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DER SPIEGEL 45/2003 -- 03.
November 2003 CDU:
Der ganz rechte Weg DIE
antisemitischen
Äußerungen des
CDU-Bundestagsabgeordneten Hohmann
sind keine Ausrutscher. Der
erzkonservative Hesse verbreitet sich seit
Jahren in rechten Zirkeln. Es geschah während
einer Feier zum Tag der deutschen Einheit
in der deutschen Provinz. Der Ort, ein
Saal in einem heruntergekommenen
Bürgerhaus im osthessischen Neuhof,
so groß wie eine Turnhalle, locker
bestuhlt, auf dem Tisch vor dem Rednerpult
ein Alpenveilchen im Kunststofftopf, fein
gemacht mit lila Krepppapier. Tristesse verbreitete auch
der Hauptredner, der örtliche
CDU-Bundestagsabgeordnete Martin
Hohmann, zu Beginn. Er sprach
über Sozialschmarotzer, über
Miami-Rolf und Viagra-Kalle und
darüber, dass der ordentliche
Deutsche, der "fleißig arbeitet und
Kinder großzieht", in unserer
Gesellschaft sich "eher als der Dumme"
fühle. Dann allerdings änderte
er die Tonlage und verblüffte das
Auditorium, zum größten Teil
Parteifreunde aus seinem Fuldaer
Wahlkreis, mit einer historischen
Fachvorlesung der ganz besonderen Art.
Juden hätten, so dozierte Hohmann,
eine zentrale Rolle in der russischen
Oktoberrevolution gespielt.
Schließlich seien etwa die
späteren Politbüro-Mitglieder
Leo Trotzki, Lew Kamenew und
Grigorij Sinowjew Juden
gewesen. Dann ergänzte der
Hobbyhistoriker:
"Auch bei der revolutionären
sowjetischen Geheimpolizei, der Tscheka,
waren die jüdischen Anteile
außergewöhnlich hoch." Zar
Nikolai II.
sei von einem
Juden ermordet worden. Daher, so schloss
der CDU-Mann seinen historischen Exkurs,
"könnte man Juden mit einiger
Berechtigung als Tätervolk
bezeichnen". Keiner protestierte gegen
die
antisemitische
Tirade, dreieinhalb Wochen lang stand das
Redemanuskript auf der Homepage der CDU
Neuhof. Erst als am vergangenen Donnerstag
der Hessische Rundfunk über den
Vortrag berichtete, setzte die
Empörung ein. Noch am Abend ließ
sich CDU-Chefin Angela Merkel das
Redemanuskript in die Berliner
Parteizentrale faxen, sie war sich mit
Generalsekretär Laurenz Meyer
einig: "inakzeptabel und
unerträglich". Dann griff sie zum
Hörer, erst wählte sie Hohmanns
Nummer, dann sprach sie mit Paul
Spiegel, dem Vorsitzenden des
Zentralrats der Juden in Deutschland.
Hohmanns Äußerungen seien
natürlich in keinem Fall Positionen
der Union. Natürlich nicht. Aber
die Neuhofer Bürgerhausrede ist nicht
die erste öffentliche rechtslastige
Standortbestimmung des CDU-Abgeordneten.
Ob am Rednerpult des Bundestags, vor
Korporierten der Burschenschaft
Rheinfranken in Marburg, in
Vertriebenen-Verbandspostillen wie dem
"Ostpreußenblatt" oder den Spalten
der "Jungen Freiheit", der Leib- und
Magenlektüre der rechten
Intelligenzia -- - Hohmann bedient
häufig antisemitische Ressentiments
und appelliert an das Nationalbewusstsein:
Die Deutschen dürften sich nicht als
Tätervolk kasteien. Beherzt polemisierte der
Major der Reserve, der schon mal die
Einführung eines Bundeswehrordens
"etwa in der äußeren Form des
Eisernen Kreuzes" fordert, auch gegen die
Wehrmachtsausstellung von Jan Philipp
Reemtsma. Der Spross der
Zigaretten-Dynastie betreibe "mit der
Ausstellung die Reinwaschung seiner
Familie". Sie hätte "mit
Systemnähe in der NS-Zeit
Riesenprofite gemacht". Ähnlich krude
wetterte er gegen das geplante
Holocaust-Denkmal in Berlin: Es wäre
ein "Kainsmal, Ausdruck der
Selbstächtung". Zum
Eklat führte bereits eine Rede
Hohmanns im Bundestag im Mai 2001,
damals ging es um die
Entschädigung von Zwangsarbeitern.
Seinen Beitrag unterbrachen Grüne
und Sozialdemokraten immer wieder durch
Pfui-Rufe und Kommentare wie "Das ist
unerträglich peinlich" und
"Schämen Sie
sich".
Was viele Politiker auf die
Zinne trieb, waren Hohmanns Bemerkungen,
es gebe keinen Grund für
Entschädigungszahlungen, es seien 233
Milliarden Mark an "rassisch,
religiös oder politisch Verfolgte"
des NS-Regimes gezahlt worden. Man brauche
"kein wahrheitswidriges Übertreiben
und kein übermäßiges
Moralisieren". "Mannesmut vor
Königsthronen" nennt Hohmann sein
eigenwilliges Auftreten und kokettiert
sogar damit. Als Paul Spiegel in seiner
Rede zur Pogromnacht am 9. November 2000
fragte, ob es "etwa deutsche Leitkultur
ist, Fremde zu jagen, Synagogen
anzuzünden, Obdachlose zu
töten", nannte das Hohmann eine
"schlimme Entgleisung". Spiegel
müsste sich fragen, ob er "das Klima
zwischen den Juden und Nichtjuden in
Deutschland nicht nachhaltig
schädige". Der CDU-Rechtsdenker aus dem
Land des Ministerpräsidenten
Roland Koch weiß sich mit
dieser Auffassung nicht allein. Seine
politische Heimat ist die Fuldaer CDU,
geprägt vom orthodoxen Katholizismus
des verstorbenen Erzbischofs Johannes
Dyba. Gesinnungsbildend wirkten dort
Vertreter der erzkonservativen
Stahlhelmfraktion, vor allem der
inzwischen ebenfalls verstorbene
Ex-Unionsfraktionsvorsitzende Alfred
Dregger. Von Dregger erbte Hohmann
1998 den Wahlkreis. Die graue Eminenz der
Fuldaer CDU, Landrat Fritz Kramer,
wollte zwar die Verjüngung, aber
nicht unbedingt eine Modernisierung. Hohmann war dafür genau
der richtige Mann. Er ist gern gesehener
Teilnehmer bei erzkonservativen Foren wie
dem Arbeitskreis konservativer Christen,
der bereitwillig Hohmanns Neuhofer Rede in
Auszügen via Internet verbreitet hat.
Er gehörte auch zu den
Mit-Unterzeichnern eines Memorandums, das
sich für die "Junge Freiheit"
eingesetzt hat. Mit dem "Appell für
die Pressefreiheit" sollte dagegen
protestiert werden, dass die Postbank aus
politischen Gründen der Wochenzeitung
ihr Konto gekündigt hatte. Hohmann wirkte offenbar auch
an einer Kampagne der Zeitung gegen den
nordrhein-westfälischen
Verfassungsschutz mit. Die
Düsseldorfer Behörde beobachtet
die "Junge Freiheit" seit Jahren, weil sie
Anhaltspunkte für den Verdacht
verfassungsfeindlicher Bestrebungen sieht
-- gegen den Vorwurf wehrt sich die
Redaktion. Anfang Oktober organisierten
die Geheimdienstler eine Tagung über
"Die neue Rechte". Das Blatt warf den
Verfassungsschützern vor, Referenten
einzuladen, die aus linksextremistischen
Zirkeln stammten. Ein Vorwurf, der sich
später weitgehend widerlegen
ließ. Doch Hohmann hatte da schon
kräftig mitgetönt.
Fraktionskollegen von ihm hatten die
Bundesregierung zuvor unter anderem
gefragt, wie das Innenministerium
Zeitschriften wie "Der Rechte Rand" oder
"Konkret" einschätze, für die
einzelne Referenten der Tagung geschrieben
hatten. Als es in der Antwort
hieß, diese seien linksextremistisch
beeinflusst, polterten die Abgeordneten
los -- ausgerechnet in der "Jungen
Freiheit": Neben Hohmann beklagten sich in
der Rechtsaußen-Postille seine
Fraktionskollegen Klaus-Jürgen
Hedrich und Georg Schirmbeck
über die Referenten. Vor allem aber Hohmann
lieferte die gewünschten Argumente.
"Die Masche ist noch immer die der
siebziger Jahre -- ohne jeden realen
Hintergrund soll auf der Gefühlsebene
der ,Gegner' der ,Roten' zersetzt werden."
Dies sei "eine Zermürbungstaktik, mit
der die politisch Unliebsamen -- also die
mit der deutlichen Aussprache -- mundtot
gemacht werden sollen. Wer opponiert, wird
platt gemacht." Unverstanden, ausgegrenzt,
und das nur, weil sie ihrer Meinung nach
unangenehme Wahrheiten offen aussprechen
-- das eint die "Junge Freiheit" und
CDU-Politiker, die rechtes Gedankengut in
die Mitte der Gesellschaft rücken
wollen. Und beide Seiten wissen, dass dies
nicht mit platten Parolen funktioniert,
sondern nur, wenn man historische Fakten
in die gewünschte Richtung biegt. So ist auch Hohmann in
seiner Neuhofer Täter-Rede verfahren.
Seine Quelle ist hauptsächlich ein
unausgegorenes
Machwerk des Bielefelder
Bibliothekars Johannes Rogalla von
Bieberstein. Bieberstein suggeriert
darin, dass jüdische Kommunisten
Hitler zum Antisemiten werden
ließen. Wie die Nazis zählen
Bieberstein und Hohmann Atheisten oder
Christen auch dann zu den Juden, wenn sie
nur jüdische Vorfahren haben. Das Vorurteil, Juden seien
prinzipiell links, waberte schon im 19.
Jahrhundert durch Europa; dabei hatte sich
stets nur eine Minderheit in
sozialistischen Parteien engagiert. Unter
den 23 600 Bolschewiki der Russischen
Revolution von 1917, so hat der Historiker
Arno Lustiger errechnet, waren
genau 964 Juden. Wenig später kamen
2182 hinzu. Für viele Juden war der
russische Arbeiter-und-Bauern-Staat
zunächst ein attraktiver Ort. Im
Zarenreich durften sie sich nicht
niederlassen, an Schulen und
Universitäten gab es Quoten, gleich
zwei Pogromwellen trieben vor dem Ersten
Weltkrieg Millionen in die Emigration. Juden, so der
Experte
Lustiger, hatten "allen Grund, sich an
revolutionären Bewegungen zu
beteiligen". Lenins neues Reich bot ihnen
Aufstiegschancen und vor allem erstmals
Schutz vor rechten Horden. Unter
den Spitzengenossen fanden sich denn
auch zahlreiche Kommunisten
jüdischer Herkunft. Einige tausend
gingen zur Terrorpolizei NKWD. Doch die
These vom Juden als Tätervolk ist,
so der Historiker Dieter Pohl
vom Institut für Zeitgeschichte in
München, "antisemitischer
Unsinn". Die drei jüdischen
Politbüro-Mitglieder Trotzki, Kamenew
und Sinowjew fielen den stalinistischen
Säuberungen zum Opfer. Und wenig
später ließ das wahre
"Tätervolk" sogar sechs Millionen
Juden umbringen. DOMINIK
CZIESCHE, ANDREAS WASSERMANN, KLAUS
WIEGREFE © DER
SPIEGEL 45/2003 Can't
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| | Herrn M
d B Martin Hohmann Deutscher Bundestag 11011 Berlin Tel.:
030 / 227 74206 Fax: 030 / 227 76725 | Illustration
above: (FROM DAVID IRVING'S
ARCHIVE): anti-Semitic Nazi
propaganda placard |
Forced to apologise: Nicht
sein kann, was nicht sein
darf
Outrage in Berlin Conservative
German politician claims Jews are "a
Race of Perpetrators" | full
text of his speech
Korherr
report, on percentage of Jews in
Russian Communist Party,
1926/27
David Irving Uprising.
The 1956 Uprising in Hungary (free
download)
Michael
Hoffmann on the role of Jews in the
Bolshevik and subsequent
atrocities
E-H.
Schwacke of South Africa adds facts on
the Jewish assassins of the Tsar's
family
Outrage in Israel Poland
demands extradition of Solomon Morel
for genocide at Polish prison
camp
The good, the bad, the ugly
Lea
Rosh (right) objects to Degussa firm
working on her $27m Holocaust memorial
in Berlin
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