an, daß in
der Sendung dieser Woche Auszüge aus
David Irvings Holocaust-Vortrag gebracht
würden. Es gibt allerdings keinen Beweis
für diese Annahme; es ist nur eine
Vermutung.' Ich habe natürlich nie einen
Vortrag über den Holocaust gehalten.
Er ist nicht mein Thema; es langweilt
mich. Was die US-Reise anbetrifft, so lassen
sich die Dinge in Chicago gut an. Wir
haben ein exklusives Restaurant in der
sechsten Etage reserviert, aus dessen
Fenstern man auf die Michigan
Avenue" hinuntersieht. Da werden die
Schläger von der Jewish Defense
League" unten kaum an den
Sicherheitsposten vorbei
hinkommen! ZURÜCK IN LONDON. Michael
Howard hat dem nutzlosen Iain
Duncan Smith praktisch die
Führung der Konservativen entwunden.
Jetzt hat Tony Blair wirklich Grund
sich Sorgen zu machen. Ich würde
tatsächlich Howard meine Stimme
gegeben haben. Obwohl er Jude ist, war er
vor Jahren der einzige europäische
Innenminister, der sich weigerte, Europas
Gesetzgebung gegen die Leugnung des
Holocaust zu unterschreiben. Das
heißt allerdings noch nicht,
daß er nicht die Farbe wechseln
könnte. Ein norwegischer Akademiker, Asle
T., schreibt mir aus Cambridge: 'Kurz nach dem
[Lipstadt-]Prozeß saß
ich in einem Seminar von Dr
Richard Evans
["Stinktier"] in Cambridge, wo ich
an meiner Dissertation arbeite. Der Grad
von Feindschaft, beinahe Haß, den
Evans gegen Ihre Forschung und Sie
persönlich an den Tag legte, hat mich
perplex gelassen. Er hat unter anderem
erklärt, alle Ihre Nachforschungen
seien wertlos'. Zugegeben, der Ton in Englands
Universitäten ist rauher als in
meinem heimischen Norwegen. Aber von da
bis zu dem Eifer, mit dem er postulierte,
daß ein einziger Irrtum in einem
ganzen Forschungswerk dieses schlechthin
wertlos mache, das Urteil scheint mir doch
schlecht durchdacht. Machen wir uns doch nichts vor: Es
wäre der Albtraum jedes Akademikers,
wenn man alle seine Fußnoten, die er
je angebracht hat, auf Fehler hin
durchginge. Die Bosheit von Dr. Evans erinnert mich
an einen Rat, den mir mein
Geschichtsprofessor in Tromsø gab,
als ich in meinen ersten Studienjahren
vorschlug, eine Arbeit über den
Holocaust zu schreiben: Sie sind
kein Jude und es kann nur darauf
hinauslaufen, daß Sie Ihren guten
Ruf verlieren und als Antisemit
abgestempelt werden.' Leider unterwerfen sich die
Universitäten auch dem von George
Orwell erahnten Diktat des Zeitgeistes,
der die internationale Politik heute
kennzeichnet. Habe gerade HITLER'S
WAR zu Ende gelesen, das mir
eine große geistige Anregung war.
Habe auch sehr gern die ROMMEL-Biografie
gelesen. Ich halte die Hypothese einer
stufenweisen Entwicklung für
einleuchtender als die einer auf
Welteroberung' abzielenden
Strategie, wie es in den Schulen allgemein
noch gelehrt wird. Bin ganz der Meinung,
daß der 2. Weltkrieg eine
geschichtliche Erscheinung darstellt, die
von den Historikern wie jede andere
behandelt werden müßte - und
das scheint allmählich möglich
zu werden. Das Gerichtsurteil in London
hat der akademischen Redefreiheit jedoch
einen schlimmen Rückschlag
versetzt.' Ich antworte ihm: Nehme an, Sie
haben die Zusammenstellung auf meiner
Webseite in Bezug auf Evans gelesen. Er
ist ein Ausbund von Haß. Ich kann
dem nur christliche Nachsicht
entgegensetzen.' Linda N. hat es fertig gebracht, mein
neues ungarisches Buch vom Dateienformat
Quark XPress in pdf-Format zu bringen,
sodaß ich es jetzt auf meine
Webseite bringen kann. Ich danke ihr
ausdrücklich für die
großartige Arbeit, füge am Ende
aber hinzu: Eine ganz kleine
Änderung: Ungefähr auf den
Seiten 18-20 ist eine Namensliste. Das
Wort zsidó' erscheint dort in
Fettdruck. Können sie den wohl bitte
wegnehmen bei allen Fällen auf der
Liste? Der Verleger hatte den Fettdruck
hineingebracht ohne mich zu fragen, und er
könnte uns unnötigen Ärger
bringen.'
EINE NACHRICHT VON F, UM MICH zu warnen,
daß er meine Komputer womöglich
unwillentlich mit einem Virus verseucht
hat. Ich antworte: Pustekuchen. Wie
ich schon mal sagte, haben wir alle Macs
und Macs fangen sich keine Viren.
Hi-hi.' Asle T. ruft an, um zu sagen, daß
er im Februar nach London kommen wird, um
mit mir ein Interview für
Morgenbladet" aufzunehmen. Er sagt
mir wieder, wie sehr ihn Professor Evans'
außerordentlich feindselige
Einstellung mir persönlich
gegenüber getroffen hat, als er
diesen fragte, ob er mich wohl lieber
aus der Welt publizierter
Historiker' verschwinden sähe. Evans
ließ keine Zweifel daran, daß
dem so sei. Wenn ich früher von ihm
so viel gewußt hätte,
hätte ich sicher nicht seinem
Auftreten als Fachzeugen für Lipstadt
zugestimmt - was für ihre
Verteidigung zur Riesenblamage
geführt hätte. AM
ABEND ENTWERFE ICH DEN folgenden Brief an
den Historiker John Keegan: 'Tut mir leid von
amerikanischen Freunden zu erfahren,
daß Sie mich heute in der
Sendereihe Booknotes' [des
Fernsehsender C-Span] angegriffen
haben, wohl wissentlich, daß ich
mich nicht verteidigen kann.Einer schreibt mir, Herr
Irving - John Keegan erscheint gerade
in der Sendung Booknotes' mit
Brian Lamb. Zwei Zuschauer haben schon
angerufen mit Kommentaren über Sie
und Ihre Arbeiten. Keegan ist nicht so
gemein wie andere aber er
verreißt doch auch ihr Werk.' Etwas später aber berichtet
derselbe Schreiber: John Keegan hat
gesagt, daß man sie nicht
übersehen kann und daß die
Bücher Deborah Lipstadts langweilig
sind. Dagegen seien Sie nicht langweilig.
Er schien jedoch einverstanden zu sein mit
ihrer Kennzeichnung als Antisemit, nachdem
das Gericht sie als berechtigt hat stehen
lassen.' 'Er bezeichnete Ihre Widersacher als
Philosemiten und Zionisten, was einen
Sturm von wütenden Anrufen
auslöste, wobei ein Anrufer ganze
Erklärungen aus dem
Lipstadt-Prozeß vorzulesen
begann.' 'Keegan sagte also HITLER'S WAR sei das
einzige Buch, das für ihn interessant
sei.' Also werden ich den Schrieb an Keegan
nicht abschicken.
SPAZIERE MIT JESSICA ZU EINEM RESTAURANT
zum Mittagessen und dann zu HMV, wo sie
sich eine neue Platte kaufen will. Sie ist den ganzen Weg fröhlich am
Erzählen. Den ganzen Nachmittag und
Abend sitzt sie dann vor ihrem Mac. Sie
redet über I-Rahmen und ihre
Verwendung. Ich habe zwar von Rahmen
(Datenübertragungsblöcke,
d.Ü.) gehört, aber nicht von
dieser Sorte. Ich vermeide allerdings ihre
Benutzung denn Suchprogramme ("search
engines") können sie nicht zur
Einsicht öffnen. Sehe ein oder zweimal hinüber, wie
sie vollkommen vertieft ist in Photoshop
7.0, Pinsel und Schichten benutzt, usw.
Sie hat zehn Schichten in einer Datei, an
der sie arbeitet. Heute morgen geht sie erst um halb neun
zur Schule los, weil sie gerade noch
ein paar Sachen von FTP abspeichern
will.' Ich warne sie, das nicht ihrer
Direktorin gegenüber zu
erwähnen, den sie könnte sie
verwarnen, keine Gossenausdrücke zu
benutzen. Jessica lächelt
spöttisch: FTP ist kein
Gossenausdruck, es bedeutet File
Transfer Protocol". (Das
weiß ich natürlich,
erkläre meine Bemerkung aber nicht
weiter.) Wir reden weiter auf dem Weg zur
Bushaltestelle über den Wettbewerb
zwischen verschiedenen Ausrichtern
("hosts") von Domänen unter den
Internet-Anbietern. - Wo ist bloß
das Kind in ihr geblieben? BÜRGERMEISTER KEN LIVINGSTON hat
eine Einladung an den schwarzhäutigen
Professor Tony Martin zu einem
Vortrag vor Schwarzen in London
zurückgezogen, weil dieser 2001 zu
uns bei unserer Tagung in Cincinnati
gesprochen hatte. Wer ist denn hier bigott
? Professor Martin hat bei den
Veranstaltern protestiert: 'Sie haben gestern angerufen
und sich entsetzt gezeigt, weil eine
jüdische Zeitung [The Jewish
Chronicle vom 7. Oktober 2003]
schrieb, daß ich bei einer von
David Irving organisierten
Veranstaltung gesprochen habe. Sie
haben auch in nicht ganz
nachvollziehbarer Weise von einer, wie
Sie es nennen, Leugnung des
Holocaust' gesprochen. Eine Stunde
später haben Sie mir
plötzlich per E-Post die
Rücknahme der Einladung
mitgeteilt, die Rosemary Emodi mir vor
fünf Monaten hatte zukommen
lassen, im Rahmen der First Voice
Conference" zu sprechen.
Veranlaßt haben Sie zu diesem
Schritt Befürchtungen aus Ihrer
jüdischer Quelle.' Um 10:55 klingelt das Telefon;
David Irving'. Sie sind ein
Dreckskerl.' Sei's drum. Der Anrufer gibt
seine Nummer nicht an.' Sind nicht sehr
mutig, diese Leute. Sie kennen meine
Nummer, ich ihre aber nicht. Jessica müht sich vor ihrem
Komputer mit Pfaden' ab und einem
cgi'-Problem. Sie findet selber die
Lösung, nachdem ich mich vergeblich
bemüht habe. Gehe beschämt zu Bett.
NOVEMBER 2003: SCHICKE 184 BRIEFE ab an
die Adressen auf meiner Liste für
Ohio. In London streikt die Post aber,
sodaß fraglich ist, wie viele
pünktlich bis zum 17. ankommen! Nach dem Frühstück schwellen
meine Mandeln an. Ich zerfalle falle nach
und nach. Um 19:00 Abendessen bei Simpson's
in the Strand", das die Gruppe
Traditional England" organisiert hat
und zu dem Tony Martin als besonderer Gast
erscheint. Ich nehme automatisch an, es handele
sich um unseren' Tony Martin, den
amerikanischen Akademiker. Es stellt sich
aber heraus, daß es sich um einen zu
lebenslänglichem Gefängnis
verurteilten Engländer handelt, der
einen Einbrecher erschossen hat. Es ist
ein Bauer aus Norfolk, der sich
während der Frageperiode als
ausgesprochen geistreich entpuppt.
BRINGE JESSICA WIEDER ZUR SCHULE. Sie hat
einen guten Aufsatz über
Laubbäume geschrieben. Kopiere mir
eins ihrer aus dem Internet
abgespeicherten Bilder, um damit die
heutige Ausgabe meiner Webseite zu
schmücken. Bill J. (ein leitender BBC-Produzent)
spricht abends vor. Er läßt
mich stundenlang sprechen, ist ja sehr
nett von ihm. Ist sehr an dem Stoff
über Joel Brand interessiert. Ich
geben ihm ein Exemplar von CHURCHILL'S
WAR Bd.ii. Jeder nimmt an, ich sei reich, so auch
er. Mit Benté und Jessica an meiner
Seite fühle ich mich ja auch reich.
Aber was Geld anbetrifft, bin ich es
wirklich nicht. Werde lange nach meinem
Tode reich werden.
ES REGNET, ALS ICH AUFSTEHE, um Jessica
zur Schule zu bringen. So nehmen wir ein
Taxi und ich plaudere den ganzen Weg und
zurück freundlich mit dem
jüdischen Fahrer. Zahle 6 Pfund
Sterling für die Fahrt und ein
Trinkgeld von 4 Pfund Sterling dazu,
wofür er dankbar ist. Heute ist Gott mit uns', scheint
es. Um halb zwölf schickt mir jemand
folgende Zeilen per Internet: 'Heute morgen um 7:50 brachte
BBC-Radio Four" in seiner Sendereihe
Today" unter Thought for
Today" Gedanken von Anne Atkins. Sie verteidigte die Redefreiheit und
ging gegen die Machtausübung an, die
sich des Zeitgeistes bedient. Sie sagte,
David Irving sei ein gutes Beispiel
dafür, wie man ihn zur
Rechenschaft zog dafür, daß er
das Ausmaß des Holocaust in Frage
stellte.' Sie sagte, ob man mit jemand
übereinstimmt oder nicht, er
hätte jedenfalls das Grundrecht auf
Redefreiheit.' Dachte nur, Sie würden dies gern
erfahren.' Das muß einer Menge Leute das
Frühstück vergällt
haben.
SAGE JESSICA WIE TRAURIG ES IST, daß
wir nun nur noch einmal eine gute Zeit
miteinander während der Busfahrt
haben, bevor ich nach USA fliege. Sie
fragt, wann ich zurück sein
werde. 'Ende Januar', antworte ich ihr und
setze unausgesprochen auf lateinisch
hinzu, so Gott will. Mein Gegenangriff gegen die
öffentliche Treuhänderin, die
letztes Jahr illegaler Weise alles, was
ich besitze, beschlagnahmt hat, beginnt
heute morgen vor dem Hohen Gericht. Ihr
Anwalt hat mir gerade per E-Post ein
verspätetes Angebot zu einer
gütlichen Einigung zukommen lassen.
Ich erwidere: Zweifellos können
wir in gewissen Punkten übereinkommen
vor der morgigen Gerichtsverhandlung, bei
der ich im wesentlichen erfahren will, wie
ich weiter vorzugehen habe. Setzen Sie
bitte eine kurze Liste von Punkten auf, in
denen wir von vornherein
übereinstimmen können. Ich werde
morgen eine halbe Stunde vor Beginn der
Verhandlung im Gericht sein, d.h. genau
mittags, um die Auseinandersetzung
zwischen uns anzubahnen.' BIN SEIT SIEBEN UHR WACH, nicke dann
wieder ein und werde von einer
empörten Jessica um acht Uhr
dreißig geweckt. Wir laufen zur Bushaltestelle und sie
kommt gerade noch zurecht zur Schule. Drei
verschiedene Briefpartner haben mir die
heutige Meldung der Jewish Telegraph
Agency" in New York geschickt, wonach es
einen pro-Irving Protest' in
Budapest gegeben habe: 'Donnerstag, den 13. November
2003 - An die 2,000 Leute sind in
Budapest zusammengekommen, um gegen die
Annullierung einer Fernsehsendung zu
protestieren, in der Holocaust-Leugner
David Irving auftreten sollte. Irving
besuchte Ungarn auf Einladung der
rechtsextremen Partei für
Leben und Gerechtigkeit' am Jahrestag
der Revolution von 1956.''Die Sendereihe Night Shack'
vom staatlichen ungarischen
Fernsehsender rief große
Empörung bei den liberalen Medien
und in der Öffentlichkeit hervor.
Der Sender hat das Programm umgehend
abgesetzt. 'Während der heutigen
Protestkundgebung haben verschiedene
Sprecher, unter ihnen das staatliche
ungarische Radio, die sozialistische
Regierung der Unterdrückung der
Redefreiheit bezichtigt. 'Der ehemalige Premierminister
Viktor Orban war unter denen, die gegen
die Absetzung der Sendereihe
protestierten. Er sagte: Es ist nicht
das erste Mal, daß eine Sendung,
die christliche Werte herausstellt,
angegriffen wird.'' Ich bringe dies auf meine Webseite und
schreibe dazu: 'Die britische Presse schweigt
sich heute dazu aus. Das bringt mich
auf die Frage, warum die
geschätzte Jewish Telegraph
Agency" in New York,
sechseinhalbtausend Kilometer von
Budapest entfernt, denn die Geschichte
herausposaunt. Frage mich, was sie
davon haben. Das nur zum Spaß --
natürlich wissen wir alle die
Antwort.' 'Hier allerdings einige Angaben
dazu: - Die sozialistische Regierung hat
gleich die ganze Sendereihe abgesetzt
als Strafe dafür, daß das
Interview mit mir gefilmt worden war,
und nicht nur die Sendung mit dem
Interview.
- Für die JTA bin ich in diesem
Zusammenhang ein
Holocaust-Leugner', nicht etwa
der Autor eines vielverkauften Buches
über die Erhebung von 1956, die
gegen Juden und Bolschewiken gerichtet
war.
- Und eine weitere kleine
Richtigstellung: Es stimmt nicht, was
der linke und liberale Journalistenmob
behauptet hat, ich sei auf Einladung
der MIEP-Partei in Ungarn gewesen.
Die Einladung ging von meinem
Budapester Verleger aus, der alle Unkosten
der Tour übernommen hat. Wenn die
Presse von 2,000 Demonstranten spricht,
dann kann die wirkliche Zahl mit
Sicherheit viel höher gewesen
sein.' Nein, ich werde mich einfach nicht
verkriechen. Mit fünf Minuten
Verspätung bin ich im Gericht. Wir einigen uns bald über
Weisungen, die im wesentlichen dahingehen,
daß die Treuhänderin binnen
drei Wochen bezeugt, daß wir
Kategorien von Unterlagen aufstellen,
u.a.m. und zwar bis Ende Januar. Dann wird
für den 9. Februar um 12 Uhr
eine
Verhandlung von 15 Minuten im Gericht
anberaumt, um festzustellen, ob ein
Richter oder ein Justizbeamter über
meinen Antrag entscheiden soll. Bemerke einmal beiläufig,
daß es heute das erste Mal in
achtzehn Monaten ist, daß die
Treuhänderin wirklich auf meine
Beschwerden eingeht. Der Beamte sagt, Jetzt, nachdem
Sie diesen Antrag gestellt haben, bleibt
ihr keine andre Wahl mehr.' Auf dem Weg nach draußen lasse
ich die Gegenpartei wissen, daß ich
zwei Klagen anhängig machen werde;
die erste gegen die Treuhänderin und
die zweite mit Bezug auf ihre
Umwandlung' (conversion, d.h.
den Diebstahl) - meines Besitzes.
AM ABEND RUFE ICH LOU B. IN KENTUCKY an.
Er sagt mir, die Veteranen des I. und II.
Weltkriegs seien direkt beleidigend ihm
gegenüber gewesen, als er um eine
erneute Einladung bat. Auch sei die St.
John's Schule unter Druck gesetzt worden,
mich dort nicht mehr sprechen zu lassen.
So müssen wir Louisville wohl
abschreiben. Gestern erwähnte ich auf meiner
Webseite, daß mir mein Exemplar von
Hitlers Lagebesprechungen abhanden
gekommen ist. Heute antworten mir nicht
weniger als zehn Leser und bieten mir
Ersatz an. Das Internet macht's
möglich, wenn man eine große
Webseite hat!
16.NOVEMBER: DIE GROSSE US-REISE beginnt.
Schüttele Jessica feierlich die Hand,
als ich zum Flughafen aufbreche. Am Schalter der British Airways"
stellt sich bei der Gepäckkontrolle
heraus, daß meine große Kiste
ein Kilo zu schwer ist. Die Dame meint,
die Gepäckverfrachter würden
darüber ja streiken, und sie fragt
schroff, was ich denn herausnehmen und was
ich dann damit zu tun trachte. Ein
Buch', sage ich, das ist Lesestoff
und den darf ich bei mir behalten.' Darauf
hat sie nichts mehr zu sagen. Ein langer Flug von fast neun Stunden.
Die Maschine ist voll, habe kaum Platz zum
Tippen. Der Einwanderungsbeamte in Chicago
macht eine Bemerkung über das Buch in
meiner Hand. Erkläre ihm, daß
ich mein Gepäck um ein Kilo
erleichtern mußte. Meint er:
Sie hätten auch ein Kilo von
sich abnehmen können.' Unerbetener
Rat - aber recht hat er ja damit. Miete einen Wagen von Hertz. Es ist ein
neuer, schwerer Schlitten, geht mir um 8
cm über den Kopf. Fahre nach Chicago
hinein. Eine griesgrämige alte Frau
bei Radio Shack, die stahlgrauen Haare in
eng Dauerwellen gepreßt,
erklärt naserümpfend, mein
Handtelefon (ich habe es letztes Jahr
gekauft) sei veraltert, als ich nach einem
neuen Batterieauflader frage. Ich
müsse ein neues Telefon kaufen,
entscheidet sie. Werde ich aber nicht
tun. Am Zoll beim Flughafen hole ich eine
hundert-Kilo-Kiste mit meinen Büchern
ab, die von Ungarn angekommen ist.
Fülle den Tank für $14.50 auf
und habe nun nur noch zwei blanke Dollar
in der Tasche. Wirre Träume die ganze Nacht lang;
bin aber um 6:15 auf. Schnüre
Buchpakete, um sie an die Westküste
zu verschicken und belade nach dem
Frühstück in strömendem
Regen den Wagen. Meinen braunen
Halbschuhen von Church bekommt das Waten
durch Pfützen und den Schlamm vor dem
Lagerhaus garnicht gut. Der Wagen nimmt
aber ohne Schwierigkeiten die Ladung von
ungefähr 900 kg an Paketen auf. Fahre
um 16 Uhr im Regen nach Osten Richtung
Indianapolis weiter. Vom Grosvenor Square schreibt
Benté: Alles voller Polizei
hier wegen des Besuches von Präsident
Bush.' Ich bin weit vom Schuß
hier. Antworte ihr: Cleveland ... eine
gute Veranstaltung gestern abend.
Erzähle Dir heute abend mehr davon,
da ich jetzt nach Cincinnati weiterfahren
muß. Habe gestern 650 km
zurückgelegt und für heute
weitere 650 km vor mir liegen. Habe die
Flugmüdigkeit noch nicht
überwunden.'
ES KOMMEN IMMER NOCH BERICHTE von
Bekannten, die das Interview mit Keegan
gesehen haben: 'C-Span (politischer
Kabelfernsehkanal) brachte gestern zwei
Stunden lang ein Gespräch mit John
Keegan. Er erkannte an, daß Ihre
Forschungsarbeit einzig in ihrer Art
ist und unumgängliche Lektüre
für jemand, der den Krieg
verstehen will. Er benutzte seltsamer
Weise das Adjektiv unoriginell',
um Lipstadt als Historikerin
(Anspielung auf ihre Förderer?)
wie auch als Autorin zu beschreiben.
Aber er sagt, Ihre Behandlung der Juden
in Ihren Büchern sei beklagenswert
(meine Umschreibung)...Auf eine Eingebung hin lasse ich
Google" im Internet nach der
Überschrift British
Historians' suchen. Ergebnis: Unter den
Hinweisen überwiegen die auf Ihre
Bücher, den Prozeß, usw. Sie
sind dabei selber Teil der Geschichte
zu werden.' AM NACHMITTAG BIN ICH SCHON
schläfrig und nicke in einem
Restaurant an der Fernstraße ein,
als ein Anruf von Benté mich weckt.
Nehme Quartier im Hotel Drawbridge"
in Cincinnati. Ein
überwältigender Kopfschmerz
überfällt mich - Folge des
stolzen Herumstapfens im Regen gestern,
als ich den Wagen belud. Es wird immer schlimmer mit dem
Kopfschmerz im Laufe des Abends. John F.,
der Organisator vor Ort, kommt zum
Abendbrot und wir setzen ein Treffen
für sonntagabend hier in Cincinnati
an. John ist gerade aus dem Irak
zurück, wo er als Reservist vier
Monate eingesetzt war. Er hatte da einen
Brigadegeneral den ganzen Tag
herumzufahren. Er flucht über den
Krieg, die Jessica
Lynch-Geschichte, usw. Hat gesehen, wie die USA große
Militär- und Marinestützpunkte
anlegen für eine dauernde
Präsenz in der Region. Das war ja
überhaupt der Grund für die
Invasion, meint er. Mein Kopf hämmert
unerträglich und zwingt mich um 20:00
ins Bett. Die Nacht über wird es noch
schlimmer mit
Schweißausbrüchen,
Schüttelfrost, Halluzinationen und
schweren Träumen. Habe den bitteren
Geschmack von Erbrechen im Mund. Eine
leichte Grippe, hoffentlich weiter nichts.
Werde mich heute schonen. Die Militärausstellung ist nicht
so gut wie früher. Es sind wenig
bekannte Händler da und es gibt wenig
Interessantes zu kaufen. Morgen wird es sehr ruhig werden hier,
nachdem die meisten Händler schon
ihre Sachen eingepackt und die Messe
verlassen haben. Die Hälfte der
Tische bleiben leer. Gehe früh zu Bett, um 21:00, denn
der Flug hängt mir immer noch nach.
Falle in wilde Träume - eine Fahrt
durch Ohio als die Wolkendecke gerade
über mir in einer geraden Linie
aufreißt - wie das Rote Meer sich
teilte - welch ein Zeichen! Dann befinde
ich mich in einem Justizgebäude, soll
zum Sarjeant' gehen (denke mir, es
wird so altertümlich geschrieben).
Auf dem Weg dahin werde ich durch ein
Gewirr von Tunneln,
Ventilatorschächten und
Dachböden zu seinem Büro
geführt - aber er ist nicht da. Solche Träume die ganze Nacht
hindurch machen einen sehr
erschöpft.
HEUTE VERSCHICKE ICH DIE EINLADUNGEN an
alle meine Freunde in Texas. Es wird
höchste Zeit. Von Los Angeles
erreicht mich die Nachricht von einem
Gottesdienst mit Weihnachtsmusik am 8.
Dezember. Frage nach dem genauen Weg
dahin. Sie werden mich ohne weiteres
erkennen: Groß, voller Fliegendreck,
ungepflegt und mit einem Platten - (das
bezieht sich nur auf das Auto).' Meine Zunge schwillt an, nachdem ich
eine Tüte Chips" verzehrt habe.
Ha! - die Gedankenverbindung ist ja klar.
Fühle mich schrecklich unwohl, wie
die Zunge mir allmählich den ganzen
Mund füllt. Schreibe an Joel in Kalifornien:
Hoffe, wir können uns treffen.
Habe die Adresse eines Herrn aufgetan, der
16mm-Heimkinofilme von Hermann
Göring aneinander gereiht hat,
die er jetzt, wie er sagt, in Form von
zwei zweistündigen Filmbändern
hat. Sie stammen von einem GI, der sie in
den Ruinen des Berghofs gefunden hat. Sie
sind in schwarz-weiß aber darunter
sind auch etwa zehn Minuten Farbfilm mit
Hitler.'
SCHREIBE EINEN BRIEF AN JESSICA: 'Bald wirst Du zehn Jahre alt
sein. Kann's nicht glauben, daß
es schon zehn Jahre her ist, seit Du
auf die Welt gekommen bist. Wie
glücklich hast Du Mami und mich
gemacht, damals und die ganze Zeit
seitdem. Wir sind so stolz auf Dich und
darauf, wie gut Du in der Schule bist.Was Mami am meisten gefällt
ist, wenn die Lehrerinnen ihr von Dir
erzählen und daß Du das
beliebteste Mädchen in der Schule
bist. Das ist etwas, was Du in Dir
selbst hast; wir können Dir dabei
nicht helfen oder Dir sagen, wie Du es
anstellen mußt. Ich fahre noch alle Tage lange
Strecken in Amerika. Hoffe, wir
können bald in eine
größere Wohnung ziehen, wo
Du Dein eigenes Zimmer hast - und es in
Unordnung lassen kannst. Dann
müssen wir uns einmal
überlegen, ob Du den Mac in Deinem
Zimmer haben kannst oder ob er lieber
in dem gemeinsamen Raum bleiben
sollte. Ich erzähle hier allen, wie
gescheit Du mit dem Mac umgehst und
daß ich Dir als Geschenk einen
Domänennamen gebe und eine
Webseite. Erlaube Mami hiermit auch,
Dir eine neue Zehn-Pfund-Note zu geben
- laß Dich nicht mit weniger
abspeisen!'
VERLASSE DAS HOTEL UM 14:00 und fahre nach
Süden. Jemand ruft gerade an, als ich
an die Gabelung der Fernstraße komme
- und so verpasse ich die Ausfahrt nach
Louisville. Merke es aber erst 25 km
später. Also fahre ich weiter und
querbeet durch Kentucky auf Straße
22; habe damit eine Stunde verloren. Es
geht aber durch eine freundliche,
weithügelige Landschaft, die ich
sonst verpaßt hätte. Um 22:30
quartiere ich mich kurz vor Nashville,
Tennessee, in einem sehr billigen Hotel
($29.-) ein. Eine Mitteilung bringt mir zum
Bewußtsein, daß ich noch
niemand von denen benachrichtigt habe, die
sich für die morgige Veranstaltung in
Atlanta angemeldet hatten. Zu dumm! Hole
es gegen 23:00 nach. Schlimmer noch -
stelle fest, daß ich noch kein Lokal
für die zwei Treffen in der
nächsten Woche in Albuquerque und
Oklahoma City habe. Fahre los nach Atlanta, eine Strecke
von ca 650 km. Hänge den ganzen Tag
in dichtem Verkehr (denn morgen ist ja
Thanksgdiving -- Erntedanktag). Der
Veranstaltungsraum ist schon vorbereitet;
Tische sind zu einem Halbrund
zusammengestellt, ein paar kleinere stehen
einzeln dahinter. Es sind 50 - 60
Stühle da. Es kommen aber 70
Gäste, die meisten davon sind mir
unbekannt. Hatte angesichts des Feiertages
nicht so viele erwartet. Beginne meinen Vortrag diesmal mit
einer Episode, die die Washington
Post" und andere Zeitungen am 11. April
2003 brachten: Als alliierte Journalisten
in das Haus des urbanen irakischen
Vizepremierministers nämlich
eindrangen, fanden sie ein Exemplar meines
HITLER'S WAR unter
den Büchern auf seinem Nachttisch. Zu
dumm, kommentiere ich, daß die
Generale von Bush es nicht auch einmal
gelesen hatten, sonst wären sie etwas
besser auf die Bandenkrieg-Taktik der
Irakis gefaßt gewesen. Auf Druck von seiten der jüdischen
Antidiffamierungsliga
sind meine Bücher von der Liste der
Pflichtlektüre in West Point und an
anderen Militärakademien gestrichen
worden.
JETZT GEHT ES WEITER NACH NEW ORLEANS. Es
gießt in Strömen; erreiche
Hammond, nördlich von New Orleans, um
16:00. Die Veranstaltung am Abend läuft
gut. Am nächsten Morgen wache ich
schon um 6:00 auf. Es ist hell und ein
Güterzug kündet sich mit
durchdringendem Pfeifen seiner Dampflok
an, rattert dann in nicht endenwollender
Länge am Hotel vorbei und
läßt mein Zimmer erbeben. Eine Stunde früher saß ich
noch mitten in einem seltsamen und
bedeutungsvollen Traum, der typisch von
den lächerlichen
Sicherheitskontrollen in den
amerikanischen Flughäfen
herrührte. Diese Nation ängstigt
sich nun vor ihren eigenen Schatten. In
dem Traum winkt der Angestellte am
Schalter meiner Fluggesellschaft einen
Sicherheitsbeamten heran, mein Gepäck
wird mir weggenommen (siehe Flughafen von
Rom, Juni 1992) und ich werde seitlich in
eine Verhörzone geführt. Das
sieht es aus wie hinter den Kulissen eines
Theaters, voller Gestelle und Kabeln
zwischen schwarz angestrichenen
Wänden. Der Beamte ist freundlich, sagt ich
soll mich auf den Rücken legen und
dann springt er ('Ist das in Ordnung, der
Herr?') ein paar Mal auf meinem Magen
herum - das ist die Kontrollübung.
Dann werde ich in einen kleinen
Vorführraum oder Hörsaal
geführt, der von oben bis unten mit
schwarz-blauem Samt ausgeschlagen ist.
Zuschauer kommen einer nach dem anderen
herein, um sich mein Verhör
anzusehen. An dem Punkt fange ich an, die Sache zu
genießen. Gehe auf der kleinen
Bühne von einer Seite zur anderen,
bitte um einen Lautsprecher, damit jeder
mich hören kann - eine
Rücksichtnahme, die mir eine Runde
Beifall einbringt. Frage, ob ich eine
Mitschrift haben kann. Ja, sagt der Mann,
der hier das Sagen hat, aber ich
dürfe es nicht auf meine Webseite
bringen. Versichere ihm, daß ich ihm das
wenn nötig schriftlich versichern
werde. Sie werden merken, daß
hier einige deutsch sprechen', sagt er.
Daraufhin nickt ein Mann mit
schütterem Haar zustimmend, der links
in der ersten sitzt und ein Klemmbrett auf
den Knien hat. Ich frage seinen Nebenmann,
wer der denn ist. Na, mach's
halblang, Irving', sagt dieser
ärgerlich, ich bin Kommandant
Nevins.' Der Name kommt mir irgendwie bekannt
vor, weiß nicht, ob es ihn wirklich
gibt. Mache mir Sorge, daß ich den
Flug verpassen könnte und die Leute,
die auf mich warten. Dann müßte
ich auch noch einmal buchen, das
würde weitere 300 Pfund Sterling oder
mehr kosten. Entscheide aber, die
Unterhaltung ist's wert. Der Traum endet, bevor das Verhör
beginnt; bin sicher, daß ich meine
Sache gut gemacht hätte.
KOMME MIT DEM WAGEN IN Houston, Texas, an
und stelle fest, daß der Treffpunkt
für heute abend in Alvin ist, das
beinahe 40 km südlich von Houston
liegt. Auch ist die Wegbeschreibung eher
unklar. Fahre auf der Ausfallstraße
nach Süden, an einem Flughafen
vorbei, von dem ich nicht weiß, wo
er hingehört, sehe dann aber in der
Ferne ein Gebäude mit einer an die
drei Meter hohen Aufschrift
PRICE COMPRESSOR
COMPANY. Das versetzt mich fünfzehn Jahre
zurück - zu Billy Price und
seinem Geheimzimmer mit Hitler-Andenken.
('Freue mich, Ihnen versichern zu
können, daß wenigstens die
Hälfte davon echt ist', hatte ich
gesagt, was ihn entsetzte.) Es ist aber
Wochenende heute und er wird nicht zu Haus
sein. Habe eine Zuhörerschaft von zehn
hier in Alvin erwartet, und das ist es
dann auch: Im ganzen südlichen Texas
gerade mal zehn Freunde jetzt. 'Fahre Sonntag nach Dallas hinauf',
teile ich Benté mit. Habe
jetzt lange Reisetage vor mir.' Um sieben Uhr aufgestanden. Habe
endlich einen Raum in Albuquerque für
den 3. Dezember, das heißt in drei
Tagen und muß meine Zuhörer
noch benachrichtigen - wieder mal
versagt.
FAHRE LOS NACH OKLAHOMA CITY; es ist
Mittag. Nach einer Fahrt durch die warme,
vergilbende Prärie komme ich um 17:00
am Treffpunkt an. Es ist ein mieses Motel
am Nordwest-Expressway; der Besitzer
dieser Flohkiste ist Asiate. Ein
beleibter älterer Mann sitzt rauchend
im Empfangsraum. Er hat beide Hände
auf einen Stock vor sich gestützt und
stellt sich als der Organisator hier am
Ort vor. Er erinnert mich lebhaft an meinen
Vater in den Monaten vor seinem Tode, wie
er sich vollkommen zugrunde richtete mit
Rauchen und Fettleibigkeit. Der Raum ist für ganze $30.-
gemietet, er liegt im 1. Stock und es gibt
keinen Fahrstuhl. So bin ich die erste
halbe Stunde, die ich meine Buchpakete die
Treppe hochschleppe, ziemlich schroff mit
meiner Umgebung. Lasse viel Bücher im
Wagen zurück im Glauben, daß
sowieso kaum jemand erscheinen wird. Irrtum! Zu meiner Überraschung
wird der Raum ganz voll und wir
müssen zusätzliche Stühle
heranbringen. Beginne meinen Vortrag mit
der Geschichte,
wie die Jewish Telegraph Agency"
1995 verbreitete, ich hätte den
Zündmechanismus für die
Sprengladung geliefert, die Timothy
McVeigh vor dem Regierungsgebäude
Alfred P. Murray in Oklahoma City
hochgehen ließ. Das
behauptete jedenfalls Stephen Jones, der
Anwalt von McVeigh, im Fernsehen von
Sacramento. Später entschuldigte er
sich schriftlich bei mir und bekannte, es
sei ihm erst jetzt bewußt geworden,
wer ich bin und daß er meine
Bücher auf seinem Regal stehen hat. -
Also gerade so wie Tariq Asis im
Irak, der in HITLER'S
WAR las, als George Bush im April
dieses Jahres seinen Angriffskrieg
startete. Diese Geschichte löst bei mir den
Redefluß. Unter den Zuhörern
stirbt niemand weg. Kann den Abend wohl
als ziemlich erfolgreich bezeichnen. KEIN VORTRAG FÜR MORGEN. Dagegen
habe ich zwei lange Reisetage vor mir, um
durch die Wüste nach Neu Mexiko zu
kommen. Morgen werde ich die Briefe nach
Kalifornien abschicken. Die in Oklahoma gemachten Fotos von mir
sind beruhigend; auf denen von Arlington,
Texas, sehe ich dagegen todgeweiht aus;
übernächtigt, zerzaust,
verschwitzt. Folgende Mitteilung geht nach
Sakramento: 'Habe heute 350 Briefe an die Adressen
auf meiner Liste für Kalifornien
abgeschickt. Hoffe, es gibt dort nur ein
Lokal mit dem Namen Tony Roma's" ?
(Ist auch egal, wie sich erweisen
sollte.) Komme am Ende des zweiten Fahrtages in
Albuquerque an. Der junge Mat B. ruft aus
Seattle an und überredet mich, dort
auch zu sprechen. Das wird allerdings tags
darauf eine neunstündige Fahrt
Richtung Idaho bedeuten. Ich mag Seattle
aber und mache meine Absicht dort zu
sprechen auf meiner Webseite bekannt. In Albuquerque nehme ich im
Sheraton-Hotel Quartier; für das
Zimmer zahle ich $100.- und für den
Saal $150.- zuzüglich Steuern und
anderen Gebühren. Es tauchen nur drei
Zuhörer auf - so verbringen wir einen
gemütlichen Abend in privatem
Gespräch. Aller Anfang ist schwer,
wie man im Deutschen sagt.
ICH BIN NICHT DAS ERSTE MAL in
Albuquerque: Am nächsten Morgen
steuere ich durch die Stadt bis zum Haus
von Robert
A Gutierrez an der Ranchitos Road.
G. war der geheimnisvolle Oberstleutnant,
der alle Privatsachen von Eva Braun
1945 in die Hände bekam, darunter
ihre Fotoalben, Tagebücher und die
Bündel der Briefe von Adolf. Er
schaffte das alles nach Albuquerque. Die
meisten Sachen gelten seitdem als
verloren. Auf der Spur dieser Sachen
besuchte ich ihn im Dezember 1973, also
genau vor 30 Jahren, und dann noch einmal
1987. Heute spreche ich mit seiner
Schwiegertochter, seit 27 Jahren die Frau
seines Sohnes Sidney, des Astronauten.
Schenke ihr ein Exemplar von
HITLER'S WAR. Sie
bestätigt mir, daß ihr
Schwiegervater Ende 2000 an verstorben
ist. (Er hatte Alzheimers.) Frage, ob sie noch irgendwelche
Kriegsandenken von Robert da sind. Sie hat
keine Ahnung, welche Bedeutung sie haben,
weiß nur daß er in dem
Krieg' war. Erkläre ihr nicht weiter,
was er denn 1945 gefunden hatte. WEITER RICHTUNG SÜDWEST NACH
Arizona. Übernachte in einem Motel
auf viertausend Meter Höhe. Gegen
20:00 sende ich folgende Zeilen nach
London: 'Befinde mich nun in
Flagstaff. Die Fahrt war sehr
eindrucksvoll; die letzten zwei Stunden
ging es an einer prächtigen
Bergkette im Licht der untergehenden
Sonne entlang und durch ein Reservat
der Navajo-Indianer. Keine Angst,
konnte sie in Schach halten!' In Tucson erwartet mich eine andere
Überraschung: Am Radio wird angesagt,
ich nähme morgen um acht an der
Frühstücksrunde' in
Phoenix teil. Das liegt aber über 200
km nördlich von hier. Setze Donald P.
zurecht: Das ist höchst
unangenehm für mich, da ich hier bis
22:00 spreche und anschließend bis
Mitternacht brauchen werde, um die Kisten
wieder zu verladen. Wie ist das bloß
zustande gekommen? Die Rundfunkstation hat
mit mir überhaupt noch keinen Kontakt
aufgenommen.' Brauche zwei Stunden, um die
Bücher in den Veranstaltungsraum zu
bringen. Habe keine Ahnung, wie viele
Leute heute abend überhaupt kommen
werden. James B., der alles hier
organisiert hat, sagt mir, er habe
Bedenken, weil Richter Robert L. mit
seiner Frau und noch jemand anders komme,
ein begeisterter Anhänger von George
W. Bush sei und den Vortrag verderben
werde. Das trifft allerdings so nicht ein,
ich bekomme es aber mit Protestgemurmel
und Fingertrommeln an bestimmten Stellen
meiner Ansprache zu tun.
GEGEN MITTERNACHT FAHRE ICH von Tucson los
und komme um 2:30 nachts in Phoenix an,
nachdem ich ein Nickerchen von einer
halben Stunde auf der Fernstraße 10
eingelegt hatte. Das Hotel ist gleich
neben unserem Veranstaltungsraum für
heute abend. Schlafe ein paar Stunden mit
einem Auge auf dem Uhrzeiger. Bin um
sieben Uhr auf und fahre hinüber zum
Restaurant Beefeater", um an der
(von mir nicht eingeplanten)
Frühstücksrunde
teilzunehmen. Spreche eine Stunde lang über
Hitler, Churchill und diesmal Pearl
Harbor, weil morgen der Jahrestag ist.
Erhöhte Reiseunkosten in diesen
letzten Tagen haben mein Portemonnaie sehr
erleichtert. Habe diesen Abend eine gute
Zuhörerschaft und bis 22:20 wieder
alle meine Bücher verladen. Für
morgen steht eine lange Fahrt über
die Berge und durch die Wüste nach
Las Vegas bevor.
SPÄT AM NACHMITTAG RUFT DON aus Las
Vegas an. Ein Spitzel hat sich einen Platz
auf meiner Liste erschlichen und das Lokal
für morgen, ein Restaurant, hat
unsere Reservierung nach zwei Tagen
Störfeuer von seiten
ortsansässiger jüdischer
Aktivisten annulliert. Ah, wie sehr sie
doch die Redefreiheit schätzen! Muß mich nun entscheiden: Wenn
Las Vegas ausfällt, ist es einfacher
direkt von hier nach Kalifornien zu
fahren. Muß aber annehmen, daß
in Las Vegas doch noch etwas zustande
kommt. Inzwischen werde ich aber erst noch
unterwegs sein und die Leute auf meiner
Liste nicht benachrichtigen können,
wo wir uns treffen. Der Spitzel kann ja
auch gut unter ihnen sein. Um 9:25 ruft Don an, redet furchtbar
viel und holt sich mein
Einverständnis für eine neues
Lokal in Las Vegas. Beim Herausfahren aus Phoenix verfahre
ich mich auf den Umgehungsstraßen
wegen Bauarbeiten. Nach einer Stunde finde
ich schließlich die Landstraße
60 und dann die Fernstraße 93. Sie
geht durch typische Wüstenlandschaft,
dann durch den Joshua Tree Forest",
usw. Die letzten 160 km führen
zunächst schnurgerade durch platte
Wüste, dann steigt das Gelände
allmählich an. Es geht über
einen Kamm und dann taucht plötzlich
eine Bergkette auf, während man in
500 m Tiefe auf Seen und abrupt in die
Ebene eingeschnittene Täler (Canyons)
hinabsieht. Um 16:00 fahre ich über die
Hoover-Talsperre und mache mehrere
Aufnahmen von beiden Seiten aus. Was ist
das für ein atemberaubendes Bauwerk,
das in sechs Jahren von 1931-1936
geschaffen wurde. Es hat einfach kolossale
Ausmaße! Die neuen Sicherheitskontrollen an
beiden Enden sind eher bescheiden;
einzelne Polizisten sehen sich den Fahrer
jedes Wagens an und winken ihn ohne
weiteres durch. Das wird die Talsperre
sicher schützen. In der Tat würde es wohl eines
nuklearen Sprengsatzes bedürfen, um
diese Talsperre zum Einsturz zu
bringen. Die Talsperre liegt auf der Grenze
zwischen Arizona und Nevada; hier
muß man westwärts fahrend also
die Uhr eine Stunde zurückstellen.
Meine kleine Vortragstournee ist somit in
der pazifischen Zeitzone
angelangt. -
Our
dossier on the origins of
anti-Semitism
-
-
Index to this
Action Report
|