Anlaß
für das Telefongespräch war Frl. Schroeders
Bitte, Mr. Irving möge ein
Radiogerät mit nach Düsseldorf nehmen. Sie bot
dafür, (und weil sie Mr. Irving sowieso gut leiden
kann) eine Handskizze ihres ehemaligen Chefs an.Sie fühlte sich während des Mittagessens im
[Münchner Hotel] Regina mißverstanden,
als sie einiges aus ihren Aufzeichnungen vorlas. Sie
wollte damit nur eine Freude machen, mußte aber auf
den Ausspruch Mr. Irvings hin (Warum zeigt sie mir
denn das?") annehmen, daß Mr. Irving glaubte, sie
wolle ein Geschäft machen. Sie selbst weist alle
merkantilen Dinge weit von sich.
Es
folgten längere Begründungen, weshalb sie keine
Nationalsozialistin gewesen ist. Das
Schlüsselerlebnis war eine Verwicklung in eine
Verleumdungsgeschichte. im Jahre 1932. Ihr damaliger
bayerischer Freund namens Viertaler rief eines
Tages im Braunen Haus an, der Telefonist verstand
Fürtheimer und eine Kollegin wußte gleich zu
berichten, daß Sch. mit diesem Juden in Italien
gewesen sei. Einige eidesstattliche Erklärungen
waren notwendig, um Frl. Sch. wieder zu rehabilitieren.
Seit dieser Zeit konnte sie die Leiden der Verfolgten
recht gut verstehen. Sie nahm an. daß an diesem
System etwas faul sei. Aus diesem Grunde sagte sie auch
all die Jahre hindurch (32&endash;45) nie, bei wem sie
beschäftigt war.
Lange Zeit war sie mit einem Jugoslawen heimlich
verlobt. Aus ganz bestimmten Gründen fragte sie
Hitler 1938: Mein Führer, wie
würden Sie sich verhalten, wenn sich eine Ihrer
Sekretärinnen mit einem Jugoslawen verheiraten
wurde?" Hitler antwortete: Das kommt ja gar nicht
in Frage." Sch. machte den Einwand, daß die
Sekretärin ja weggehen könne. Hitler entgegnete
kalt: Das würde ich zu verhindern wissen."
Frl. Sch. war auch bei der Italienreise [Mai
1938] dabei. In Florenz auf der Ponte Vecchio
begegnete ihr und Frl. Wolf eine Pferdekutsche, in der
Hitler und der Duce saßen. Sie standen am
Geländer und grüßten, worauf der
Duce Hitler fragte, wer die hübschen Damen
seine. Hitler antwortete stolz: Das sind meine
Sekretärinnen."
Als Frl. Sch. einmal in Berlin in der Frauenklinik
lag, besuchte sie Hitler in Begleitung seines Adjutanten
mit einem riesigen Blumenstrauß.
Selbstverständlich sammelte sich vor dem
Klinikeingang eine große Menschenmenge an. Hitler
sagte deshalb zu ihr: Die glauben jetzt sicher, ich
besuche meine Geliebte, die ein Kind von mir
erwartet."
Falls so kleine Geschichten wie die als Beispiel
angeführten interessant genug erscheinen, so
könne sie ihrer Aufzeichnungen schon einmal zum
Lesen geben. Sie möchte allerdings diese vorher erst
einmal überarbeiten.
Frl. Sch. ist dabei, Unterlagen, Briefe etc. zu
vernichten, damit sie nicht einmal in falsche Hände
fallen. Ihre Prozeßakten hat sie schon
verbrannt.
Elke Fröhlich
29. Oktober, 1971