Hoover
Dam liegt
auf der Grenze zwischen Arizona und
Nevada; hier muss man westwärts
fahrend also die Uhr eine Stunde
zurückstellen. Meine kleine
Vortragstournee ist somit in der
pazifischen Zeitzone angelangt. [English
original]
BIN UM 17:00 ORTSZEIT IN LAS VEGAS nach
einer Fahrt von sechs Stunden, die nur
vier hätte dauern sollen. Ich mag
diese Stadt. Im Gegensatz zu den meisten
amerikanischen Städten, die ungewollt
geschmacklos sind, bietet Las Vegas Kitsch
in Reinkultur - und das kommt an. Spreche am Telefon mit Don über
das Ausweichlokal. Drei geheimnisvolle
neue Freunde' rufen mich an; denke
zunächst, es handelt sich um
Spitzel. Sie laden mich aber zum Abendessen ein
und da entpuppen sie sich alle entweder
als Muskelprotze oder sie fallen auf durch
Tätowierungen oder glatt rasierte
Köpfe. Einer von ihnen hat sogar das
Motif aus Richard Wagners Ritt der
Walküren als Meldeton auf seinem
Telefon. Jedenfalls habe ich mich
überzeugt, daß es sich nicht um
Spitzel handelt. Nehme Verbindung mit Mat auf, der die
Organisation in Seattle besorgt: Sie
haben mir immer noch nicht das Lokal
angegeben. Muß heute spätestens
die Einladungen nach Kanada
abschicken!' Don ruft an: Er wird jetzt beim neuen
Lokal vorsprechen - das ich schon
angekündigt habe. Um 11:20 ruft er
wieder an - das Restaurant ist für
heute abend schon anderweits reserviert.
Das Treffen fällt wohl flach. Er fängt an viel zu reden,
sodaß ich ihm ins Wort fallen
muß. Berichte Benté: Es
scheint, daß wir Las Vegas verloren
haben; das anvisierte Restaurant hat heute
abend eine Hochzeitsgesellschaft - (kannst
Dir wohl denken, wer die Gäste sind).
Kein Ausweichlokal parat. Achthundert
Kilometer umsonst zurückgelegt.' Don sagt: Warte auf einen Anruf
von Arizona Charlie's". Um 12:31
meldet er aber, das Restaurant habe nicht
genug Kellner. Also buche ich selber einen
Saal neben dem Restaurant in meinem
Hotel. Um 16:00 gehe ich hinüber zum
Lokal Hard Rock", um einem
Journalisten, Jeff German, ein Interview
zu geben. Ein netter Kerl; er ist ein
Reporter für die Las Vegas Sun"
aber ganz besessen vom Holocaust. Er zuckt
zusammen, als ich ihm sage, ich fände
das Thema langweilig. Habe nie ein Buch
darüber geschrieben und auch keinen
Artikel. Wenn es am Fernsehen aufkommt,
pflege ich den Kanal zu wechseln - und ich
vermute, daß er wie 95 % des
amerikanischen Fernsehpublikums es genau
so macht. Bis dahin hatte ich noch nicht
erkannt, daß er jüdischer
Abstammung ist. Um 17:00 trifft Don in der
Eingangshalle meines Hotels ein. Am
Empfang sind schon Protestanrufe gegen die
Veranstaltung heute abend eingelaufen und
Gewaltandrohungen gemacht worden. Der
Hotelangestellte scheint aber unbesorgt zu
sein. Er sagt den Anrufern, die Direktion
habe schon Feierabend gemacht und er
könne niemand mehr erreichen. Eine große Schar Gäste
erscheint. Drei Streifenwagen stehen
draußen an jedem Ende der kleinen
Straße (wir hatten sie nicht dazu
aufgefordert). Reporter Jeff German
ist auch im Saal und macht sich
fleißig Notizen. Dann kommt Brian F., ganz
Geschäftsmann und bringt mich auf die
Palme, als er während meines Vortrags
auf einem Tisch einen Kranz des deutschen
Konsuls in Paraguay aus dem Jahre 1939
aufstellt, der für das Begräbnis
der Opfer von der Graf Spee'
gebunden wurde und jetzt will F. seinen
Reibach damit machen. Der Reporter wird
später sicher schreiben, daß
mein Vortragsraum mit Nazi-Flaggen
geschmückt war. AM NÄCHSTEN MORGEN MACHE ICH mich
anhand meiner Liste auf die Suche, wer uns
wohl verpfiffen haben mag. Nachdem ich
alle Spender für den Fighting-Fund
ausgeschlossen habe und Leute, die ich
seit Jahren kenne, bleiben drei
Verdächtige übrig. Ich werde
alle drei Namen streichen. Im Laufe des Tages antwortet einer auf
meine Anfrage und ich spreche ihn frei. Er
war der alte Herr, der gestern mit
Verspätung ankam, sagt er. Bin nun dabei, die Einladung an meine
kanadischen Freunde in Britisch Kolumbien
zu verschicken (genau hundert Briefe) und
fahre um 11:00 in Richtung Los Angeles
los. Nach einem
Leberkäse-Frühstück bei
Peggy Sue's 1950s Dinner" in Yerba,
in der Mojave-Wüste, komme ich an dem
vereinbarten Restaurant in Sherman Oaks um
16:00 an. Die Chefin dieses schmucken Restaurants
begrüßt mich mit den Worten,
Aber nein, Sie riefen doch vor zwei
Tagen an, um Ihre Veranstaltung
abzusagen,' und zeigt mir die
Anmeldungsliste. Unsere Reservierung ist
da rot durchgestrichen. Erkläre ihr sehr kühl,
daß wir sie durchaus nicht storniert
haben. Der traditionelle Feind hat das
gemacht; das sage ich ihr aber nicht. Die
Anmeldung war unter dem Namen von T.
gemacht; wie die Herrschaften ihn als
einen von uns erkannt haben, weiß
ich nicht. Etwas seltsames ist noch ein Anruf um
16:00, bei dem sich dann keiner meldet.
Rufe die Nummer umgehend zurück und
bin mit Tony Roma's" Restaurant in
Sacramento verbunden. Da handelt es sich um das vorgesehene
Lokal für Sonnabend. Die Stimme am
Telefon verneint aber, mich angerufen zu
haben, obwohl ich darauf hinweise,
daß ich gerade die Rückruftaste
gedrückt habe. Warum sollte Tony
Roma's Restaurant wohl anrufen? Es gibt
nur eine mögliche Erklärung
dafür. Glücklicher Weise steht uns hier
in Sherman Oaks der Privatraum noch zur
Verfügung und das Treffen findet
statt. Bald sind die Plätze an den
Tischen alle besetzt und zusätzliche
Stühle müssen hereingebracht
werden. Am Ende stellt sich das
übliche Problem mit der Bezahlung:
Ich bezahle schließlich für
alles, einschließlich Steuern und
Trinkgeld, das die Leute immer vergessen.
Das erleichtert mein Portemonnaie jedesmal
um einige hundert Dollar. IN DIE NÄCHSTEN DREI TAGE FALLEN
alle die wichtigsten Veranstaltungen in
Kalifornien: Im Süden von Los
Angeles, in San Franzisko und in
Sacramento. Dazwischen liegen große
Entfernungen. Habe auch keine Hilfe. Dann
kommt einen Tag Pause, wenn ich
nördlich nach Portland, Oregon,
weiterfahre. Bisher war der Wettergott mir
gnädig. Bin bei Harry zum Kaffeetrinken, der
mich auch für die Nacht beherbergt.
Die Las Vegas Sun" hat einen
guten,
ausgewogenen Artikel gebracht,
sodaß mein Vertrauen in Jeff German
gerechtfertigt erscheint. Ich mache Don P.
aber Vorwürfe: Sie sehen, wenn
man (d.h. er) das erste Lokal wieder
anruft, um sich über die Annullierung
zu beschweren - das kommt schlecht an und
kann nur schaden.' Harrys zwei spanische Hausgehilfinnen
haben angenommen, daß meine Schuhe
und meine Windjacke, die ich im Wohnzimmer
gelassen hatte, ihm gehörten und
haben sie schön in seinen
Schlafzimmerwandschrank weggeräumt.
Brauche geraume Zeit, bis ich sie
finde. Ein Fotoapparat auf dem niedrigen Tisch
im Wohnzimmer fällt mir auf, weil ich
den gleichen habe, und ich sage es Harry.
Der meint, es sei wohl der seines Sohnes.
Als ich später 15 km weiter in
Richtung San Diego auf der
Fernstraße bin, merke ich, daß
es mein Fotoapparat war bei Harry. Die
Hausgehilfinnen hatten ihn aus der Tasche
meiner Windjacke gezogen, bevor sie sie
weghängten. Komme um 13:00 bei Mimi's" an, wo
ich mit Mark W. zu Mittag esse. Er hat
abgenommen - unterstrichen von einem
Haarschnitt nach dem Wunsch seiner neuen
Begleiterin - und wir unterhalten uns eine
Stunde beim Essen. Als die Kellnerin, eine alte Bedienung
mit faltigem Gesicht aber die Mark
ausgesprochen zu schätzen scheint,
uns gewaltsam unterbricht, um zu fragen,
ob alles in Ordnung ist, sage ich ihr:
War es - bis Sie uns unterbrachen.
Lassen Sie uns bitte in Ruhe essen und
unterbrechen Sie nicht wieder.' Mark ist schockiert. Verstehe diese
amerikanischen Sitten auch nach all den
Jahren noch nicht. Ein Anruf aus Sakramento bestätigt
mir, daß Tony Roma's" unsere
Reservierung unter Druck gestrichen hat.
Der Vorwand lautet, daß das Dach
durch den Sturm eingesackt sei. Mein
Freund ruft dann unter einem anderen Namen
an und fragt, ob sie für den Sonntag
einen Raum zu vermieten haben: Oh
ja,' sagen sie. Für den traditionellen Feind ist
es ein Spiel. Sie überlegen sich
nicht, daß sie mit jedem Angriff auf
die Redefreiheit und die der Zuhörer
mehr Leute gegen sich aufbringen. Nachdem ich den Weg zu dem großen
Veranstaltungsraums für heute abend
südlich von Los Angeles ausgemacht
habe, was etwas schwieriger ist als
für die US-Armee Osama Bin
Laden und Mullah Omar wie auch
Saddam Hussein zu finden, verbringe
ich eine halbe Stunde mit dem Hereintragen
der 500 kg an Bücherpaketen. Es geht wie mit der Speisung der
fünftausend. Es werden nie weniger.
Die ersten Gäste kommen um 17.00 an -
oh je. Ich scheuche sie fort, sie sollen
um sechs wiederkommen, wenn die
Veranstaltung offiziell beginnt. Mark spricht eine Stunde lang und nimmt
viel von dem vorweg, das ich anbringen
wollte. Na ja. Spreche dann selber eine
Stunde lang und niemand stirbt daran. Er
gestikuliert, daß ich Schluß
machen soll (streitet es aber nachher ab),
was ich denn auch tue. Die Zuhörer
haben nichts mitbekommen von meinen
abschließenden Gedanken - die
ohnehin nicht gerade brillant waren. 'Wie fanden Sie Ihren Vortrag,' fragt
er mich anschließend forschend;
War es einer Ihrer besten?' Die weniger als hundert Zuhörer
haben ihn jedenfalls gut gefunden. Viele
bringen mir Stapel meiner Bücher,
damit ich sie autografiere, was ich ja
gern tue. Sie sind zum Teil älteren
Datums, THE
MARE'S NEST" ist von 1964. Halte die verbliebenen Gäste mit
Schwierigkeit davon ab, mir beim Einladen
der Bücher zu helfen', mache
mich selbst an diese Arbeit, hole mir
einen Kaffee bei Denny's" und fahre
gegen Mitternacht los nach Norden. Damit
ändere ich zum zweiten Mal meine
Fahrtrichtung auf dieser Vortragstour.
Nach ungefähr 250 km halte ich
südlich von Bakersfield bei einem
einsamen Motel in dieser Wüstengegend
an, das ganz dicht an der Fernstraße
5 liegt; es ist 22:20. Laut
Kilometerzähler im Wagen habe ich
seit Chicago 1168 km
zurückgelegt. 11. DEZEMBER 2003: DAS HOTEL muß
sehr hoch in den Bergen liegen gemessen am
Zimmerpreis und dem des Benzins: $1.95 die
Gallone! (d.h. $0.51 der Liter -
d.Ü.) Eine Stunde Papierkram. Habe jetzt im
ganzen 506 Namen auf meiner Liste von
Leuten, die sich auf meiner Webseite
gemeldet haben und von meinen
Vorträgen unterrichtet werden wollen.
Das sind fünfhundert Sterne am Himmel
- das Internet ist eine wunderbare
Waffe. Nehme vormittags um 10:00 meine kleine
Odyssee wieder auf. Ein Schneesturm
beginnt, auf der Windschutzscheibe bildet
sich schnell Eis und behindert die Sicht.
Als die Straße dann um beinahe
tausend Meter abwärts ins Tal geht,
steigt die Temperatur auf ungefähr 11
Grad und bleibt den ganzen Tag dabei.
Schalte auf Automatik mit einer
Geschwindigkeit von 130 km und behalte sie
die ganze Fahrt über bei. Die Fernstraße läuft
hunderte von Kilometern pfeilgerade in
nord-westlicher Richtung durch
weiß-goldene Prärie und dann
durch die großen Zitrusplantagen, wo
Orangen, Mandarinen und Zitronen sich
schon an den kräftigen
Buschbäumen dicker machen. Als ich über die Berge nach
Oakland komme, bietet sich mir ein
erstaunliches Bild: Die baumlosen
Hügelspitzen tragen Hunderte von
riesigen, futuristisch wirkenden
Windgeneratoren; einige stehen still,
andere drehen sich majestätisch in
der leichten Brise. Mache sofort ein paar
Aufnahmen. Die Altstadt von San Franzisco liegt im
Nebel, als ich über die Bay
Bridge" komme. Ganz weit zu meiner
Rechten, in etwa 40 km Entfernung kann ich
nur den einen Pfeiler der Golden
Gate Bridge" ausmachen. Diese Straßen werden mir
allmählich alle sehr vertraut und es
wird Zeit neue zu entdecken. Gegen 16:00
bin ich an unserem Treffpunkt in der
Front Street" unten in der
Stadt. Der neue Chef, ein
polnisch-italienischer Amerikaner, ist
sehr beflissen. Wir können den
großen Bildschirm des Fernsehers im
Versammlungsraum benutzen. Das ist ein
entschiedener Vorteil, werden die Videos
von Leni Riefenstahl von ihrem lange
verschollenen Streifen Sieg des
Glaubens" von 1933 doch darauf besser
herauskommen. Mehr und mehr Leute kommen nach dem
Abendessen hinzu, um mich sprechen zu
hören, sodaß zusätzliche
Tische und Stühle hereingebracht
werden müssen. Die endgültige Rechnung
beläuft sich auf $945; von den
Gästen des Abendessens kommen an die
$800.- zusammen. Na ja. Hole den Wagen aus
dem Parkhaus. Die Ausfahrt geht aber auf
eine andere Straße als die Einfahrt
und so suche ich 20 Minuten nach meinem
Lokal herum. Einheimische, die ich nach
der Front Street" frage, geben mir
alle ganz verschiedene Auskunft.
ANSCHLIESSEND BIN ICH AUF DEM WEG NACH
Sacramento und es wird 1:30 in der Nacht
bis ich ankomme. Nach London schreibe ich:
Sehr müde. Werde hier Gott sei
Dank zwei Tage bleiben.' Mein Veranstalter in Seattle, Mat,
schreibt: 'Lassen Sie bitte Ihre
Unterstützer wissen, daß die
Veranstaltung diesmal unter anderer
Leitung steht als beim letzten Fiasko.
Mit der absolut unerschütterlichen
Zusage des Ausweichlokals wird es
diesmal garantiert gut.' Er hat einen Raum für uns in der
bekannten Pyramiden-Musterbrauerei
reserviert und ein regionales Museum als
Ausweichlokal gesichert. Er berichtet:
Der Veranstaltungsmann des Museums
hat jede Besorgnis ganz weit von sich
gewiesen, als ich warnte, daß unsere
Veranstaltung böswillige Reaktionen
auslösen könnte.' ZWEIMAL KLINGELT DAS TELEFON, und der
Anrufer meldet sich dann nicht. In beiden
Fällen sind die Anrufe aus der Gegend
von Toronto, wie ich an der Vorwahl
feststellen kann. Ein Anruf ist gekommen,
als ich draußen war, und zwar von
einer Nummer 973-854 6117. Beim
Rückruf ertönt metallisch die
mechanische Auskunft Sie haben eine
Nummer gewählt, die nicht mehr
verbunden oder getilgt ist.' Entweder waren das welche von den
Guten, oder welche von den Bösen, die
da sondieren wollten. Die Zeitungen von Idaho machen jetzt
viel Tamtam um mein Kommen. Die
üblichen Leute stecken dahinter
(später, in vielen Jahren, werden sie
wohl wieder wehklagen, Warum denn
gerade uns?') Finde in Sacramento ein Postamt und
gebe meine verspäteten Briefe
für die Veranstaltungen in Seattle
und Idaho auf. Fahre dann um 16:00 zu dem
neuen Lokal. D. ist schon da, arrangiert Tische und
besorgt etwas zum Essen. Diese Bibliothek
liegt aber fast 20 km von Tony
Roma's" Restaurant entfernt, wo wir uns
ursprünglich treffen wollten und das
abgesagt hat. Es regnet auch in
Strömen; da bin ich sicher, daß
nur wenige unter diesen Umständen
hier herauskommen werden. Es ist viel besser, wenn ich einen
Versammlungsraum unten in der Stadt miete
und selber bezahle, als dieses hier in so
weiter Entfernung.
DER ABEND IST EIN unerwarteter Tiefpunkt.
Die Pechsträhne geht weiter, als mir
später beim Tanken zur Vorbereitung
auf die morgige Fahrt die Wagentür
mit dem Schlüssel drinnen
zuschlägt. Stehe über eine
Stunde im Eisregen bis der Abschlepper von
Hertz ankommt. Morgen und Sonntag muß ich 1300
km bis Portland zurücklegen, dann am
Montag weitere 320 km bis Seattle.
Schreibe an Benté: Bin heute
durch den Wald mit den Redwood-Riesen
gefahren! Hurra.' Komme um 17.00 an den Grant-Paß;
fange mir nördlich von Medford ein
Strafmandat wegen zu hoher Geschwindigkeit
- der Polizist hat ja recht, ich fuhr
140.
UM 13:20 RUFT MICH EINE MEGAN an, um sich
nach der Veranstaltung in Seattle zu
erkundigen. Auf meiner Liste steht aber
keine Megan"; sie erklärt dann,
daß sie in der Pyramid
Musterbrauerei" in Seattle arbeitet, wo
wir Montag die Veranstaltung halten
wollten, und daß jemand gerade
angerufen hat, um zu erfahren, wo sie denn
nun am Montag stattfinden würde. Offensichtlich braut sich da nichts
gutes zusammen und ich teile das Mat
telefonisch mit. Es stellt sich heraus,
daß ein irres rechts-extremes
Internet-Forum gestern angekündigt
hat, wo die Veranstaltung stattfindet;
sollte angeblich für uns eine
Hilfe' sein. Zehn Minuten später ist Mat wieder
am Telefon: Die Brauerei hat abgesagt,
nachdem jüdische Leute vor Ort
gedroht haben, sich nicht mehr von ihr
beliefern zu lassen für ihre
Bar-Mitzvahs, Hochzeiten und andere
Veranstaltungen. Mat meint, die Sache sei jetzt
abgesichert, da die Zusage des
Ausweichlokals unerschütterlich sei.
Erst jetzt höre ich, wie das denn
heißt: Nordic Heritage Museum"
(Museum für nordisches Erbe) Mat versichert emphatisch, daß es
sich um eine alte, anerkannte
örtliche Stiftung handelt, die die
Geschichte der Seefahrer des pazifischen
Nordwestens aufzeichnet. Ich erwidere, daß das nichts
hilft denn für die Presse hört
sich das nach einem Verein an, den
David Duke selber ins Leben gerufen
hat, beinahe so etwas wie ein Museum
für das Erbe der Arier. Mach' ein Marriott-Hotel ausfindig,
weise ich ihn an, und ich werde für
den Raum aufkommen. Widerwillig gibt er
mir recht und ruft zwei Stunden
später zurück, daß er uns
in dem Marriott gleich neben der
Space Needle", dem berühmten
Warenzeichen von Seattle, eingemietet hat.
Ich bitte ihn, auch Kaffee servieren zu
lassen (den ich bezahle) denn wenn Leute
den ganzen Weg von Kanada hergekommen
sind, ist das das wenigste, was wir
für sie tun können. SENDE FOLGENDE MITTEILUNG AN die Dame,
die die Organisation für unsere
morgige Veranstaltung in Portland
übernommen hat. 'Seit ich letzte Woche in Las
Vegas war, haben wir bisher noch jedes
erstgebuchte Lokal verloren...
Könnten Sie sich sehr diplomatisch
versichern, daß mit dem für
sonntagabend (morgen also) reservierten
Saal noch alles in Ordnung geht?' Jemand schilt mich: Ein
Flughafenhotel wäre besser gewesen
als etwas im Stadtzentrum. Portland hat
einen jüdischen Bürgermeister
und The Oregonian", die
größte Zeitung, ist im Besitz
einer jüdischen Familie von New York
City ... Wundere mich garnicht über
das Störfeuer, nur über seine
Ausmaße.' Fahre um 11:00 vom Grant-Paß aus
nordwärts; das Fahren in Regen und
Schnee ist anstrengend. Das Hotel in
Portland ist elegant aber schwer zu
erreichen. Berichte Benté
später darüber: Bin durch
nassen Schneesturm und dicht fallenden
Schnee gefahren... Nur wenige Zuhörer
waren da; es war ein kleines Luxushotel.
Morgen geht's nach Seattle und dann
wechsele ich zum letzten Mal die Richtung
und fahre zurück nach Osten und
Chicago.'
VON PORTLAND GEHT FOLGENDER Brief an die
britische öffentliche
Treuhänderin, gegen die wir
gerichtliche Schritte unternommen
haben: 'Befinde mich zur Zeit acht
Zeitzonen entfernt von London. Habe vor
ein paar Tagen eine Nachricht von dem
Gerichtsbeamten erhalten und bin
überrascht und perplex, daß
darin die Rede von einer Zusammenkunft
zwischen uns ist, die für den 16.
Dezember geplant sei. Zu dem Zeitpunkt
bin ich in Idaho und der Beamte war
davon unterrichtet, daß ich erst
Anfang Februar im Vereinigten
Königreich zurück sein werde.'Ich habe mit aller gegebenen
Sorgfalt den Teil meines Eigentums in
Kategorien geordnet aufgeführt,
dessen Rückgabe ich beim Gericht
beantragt habe. 'Sie haben Ihrerseits keinerlei
Gegenvorschlag gemacht oder selber
Kategorien aufgestellt. 'Sie sind über Ihre Befugnisse
hinausgegangen: Sie und Ihre Vertreter
haben gehandelt, als hätte es nie
den Präzedenzfall Haig
gegen Aitken" gegeben.' Das Restaurant von Colorado ruft an, um
den Speisezettel für das Mittagessen
am Sonnabend aufzustellen. Bis dahin habe
ich noch eine lange Fahrt vor mir! Mark W. schickt mir die Kopie von einer
Internet-Webseite mit dem Namen
Stormfront", wo von meiner
Vortragsreise die Rede ist. Die Leute
haben vor, eine Mitschrift von meinem
Vortrag in Los Angeles ins Internet zu
bringen. Ich bin wütend: 'Die haben uns schon um manche
Vortragslokale gebracht durch ihre
vorseitige Bekanntgabe der Namen und mir
enorme Schwierigkeiten bereitet. Ich habe
mit ihnen absolut nichts gemein und will,
daß sie die Finger von mir
lassen.'
KOMME UM 15:00 IN SEATTLE AN. Die
Veranstaltung ist unter der Bezeichnung
North-Western Scandinavian
Architecture Appreciation Society"
angemeldet worden, sodaß es wohl
keinen Ärger gegen dürfte. Von
meinem Zimmer sieht man direkt auf die
Space Needle", Seattles
Warenzeichen, das auf seine Luft- und
Raumfahrtindustrie Bezug nimmt. Die ersten Freunde beginnen schon um
16:30 aus Kanada einzutreffen; unter ihnen
ist ein älterer, etwas schwer
verständlich sich ausdrückender
Deutsch-Kanadier. Das Personal der
Pyramid-Brauerei, die erste Adresse, sagt
den ankommenden, daß wir dort die
Veranstaltung abgesagt hätten - womit
man uns ja gerade keinen Dienst
erweist... Nach und nach füllt der Raum sich.
Wir hatten optimistischer Weise mit
vierzig Leuten gerechnet, nun aber kommen
mehr und es müssen noch einmal
fünfzig Stühle mehr
hereingebracht werden. Ein unverbesserlicher
Polnisch-Amerikaner fragt, ob er Fotos
machen dürfe. Ich erlaube ihm gerade
mal drei, denn ich sehe an seiner
Ausrüstung, daß er
Berufsfotograf ist und ich kenne diese
Typen - wenn ich ihn nicht mit einem
festen Nein' in Schranken halte,
springe er während des ganzen
Vortrags auf dem Podium um mich herum. Das
Blitzlicht und das Geräusch des
Auslösers irritiert die Zuhörer
und stört ihre Konzentration auf
meine Rede. Ach je, er sitzt in der ersten Reihe,
steht kurz auf und schlendert hinaus. Als
er zurückkommt, schlage ich ihm vor,
doch an einem Platz zu bleiben und
möglichst weit hinten. Das bringt mir
eine unerwartete Tirade von ihm ein, er
sei doch nur eben hinausgegangen, um
Wasser zu lassen und das ginge doch allen
menschlichen Wesen so, nicht wahr, auch
Ihnen, Herrn Irving, usw. bis die
Zuhörer schließlich zu
brüllen anfangen und ihm sagen, er
solle sich hinsetzen. - Das gehört so
zur Plackerei eines fahrenden Redners. UM SIEBEN AUFGESTANDEN. BERICHT
folgt später heute', schreibe ich
ziemloich lahm an Benté in London.
Hatte gestern einen langen Tag und
habe heute eine Strecke von 550 km durch
das Gebirge zum nächsten Treffpunkt
in Idaho vor mir. Die Zahl der
Bücherkisten scheint aber garnicht
abzunehmen.' Halte um 12:30 in der Nähe eines
Berges an, um in London anzurufen. Jessica
ist am Apparat. Vor ein paar Tagen hatte
sie Geburtstag und ich frage sie, wie sie
sich mit zehn so fühlt. Wieso
denn?' Na ja, ich meine zum
Beispiel, daß du jetzt
neunjährige herumkommandieren
kannst...' 'Papa', ruft sie aus, bin gerade
dabei, mir eine wichtige Sendung
anzusehen. Werde Mami holen.' Höre, wie im Hintergrund die
Eingangsmusik zu der Sendung Buffy'
ertönt.
FAHRE DEN GANZEN TAG, BIS ICH um 16:00 vor
dem Mark IV - Hotel in der Kleinstadt
Moscow, Idaho, stehe. Der Hoteldirektor
sagt mir in kaltschnäuzigem Ton,
daß er unsere Veranstaltung
abgesetzt hat, weil er nicht genug
Küchenpersonal hat'. Als ich mit seinem Rechtsanwalt zu
sprechen wünsche, ruft er die Polizei
an, damit sie mich wegen
Hausfriedensbruch ' aus dem Hotel
holt. Zwei dürre junge Journalistinnen
warten draußen mit dem Notizblock in
der Hand und fragen mich, ob ich jetzt
woanders hingehen würde. Erwidere, daß das meine Sache sei
und ihre, es ausfindig zu machen. Die Stadt macht ihrem Namen, Moskau,
alle Ehre: Drei der vorhandenen zehn
Streifenwagen verfolgen mich die
Hauptstraße hinunter im
majestätischen Tempo von 15
Stundenkilometern. Sie geben mir auf
Anordnung des Hotels einen Strafzettel
wegen unbefugten Betretens'. Sie reden freundlich mit mir, sagen,
daß sie ja nur ihre Pflicht tun und
für Recht und Ordnung sorgen
müssen, wenn es eine
Protestdemonstration gegen mich gibt.
Wir führen ja nur Befehle
aus...' Ich erwidere: Saddams Offiziere
sagen wahrscheinlich genau das gleiche.'
Einer von ihnen darauf anerkennend:
Das nenne ich schlagfertig!' Beziehe
Quartier in der University Inn" und
sehe meine E-Post ein. Habe ein Foto von
dem gestrigen Schneesturm auf der
Fernstraße nach London geschickt.
Eine ungewöhnlich besorgt klingende
Benté schreibt mir: Versuch
vorsichtig zu fahren! Paß auf Dich
auf.' Ich erwidere darauf: Du merkst
wohl plötzlich, daß ich der
Versorger bin ?' Sie antwortet: Hast's
erfaßt!' und gebraucht dabei eine
amerikanische Redewendung, die ich
schrecklich finde. Seit Portland ist das Fahren allerdings
kein Genuß mehr. MEIN VERANSTALTER IN MOSCOW, Alfred H.,
hat uns ohne weiteres in einem anderen
Lokal untergebracht; ich hatte schon vor
Wochen für ein Ersatzlokal
bezahlt. Warne alle, daß die
traditionellen Feinde unbedingt Radau
machen wollen. Es scheint aber, daß
sie die Adresse dieses Lokals nicht so
leicht finden können; (allerdings
geht es den meisten meiner eingeladenen
Zuhörer auch so.) Es wird mir allmählich alles etwas
zu viel und ich halte nur einen stark
verkürzten Vortrag. Unter der
Handvoll Zuhörer befindet sich ein
Universitätslehrer (durchaus nicht
freundlich gesinnt, höre ich
später), ein Zeitungsmann aus dieser
Stadt, den ich schließlich trotz
meiner Abneigung gegen die Zunft
hereingelassen habe, und ein Polizist in
Zivil mit einem Radiotelefon. Das erinnert
mich an Deutschland, wo auch Polizisten
über meine Veranstaltungen wachen
mußten.
HEUTE HABE ICH NUR ZU FAHREN und zwar
durch das südliche Idaho. Vor einem
Motel rutsche ich auf dem vereisten Gehweg
zum Empfangsbüro aus, stauche mir die
Wirbel zusammen und bin danach den ganzen
Tag am Hinken. Wir haben den Brief
in die Hände bekommen, die dieser
Hetzer Jamie McCarthy an die
Pyramid Brewery" in Seattle
geschrieben hatte, damit sie unsere
Reservierung annullierten. Dieses Rattenpack hat der Brauerei eine
erhebliche Einbuße verursacht,
während uns kein wirklicher Schaden
entstanden ist. Ich schreibe an McCarthy:
Mit Ihrem Brief machen Sie sich
einer strafbaren Handlung schuldig, ist er
doch darauf angelegt, jemanden zum Bruch
eines ordentlich zustande gekommenen
Vertrags zu bewegen. Ziehen Sie mal einen
Rechtsanwalt zu Rate, ehe Sie so was noch
einmal machen.' IN
DENVER FÜHRT EINE BANDE einen Plan im
Schilde, meine vorletzte Veranstaltung zu
ruinieren. Die Bandenführerin ist
eine gewisse Sara Salzmann,
Holocaust-Spezialistin ihres Zeichens.
[Rechts, siehe
besonderen Anhang
- wird
nachgesetzt] Sie hat sich der
Presse gebrüstet, daß sie
vorhat, meinen Besuch in Denver so
scheußlich' wie möglich
zu machen. Gewarnt ist gewappnet. Dank sei
befreundeten Komputerexperten und Bill
Gates mit den Unzulänglichkeiten
seines Programms für E-Post: Es
gelingt uns umgehend, ein
Schlüsselloch' zu Salzmanns Tun
und Lassen am Komputer zu finden und
festzustellen, wer ihre Spitzel sind. Ich
denke, wir werden dann in der Lage sein,
ihr schmieriges Pack am Sonnabend in die
Wüste zu schicken. Erkläre die Sache meinem Helfer in
Denver: In solchen Fällen
nehmen wir die Adresse einer Homobar der
Stadt und schicken alle dies als Spitzel
erkannten Interessenten dahin, wo sie dann
lange auf uns warten können.' Als ersten Schritt gebe ich auf meiner
Webseite den ganzen Bericht
über mich aus der Moscow Daily
News" wieder. Um Salzmanns Bande
irrezuführen, schiebe ich für
kurze Zeit einen Satz gegen Ende des
Artikels ein und der lautet: Irving
spricht am Sonnabend in einem Hotel in der
Nähe des Flughafens Denver.' In dem Artikel ändere ich auch aus
gegebenem Anlaß die Beschreibung
meines Wagens. NACH MIT SCHREIBARBEIT VERBRACHTEM
Vormittag fahre ich aus Idaho hinaus und
immer geradeaus nach Süden. Die Fernstraße 95 ist
zunächst kaum breiter als eine kleine
Landstraße und führt über
Hochflächen und durch baumlose,
schneebedeckte Prärie. Man sieht kaum
mehr als einen anderen Wagen auf einmal.
Vor Lewiston geht es plötzlich sehr
tief in ein Tal hinein und über eine
Flußbrücke. Von den engen
Serpentinen der Straße aus hat man
einen herrlichen Blick auf die Stadt. Zwei Stunden später trinke ich mit
Alfred H. Kaffee, der meine gestrige
Veranstaltung in Moscow organisiert hatte.
Wir lachen uns beide ins Fäustchen
bei dem Gedanken, wie wir den
traditionellen Feind in Denver werden
abblitzen lassen. Dann fahre ich direkt
weiter nach Boise, der Hauptstadt des
Staates, und schaue in der Kleinstadt
Mountain Home" in zwei Motels
hinein. Im ersten sitzt ein schläfriger
Asiate am Empfang. Drehe mich auf der
Stelle um und erkläre ihm in
höflichem Ton, daß ich nicht
mehr in Hotels mit asiatischer Direktion
übernachte. Diese Bemerkung ist nicht aus
rassistischem Vorurteil geboren sondern
der traurigen Erfahrung, die ich mit dem
Schmutz und dem Mangel an Pflege in
solchen Hotels gemacht habe. Dank unter
anderem besonderer Finanzierungsmethoden
übernehmen Asiaten die ganze
Motelbranche in den USA und von wenigen
Ausnahmen abgesehen zerstören sie das
Geschäft sehr schnell. Der Mann rennt hinter mir her und
erklärt, er sei kein Asiate - und
spricht dabei mit einem unverkennbar
pakistanischen Akzent. Nicht von ungefähr sieht man immer
öfter ein Schild an Hotels:
AMERICAN OWNED AND
RUN' (unter amerikanischer
Verwaltung). Beim nächsten Motel, das
offensichtlich ebefnalls von einem Asiaten
geführt wird und wo der Empfangsraum
nach einer Woche altem Curryessen stinkt,
entfährt mir nur ein Pfuideibel
!' und ich bin wieder draußen.
Quartiere mich dann in einem Sleep
Inn" bei der nächsten Ausfahrt
ein.
EINE ANSTRENGENDE NACHT. JEMAND
läßt im Nebenzimmer das
Fernsehen bis drei oder vier Uhr morgens
laufen. Dabei habe ich wirre Träume
von einer Autoversteigerung. Schwitze
stark am Morgen, obwohl es draußen
friert. Fahre um 8:45 los nach Salt Lake, eine
herrliche Fahrt durch das letzte Ende der
Wüste im Süden von Idaho - immer
durch Prärielandschaft. Kann die
automatische Geschwindigkeit stundenlang
bei 130 km lassen und treffe praktisch nie
auf Gegenverkehr. Zwei Leute rufen gegen 11:00 an und
fragen nach Einzelheiten des
Veranstaltungsraum in Salt Lake heute
abend. Einer, der sich als Dave"
meldet, passiert meine innere Wache und
ich gebe ihm ohne zu zögern die
gewünschte Auskunft. Der andere, ein gewisser Justin",
wirkt aber, als hätte er wenig
Ahnung, worum es geht; er will seinen
Familiennamen scheinbar nicht nennen, sagt
nur vage etwas von seinem Interesse an der
Veranstaltung aufgrund des
Prozesses'. Sage ihm, er solle mich um
fünf nochmal zurückrufen; werde
dann entscheiden, ob ich ihm die Adresse
gebe. Erreiche Salt Lake unvermutet
früh, um 14:00. Mir ist sofort klar, daß wir
heute abend mit dem traditionellen Feind
zu tun haben könnten, denn das Lokal
Tuccis, ein gehobenes italienisches
Restaurant, befindet sich in einem
Einkaufsmarkt und ist von drei Seiten
einsichtbar durch seine großen
Fenster. Bestelle ein Mittagessen; es ist
aber so miserabel zubereitet, daß
ich nur wenig davon verzehre. "Justin" ist wieder am Apparat. Sage
ihm, daß ich beschlossen habe, ihm
die Adresse nicht zu sagen. (Er hat mich
in mehreren Punkten nicht überzeugt.)
Er bittet aber so inständig und
überzeugend, daß ich mich
breitschlagen lasse. Gebe ihm die Adresse
strikt vertraulich - und erlebe einen
Reinfall, wie sich erweisen sollte. Ein paar Freunde finden
schließlich ihren Weg bis zu dieser
schwer auszumachenden Adresse. Travis M.,
der die Reservierung besorgt hatte, gibt
zu, daß er das Lokal vorher nicht
angesehen hatte. Ich weise ihn auf dessen
Nachteile hin: mieses Essen,
Panorama-Fenster nach drei Seiten in
diesem privaten Veranstaltungsraum',
Adresse schwer zu finden, usw. Zwei Männer verteilen
draußen vor dem Eingang üble
Hetzblätter von Nizkor an die
herankommenden Gäste. Einer der
beiden ist sicher der besagte
Justin". Eine halbe Stunde, nachdem
ich mit dem Vortrag begonnen habe,
unterbricht die Chefin des Restaurants
mich in vorwurfsvollem Ton, daß wir
ihr nicht gesagt hätten, wir
würden Flugblätter
verteilen. Erwidere ihr, daß diese beiden
Lümmel draußen mit uns nichts
zu tun haben; Sicherheitsleute werden
herbeigerufen, um mit ihnen
aufzuräumen. Das verwindet der Feind absolut nicht:
Eine Viertelstunde später wird das
Restaurant von wütenden Anrufen
überflutet mit der Forderung,
daß unsere Zusammenkunft
aufgebrochen werden müsse. Professor
Ernst R., ein bekannter Neurologe der
Universität von Utah, geht
hinüber um zu verhandeln; es ist aber
bald klar, daß wir nicht weiter
kommen. Um 23:00 fahre ich Richtung Denver los,
das 800 oder 950 Kilometer
süd-östlich von hier liegt,
hinter den Rocky Mountains".
Muß gegen 10:00 am Sonnabend dort
sein. Fahre den ganzen Tag durch Wyoming,
wo Telefonpause ist, weil Sprint in
Wyoming keinen Service für
Handtelefone hat (in Colorado
übrigens auch nicht). Die Straße läuft Hunderte
von Kilometern geradeaus. Kreuze auf der
Fahrt die amerikanische Wasserscheide in
3000 m Höhe zweimal. Stelle die
Automatik des Wagens auf 135 km/Stunde und
brauche nur selten mit dem Fuß auf
die Bremse zu tippen, um langsamer zu
fahren. Von einem einsamen Restaurant an dieser
Wüstenstraße rufe ich London
an. Jessica sitzt wie üblich vor
ihrem Komputer. Ja, ich hänge
davor', bestätigt sie mir munter. Komme um 21:00 in Denver an und irre 45
Minuten herum, ehe ich ein Hotel in
Aurora, einem südlichen Vorort der
Stadt, finde. Dort prüfe ich noch einmal das
Schlüsselloch'.
Ich stelle fest, dass Sara Salzman unser
Lokal für morgen immer noch nicht
kennt. Es ist gleich hier in Aurora. Aus
Salt Lake hat sie E-Post bekommen, aus der
hervorgeht, daß Justin" uns
dort tatsächlich bespitzelt hat. Er
scheint seine beiden Gespräche mit
mir auf Tonband aufgenommen zu haben - was
ungesetzlich ist. Frau Salzman und ihre unappetitlichen
Gesellen sind auf die Falschinformation
hereingefallen, die ich in dem Artikel aus
der Moscow Daily News" untergebracht
hatte. Sie hat ihrer Bande nun Bescheid
gegeben, daß ich Sonnabend in einem
Hotel in der Nähe des Flughafens
sprechen werde und daß sie
sicherlich die genaue Adresse binnen
kurzem von ihrem Spitzel erfahren werde.
Wird sie mit Sicherheit ! Es ist leicht zu bestimmen, wer der
Spitzel ist: Er nennt sich Michael
Wilde" und nur er erhält von mir um
Mitternacht die folgende Einladung: 'Liebe Freunde,Es tut mir sehr leid, daß ich
euch erst so spät Bescheid gebe,
mußte aber von Salt Lake kommend
ganz durch Wyoming fahren und Sprint
hatte mir nie gesagt, als ich ihren
Service bestellte, daß sie ihn in
Wyoming überhaupt nicht anbieten.
Als ich heute abend in Colorado ankam,
war es zu spät zum Anrufen. Hier also die Adresse für
morgen, Sonnabend, per E-Post und sagt
sie bitte nicht weiter. Niemandem. Wir
haben einen Raum im Denver
International Airport Marriott"
reserviert (die genaue Adresse, falls
ihr mit dem Taxi kommt, ist 16455 East
40th Circle). Wir haben das Hotel auch angewiesen
die Auskunft zu geben, daß
keinerlei Veranstaltung
stattfindet. Die Reservierung wurde
unter einem absolut nicht
sinnfälligen Namen vorgenommen,
wie ihr sehen werdet. Schlage vor,
daß ihr zwischen zwölf und
eins kommt, zu gleicher Zeit wie ich;
wir können dann zusammen zu Mittag
essen und ich halte anschließend
meinen Vortrag. Freue mich euch dort alle zu
treffen.' Denke, damit habe ich den richtigen Ton
getroffen und gleichzeitig mögliche
lecke Stellen von vornherein gestopft. SONNABEN, DEN 20. DEZEMBER 2003: Werfe
um 10:00 einen Blick durch das
Schlüsselloch' auf Salzman und
stelle fest, daß sie ihre Bande
anweist, um 13:00 zum Hotel Marriott am
Flughafen hinauszufahren. Hi, hi. Unser
wirkliches Treffen findet Meilen entfernt
davon in Süd-Denver statt - und zwar
um 12:00. Während sie und ihre Gesellen zu
dem schönen neuen Internationalen
Flughafen hinausrasen und im Marriott
herumsuchen, genießen wir ein gutes
Mittagessen und einen schönen
Nachmittag. Keine Spur vom Feind. Ich
fahre gegen fünf oder sechs abends,
als es schon dunkel ist, Richtung Osten
los.
DIE VORTRAGSREISE IST BEINAHE an ihrem
Ende. Fahre einige Stunden lang über
die dunklen Ebenen und Prärien dieses
wunderschönen Landes. Fühle mich
nahe an Gott, und auch nahe bei Josephine,
meiner verstorbenen Tochter. Der Himmel
ist pechschwarz, ohne Mondlicht aber
sternenübersät. An einer Stelle sehe ich ungefähr
150 km genau in meiner Fahrtrichtung, wie
ein vertikaler Lichtstreifen am Himmel
erscheint, so schnell wie ein Blitz
herunterkommt und dabei ungefähr auf
halber Höhe ein hell-glänzendes
grünliches Licht ungefähr so
groß wie der Mond aufflammt: Es
muß ein Meteorit gewesen sein, der
in die Atmosphäre gekommen und dabei
aufgebrannt ist. Quartiere mich im in einem Motel in
Kansas ein und schreibe an Benté: Ganz kurz nur: 'Das
Treffen in Denver ging gut; war um
17:00 fertig und bin sofort in
östlicher Richtung losgefahren.
Habe ca 650 km zurückgelegt und
befinde mich jetzt irgendwo in der
Prärie von Kansas. Gehe gleich
schlafen; es ist 1:15 Ortszeit. Morgen
habe ich an die 1300 km bis Illinois zu
fahren.' Schnee und Eis schmelzen. Schicke
Bilder, die ich gestern von der
Fernstraße aus aufgenommene habe, an
Benté: Da siehst Du, warum
ich so gern durch dieses Land fahre. Das
war Wyoming. Es gibt nichts dergleichen
Wundersames irgendwo anders auf der
Erde.' Bevor ich weiterfahre, berichte ich
Benté auch von Sara Salzmans
letzten Ergüssen und schließe
mit: Na, wer ist hier der
Klügere gewesen?' Ihre Rufe Wir haben ihn
geschnappt!' and Diesen britischen
Schweinehund kriegen wir!' müssen der
Salzman-Bande heute morgen als etwas
verfrüht erscheinen. Ich danke auch dem Organisator in
Denver und erkläre ihm die Sache mit
meinem Schlüsselloch' und die
letzten Nachrichten, die es mir beschert
hat, um die Genugtuung ein wenig zu
würzen.' Ich füge noch an
Fühle mich dabei (k)ein
bißchen schuldig.' Es wird 21:00, bevor ich in Decatur in
Illinois ankomme. Unter meiner E-Post ist ein letztes
hilfloses Blöken von dem Spitzel der
Salzman-Bande: 'Herr Irving, warum haben
Sie mich angelogen? Sie haben mir eine Adresse
für die Veranstaltung in Denver
angegeben und ich habe dort zwei
Stunden gewartet und Sie sind nie
gekommen. Finden Sie das amüsant?
Vielleicht haben die Juden ja recht mit
ihrer Meinung von Ihnen. - Mike
Wilde.' Antworte um 22:24: 'Hatten Sie wirklich
geglaubt, die könnten sich geirrt
haben? - und gehe zu Bett. -
Our
dossier on the origins of
anti-Semitism
-
-
Index to this
Action Report
-
"Let's get the
British bastard!" " How emails from a
badly leaking laptop scuppered the
violent plans of the traditional
enemies of Free Speech in
Colorado
-
Letter
from Jamie McCarthy in 1999 and
reply
-
|