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Research Documents collected for David Irving: Hitler's War
First posted, Sunday, August 15, 2010

 

Source: Original in the Sammlung Irving, Institut für Zeitgeschichte, Munich; also in Irving Papers, UK

Nikolaus von Vormann [rechts] war während des Polenfeldzuges 1939 Verbindungsoffizier des Ob. d. H. beim Führer. Dieses Kalender sowie Privatbriefe an seine Frau dienten als Unterlagen für seine Aufzeichnungen, die sich als Bestand F 34 im Institut für Zeitgeschichte, München, befinden. Seine Witwe Frau Ruth von Vormann wohnt (1972) in Marzoll, bei Bad Reichenhall.

[Anmerkung David Irvings 2010: Die Briefe scheinen verbesserte Abschriften zu sein („Hitler" statt „Führer" usw.] [. . .] = Private Eintragungen.

Auszüge aus Privatbriefen des Oberstleutnant i.G. Nikolaus von Vormann an seine Frau, 1939.

25. August 1939 Berlin.

Heute vorm. war ich beim Chef des Generalstabes und beim Oberbefehlshaber. Beide haben versucht, mir meine Tätigkeit zu schildern. Bei den letzten Unternehmungen waren auf m. Posten teils der Chef des Generalstabes persönlich oder der Oberquartiermeister 1. Das wollen dieses Mal beide nicht wieder, um nicht zu konkreten, ihren Stellungen angemessenen und entsprechenden bindenden Operationsvorschlägen Hitlers persönlich gegenüber gezwungen werden zu können, die dann dem Oberbefehlshaber die Freiheit des Handelns nehmen. Das soll ich durch m. Gegenwart verhindern.* - Genau so gewunden und kompliziert wie der vorige Satz ist mein Auftrag. Hoffentlich kann ich ihn erfüllen. Bei der persönlich ganz großen Hochachtung, die ich Brauchitsch und Halder gegenüber hege, will ich mir jedenfalls alle nur denkbare Mühe geben...

* d.h., Als Verbindungsoffizier des Ob.d.H. beim Führer.

26. August: [betr. Tätigkeit am 25. August:]

12,50 Meldung bei Hitler. - Starke Spannung, da bis 14 Uhr der Befehl für „Fall Weiß" gegeben sein muß. Ob.d.H. erklärt sich einverstanden, wenn der Befehl erst 15 Uhr rausgeht.

13,15 Frühstück im engsten Kreis. Sehr schnell, hastig, Hitler sehr nervös. Steht nach 10 Minuten auf, um Henderson, englischen Botschafter zu empfangen. Gespräch dauert bis 14,40. Inzwischen kommt der italienische Botschafter, um

Antwort auf das lange Telegramm an Mussolini vom Vormittag zu bringen. -- Viele Rücksprachen mit Ribbentrop. Dazwischen französischer Botschafter.

15,02 befiehlt Hitler: Fall Weiß. Gegen

16 Uhr wird bekannt, daß England Polenvertrag ratifiert hat. - Große Erregung. Klar: England marschiert, Frankreich dto. Italien macht nicht mit. Brauchitsch schickt mich zu C.d.G. Halder: Kein Beginn der Feindseligkeiten.*

* Der Brief bezieht sich auf die Vorgänge des 25. August.

27. August:

Wie weit die Gerüchte, die die Presse über das Angebot Hitlers an Henderson bringt, zutreffend sind, weiß ich nicht, da ich vor der Tür saß. Z[ur] Z[ei]t warten wir auf die Rückkehr des englischen Botschafters.

28. August:

[. . .] Hitler glänzender Laune, hofft zuversichtlich, England so weit zu bringen, daß wir mit Polen allein zu tun haben. Großes Rätselraten, was Henderson -- Abflug London 16,50 -- mitbringt. Bisher nichts durchgesickert.

29. August:

Henderson hat nicht das gebraucht, was erwartet wurde, so sagt man wenigstens. Was nun kommt, liegt in der Zukunft dunklen Schoße.

30. August:

Die Dinge spitzen sich immer mehr zu, und drängen zum Ende.

31. August:

[. . . ] Wenn Du den Brief bekommst, ist Krieg. Mir persönlich will der Gedanke noch kaum in den Kopf. 0,30 hatte Hitler seinen Entschluß gefaßt. Um 5 Uhr bin ich nach Benachrichtigung des Oberkommandos tiefsinnend ins Hotel gegangen. -

Hitler glaubt fest, daß Frankreich und England nur so machen werden, als ob sie Krieg führen wollen.

1. September:

Natürlich ist noch nicht alles klar. Die große Frage: wird England wirklich zu Polen stehen, ist ganz offen. [. . . ] Jetzt, 18 Uhr, tagt das Parlament [s. Bild] und soeben haben sich nacheinander der englische und der französische Botschafter angemeldet.

3. September:

Hochstimmung gestern Abend, daß es gelingen würde, England und Frankreich zu einer zum mindesten zweifelhaften Haltung zu bringen. --

Und nun ist es heute doch geschehen! Um 9 Uhr erschien der Engländer mit dem Ultimatum bis 11 Uhr, und um 11 Uhr der Franzose mit dem Ultimatum bis 17 Uhr. [. . . ] Ich mache nicht mies und sehe nicht schwarz, aber sehe sehr ernst in die Zukunft. Das wollten wir nicht. Bis heute früh herrschte der Glaube, irgendwie Zeit gewinnen und die Entscheidung hinziehen zu können. Hitler glaubt auch heute noch, daß die Westmächte den Krieg sozusagen nur andeuten werden. Deshalb habe ich 15,50 dem Heer den Befehl übermitteln müssen, die Feindseligkeiten nicht von unserer Seite zu beginnen. [. . . ] Ich kann diesen Glauben nicht teilen. Das ist eine Verkennung der englischen und französischen Psyche. - Da ich heute weiß was Krieg ist, stehe ich den Ereignissen anders gegenüber als 1914. -

4. September:

Komme soeben von der Weichsel -- Culm gegenüber --zurück. Leistung von Führung und Truppe in jeder Weise nur anzuerkennen. -- Im Westen ist inzwischen ein Propagandakrieg ausgebrochen. Sollte Hitler doch recht behalten? -- Bei Saarbrücken sollen die Franzosen ein Schild gezeigt haben: „Von uns fällt der erste Schuß nicht." Da wir befohlen haben, auf keinen Fall die Feindseligkeiten zu eröffnen, bin ich gespannt, wie's weitergeht.

6. September:

Hitler ist mit allen anderen fort gefahren zur Front. Ich sitze allein mit ein paar Leuten im Zuge auf dem Bahnhof eines kleinen pommerschen Nestes und stehe trotzdem in Verbindung mit der ganzen großen Welt. [. . .] Wie das ganze Getriebe hier überhaupt in die große Politik hinüberwechselt. Was paßt so gar nicht zu den dürren Kiefern und zu den Baracken, auf die ich aus den großen Fenstern unseres Kartenwagens hinaussehe.

-- Es ist so ja ganz interessant und trotzdem möchte ich eigentlich gerne weg irgendwohin an die Front, wo ich eigene Verantwortung hätte. Natürlich ist das ungerecht, aber ich passe so gar nicht in einen derartig großen Betrieb von ein paar hundert Menschen, der so ausschließlich auf einen einzigen Mann zugeschnitten ist, und außerdem ist mir das Ganze zu fern von der Front. Die Leistungen der Truppe sind sehr ordentlich. Nach 6 Tagen Krieg stehen wir überall gut 150 km in Feindesland. Der Heeresbericht, der hier jeden Morgen in dem Wagen, in dem ich sitze, entsteht, ist 100%ig richtig. [. . . ] Der komische Krieg im Westen geht weiter. Bisher ist noch kein Schuß an der Westfront gefallen. Es stehen sich auf beiden Seiten nur große Lautsprecher gegenüber, mit deren Hilfe jede Partei der anderen klar zu machen versucht, wie unmöglich ihr Verhalten ist und wie blödsinnig ihre Regierungen. -- Morgen wollen Brauchitsch und Raeder hier erscheinen. Abends wird's dann wohl wo hingehen. --Polens Lage ist mehr als verzweifelt.

9. September:

[. . .] In dem Bemühen, nichts zu übertreiben, bin ich mit meinen Prophezeiungen immer sehr umsichtig gewesen. Meist hat die Truppe in fabelhafter Leistung es immer noch früher geschafft. Der Krieg in Polen ist aus. -- Im Westen geht der Kartoffelkrieg weiter. Mir persönlich wäre es ja doch das liebste, wenn nach dem Verschwinden des einen Vertragspartners der offizielle Kriegsgrund für England und Frankreich entfällt. - Die Zukunftspläne, die immer wieder von Hitler in langen Gesprächen erörtert werden, sind interessant, aber kaum geeignet zum schriftlichen Festlegen.

11. September:

Militärisch steht die Sache glänzend. Heut und morgen entscheidet sich das Schicksal der polnischen Armee wie wir es erhofften noch westlich der Weichsel. Spätestens übermorgen kommt in die Zeitung die Schilderung der „Großen Schlacht in Polen".[. . .] Im Westen bleibt die Sache verwunderlich. Die Franzosen geben Heeresberichte heraus, die geradezu phantastisch sind. Sie sprechen von Operationen, züm mindesten von den Einleitungskämpfen dazu, obwohl tiefer Friede herrscht.

13. September:

Über das Leben und Treiben hier im Hauptquartier ist shcriftlich schwer, was von sich zu geben. Das muß ich mündlich berichten. -- Wir kommen gerade von der Front zurück. Im Westen bleibt die Sache weiter dunkel. Es ist ein Krieg mit heftigem' Bemühen, dem anderen nicht weh zu tun.'

15. September:

Hitler ist mit großer Begleitung wieder zur Front. Ich habe Dienst und sitze infolgedessen im Zuge am Telefon. Zu tun ist wenig. Die Operationen verlaufen planmäßig wie ein Uhrwerk. - Unsere Bemühungen gehen jetzt mit Macht dahin, Rußland zu veranlassen mitzumachen. Nicht, weil wir allein nicht fertig werden, sondern um zu bewirken, daß England und Frankreich dann auf Grund ihres Bündnispaktes auch Rußland den Krieg erklären müssen. Die daraus dann sich notwendigerweise ergebenden Konsequenzen sind gar nicht abzusehen. England wird es wohl deshalb nicht machen und dann entfällt wiederum der offizielle Grund, warum es uns den Krieg erklärt hat. - Was aus diesem Durcheinander wird, müssen wir .abwarten.

17. September:

Heute morgen 4 Uhr sind die Russen nun doch endlich marschiert. Die offizielle Erklärung lautet: zum Schutz der Ukrainer' wind Weißrussen unter voller Wahrung der Neutralität in dem bestehenden Konflikt und weil keine polnische Regierung mehr vorhanden ist; die russische Regierung demnach also an den russisch-polnisch. Nichtangriffspakt nicht mehr gebunden ist. In Wirklichkeit ist die Sache noch viel komplizierter und mit Klärung dieser Fragen und mit Festlegung einer Demarkationslinie haben wir die heutige Nacht verbracht. Hoffentlich sind die Befehle noch durchgekommen [. . .]

Wir wollen heute wieder Standortwechsel machen. Hitler will gern bevor der amerikanische Kongreß zusammentritt (21.9.) in Danzig eine große Rede reden. Also demnach spätestens am 20.

18. September:

[. . .] Hitler will morgen in Danzig seine große Rede halten. - Eigentlich war vorgesehen, daß ich einen Abstecher in die hohe Diplomatie machen sollte. Als Vertreter der Wehrmacht sollte ich heute per Flugzeug nach Bialystok zu einer längeren Konferenz mit russischen Offizieren über Demarkationslinie usw. Väterchen Stalin hat aber in letzter Minute heute Nacht abgelehnt und will die Sache selbst von Moskau aus machen. Ich bin teils froh, teils traurig, aber eigentlich mehr froh als traurig, denn ich hätte Vollmacht gehabt, die Russen aber keine, sodaß doch nur leeres Stroh gedroschen worden wäre. - Der Tag gestern war reichlich aufregend. Neben dem Russeneinmarsch hatte auch Warschau um Verhandlungen gebeten.

21. September:

Vorgestern war der feierlicher Einzug in Danzig, und gestern haben uns die Russen zuviel Schererei gemacht. Der Einzug vorgestern in Danzig war fabelhaft. Die schöne Stadt feierlich geschmückt und die Bevölkerung wie verrückt. Ich habe bisher so etwas noch nicht mitgemacht. Die Rede hast Du ja gehört. Hitler glaubte sein Friedensangebot an Frankreich offener nicht abgeben zu können, ohne daß es ihm als Schwäche ausgelegt werden könnte. --Die Verhandlungen mit Rußland sind nicht ganz einfach. All dag, was ich von den Schwierigkeiten und den Reibungen eines Koalitionskrieges bisher nur theoretisch gewußt habe, tritt in Erscheinung trotz besten Willens und größten Entgegenkommens von beiden Seiten. Die Russen waren suspiciös und hatten wohl Befürchtungen, ob ein siegreiches Heer auch wirklich freiwillig erobertes Gebiet wieder räumt. Nachdem sie jetzt gesehen haben, daß wir es wirklich tun, ist alles in Butter. Behalten wollen wir das Land nicht. Über die endgültigen Grenzen schwanken die Ansichten täglich, beinah sogar stündlich. Ebenso darüber, ob und in welcher Form ein polnischer Staat bestehen bleibt. - Heute vormittags waren wir in Gdingen. [. . .]

25. September:

[. . .] Heute hier wieder Besprechungen aller Art. Wann wir wieder nach Berlin kommen ist unbestimmt. Ebenso unbestimmt ist auch, was aus mir wird. Das Leben ist ja so ganz interessant, aber nichts für die Dauer für mich. Ich habe Brauchitsch schon um andere Verwendung bitten lassen. Über die Fortentwicklung um Westen ist kein klares Bild zu gewinnen. Bisher ist jedenfalls noch nichts passiert, was nicht zu reparieren wäre. Lust hat keiner, das ist schon ein großes Plus für den Frieden.

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