Notes on an
Interview of Prof Dr Dr Ernst-Günther Schenck at
Klagenfurt, Austria, May 11-12, 1982
[tape-recorded]MAY 11, 1982:
Gehirnentzündung (1942): das war vielleicht ein
sog. russisches Kopfschmerzfieber, würde ich sagen.
Eine Infektionskrankheit die damals verbreitet war. In
Meningitisform. Ging sehr schnell vorüber. Nach 5-8
Tagen vorbei.
Blutegel war damals Mode. Dr Bottenberg in
Frankfurt schrieb Bücher über die
Blutegelbehandlung. Sie kennen die Heparinbehandlung bei
verschiedenen Krankheiten. Eine Substanz, die die
Gerinnung hemmt. Dadurch fließt sie saugen sich
voll ... wie einen kleinen Aderlaß. Bei
Kopfschmerzen, Venentzündung usw. Heute macht man
Salben, man wird operiert. Hirudo medicinalis.
Renate und Charles Heston, Psychiater in Minneapolis,
schrieben 1979/80: The Casebook of Adolf
Hitler." Pervitinsache. Untersuchte Engelapotheke,
without success.
Rolf Makkus flog nach B'gaden später als Morell.
Makkus hatte eine Offizierskiste mit Morellsakten,
vergraben an einer Steinmauer. But then gave the Kiste to
Franzosen und eine junge Amerikanische Journalistin.
Seitdem sind sie weg.
MAY 12, 1982:
Frau Morell war in München oder in Olmütz.
Freundschaft mit Aloys Becker. Sie beschwerte sich
über Mulli and Laves, daß sie nichts
täten, der einzige, der was tat wäre der
Becker. Makkus war zuerst nur der Chauffeur. Ist jetzt RA
und Notar a.D., hatte Herzinfarkt, will nichts mehr von
der Sache wissen. Richard Weber wurde eingzogen Ende 1944
zum Ausw.Amt.
Damals wurden die elektr. Mikroskope von Siemens
hergestellt. Riedel. Es fehlte ihm immer etwas.
Iod.Cocain (1945) muß Iod-Kalkum" sein;
Augenbehandlung, Löhlein.
Traubenzucker war bekannt, kein anderer Arzt
hätte soviel gespritzt wie Morell. Strophantin wohl.
Richtige Anfälle mit Angina Pectoris scheint Hitler
nicht gehabt zu haben. In dem Alter war eine
Coronarsklerose beinahe normal. Morell hätte viel
weniger machen sollen. Die ganzen Hormonenpräparate
... Strophantin wäre nicht notwendig. Strophantin
kräftigt die Herz-Muskulatur, wie digitalis. Das hat
Morell nie gegeben, weil man digitalis damals nicht
spritzen konnte, sondern als Tabletten.
Homoseran haben ich und ein Freund von mir, erst 1944
erfunden, von Hamma, steht nirgendwo was das war in
keinem gelben oder roten Liste, überhaupt nicht
erwähnt. (5. Brief 1969). Die letzten Listen sind
aber 1939/40 herausgegeben. Schenck glaubt nicht,
daß Homoseran die Blutsenkung beschleunigen
könnte, So leicht läßt sie sich
nicht beeinflußen."
Iod hat Morell gespritzt gegen die
Arteriosklerose, nach der damaligen Lehre. Nun hat Morell
in einer seiner ersten Arbeiten, die ich Ihnen schickte,
über Septoiod geschrieben, etwa 1926, immer
dafür interessiert, wollte damit gegen
Arteriosklerose-Verkalkungen vorgehen.
Traubenzucker: Nach Traubenzucker allein
hätte Hitler nichts gemerkt. Wenn etwas Strophantin
dabei gewesen war, wenn aber Coramin oder Cardiazol dazu
gegeben, dann das putscht ein bischen auf. Das merkt man
schon. Coramin Wirkung dauert 1 - 2 Stunden,
Traubenzucker, muß man langsam spritzen, ist schon
verdünnt, erhöht den Blutzucker, von vielleicht
80-100 mg% (normal) bis 110-120mg% und fällt dann
schnell wieder ab. 20%ige Traubenzucker kann kein Effekt
haben. Wenn man 50%ige gibt, die entwässert das
Gehirn, z.B 1- oder 2mal 50%ige Traubenzucker nach
Schlaganfällen hat man das früher gerne
gegeben, und wurden die Leute wieder klar.
Lenin hat Arteriosklerose im gleichen Alter
genauso gehabt.
Pervitin ist nachgewiesen worden in den
goldenen Vitamultin" Täfelchen. Vitamultin-F.
Die hat der Mulli bei Hamma gemacht in einem Sonderlabor.
Auch als Kurpackungen Vitamultin F", erscheint
unter verschiedenen Namen. Nicht zu verwechseln mit den
normal Vitamultin Dragées, für die DAF in
riesigen Mengen hergestellt und nicht mit den Vitamultin
forte Spritzen. Nur für den Führer bestimmt.
Morell hat sie dann wie Orden verteilt, an Ribbentrop und
seine Verwandten zum Teil, nach den Tagesnotizen 1943/44
hat es dann immer wieder mal gegeben. Ob es vorher
gewesen ist weiß ich nicht. Ich weiß,
daß ich das über Oswald Pohl, meinem damaligen
Chef der später gehängt worden ist, an Hitler
habe melden lassen, weil ich damals in großer
Aufregung über diesen Fund war, und das hat Himmler
dann, er gesagt, Wenn Ihr davon noch redet, dann
kommt Ihr ins KZ!' Das war 1943. Dann habe ich sofort
gesehen mit Conti, Der Conti war ein ängstlicher
Mann. Der hat gesagt, haben Sie schon jemand gesagt
...
Yatren war ein Chinoin Präparat mit Iod, aber
eigentlich nur für die Amoeben-Ruhr, nicht für
die bakterielle Ruhr. Da muß Morell irgendwie den
Verdacht gehabt haben. Aber sicherlich hat Hitler nie
eine Amoebenruhr gehabt, die ist nur eine afrikanische,
Tropenruhr, in afrikanischen Ländern, die gab's im
Kriege nicht.
Morell hat diese Injektionen mit vielen anderen
Patienten gemacht. Nur waren kaum welche so lange in
Behandlung bei ihm. Er hat Antonescu gespritzt; was
Zachariae mit dem Mussolini gemacht hat weiß ich
nicht. Batavia hieß die Tarnname für
Mussolini's Dienststelle. Da hat Morell auch viele
Drüsenpräparate zu Mussolini 'runtergeschickt.
Der einziger, der viel gespritzt hat und auf lange Zeit,
das war der Zabel in Berchtesgaden. Den kannte ich. Das
war ein geistig verwandt zu Morell. Zabel war sehr drauf
aus, Patienten zu kriegen, und das war die Eifersucht
zwischen den beiden, das kommt sehr deutlich zum
Ausdruck. Ich bekam einen Patienten von ihm (Zabel) nach
München, das waren auch Hormonenspritzen und
Vitaminenspritzen, das war damals die Mode, das war
Modemedizin. Und was waren das? Da waren nach dem
heutigen Wissen kaum Hormonen drin. Die waren längst
ausgetrocknet. Da war Eiweiß -- daß
Hitler keine allergischen Zustände bekommen hat von
diesen Eiweißpräparate. Leberextract ist
natürlich immer etwas Eiweiß noch drin. Sie
haben's versucht, 'rauszudestillieren, sie haben
Lösungen mit Azeton usw gemacht, aus den
Leberpräparaten, haben es wieder eingedampft, aber
Eiweiß ist immer drin und das kann natürlich
schwere Allergien machen. Komisch, daß das bei
Hitler nie der Fall gewesen ist. Mag Glück gehabt
haben.
Testosterone war schon ein isoliertes
männliches Hormon. Das gibt's. Auch heute noch. Aber
die Hamma Präparate, die Morell ... in Olmütz
hat herstellen lassen. Waren schon damals überholt.
Die waren die reinen Drüsenextrakte. Die taugten
nichts mehr, hatten auch nichts. Weil schon damals
untersucht wurde, was noch drin. Da gab's die Arbeit von
Schittenheimer, einem deutschen Kliniker, die alles
klassifiziert, 1940-1942 gewesen. (Siehe Brief vom 1969.)
Morell hat sie trotzdem weiter verwendet, hat die
Ergebnisse wahrscheinlich garnicht gelesen.
Penizillin: Da war nicht's drin! Einer war's in
Deutschland, der Penizillin gemacht hätte: Kilian in
Breslau, aber sonst war in Deutschland noch nichts. Es
war sehr viel gearbeitet, aber so war's in der ganzen
Welt. Es war eigentlich nur in Amerika und England
herstellungsfähig. Bei der Invasion in 1944 hatten
die Engländer 600,000 Portionen Penizillin mit auf
den Schiffen, im Grunde nicht viel. Nur haben die
Schimmelpilze noch andere Substanze als die Penicillin,
auch Eiweißstoffe, und die Russen haben diese
Substrata einfach getrocknet und dann gespritzt und da
hat es in der Gefangenschaft bei manchen Gefangenen
scheußliche Reaktionen gegeben. Die war unrein, die
Penizillin. Die deutsche auch.
Ultraseptyl: stammte von der Firma Chinoin,
Morell hatte wahrscheinlich Kapital drin. Es waren
verschiedene Entwicklungsstadien bei den
Sulfonamidpräparaten. Uliron war das giftigste von
allen. Ultraseptyl, das war ähnlich giftig. Immer
wenn Morell die Wahl hatte, nahm er das eigene Fabrikat,
auch wenn es weniger wertvoll war als andere
bewährtere Erzeugnisse. Hitler hat später
gemerkt, daß Ultraseptyl ihn nicht bekäme.
Dann hat Morell Tibatin gespritzt, ein damals modernes,
bekanntes, und sehr gut verträgliches Präparat.
Das wollte Morell nie zugeben, daß das Ultraseptyl
an der unteren Grenze war.
(Schenck notes that Giesing's
training under Eicken was very short for his position as
an ENT doctor, and he presumably reached his subsequent
high position because of his Partei connections.)
Die Blutmessungen: die Blutproben waren 3 bis 4
Tagen unterwegs aus Ostpreußen über die
Reichskanzlei in das Labor. Da als bei normaler
Temperatur. Genausowie mit den Stühlen.
Glaube ich nicht, zum Teil waren sie drei Wochen
unterwegs zu Nißle in Freiburg, Ende 1944. Da bin
ich sehr skeptisch ob diese Untersuchungsergebnisse
überhaupt stimmen. Denn es ist später
nachgewiesen worden, gerade bei den Stühlen, wenn
sie zwei drei Tage unterwegs sind, sind die ganzen
Bakterienverhältnisse anders. Diese ganzen
Sachen waren wirklich ein bischen
Außenseitermethoden. Die Klinik als solche hat
eigentlich... die haben diese Sachen nie gehabt." Wollte
Morell wirklich wissenschaftlich vorgehen, hätte er
das Labor unmittelbar im FHQu aufbauen sollen. Aber
der Morell hat ja doch Einheitsdiagnose gemacht: bei
jedem Mann war der Darm nicht in Ordnung', die
Colibakterien, und Vitaminenmangel und Hormonenmangel.
Das waren seine drei Einheitsdiagnosen, die er bei jedem
seiner berühmten Leute gestellt hat. Was anders hat
er praktisch nicht."
Als Hitler sein Gelbsucht hatte, war Morell
ängstlich. Mit dem Herz hat er auch keine
großen Erfahrungen. Da hat er das Buch Moderne
Therapie von Frank geholt, sagte mir der Makkus; das
wurde Morells medizinisches Bibel.
Mit der Bettina von Ribbentrop die Tochter vom
RAM -- und die Anneliese (Frau v.R.) -- war wohl die
einzige die Morell immer Contra gegeben hat, nicht
geglaubt hat. Dann hat Morell die Bettina überall
rumgeschickt, zu Hans Eppinger -- einer der bekanntesten
Internisten aus einer großen Wiener
Internistenschule, der hat Selbstmord gemacht nach 1945,
weil einer seiner Oberärzte Weigelböck an den
KZ-Lagerversuchen beteiligt war. Damals war der Chef
verantwortlich für alle seine Leute. Eppinger war
einer der Leute, die zu Lenin geholt wurde ans
Krankenbett nach Moskau im 1920/1921 als dieser seinen
Schlaganfall hatte. Er untersuchte die Ursache des Tods
von König Boris August 1943 auch.
Marlene Exner stammte aus der Schule Eppinger.
Die war bei Antonescu Diätköchin.
Frl Constanze Marzialy war eine junge, reizende
Tirolerin. Ich habe sie nur einmal gesehen. Sie hat
Hitler das letzte Essen gekocht, und ich habe sie mit der
Junge, Daranowski, und Krüger rausgebracht und ist
sie dann am gesundheits... das Patzenhofkeller, da kam
ein SS Oberscharführer, hat sich erboten, die vier
Frauen rauszubringen, und alle die drei anderen sind
rausgekommen, und die Marzialy ist verschwunden, sie
muß in den Händen der Russen gefallen sein und
ist nie wieder ...
(Schenck war vom 21. April 1945 bis zum
Schluß in der Reicbskanzleibunker. Da war der
Morell gerade weg. Da war der Stumpfegger da. Schenck
hatte sich mit den Verwundeten zu befassen.)
Morell hatte riesige Bankschulden. Er war eben ein
Dilettant. Hat furchtbare Stolz bei sein Vitamultin
ausgerechnet, daß er 14 Mio Mark gekommen sind,
aber wo sie geblieben sind .. wahrscheinlich hat die
Firma sie ja ... geschluckt. Vitamultin hat auch ...
Hippke hat doch Vitamultin ... Er hat das abgelehnt, es
war kaum was drin, es war 7 oder 17 mg Vitamin C drin,
und der Tagesbedarf ist 50 mg (damals! Heute ist es noch
... je mehr und je leichter es fällt, Vitamin C zu
machen, desto höher steigen die Dosen, die man
für notwendig hält.) Und den Hippke hatte der
Morell erledigt. Er hat sich gegen Ruslapuder
ausgesprochen. Und da hat Morell persönlich einen
Brief an Göring geschrieben und darüber
beschwert und da wurde der Hippke abgelöst durch
Generaloberstabsarzt und Inspekteur der Luftwaffe
Schröder, einen sehr netten Mann.
Delizia: das war eine Firma in Sachsen, sie hat
dieselbe Substanz, Kalium-Xantogenath, erfunden. Dann gab
es ein anderes von Boehringer, da war schon die wirksame
Substanz, ... die war besser. Nicht gelungen ist ihm das
Imprägnieren, das ... lange Zeit ausprobieren
lassen wollte: die Wäsche mit Ruslapuder
imprägnieren lassen. Delizia hat das gelöst
gehabt, hat das fertiggebracht. Im Jahre 1943/44 ist
deswegen Rusla ganz in Abgrund gegangen und Delizia ist
in solchen Mengen verwendet worden. Dann hat Morell
versucht das Rusla-Puder in Rumänien und nach
Italien auszufuhren.
Grawitz war mir nicht sympathisch und er hat
mich auch nicht gerne gehabt. Er war nur auf
Äußerlichkeit ... angezogen ganz elegant,
wenigstens ist er dann nachher ja immerhin tapfer
gestorben: er hat sich mit seiner ganzen Familie in dem
Keller seines Hauses mit einem Panzerfaust in die Luft
gesprengt im April 1945 in Berlin. Dann wurde der Karl
Gebhardt sein Nachfolger als ... des Deutschen Roten
Kreuzes.
Neo-Balestol: Das muß dieses Zeug
muß aus der Zeit stammen, wo Hitler sich mit seinen
alten Chauffeuren und Soldaten umgeben hat, denn Balestol
ist ein Gewehrputzöl. Womit die Soldaten ihre
Gewehre gereinigt haben. Und es wurde dann in
ähnlicher -- nicht der gleichen -- Zusammensetzung
... wurde es dann in den Handel als Heilmittel gebracht
und wahrscheinlich haben's die alten Soldaten, entweder
[Julius] Schreck oder [Julius] Schaub,
die haben Hitler bei seinen Magenbeschwerden geraten, es
mal zu nehmen. Und ich glaub' das Koester
Antigas[pillen], und dieses Neo-Balestol, aus
dieser ganz frühen Zeit stammen. Kamerad tu
das auch!" Da war aber Fusel-Öl drin und die machen
sehr unangenehmen Beschwerden und da hatte da der Hitler
offenbar eine Vergiftung und ... ist später verboten
worden vom Reichsgesundheitsamt. Steht im Brief vom
1969.
Das hat mir der Walther Hewel auch gesagt. Ich
wußte das nicht, aber in dieser [seiner]
letzten Lebenstunde (am 1. Mai 1945) hat er mir als
erster erzählt, daß eben Hitler von Morell
durch viele Spritzen, drei, vier, fünftausend
gekriegt hat in den letzten Jahren. Das Gespräch
steht in meinem Buch, in den letzten Seiten.
Alwin-Broder Albrecht ist auch in eine Ecke
verkrochen und hat sich das Leben genommen. Habe ich aber
nicht gesehen. Hat sich sehr tapfer und anständig
benommen in den letzten Tagen.
Venereal diseases: Eine lütische Krankheit
könne nie bestanden sein bei Hitler. Denn Wassermann
ist durchgehend negativ, dann hat man keine gehabt. Auch
die anderen Meinicke, Kahn sind auch gemacht worden: das
sind drei Parallel-Untersuchungen, alle auf Syphilis
spezifisch. Wenn alle negativ sind. Ehe Morell zu Hitler
kam, fuhr dieser mit Koffern von Medikamenten spazieren!
Wenn er auf seine Vortragsreise war, mußte immer
Linge oder der andere Diener einen Koffer mit
Medikamenten mit ... Hitler war
medikamentensuchtig, war es schon zeit seines
Lebens.