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Karl Thöt's diary, 1944-1945:[previously:
diary 1942-1943]
1944
3. Januar 1944
Einladung von Major
[Heinz] Waizenegger. Anwesend außerdem Frl.
Kreß, Obergruppenführer [Anm.: muß
wohl Oberführer" heißen]
Rattenhuber, Hauptmann von Szymanski.
Ein sehr netter und
gemütlicher Abend.
4. Januar 1944
Gegen 20 Uhr Rücksprache mit
Gruppenführer [Albert] Bormann, mit ihm
verhandelt wegen eines Kuraufenthaltes [in
Schlesien] meiner Frau in Bad Reinerz. [. .
.]
18. Januar 1944
Einladung der Damen des
Führers zum Kaffee in unserem Gemeinschaftsraum:
Frau [Gerda] Christian, Frl. [Johanna]
Wolf, Frl. [Christa] Schroeder. Betreuung von
Frau Christian durch Dr. [Kurt] Peschel und mich.
Leider wurde sie uns von den drei Stunden 4 bis 7 schon
gleich zu Beginn bis 6 Uhr dienstlich abberufen. Der
Nachmittag verlief sehr nett und zur sichtlichen
Zufriedenheit der Gäste.
(Dann wieder zwischen Berlin und
Wolfsschanze hin- und her gependelt.)
Photo
by Walter Frentz shows: Martin Bormann's adjutant, SS
Obersturmbannführer Fritz Darges, with
Hitler on the terrace of the Berghof.
5. Februar 1944
In unserem Gemeinschaftsraum
Nachmittagsempfang: Frau Junge, General [Walter]
Scherff, Adjutantur des Führers, Gruppenführer
[Albert] Bormann, Obersturmbannführer
[Fritz] Darges, Hauptsturmführer Pfeiffer;
zugleich Abschiedsempfang für den am 6. Februar nach
dem Westen abreisenden Hauptsturmführer
Pfeiffer.1
16. Februar
1944
In unserem Gemeinschaftsraum
Kameradschaftsabend ab 20,30 Uhr. Reynitz und ich Paar
vom Dienst. Gäste Generalleutnant [Rudolf]
Schmundt, Obergruppenführer [Julius] Schaub,
Konteradmiral [Karl-Jesco] von Puttkamer, S.S.
-Brigadeführer Rattenhuber, Kriminalrat Högl,
Oberlandesgerichtsrat Dr. Müller,
Obersturmführer [Otto] Günsche,
später noch Professor [Theo] Morell und
Professor [Heinrich] Hoffmann. Im allgemeinen
sehr nett, gute Unterhaltung, Tanz und Singsang. 5,30 die
letzten Überlebenden Peschel und ich mit
Günsche.
22. Februar
1944
Im Laufe des Tages ergibt sich,
daß mit der Möglichkeit einer Reise nach
München zu rechnen ist. Bis zum Abend verdichtet es
sich zur Gewißheit. Da aber nur wenige Tage bis
dahin vorgesehen sind, sollen nur vier Stenografen
mitfahren und keine Damen. Als Paar vom Dienst kommen
Berger und Dr. Haagen für den Führerzug in
Frage, Dr. Reynitz und ich für den Vorzug. Uns
letzteren schließen sich noch an Dr. Peschel, der
die Gelegenheit zu Besprechungen in München
wahrnehmen will, und Frl. Kreß, die ihrerseits in
München auch einiges erledigen will. Da es am
nächsten Morgen losgehen soll besteigen wir schon
gegen Mitternacht den Zug.
23. Februar
1944
Pünktlich 10 Uhr setzt sich
der Vorzug in Bewegung. Es geht über Allenstein --
Preußisch Eylau -- Hohensalza (hier steigt Frl.
Wernich zu einem Zwischenurlaub bei ihren Verwandten in
Bromberg aus) Posen -- Bentschen -- Kottbus -- Leipzig
Nürnberg nach München, wo wir am
24. Februar
1944
nachmittags gegen 15 Uhr
eintreffen. Kurz nach uns läuft der Hauptzug ein.
Der Führer wird auf dem Bahnsteig von Reichsleiter
Bormann, S.S. Obergruppenführer Schaub und S.S.
Brigadeführer Rattenhuber erwartet. Er fährt
dann zum Führerbau, um aus Anlaß des
Parteigründungstages zu seinen Alten Kämpfern
zu sprechen. Die etwa 1-stündige Rede, die nicht
über den Rundfunk übertragen wird, wird
außer vom D.N.B. [Deutsches Nachrichten
Büro] auch von unserem Paar vom Dienst, Dr.
Haagen und Berger, aufgenommen.
Gegen 17,45 Uhr Weiterreise nach
Berchtesgaden. In Freilassing verlassen wir den Vorzug,
um in den etwas später ankommenden Hauptzug
umzusteigen. Während wir dastehen, erfahren wir,
daß Luftgefahr ist und als der Hauptzug
einläuft und wir gerade alle in den Speisewagen
übergestiegen sind, kommt der Alarm.
Ungebührlich lang wird der Zug nicht aus dem Bahnhof
herausgeführt. Obersturmbannführer Darges und
Obersturmführer Günsche rufen sich fast heiser
nach dem Aufsichtsbeamten, der sich ewig nicht blicken
läßt. Endlich, nachdem einige schon
nervös zu werden begannen, fuhren wir aus dem
Bahnhof heraus. Es war nur noch eine kurze Fahrt bis zum
Bahnhof Liefering bei Schloß
Kleßheim.
Für die Abendlage waren
Reynitz und ich als Paar vom Dienst angesetzt. So
mußten wir beide, während alle anderen in
einem Omnibus Platz nahmen, uns in langwierigem
unerfreulichen Suchen um einen Wagen bemühen, bis es
uns gelang, in dem tatsächlich letzten noch
mitzukommen. Als wir noch auf dem Bahnsteig stehen, sind
die feindlichen Flieger wieder da. Die Flak bellt auf,
und bald stehen am Himmel ganz in der Nähe die
Leuchtzeichen der Feindbomber. Nun jagen wir los durch
das tief verschneite Gelände, durch das der grelle
Scheinwerfer die Straße suchen muß, um auf
die Autobahn zu gelangen. Dort müßten wir noch
eine mühsame Wendung vornehmen, die mehrere Minuten
dauerte, während deren der vollen Scheinwerferkegel
ein großes Stück der weißen Landschaft
hell erleuchtete. Dann jagten wir weiter auf der
Autobahn. Über uns und zu den Seiten bellte die
Flak, sah man die Leuchtzeichen. Frl, Wagner vom
Reichsleiter-Büro, die vorne neben dem Fahrer
saß, atmete erleichtert auf, als wir endlich von
der Autobahn herunterkamen und in das enge Tal der
Berchtesgadener Ache gelangten. Dort echoten zwar die
Flakschüsse auch noch gewaltig, aber hier waren wir
doch schwerer zu finden. Aber hier brach nun die
Schneekette des linken Hinterreifens. Ein Versuch des
Fahrers, sie auszubessern, mißlang. So fuhren wir
denn mit lautem Getöse weiter bis wir endlich in Au
abbiegen und die Bergfahrt antreten konnten. Ein
mehrfacher Blick auf die Uhr hatte mir längst klar
gemacht, daß wir zur Lage um 22 Uhr auf alle
Fälle zu spät kommen würden. Es war dann
auch wirklich 22,30 Uhr, als wir oben anlangten. Dort
stellte sich glücklicherweise heraus, daß wir
sogar noch zu zeitig dran waren. Die Führerkolonne
hatte sich nämlich in dem hohen Schnee verfahren
angeblich in Richtung Wien! und war auch erst vor einer
Viertelstunde angetroffen. Da darnach erst gegessen
wurde, war also noch genügend Zeit.
In der Tat war der Beginn der
Lage erst auf 23,30 Uhr festgesetzt. Als wir kurz zuvor
im Vorraum in Bereitschaft standen, kam der Führer
mit Reichsleiter Bormann, Gruppenführer Bormann und
mehreren weiteren Herren seines Gefolges gerade von einer
Besichtigung des Luftschutzstollens, der in den letzten
Monaten gebaut worden ist, und begrüßte uns
freundlich lächelnd, offensichtlich erfreut,
daß wir auch schon da waren. Aber noch immer war
Zeit. Die Lage begann erst gegen 23,45 Uhr und war um
0,05 beendet.
Dann
endlich konnten wir nach Berchtesgaden herunter fahren
und unsere Zimmer im Solekurbad Haus Emma beziehen. Schon
während der Reise hatte sich ergeben, daß es
doch notwendig war, das ganze Büro [Anm.:
d.h., des Stenografischen Dienstes] nachzuziehen.
Dr Peschel hatte infolgedessen schon vom Zuge aus
[Dr. Ludwig] Krieger in der Wolfsschanze die
Losung durchgegeben, sie sollten mit dem Flugzeug
nachkommen, aber erst am 26. Februar. Das geschah dann
auch, aber trotz Flugzeug waren sie von morgens 9 Uhr
unterwegs, mußten in Breslau wegen Luftgefahr eine
Zwischenlandung machen und trafen erst gegen 19 Uhr hier
ein. Den meisten war der Flug bis Breslau infolge des
dort sehr böigen Wetters sehr schlecht bekommen; sie
waren froh, als sie endlich am Ziel angelangt
waren.
[Es folgen
belanglose Details über Haus Emma, d.h. Solekurbad
in Berchtesgaden]Am Sonntag dem 27. Februar 1944
brachen Dr. Peschel und ich mit Frl. Kreß, Frl.
Stenglein und Frl. Wernich zu einer Bergwanderung zur
Dietrich-Eckart-Hütte [rechts] auf.
Das vorher so schöne Wetter schien uns am diesem
Tage im Stich lassen zu wollen, aber als wir auf der
Hütte, 1,118 Meter hoch gelegen ankamen, war der
Himmel von allen Wölkchen blankgefegt und vom blauen
Himmel brannte die Sonne.
Das große Fenster der Halle
im Berghof ist aus Sicherheitsgründen leider
vertarnt worden, sodaß die großartige Sicht,
die man sonst sozusagen während der Arbeit hatte nun
weggefallen ist, und in der Halle selbst nur eine Art
Dämmerlicht ist, sodaß man auch mittags bei
Licht arbeiten muß. Die Mittagslage ist gegen 13
Uhr, die Abendlage gegen 23 Uhr.
Während der ersten acht Tage
unseres hiesigen Aufenthalts empfing der Führer in
Schloß Kleßheim rumänischen und
kroatischen Staatsbesuch.1
Nur beim Besuch des Marschalls Antonescu mußten die
Kollegen nach Kleßheim, während mit den
Kroaten militärische Fragen nicht besprochen wurden
und die Lage daher noch vorher auf dem Berghof
stattfand.
17. März
1944
Aufnahme in Schloß
Kleßheim. Staatsbesuch der Bulgaren.
Abendlage wieder auf dem Berghof.
Mittagessen in großem Kreis im
Kavalierhaus.
19. März 1944
(Sonntag)
Vormittags mit Herrn und Frau
Baumanns,2 anfangs in strahlender Sonne, Spaziergang zum
Kerbelstein und um diesem herum zur alten
Reichenhaller-Straße, dann zurück.
[Es folgen
längere Details über eine Wanderung in den
Bergen.]20. März
1944
Mittagslage auf dem Berghof.
Anschließend dort zu Mittag gegessen. 14,30 Uhr vor
der großen Freitreppe Abfahrt von insgesamt vier
Wagen: im ersten Wagen der Führer, im zweiten Wagen
das Sicherheitskommando, im dritten Wagen
der
Leibarzt Professor [Theo]
Morell und im vierten
Wagen Oberstabsarzt Dr. [Hanskarl] von
Hasselbach, Oberleutnant [Walter ] Frentz3,
Krieger und ich. In dichtem Schneetreiben Fahrt nach
Schloß
Kleßheim. Dort
kurz nach 15 Uhr Ansprache des Führers vor den
Befehlshabern und Festungskommandanten im Westen.
Anschließend Besprechung mit den
Generalfeldmarschällen von Rundstedt, Rommel,
Großadmiral Dönitz und den übrigen
Befehlshabern. Danach
Kaffeetrinken. Die sich daran anschließenden
gesonderten Besprechungen des Führers mit Rundstedt
und Rommel brauchten wir nicht aufzunehmen, worüber
ich sehr froh war mit Rücksicht auf die kurze
Übertragungszeit, die mir im Hinblick auf meine
Reise nach Bad Reinerz [Anm.: wo Frau Lotte
Thöt in Kur war] nun zur Verfügung
stand.
Es wurde eine lange Nacht.
Nachdem wir von Kleßheim mit dem Generalstabschef
der Luftwaffe General d. Fl. [Günther]
Korten zurückgefahren waren und am Abend noch die
Lage auf dem Berghof aufgenommen hatten, arbeitete ich in
der Nacht noch bis 3,30 Uhr, diktierte dann den ganzen
folgenden Tag mit Ausnahme zwischen Mittag und Kaffee, in
welcher Zeit ich noch durcharbeitete, und konnte
schließlich um 22,50 Uhr abends auf die fertige
Arbeit zurückblicken. Abends kurz nach 19 Uhr
telefonierte ich noch mit Lotte und setzte sie davon in
Kenntnis, daß ich am 22. März die weite Reise
antreten würde.
11. April 1944
20,40 Uhr Abreise vom Anhalter
Bahnhof nach Salzburg.
In Leipzig steigt als mein
unerwarteter Schlafgenosse Dr. Haagen zu.
12. April 1944
10,48 Uhr Eintreffen in Salzburg.
Mangels einer Automöglichkeit nach Berchtesgaden
benutzen wir den Zug
11,50 Uhr ab Salzburg über
Freilassing -- Reichenhall, mit dem wir um 13,17 Uhr in
Berchtesgaden eintreffen.
Damit ist wieder ein schöner
Urlaub zu Ende. Am
13. April 1944
beginnt wieder mein
Dienst.
1. Mai 1944
Einladung
von Reichsleiter [Martin] Bormann
[links] zur Besichtigung seines Gutes und
zum Kaffee in seinem Hause: in der Nacht zum 1. Mai um
1,15 in der Nacht übermittelte der Reichsleiter
telefonisch die Einladung [Anm.: d.h., an alle 8
Stenografen].
Am darauffolgenden Vormittag rief
die gnädige Frau [Gerda Bormann] an und bat
uns zu 15,30 Uhr. Wenig später rief der Reichsleiter
selbst noch einmal an und riet uns, uns warm anzuziehen
und gutes Schuhwerk anzulegen. 15,15 Uhr hielten drei
fabelhafte Mercedeswagen vor dem Solekurbad, die uns in
ruhiger, bequemer Fahrt zum ersten Teil des Gutes, dem
Schweinestall -- oder besser den Schweinestallungen --
fuhren, vor denen wir vom Inspektor empfangen wurden.
Kurz darauf traf auch der Reichsleiter im Wagen ein. Nach
herzlicher persönlicher Begrüßung
erfolgte nun unter seiner Führung eine Besichtigung
der Schweinestallungen, dann nach kurzer Autofahrt der
Pferdestellungen, dann nach erneuter Autofahrt des
Hauptteils des Gutes, das in allem einen musterhaften
Eindruck machte.
Sodann nach längerer Fahrt
durch die Felder -- leider regnete es, sodaß man in
den offenen Wagen mit hochgeschlagenen Mantelkragen
fahren mußte -- an einem sehr schönen Hangweg
entlang zu der neu erstehenden Siedlung
Buchenhöhe" die für die Angestellten der
Verwaltung Obersalzberg errichtet wird. Hier besichtigten
wir alle zum Teil fertigen, zum Teil noch in der
Einrichtung begriffenen Anlagen. Dann ging die Fahrt
wieder hinunter, und zwar zur Dienstwagenhalle, von deren
Ausdehnung und Ausstattung wir uns bis dahin keine
Vorstellung hatten machen können. Hier
verließen wir endgültig die Wagen und gingen
zu Fuß hinauf zu den Gewächs- und
Treibhäusern und von diesen schließlich ins
Haus Bormann.
Nach Ablage der Überkleider
empfing uns die gnädige Frau, der Reichsleiter
stellte Dr. Peschel vor und dieser die Angehörigen
des Stenografischen Dienstes, dann wurde ein
Willkommenstrunk eingenommen Als erster forderte der
Reichsleiter mich auf, Nun, Herr Thöt, denn
mal ran! Was wollen Sie lieber Cognac oder Likör?"
Ich entschied mich für Cognac. Also - denn
dann gießen Sie sich mal ein -- nur nicht
genieren!"
So tat ich denn und alle folgten
meinem Beispiel. Dann wurden wir in ein angrenzendes
Zimmer gebeten, wo an einer langen Tafel Kaffee und
Kuchen aufgebaut waren. Außer dem Reichsleiter
nahmen neben uns nur zwei Inspektoren des Gutes und im
letzten Teil noch der Adjutant Dr. Müller an der
Kaffeetafel teil. Nach dem Kaffee gab es Cognac oder
Likör, was man wollte, und Zigarren und Zigaretten.
Während der zwei Stunden von 17 bis 19 Uhr erwies
sich der Gastgeber als ein reizender Plauderer, der sehr
interessant erzählte von Erlebnissen und
Begebenheiten mit dem Führer vor und nach der
Machtübernahme und davon Zeugnis gab, wie der
Führer an seinem Berchtesgaden und seinem Berghof
hängt.
Es waren zwei sehr nette Stunden
und als um 19 Uhr die Autos wieder vorfuhren und ich dem
Reichsleiter mit Worten herzlichen Dankes Ich darf
mich herzlichst bedanken, Herr Reichsleiter!" die Hand
reichte, bedauerte ich lebhaft, daß der Augenblick
des Abschieds schon geschlagen hatte. Den bald darauf
abfahrenden Wagen winkte der Gastgeber, der uns
zwischendurch von seinem Balkon aus noch einen Blick
über die herrliche Landschaft hatte tun lassen,
freundlich lächelnd nach. Um halb 8 Uhr hielten die
Wagen wieder vor dem Solekurbad, von einer um diese Zeit
wohl gerade aus der Abendandacht der Franziskaner Kirche
kommenden Menschenmenge gebührend bestaunt.
Dreieinhalb Stunden hatte der Reichsleiter sich uns
gewidmet und uns als Gäste bei sich gesehen, was wir
als eine Auszeichnung immerhin empfanden. Wir empfanden
es als einen Betriebsausflug zum 1. Mai, an dem der
Betriebsführer seine Gefolgschaft zu Gast geladen
hatte.
Am 21. Mai 1944 fuhr ich auf
Kurzurlaub über Pfingsten nach Schlitz in
Oberschlesien. [usw.]
(Längere
Schilderung der Rückreise nach Berchtesgaden, ohne
Sitzplätze in sämtlichen Zügen am 31. Mai
1944).
1. Juni 1944
Wieder erster Aufnahmetag mit Dr.
Reynitz.
6. Juni 1944
Beginn der Invasion an der
nordfranzösischen Küste zwischen Cherbourg und
Le Havre. Damit hebt der entscheidende Waffengang dieses
Krieges an.
16. Juni 1944
In der Nacht zu heute hat die
Beschießung Südenglands und des Stadtgebiets
von London mit neuartigen Sprengkörpern schwersten
Kalibers und damit die erste Sühne für die
Terrorangriffe der Angloamerikaner auf deutsches
Reichsgebiet begonnen. Die Londoner und die Bewohner
Südenglands wagen sich nicht mehr aus ihren Kellern,
während das leidgeprüfte deutsche Volk
aufatmet.1
14. Juli 1944
Abreise von Berchtesgaden. Am 13.
Juli hatte ich noch mit Reynitz auf dem Berg Aufnahme.
Seit etwa einer Woche wohnte das jeweilige Paar vom
Dienst im Platterhof. So übernachteten denn auch
Reynitz und ich, nachdem wir vom 22,22 Uhr bis 25,40 Uhr
noch eine Rede des Führers und anschließend
die Abendlage aufgenommen hatten im Platterhof. Am
anderen Morgen am 14. Juli um 6 Uhr fuhren wir, Reynitz
und ich, mit dem Omnibus, der den
R.S.D.[Reichssicherheitsdienst] beförderte,
zum Bahnhof Liefering, von wo um 8,12 der Vorzug abging.
Fast fünf Monate Aufenthalt in den Bergen waren
damit abgeschlossen.
15. Juli 1944
Eintreffen in
,Wolfsschanze". Es ist doch wieder schön hier.
Die Anlage prangt in saftigem Grün und der Wald
atmet eine herrliche Ruhe. Die Holzbaracken und damit
auch unsere haben mittlerweile durch starke Ummauerung
einen ausreichenden Splitterschutz erhalten. Wir
fühlen uns alle sehr wohl hier. Es ist gleichsam
doch unsere zweite Heimat geworden. Da, am
20. Juli
19441
geschieht das Unfaßbare.
Zehn Minuten nach Beginn der Lage erfolgt ein
Sprengstoffanschlag auf den Führer. Von meinem
Arbeitszimmer aus, wo ich gerade diktierte, hörte es
sich harmlos an, sodaß ich der Sache zunächst
keine Bedeutung beimaß. Aber wenig später
klärte sich das Unfaßbare: im Lagezimmer war
durch den zum Vortrag befohlenen Oberst Graf Stauffenberg
vor Beginn der Lage in einer Aktentasche eine Mine mit
Zeitzünder unter den Lagetisch gelegt worden, und
zwar so, daß sie unmittelbar vor [dem
Stenographen Heinrich] Berger's Füsse zu stehen
gekommen sein muß.
Stauffenberg ließ sich dann
einige Minuten nach Beginn der Lage durch einen
fingierten Anruf abrufen und begab sich in Richtung
Parkplatz zu einem Wagen. Von dort aus wartete er noch
die Explosion ab, um sich dann in eiliger Fahrt in
Richtung Flugplatz zu entfernen, von wo er mit dem
Flugzeug nach Berlin flog.
Hermann
Göring inspects the table damaged by the traitors'
bomb: in the center background is General Karl Koller,
who succeeded the murder chief of air staff Geneeral
Korten and behind the Reichsmarschall stands Hitler's
adjutant Julius Schaub, still deafened by the blast. Hand
on hips is SS Gruppenführer Hermann
Fegelein
Dort freilich
ereilte ihn dann sein Schicksal.
Im Lagezimmer waren fürchterliche Verwüstungen
entstanden, aber es muß als ein gar nicht
abwägbares Glück bezeichnet werden, daß
das Attentat nicht in einem Bunker, sondern in einer
Baracke stattfand, in einem Raum mit vier Fenstern, die
alle offen standen, sodaß der Luftdruck zu einem
großen Teil entweichen konnte. Trotzdem hat es eine
Reihe von schwerverletzten und Leichtverwundeten gegeben.
Am schwersten hat es leider
unseren Kollegen Berger, der mit Buchholz zusammen
aufnahm, getroffen, an dessen Platz, wie schon
erwähnt, die Mine gelegt worden war. Es war sofort
klar, daß ihm beide Beine amputiert werden
mußten. Aber auch am ganzen übrigen
Körper, sichtbar nur an Gesicht und Händen,
waren derart starke Verletzungen und Verbrennungen
entstanden, daß Buchholz sofort, als wir ihn
sprechen konnten, für Bergers Leben fürchtete.
Berger hatte ihm, da er bei vollem Bewußtsein war,
auch die Sorge um seine Frau und seine Kinder anvertraut,
wenngleich er auch der Hoffnung Ausdruck gab, mit dem
Leben davonzukommen. Buchholz hob besonders die
überaus tapfere Haltung des Kameraden hervor, der
trotz seiner großen Schmerzen kein Wehklagen, kein
Stöhnen und keinen Schmerzenslaut ausstieß. Er
wurde sofort ins Krankenhaus gebracht und operiert, d.h.
die Beine wurden amputiert. Die Operation wurde durch
Professor Oberstabsarzt Dr. von Hasselbach
ausgeführt. Berger fühlte sich frühzeitig
aus der Narkose erwachend, darnach eigentlich
verhältnismäßig munter; aber dann trat
eine sehr schnell zunehmende Herzschwäche ein, die
schon nach insgesamt fünf Stunden zu seinem Ableben
führte. Gegen 18 Uhr ist er verschieden.
Wie die erste Rundfunkmeldung
etwa um dieselbe Zeit bekanntgab, waren neben Berger auch
Generalleutnant Schmundt und Oberst Brandt schwer
verwundet.
Von ihnen ist am 22. Juli auch
der inzwischen zum Generalmajor beförderte Oberst
Brandt seinen Verletzungen erlegen; ihm hatte auch ein
Bein amputiert werden müssen. Außerdem ist
unerwartet auch der zunächst nur als leichtverletzt
gemeldete Generalstabschef der Luftwaffe, der inzwischen
zum Generaloberst beförderte General d. Fl. Korten
verschieden. Damit haben drei wertvolle Menschen ihr
Leben dem ruchlosen Anschlag zum Opfer
gebracht.
Der Führer hat unserem
Kameraden Berger das Kriegsverdienstkreuz I. Klasse mit
Schwertern verliehen und seiner Witwe eine
großzügige Versorgung sichergestellt. Schon am
Abend hat er den diensttuenden Kollegen Dr. Buchholz und
Dr. Haagen gegenüber sein tiefes Mitgefühl
für den inzwischen schon verschiedenen Kameraden
Berger zum Ausdruck gebracht, am nächsten Tage auch
den Kollegen Dr. Peschel und Dr. Jonuschat gegenüber
und schließlich am 22. Juli abends in seinem Bunker
in einem kleinen Raum auch Reynitz und mir
gegenüber.
Als er uns gegenüberstand,
sagte er zu uns, Ja Ihr armer Kollege!" und
knüpfte daran die Frage, wie es denn dem zweiten
Kollegen, der doch auch dabei gewesen sei, ergangen sei.
Ich konnte ihm daraufhin, fast zugleich mit
Obergruppenführer Schaub, melden, daß Kollege
Buchholz völlig unversehrt geblieben sei, was ihn
sichtlich freute. Hauptsturmführer [Heinz]
Linge zeigte dem Führer daraufhin ein Bild von
Berger, das Peschel Linge am Mittag dieses Tages zur
Verfügung gestellt hatte. Der Führer
betrachtete das Bild und sagte, Ja, der war es!"
Ein langer Blick ruhte auf uns.
Anschließend sprach der
Führer in unserer Gegenwart mit seinem Leibarzt
Professor Generalarzt Dr. [Karl] Brandt und
ließ sich von diesem über den Zustand und das
Befinden der Verletzten melden.
Vor der Mittagslage dieses Tages
[Anm.: d.h., am 23. Juli 1944] richtete
der Reichsmarschall eine kurze Ansprache an den
Führer und unterbreitete ihm als äußeres
sichtbares Zeichen der Wehrmacht zum Dank für seine
wunderbare Errettung den Vorschlag, in der gesamten
Deutschen Wehrmacht ab sofort den deutschen Gruß
einzuführen. Der Führer unterzeichnete diese
Vorlage, woran sich ein spontanes Bekenntnis aller
Anwesenden knüpfte.1
Unser lieber Kamerad Heinrich
Berger ist nicht mehr unter uns. Sein heiteres, sonniges
Wesen, sein stiller, tiefer Humor, hatte uns so oft
Freude bereitet und mancher trüben Stunde ein helles
Licht aufgesetzt. Er wird uns immer fehlen.
An seiner Stelle ist nun der
früher im Reichswirtschaftsrat tätig gewesene
Kollege [Gerhard] Herrgesell berufen, nachdem ihn
auf Antrag des Reichsleiters des Reichsführer S.S.
Himmler, in dessen Dienst er stand, dafür
freigegeben hat. Er wird in wenigen Tagen aus Holland
hier eintreffen.
25. Juli 1944
Berger wird heute in Cottbus
feierlich beigesetzt. Mütze und Degen sind gestern
nach Berlin und heute nach Cottbus gegangen. Sie werden
seinen Sarg schmücken, Krieger und Lutz werden als
Vertreter unseres hiesigen Dienstes der Beisetzung
beiwohnen. Krieger wird ihm Worte des Nachrufs am Grabe
widmen. Zur gleichen Stunde wird Peschel uns hier zu
einer kurzen Gedenkfeier versammeln, wozu ich die
Anregung gegeben habe.
29. Juli 1944
Entgegen den nach dem Attentat
zunächst gehegten Befürchtungen konnte ich an
diesem Abend doch meinen halbdienstlichen Urlaub nach
Berlin antreten, sodaß ich an meinem Geburtstag
dem, 30. Juli, mein Eintreffen in Berlin verzeichnen
konnte. Freilich mußte ich erst Akten in die
Reichskanzlei bringen und konnte dann erst die
Weiterreise antreten, aber immerhin schaffte ich es, kurz
nach 11 Uhr in Werder zu sein.
(Es folgen
Grundstücksahngelegenheiten.)31. Juli 1944
Aufnahme meiner Arbeit in der
Reichskanzlei in einem bombengeschädigten Zimmer, in
dem erst der Panzerschrank und die Telefonanlage in
Ordnung gebracht werden mußten.
[. . .]
3. August 1944
Wiedereintreffen in Wolfsschanze,
ich allerdings mit einer Verspätung von zweieinhalb
Stunden. Trotzdem bekam ich mit einiger Mühe um
11,15 Uhr im Kasino noch ein Frühstück, was ich
um so notwendiger brauchte, als ich gleich mittags in die
Lage mußte.
Diese habe ich nun, da ich dies
schreibe (16,30 Uhr), hinter mir, und schon bin ich voll
und ganz im üblichen Dienstbetrieb
eingespannt.
5. August 1944
Da mein Zwischeneinsatz beendet,
Wiederabreise nach Berlin.
6. August 1944
Eintreffen in Berlin.
Wiederaufnahme der Bearbeitung von Sonderbesprechungen in
Berlin. [. . .]
31. August 1944
Wiederabreise von Berlin nach
Wolfsschanze.
1. September
1944
Eintreffen in Wolfsschanze. Am
gleichen Abend wieder in die Lage.
26. September
1944
Abreise von Wolfsschanze nach
Berlin zu Besprechungen mit Ministerialrat Cliever vom
Reichsministerium für Rüstung und
Kriegsproduktion über die Errichtung eines
Behelfsheimes.
(Second
side of tape record.)9. Oktober 1944
Eintreffen in Wolfsschanze.
Wiederaufnahme des üblichen Dienstes.
22. Oktober
1944
Mit Rücksicht auf den
Einbruch der Russen in Ostpreußen wird Auflockerung
der Anlage befohlen, und im Zuge dieser Maßnahmen
unser großes Gepäck abgeholt zur Unterbringung
und Sicherstellung in der Reichskanzlei
Berlin.
24. Oktober
1944
Dr. Peschel fährt zur
Vorbereitung unserer Übersiedlung nach
Berlin.
25. Oktober 1944
Übersiedlung des
Stenografischen Dienstes nach Berlin mit Ausnahme des
Paars vom Dienst, das im Zweierturnus zwei Tage, im
Dreierturnus drei Tage aufnimmt und dann in Berlin
überträgt.
26. Oktober
1944
Eintreffen in Berlin.
Im Verfolg dieser Regelung fuhr
ich am 29. Oktober mit Krieger und Dr. Reynitz nach
Wolfsschanze, ich im Einzelabteil.
30. Oktober
1944
Eintreffen in Wolfsschanze, wo
wir Dr. Peschel und Dr. Jonuschat ablösen. [. .
.]
31. Oktober
1944
22,50 Uhr bis 23,21 Uhr im
Schlafzimmer des [Anm.:
An Gelbsucht leidenden]
Führers Aufnahme einer Besprechung mit General
[Walter] Buhle und Gruppenführer Fegelein.
Da nur ein Stenograf verlangt wurde und Krieger wegen
seiner kranken Hand die Verantwortung für eine
Alleinaufnahme glaubte nicht übernehmen zu
können, ging ich. Es klappte besser als erwartet.
Der Führer lag im Bett, war aber nicht weniger
munter als sonst und ich saß hinter den beiden
Besuchern an einem runden Tisch mit Lampe. Obwohl ich
mich vorher müde gefühlt hatte war ich bei
dieser ungewöhnlichen Umgebung ganz bei der Sache,
so daß mir die Aufnahme fast leicht
fiel.
2. November
1944
Abreise mit Krieger von
Wolfsschanze nach Berlin.
3. November
1944
Eintreffen in Berlin. 3. und 4.
November Übertragung in der Reichskanzlei. [. .
.]
[Jetzt kommt
wieder die Behelfsheimfrage].6. November
1944
Abreise von Berlin mit Dr. Haagen
nach Wolfsschanze
7. November
1944
Eintreffen
Wolfsschanze.
9. November
1944
Wieder Abreise von Wolfsschanze
mit Krieger.
10. November
1944
Eintreffen in Berlin. [. .
.]
16. November
1944
Abreise von Berlin.
17. November
1944
Eintreffen in Wolfsschanze. Am
Nachmittag Aufnahme einer Besprechung
über die Lage im Arbeitszimmer des Führers
durch mich allein an seinem
Schreibtisch, einunddreiviertel Stunden
Aufnahme.
19. November
1944
Abreise mit Krieger nach
Berlin.
20. November
1944
Am Nachmittag dieses Tages
verließ auch der Führer die Wolfsschanze und
traf am 1. November 5,30 Uhr auf dem Bahnhof Grunewald
ein. Schweigepflicht! [Anm.: Hitler unterging
einige Tage später eine schwierige
Halsoperation.]
Bis auf weiteres ist damit unser
Tätigkeitsfeld nach Berlin in die Reichskanzlei
verlegt, wo wir unsere alten Räume bezogen
haben.
22. November
1944
Aufnahme mit Krieger im
Arbeitszimmer des Führers in der Reichskanzlei:
[Generalfeldmarschall Wilhelm] Keitel,
[Generaloberst Alfred] Jodl, [General d. Inf.
Wilhelm] Burgdorf.
Die Arbeit nahm nun für die
nächste Zeit ihren Gang in Berlin und zwar bis zum
10. Dezember teils im Arbeitszimmer, teils im
Führerbunker.
10. Dezember
1944
Nachmittags verläßt
der Führer Berlin. Es fahren von uns mit: Peschel
und Jonuschat, Haagen und Herrgesell. Am
13. Dezember
1944
fahre ich, nachdem ich am
Vormittag noch mit Lotte den Herd gekauft hatte für
unser Behelfsheim, wieder ab nach Berlin und treffe Uhr
in der Reichskanzlei ein. Es fallen noch eine Reihe
dienstlicher Telephongespräche an, bis feststeht,
daß Reynitz und ich am nächsten Morgen um 7
Uhr mit dem Auto nach dem Westen abbrausten.
14. Dezember
1944
07,10 Uhr. Abfahrt mit Reynitz in
einem geheizten Mercedes 1,7 zur Fahrt nach
Adlerhorst" [Anm.: Gefechtsstand des
Führers für die Ardennenoffensive]
[. . .]
(Es folgen
Einzelheiten der Fahrt mit Besuch bei den
Eltern.)[. . .] Die Zeit war zu
kurz bemessen für ein solches Wiedersehen, aber es
war nicht zu ändern. Zum Schluß mußte
ich noch Vater entgegen seiner eigenen Meinung die feste
Siegeszuversicht trotz aller Rückschläge
überzeugend zum Ausdruck zu bringen versuchen. 14,15
Uhr Abschied,
15,30 Uhr Gießen. Etwa von
hier ab wiederholte Bombentrichter auf und neben der
Autobahn, die noch frisch zu sein schienen. 15,40 Uhr Bad
Nauheim. Zwischen Gießen und Bad Nauheim brausen
plötzlich über den Wald von Linz heran etwa 15
Jäger im Tiefflug, die sich aber zum Glück als
Deutsche erwiesen, sonst hätten wir uns bei dem
freien Gelände hier auf etwas gefaßt machen
können. Bei Bad Nauheim bogen wir von der Autobahn
ab und trafen dann gegen 16 Uhr am Ziel ein. Ich erhielt
mit Reynitz zusammen ein Zimmer in einem schönen
Gebäude, das bisher als Genesungsheim gedient hatte.
Abends gegen 19 Uhr fuhren wir hinauf nach
Adlerhorst" zum Abendessen, wo wir Peschel und
Jonuschat verabredungsgemäß trafen,
ließen uns einweisen, und kurz nach 2 Uhr
verließen wir das Lager, um zu Fuß nach der
Unterkunft zurückzukehren, die wir nach einer
knappen halben Stunde erreichten. 23 Uhr zu
Bett.
15. Dezember
1944
Übersiedlung von der
Abteilung Unterkunft nach ,Adlerhorst". teils zu
Fuß, teils mit dem Wagen zum Lager.
Frühstück im Kasino, anschließend
Beziehen des Stenografenzimmers im Haus III, das Peschel
und Jonuschat eben verlassen hatten. Es stehen zwei
Betten übereinander. Beim Losen ziehe ich das obere
Bett. So sind wir, Reynitz und ich, für drei Tage
hier verhaftet". An neuem Ort die alte
Arbeit!
16. Dezember
1944
Von der Front her hört man
das Artilleriefeuer. Entgangen ist mir leider der starke
Feuerschlag, mit dem heute morgen 5,35 Uhr unser
großer Angriffsschlag im Westen eingeleitet wurde.
Genau ein halbes Jahr nach dem ersten Einsatz unserer
Vergeltungswaffe gegen England. Um diese Zeit schlief ich
noch!
Als Reynitz und ich dann mittags
gegen 15 Uhr zur Lage gingen, zogen eine stattliche Zahl
deutscher Jäger über unsere Köpfe und
Major Büchs1,
von der seit längerer Zeit offen kundigen
Unterlegenheit der deutschen Luftwaffe sich in diesem
Augenblick erholend, zu alle gewandt, die begeistert
gerade an diesem Tage unser Jäger dahin brausen
sahen und nach oben blickten: Nun sage noch einer
was gegen die deutsche Luftwaffe!"
Doch kaum waren diese Worte
gesprochen, als Fliegeralarm gegeben wurde! Die
Überraschung war so groß, das alles in ein
herzliches und schallendes Gelächter ausbrach. Es
stellte sich dann heraus, daß es tatsächlich
deutsche Jäger waren, die aber im Alarmstart gegen
einen feindlichen Einflug aufgestiegen waren hier aus dem
Raum Frankfurt. Als wir uns dem Lageraum näherten,
war der Führer schon anwesend, entgegen seiner
Gewohnheit. Man merkte ihm nur zu deutlich an, wie sehr
ihn die ersten günstigen Nachrichten über
unsere Offensive beschäftigten. Schon vor der Lage
hatte uns Reichspressechef Dr. Dietrich gesagt, Na,
nun bekommen Sie endlich mal wieder Angenehmes und
Erfreuliches zu schreiben!" So bestätigte es sich
denn auch. Heute, am
17. Dezember
1944
ist den ganzen Tag über die
Luft erfüllt vom Überfliegen deutscher
Flugzeuge nach Westen.
18. Dezember
1944
Abreise von Adlerhorst"
nach Berlin im neueingerichteten Kurierzug ab Lich von
Adlerhorst" mit Obergruppenführer Schaub mit
PkW bis zur Mühle von dort mit dem Omnibus, z.T.
über die Autobahn nach Lich. Dort ab 21
Uhr.
19. Dezember
1944
Eintreffen in Berlin-Wannsee.
Gegen 8 Uhr sofort zur Arbeit in der
Reichskanzlei.
23. Dezember
1944
Abreise von Berlin nach
Adlerhorst" mit Krieger.
24. Dezember
1944
Wiedereintreffen in
Adlerhorst".
Aufnahme am 24., 25. und 26.
Dezember. Eine Weihnachtsfeier fand in diesem Jahr
erstmalig nicht statt, aber es gab dafür
Gänsebraten am Heiligabend, Fasan am 1. Feiertag und
Schweinebraten am 2. Vor allem aber gab es sehr viel
Arbeit Stunden Aufnahme! Am Heiligabend kam ich erst um
2,30 Uhr zu Bett, am 1. Feiertag um 3 Uhr und am 2.
Feiertag erst um 4,30 Uhr.
27. Dezember
1944
Abreise von Adlerhorst"
nach Berlin.
28. Dezember
1944
Eintreffen in Berlin. Die viele
mitgebrachte Arbeit und die nicht fertiggewordene
Durcharbeitung veranlaßte mich, die Nacht 29./30.
Dezember in der Reichskanzlei zu bleiben, um Zeit zu
gewinnen, weil ich es sonst nicht geschafft
hätte.
Wenn ich auch an Weihnachten
nicht hatte zu hause sein können, so war ich dann
wenigstens an Sylvester daheim. Kurz nach 18. Uhr
verließ ich am 31. Dezember die Reichskanzlei,
geriet aber schon zwischen Potsdamer und Anhalter Bahnhof
in Fliegeralarm. Erst gegen 22 Uhr traf ich zu hause
ein.
19453. Januar 1945
Eintreffen in Adlerhorst"
erst gegen 15 Uhr infolge dreistündiger
Zugverspätung und Fliegeralarm während des
Aufenthalts in der Mühle.
5. Januar 1945
Abreise von Adlerhorst"
nach Berlin mit sehr viel Arbeit
6. Januar 1945
Eintreffen in Berlin. Wegen der
vielen Arbeit ein Übertragungstag mehr
bewilligt.
9. Januar 1945
Abreise von Berlin nach
Adlerhorst" mit Dr. Reynitz.
10. Januar 1945
Eintreffen in Adlerhorst".
Hier sehr hoher Schnee bei 6 Grad Kälte. Ein
landschaftlich sehr schönes Bild.
13. Januar 1945
Abreise von
Adlerhorst"
14. Januar 1945
Eintreffen in Berlin.
In der Folge erwies sich eine
Rückreise nach Adlerhorst" als nicht mehr
notwendig. Am 12. Januar begann die russische
Großoffensive aus dem Baranow-Brückenkopf
heraus, die den Führer veranlaßte, am 16.
Januar von Adlerhorst" abzureisen. Ich hatte
infolgedessen von nun ab bis auf weiteres nur noch mit
der Vorortbahn nach Hause zu fahren. Die folgenden Wochen
bringen sehr viel Arbeit und Nervenanstrengungen, denn
den Russen ist es gelungen, nicht nur Polen
zurückzuerobern sondern auch schon tief in deutsches
Land einzudringen Ostpreußen, Oberschlesien--und
darüber hinaus an vielen Stellen bis zur Oder
vorzudringen. Es heißt, alle Nervenkraft
zusammenzunehmen, um nicht zu verzagen.
8. März
1945
Inmitten des Ernstes der Lage,
die den Russen bis fast an die pommersche Küste und
den Anglo-Amerikaner im Westen bei Köln,
Düsseldorf und Bonn bis an den Rhein gebracht hat,
erreicht mich heute endlich wieder einmal eine
erfreuliche Mitteilung: unsere Ernennung zum
Regierungsrat! Krieger und Dr. Peschel sind
Oberreierungsrat geworden, Dr. Jonuschat, Dr. Reynitz,
Dr. Haagen, Buchholz und ich Regierungsrat. Der
Reichsleiter [d.h., Martin Bormann] hat
zusammen mit Reichsminister Dr. [Hans] Lammers
dem Führer selbst eine entsprechende Vorlage gemacht
und der Führer persönlich hat unsere Ernennung
vollzogen. Damit hat ein man kann sagen --
zwanzigjähriger Kampf um diese äußere
Anerkennung unserer Arbeit seinen befriedigenden
Abschluß gefunden.1
[...]
[Keine weitere
Eintragung bis 23. April 1945]23. April 1945
(Berchtesgaden, Solekurbad.)
Nachdem sich die Lage an der
Ostfront wieder etwas gefestigt hatte, traten die
Bolschewisten am 15. April erneut zur Großoffensive
an, in deren Verlauf es ihnen nach fünf Tagen doch
entgegen unserer Erwartung gelang, bis in bedrohliche
Nähe Berlins vorzudringen. Gegen 1 Uhr in der Nacht
20./21. April kamen Peschel und Jonuschat aus der Lage
zurück in den Bunker, wo wir uns bereits seit kurz
vor 10 Uhr wegen des Alarms befanden, mit der Mitteilung,
daß es in einer Stunde los gehe. Also hieß es
Packen im Angesicht der vielen Menschen, die sich zu
dieser Zeit im Keller befanden. Der auf 2 Uhr angesetzte
Abmarsch verschob sich wegen des noch andauernden Alarms
bis gegen 4 Uhr. Kurz nach 4 Uhr ab Haus Kempka (Garten)
mit einem großen Wagen über Spandau zum
Flugplatz Schönewalde.
Dort unmittelbar nach Eintreffen
um 5 Uhr sofort Start in einer Transport-Ju 352 nach
Süden. Unterwegs sah man von oben zahlreiche
Brände herab, die den Weg der nächtlichen
Terrorflieger,1
die gerade erst vor zwei Stunden ihr mordbrennerisches
Treiben eingestellt hatten, bezeichneten. Gegen 6,30 Uhr
überflogen wir Prag seitwärts am Hradschin
vorbei. Kurz nach 6,30 Uhr Zwischenlandung auf dem
Flugplatz Prag. Dort Auftanken. Mit dem Flugkapitän
kurze Lagebesprechung. Es war schon
verhältnismässig spät und daher der
Weiterflug nach Salzburg angesichts möglicher
feindlicher Jabotätigkeit ein Wagnis, nachdem der
Flug noch anderthalb Stunden dauern sollte. Aber wir
entschlossen uns, statt bis zur Nacht in Prag zu bleiben,
zum sofortigen Weiterflug. [Anm.: Es konnte sein,
daß in Prag ein Aufstand ausbrach, und dann
wären wir da schlechter dran gewesen als wenn wir
das Risiko des Weiterflugs eingingen.] Die
Maschine flog wunderbar über den Bayerischen Wald
nachdem uns zuvor über dem Böhmerwald der
Arber2
mit schneebedecktem Gipfel gegrüßt hatte. Ganz
dicht, oft nur 20 Meter über den Baumwipfeln
hinweg zog die brave Ju mit 250-260
Km [pro Stunde] ihre Bahn. Gegen 8 Uhr
bereits kam die Alpenkette in Sicht. Bald flogen wir am
Schloß Kleßheim vorüber und wenige
Minuten später setzte die Maschine an zur Landung
auf dem Flugplatz Salzburg. Nach etwa einstündigem
Aufenthalt im Gästeraum der Flugleitung fuhren wir
im Omnibus nach Berchtesgaden zum Solekurbad", wo
unsere Zimmer trotz unseres überraschenden
Eintreffen größtenteils schon vorbereitet
sind.
Der Chef [d.h., der
Führer] mit dem engeren Stab ist noch in Berlin
zurückgeblieben, von uns als Paar vom Dienst Dr.
Haagen und Herrgesell. Wie lange sie dort noch bleiben
ist fraglich. Gestern am 22. April, sind mit einer
weiteren Maschine Frau Rendl und Frau Zoch von der
Reichskanzlei angekommen. Sie berichteten, daß
sechs Stunden nach unserer Abfahrt von der Reichskanzlei,
nämlich am 10,30 Uhr vormittags am 21. April, das
Artilleriefeuer auf die Innenstadt einsetzte. Ein
Volltreffer zwischen die beiden Häuser
Hermann-Göring-Straße ins Auswärtige Amt,
Brandenburger Tor und mehrere kleinere Strassen. Der
Beschuß hat seitdem angehalten.
Nun hatten wir infolge des
raschen unerwarteten Aufbruchs unsere Familien
zurücklassen müssen. Ich bin in
größter Sorge um Lotte, nachdem der gestrige
Wehrmachtbericht die russischen Spitzen schon bei
Treuenbrietzen meldet. Es ist nun gestern ein Brief von
Peschel an Reichsleiter Bormann abgegangen mit der Bitte,
Familie Buchholz, Frau Peschel und Lotte auf dem Luftwege
hierher zu bringen. Wenn der Brief auf dem Luftwege heute
früh oder vielleicht noch gestern abend, da die
Maschine schon um 18 Uhr gestartet ist, in die Hände
des Reichsleiters kommt ist es möglich, daß
Lotte heute noch, wenn nicht die Russen inzwischen weiter
vorgedrungen sind, abgeholt wird, und wenn alles sehr gut
geht und auch der Flug reibungslos verläuft, morgen
schon hier eintrifft. Doch wage ich es nicht zu hoffen.
[. . .]
Die gesamte militärische
Lage ist sehr ernst geworden. Die Engländer vor
Hamburg, die Amerikaner an der Elbe, in Sachsen und im
Sudetenland und der Russe bei der Einschließung
Berlins! Eine. Entwicklung, die keiner für
möglich gehalten hätte und doch wollen wir
nicht eher uns verloren geben, als nicht das Ende
wirklich unausweichlich ist.
23. April 1945
Heute geht ein Funkspruch an
Oberst [Nicolaus] von Below1
nach Berlin mit der Bitte, Familie Buchholz, Frau Peschel
und Lotte aus Berlin bezw. Werder herauszuholen. Aber die
mit der Quittierung dieses Funkspruchs geweckte Hoffnung
wird noch am gleichen Abend durch die Mitteilung
zerstört, daß die Russen schon bei Werder
stehen. So scheint das Schreckliche schon Wirklichkeit
geworden zu sein. Kampf am Alexanderplatz in Berlin! Die
Ju mit unserem Gepäck in der Luft
[Flugzeugführer: Gundlfinger] zerplatzt,
damit auch mein brauner Koffer verloren gegangen.
[. . .]
Durch den Rundfunk ist am
Nachmittag bekannt geworden, daß der Führer
den Befehl über alle zur Verteidigung der
Reichshauptstadt eingesetzten Truppen übernommen hat
und in Berlin bleibt. Ein Brief, den ich gestern
geschrieben habe, ist nicht mehr abgegangen, so daß
Lotte von meiner Anwesenheit hier keine Kenntnis
hat.
24. April 1945
Es wird immer dramatischer. In
der Nacht sind die in der Morgenfrühe des 21. April
als Paar vom Dienst in Berlin zurückgebliebenen
Kollegen Dr. Haagen und Herrgesell zurückgekommen.
Sie sind vom Führer hierher geschickt
worden mit dem Befehl, auch das
zuletzt Aufgenommene nach außen zu bringen. Es
enthält die Weisung zur Bildung einer neuen
Regierung unter Göring in Süddeutschland. Dr.
Haagen ist noch heute nacht zusammen mit Krieger von
Gruppenführer [Albert] Bormann im
Berchtesgadener Hof zu einer Rücksprache gebeten
worden, in welcher Bormann sich von einem Lageteilnehmer,
nämlich Haagen, Aufklärung über gewisse
Vorkommnisse [Anm.: wohl vorübergehender
Nervenzusammenbruch des Führers am 22.
April] verschaffen wollte. Heute abend erfahren
wir, daß Göring, der sich seit einigen Tagen
auf dem Berghof befindet, von der S.S. festgesetzt worden
ist. Und über all dem quält mich die Sorge um
Lotte, die sich ihrerseits in Sorge um mich verzehren
wird.
25. April 1945
Luftangriff mit Bombenteppich auf
den Obersalzberg. Während einige von uns in den
Stollen gegangen sind, erleben Frl. Keller, Peschel,
Krieger, Reynitz und ich den Angriff im Gang neben dem
Speisesaal im Solekurbad. Uns ist, als schlugen die
prasselnden Bomben in unmittelbarer Nähe ein. Wir
hören das Gurgeln und Sausen der Minen und Bomben,
Türen fliegen auf, Fenster klirren, mit jeder Bombe
erwarten wir das Ende. Dazu hören wir fortgesetzt
die Flieger über uns, so deutlich, daß wir
fast vermeinen sie müßten dicht über den
Ort dahinfliegen.
Eine halbe Stunde geht das
ungefähr, so etwa zwischen 9,30 und 10 Uhr in der
Frühe, nachdem der Alarm schon um 8,45 Uhr begonnen
hatte und von der ersten Welle schon einige Bomben
abgesetzt worden waren. Nachdem dieser Kelch an uns
vorübergegangen ist und wir zum Fenster
hinausblicken, sehen wir den Obersalzberg in schwarzen
Rauch gehüllt und müssen somit erkennen,
daß es sich um einen schweren Angriff gegen den
Berg" [d.h., den Berghof] gehandelt
hat, während der Ort Berchtesgaden, den wir in einen
Trümmerhaufen verwandelt wähnten, unversehrt
geblieben ist. Der Alarmzustand dauert bis nach 6 Uhr
abends. Noch nicht eine Stunde später erneuter
Alarm, ohne besondere Vorkommnisse, Dauer etwa 1 Stunde.
Um 22,30 Uhr wiederum Alarm mit gleich
anschließender akuter Luftgefahr. Ich gehe mit
Krieger in den Stollen, wo wir auch Lutz treffen. Kurz
nach Mitternacht Vorentwarnung. Nun hoffentlich Ruhe
für die Nacht.
26. April 1945
Nach dem heutigen
Wehrmachtbericht Kämpfe in Zehlendorf und Steglitz.
Mein brauner Koffer ist doch noch
eingetroffen!
27. April 1945
Heute ergeht über den
Rundfunk die Nachricht, daß Reichsmarschall Hermann
Göring infolge Verschlimmerung seines Herzleidens
den Führer um Entbindung von seinem Amt als
Oberbefehlshaber der Luftwaffe gebeten, der Führer
diesem Antrag entsprochen und den Generaloberst Ritter
von Greim unter Beförderung zum Generalfeldmarschall
zum Oberbefehlshaber der Luftwaffe ernannt
hat.
28. April 1945
Todestag von Lotte's Mutter. -
Über den Rundfunk erfahren wir, daß sich eine
Gruppe bezahlter Agenten [Anm.: Putschversuch des
Generals Epp] heute früh um 6 Uhr des
Münchner Senders bemächtigt hat, über
diesen die Wehrmacht zur Niederlegung der Waffen
aufgefordert und in französischer Sprache die
ausländischen Arbeiter in Bayern zur Besetzung ihrer
Betriebe aufgefordert hat. Nachmittags ist der
Krawall" beendet und die Ruhe in München
wiederhergestellt, wie durch eine Rundfunkansprache von
Gauleiter Giesler und Gauleiter Eigruber festgestellt
wird. Nach dem Wehrmachtbericht sind in Berlin inzwischen
Kämpfe am Halleschen Tor entbrannt.
29. April 1945
Der Wehrmachtbericht bringt
schlechte Kunde aus Berlin.
Kämpfe zwischen Halleschen
Tor und Anhalter Bahnhof, zwischen Schöneberg und
Charlottenburg und am Lustgarten. Mit anderen Worten, es
geht um das Regierungsviertel. Seit gestern liegt auch
die Ost-West Achse unter schwerem Feuer. Im
Südwesten ist durch unsere von Westen
heranrückenden Divisionen Beelitz wiedergenommen und
östlich Werder die Verbindung mit unserer Front bei
Potsdam wiederhergestsllt. Wie mag es inzwischen in
Werder ergangen sein? Am Abend erörtern wir die
Frage, was geschieht aus uns, wenn die Amerikaner hierher
kommen, beziehungsweise, wenn die Ernährung hier zu
Ende geht? Die Zukunft ist ein großes dunkles
Fragezeichen. --
30. April 1945
Der Wehrmachtbericht meldet von
der Frontlinie Beelitz -Werder, wonach Werder als in der
Kampfzone liegend angenommen werden muß.
Am Abend beruft Kollege Dr.
Peschel, der Leiter unserer Gruppe, eine Besprechung ein,
in der unsere; nächste. Zukunft besprochen wird.
Entweder Meldung bei der S.S. als Kämpfer in der
Wehrmacht [Anm.: Dr. Peschel war Pg.] oder
Verharren in Erwartung der kommenden Ereignisse. Die
Entscheidung wird freigestellt. Unsere Dienststelle
bleibt vorläufig noch aufrechterhalten. Am
Nachmittag sind jedem Kollegen und wohl auch jeder
unserer Damen je zweitausend Reichsmark ausgehändigt
worden.
1. Mai 1945
Am Abend teilt uns Dr. Peschel
als Ergebnis einer fernmündlichen Rücksprache
mit Senatspräsident Müller mit, daß den
Kollegen, die keine Zivilkleidung haben, aus einem
aufgelösten Arbeiterlager auf dem Obersalzberg eine
solche zur Verfügung gestellt wird. Helling, Dr.
Reynitz und ich werden uns zwecks Abholung dieser
Kleidungsstücke morgen vormittag 10 Uhr auf dem
Platterhof einfinden.
Um 22,50 Uhr erreicht uns durch
Herrn Hentschke, Presseabteilung, die Kunde vom Tod des
Führers. Wenngleich alles auf diese Nachricht
gefaßt sein mußte, so hat sie uns doch aufs
tiefste erschüttert. Der Führer ist heute
nachmittag auf seinem Gefechtsstand in der Reichskanzlei
in Berlin gefallen. Am gestrigen Tage hat er den
Großadmiral Dönitz als seinen Nachfolger als
Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Wehrmacht
bestimmt. Wir hören später am Rundfunk gegen
Mitternacht die Ansprache Dönitz an das deutsche
Volk und seinen Tagesbefehl an die Wehrmacht.
2. Mai 1945
Wie ein Sinnbild empfand ich den
heutigen Auftrag, nach dem Berghof zu pilgern, um
für 5 unserer Kollegen, darunter auch für mich
selbst, Zivilkleider zu besorgen. [. .
.]
Wie ein Gleichnis kam mir die
Zerstörung des Berghofes vor, die ich nun am Tage
nach dem Tod des Führers vor Augen sah. Im
Weinkeller erhielten wir noch einige Flaschen und wateten
dann durch den frisch gefallenen Schnee, der den Weg in
einen fürchterlichen Morast verwandelt hatte, zum
Tor I. Von diesem gingen wir abwärts bis zum Tor II
und warteten dort auf ein LKW, der uns bis zum Hause
mitnahm.
[Es folgen dann Einzelheiten der Besetzung
Berchtesgadens durch die Amerikaner und Vernehmung durch
[George] Allen und Albrecht des amerikanischen
CIC. Letzte Eintragung am 21. Mai 1945.]
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