Did
Hitler Give the Order to Kill the Jews - or
Didn't He? Two Austrian Magazines Pander to the
Established View.Kurier,
Vienna, February
8 | Profil,
Vienna, February 2,
1998 Kurier,
Vienna, February 8, 1998
Mit
oder ohne Führerbefehl Am
politischen Willen Hitlers zur
Judenvernichtung herrscht kein Zweifel.
Der schriftliche Befehl fehlte.
Ein
deutscher Historiker meint, ihn nun
gefunden zu haben -- in Form einer Notiz
von Himmler. [
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text
] | Himmler: | ,,Judenfrage./
Als Partisanen
auszurotten". | Goebbels: | Bezüglich
der Judenfrage ist der
Führer entschlossen, reinen
Tisch zu machen". Ein deutscher
Historiker wertet die Notizen der
NS-Bonzen als Beweis dafür,
daß Hitler selbst den
Befehl zur Judenvernichtung gab.
Ein Beleg, der bisher fehlte.
Eine Analyse. |
[
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controversy ] | Von
Stefan Karner Prof.
Stefan Karner ist Zeitgeschichtler
an der Universität Graz und Leiter
des Ludwig-Boltzmann-Instituts für
Kriegsforschung. Er war 1990 der erste
westliche Historiker, der Zugang zu den
sowjetischen Archiven erhielt --
darunter auch jenes, in dem die
Tagebuchnotizen von Himmler und
Goebbels gefunden wurden.
Aufgrund seiner Forschungen über
den Verbleib österreichischer
Kriegsgefangener konnte 1993 die
Dokumentationsstelle
Österreichische Kriegsgefangene
und Internierte in der Sowjetunion"
gegründet werden. l995 wurde
Karner zum österreichischen
"Wissenschafter des Jahres"
gewählt. Auschwitz-Birkenau,
1942: Als
die Waggontüren sich öffneten,
waren wir kaum fähig, diese zu
verlassen. Ein schreiendes und schlagendes
Häftlingskömmando jagte uns auf
den tiefliegen-den, erdigen Bahnsteig:
stinkende Juden." Imo Moszkowicz,
17 Jahre alt, aus dem Ruhrgebiet, war
einer von ihnen. Und er erinnert sich
genau, daß die SS-Männer
breitbeinig zwischen den Pfützen
standen. Die Sohlenränder ihrer
sauber geputzten Stiefel sollten bei der
Arbeit mit den schmutzigen Juden"
rein bleiben. Neue
Aktenfunde im ehemaligen Moskauer
Sonderarchiv, Tagebuchnotizen von
Heinrich Himmler und Josef
Goebbels, wertet der deutsche
Historiker Christian Gerlach als
Beleg dafür, daß Hitler
selbst am 12.
Dezember 1941
den Befehl zum umfassenden und geplanten
Genozid an den Juden -- vor allem in
Polen, der Ukraine und Rußland --
gegeben hatte. Obwohl beide
Tagebuchnotizen die Wortwahl und
Interpretation von Himmler und Goebbels
wiedergeben, könnten die auf
Besprechungen bei Hitler
zurückgeführten Eintragungen
tatsächlich ein starkes Indiz
für einen Befehl Hitlers' auch zu
diesem Zeitpunkt, sein (Stocken des
Großen Blitzkrieges" vor
Moskau, Ausweitung des Krieges zu einem
Weltkrieg). Merkwürdigerweise hat
sich kein Reichsleiter, Gauleiter oder
höherer Herrschaftsträger in den
Nachkriegsprozessen an dieses Datum
erinnert. Es kann daher sein, daß
die Eintragungen Himmlers und Goebbels
einen zu diesem Zeitpunkt kulminierenden
Diskussionsstand im engsten Kreis um
Hitler wiedergeben. Ein
schriftlicher Befehl Hitlers konnte
bislang nicht gefunden werden. Die
Diskussion hat freilich unter die
bloße Oberfläche zu gehen, weg
vom möglichen Hitlerbefehl zur
Judenvernichtung. Die Intention Hitlers
und die NS-Ideologie dazu sind evident und
bedürfen zur Glaubwürdigkeit
keines eigenen Befehls. | Und:
Hitlers Rassenpolitik hatte viele
Vollstrecker, führende
Herrschaftsträger des Dritten
Reiches", wie die Spitzen der SS, die
Chefs der NS-Zivilverwaltungen, die
Spitzen des Staates, der Rüstung und
der Wirtschaft, aber auch Kollaborateure
in besetzten Gebieten, wie Italien,
Frankreich oder Litauen.
So
interessant also die Frage eines konkreten
Hitlerbefehls an sich ist, so wenig
ändert sie am bekannten
Befund. Hitler
wollte die physische Vernichtung der
Juden, die Durchführung besorgten
Tausende Helfershelfer. Die
Diskussion greift jedoch noch immer zu
kurz, werden nicht die Wurzeln der
NS-Rassenpolitik, insbesondere
gegenüber den Juden, angesprochen.
Antisemitismus hatte jahrhundertealte
Wurzeln und blieb nicht auf Deutschland
und Österreich beschränkt. Seine
christlichen, wirtschaftlichen und
rassischen Komponenten waren in West- bis
Osteuropa weitverbreitet. In
österreichischen
Medizinerhörsälen waren in den
20er Jahren die ersten Reihen für
Arier" reserviert. In der
NS.-Ideologie bildete Der Jude" das
zentrale Feindbild, das innenpolitisch als
Urübel" von Demokratie und
Parlamentarismus, außenpolitisch als
Wegbereiter und Vater des Bolschewismus
galt. Geschickt griff die NS-Propaganda
auf diese Wurzeln zurück
(Geldwechsler", Parasiten")
und erklärte Judenhaß zum
Unterrichtsprinzip. Die
Nürnberger Rassegesetze", das
Reichsbürgergesetz" und das
Gesetz zum Schutz des deutschen
Blutes", alle aus 1935, waren das
legistische Kleid der Judenverfolgung im
Dritten Reich" bis etwa 1938 --
vielfach unterstützt von einem
stillen Grundkonsens in der
Gesellschaft. Der
von NS-Stellen
organisierte Pogrom
in der sogenannten
Reichskristallnacht" im November
1938 leitete die nächste Phase der
Judenverfolgung im Dritten Reich"
ein, die vor allem mit der aggressiven
Ausschaltung der Juden aus dem
Wirtschaftsleben verbunden war und
während der nahezu kein Staat Europas
bereit war, jüdische Emigranten in
größerer Zahl aufzunehmen. Nur
ein einziger trat auf
österreichischem Gebiet
öffentlich gegen den Pogrom auf: Der
Theologe und bis dahin für den
Anschluß" und den
Nationalsozialismus werbende Johannes
Ude. Der
November-Pogrom war der Auftakt für
die forcierte wirtschaftliche und
physische Vernichtung der Juden im
Herrschaftsbereich des Dritten
Reiches", der sich mit Kriegsbeginn 1939
rasch über halb Europa ausbreitete.
Die planmäßige
Durchführung wurde zwischen den
beteiligten NS-Stellen, etwa in Wannsee,
abgesprochen. Die Züge führten
-- weitestgehend unbehelligt von
alliierten Gegenmaßnahmen -- in die
Todeskammern der NSVernichtungslager. Das
unvorstellbare Verbrechen hatte eine
zentrale Planung, einen zentral
gesteuerten Ablauf und natürlich
einen von den beteiligten
Herrschaftsträgern akzeptierten
Willen; mit oder ohne
Führerbefehl". | 2. Profil,
Vienna, February 2, 1998
1:
Christian Gerlach: Die
Wannsee-Konferenz das Schicksal der
deutschen Juden und Hitlers
Grundsatzentscheidung, alle Juden Europas
zu ermorden Werkstatt Geschichte
18/1997, Ergebnisse Verlag,
Hamburg. |
Hitlers
Befehl Zeitgeschichte.
Der junge deutsche Historiker
Christian
Gerlach[1]
entdeckte Hitlers geheimen
Endlösungsbefehl und ermöglicht
eine neue Deutung der
Massenmorde. | von
Michael Siegert Jahrzehntelang
rätselten die Historiker, wann
Adolf Hitler den Befehl zur
EndIösung der Judenfrage gegeben
hat.
Man fand weder ein Dokument noch
Zeugnisse über den Akt der
Befehlsausgabe. Viele begnügten
sich bereits mit der vagen Vorstellung,
der Nazi-Antisemitismus sei gleichsam
automatisch ins Morden
übergegangen. Manche glaubten, die
Wannsee-Konferenz
vom Jänner 1942 habe die
Entscheidung gefällt. Nun hat der
deutsche Historiker Christian
Gerlach, 34,
Zeitgeschichte-Doktorand an der
Technischen Universität Berlin,
das Rätsel gelöst. 12.
Dezember 1941,
Reichskanzlei: EIN
FUND in einem russischen Beutearchiv in
Moskau gab den entscheidenden
Anstoß, Junge deutsche Forscher
entdeckten Heinrich Himmlers
Terminkalender Der SS-Führer hatte
Hitler am 18. Dezember 1941 in dessen
Kriegsquartier Wolfsschanze" nahe
dem ostpreußischen Rastenburg
besucht und nachher im Terminkalender
notiert: "Judenfrage, / als Partisanen
auszurotten." Gerlach
grub weiter und fand im Tagebuch von
Propagandaminister Joseph Goebbels
die Schilderung der entscheidenden
Befehlsausgabe am Nachmittag des 12.
Dezember 1941 in Hitlers Berliner Wohnung
in der Neuen Reichskanzlei, wo der
Führer vor rund 50 Reichs- und
Gauleitern der NSDAP den ,,
Endlösungsbefehl" verkündet
hatte Goebbels notierte: "Bezüglich
der Judenfrage ist der Führer
entschlossen, reinen Tisch zu machen.
Er hat den Juden prophezeit, daß,
wenn sie noch einmal einen Weltkrieg
herbeiführen würden, sie
dabei ihre Vernichtung erleben
würden. Das ist keine Phrase
gewesen. Der Weltkrieg ist da, die
Vernichtung des Judentums muß die
notwendige Folge sein. Die Frage ist
ohne jede Sentimentalität zu
betrachten." Dieser
"Endlösungsbefehl" war
geheimzuhalten. Er bezog sich auf alle
Juden im damaligen deutschem
Herrschaftsbereich. Hitler hatte zwei
Endlösungsbefehle erlassen, einen im
März und einen im Dezember 1941,
für zwei verschiedene Anlässe
und Gebiete: - Für
die Juden in der Sowjetunion war das
Vernichtungsurteil schon im sogenannten
"Kommissarbefehl" enthalten, der dem
Angriff gegen Stalins Reich vom 22.
Juni 1941 vorausgegangen war.
Stabschef General Alfred Jodl gab
Hitlers Anleitung im Zuge der
Kriegsplanung am 3. März 1941 an
seine Offiziere schriftlich mit den
Worten weiter:
Die
jüdisch-bolschewistische
Intelligenz als bisheriger Unterdrucker
des Volkes muß beseitigt
werden." SS-Einsatzgruppen folgten der Wehrmacht
auf dem Füße und
erschossen
1941-42 in der damaligen Sowjetunion
1,3 Million Juden. - Für
die Juden West-, Mittel und
Südosteuropas sprach Hitler das
Todesurteil am 12. Dezember 1941 in der
Reichskanzlei. Diese Mordkampagne
erreichte 1942-44 ihren Höhepunkt
in den Todesfabriken der
Konzentrationslager. Opferbilanz: 3,8
Millionen Juden.
In
der ersten Phase des Judenmordes kamen die
Mörder zu den Opfern, wie es
Gerald Reitlinger 1953 in seinem
Buch "Die EndIösung" ausdrückte.
In der zweiten Phase wurden die Opfer
ihren Mördern per Bahn
zugeführt. Die
konkrete Handlungsanleitung für die
zweite Phase lieferte die Berliner
Wannsee-Konferenz
am 20. Jänner 1942. Sie war
zunächst für den 9. Dezember
1941 geplant, mußte aber wegen des
Überfalls
der Japaner auf Pearl
Harbor
verschoben werden. In einer idyllischen
Wannsee-Villa berieten SS-Führer mit
Spitzenbeamten der Ministerien, wie man
mit den Mischlingen verfahren sollte und
wer wofür zuständig
sei. Die
Wannsee-Konferenz war indirekt von Hitlers
damaligem ..Stellvertreter" Hermann
Göring veranlaßt worden. Er
hatte am 31. Juli 1941 kurz nach Beginn
des Rußland-Krieges, brieflich vom
Polizeichef Reinhard Heydrich
[Foto]
einen ..Gesamtentwurf" über die
"Durchführung der angestrebten
Endlösung der Judenfrage" verlangt.
Das Ergebnis vom Wannsee: Die Halbjuden
wurden vorläufig verschont,
zuständig für die Endlösung
war die SS. Hitlers
Angst vor Roosevelt.
Die
jüngste Studie von Christian Gerlach
erklärt, warum Hitler die
westeuropäischen Juden zunächst
nur "konzentrierte", während er die
russischen brutal abschlachten ließ:
Er fürchtete einen Krieg mit den USA,
wenn er die deutschen Juden umbrachte Das
fiel weg, als die USA den Japanern nach
ihrem Überfall auf Pearl Harbor am 7.
Dezember 1941 den Krieg erklärten und
Hitler, der mit Japan verbündet war,
seinerseits am I 1. Dezember den USA den
Krieg erklären mußte. Der
europäische Krieg war zum Weltkrieg
geworden. Am
nächsten Tag, dem 12. Dezember 1941,
trafen sich die führenden
Parteifunktionäre nach der
Reichstagssitzung in Hitlers Wohnung in
der Neuen Reichskanzlei und nahmen den
Judenmordbefehl entgegen. Göring
hatte unmittelbar davor dem Reichstag bei
der Verkündung der
Kriegserklärung öffentlich jene
Drohung wiederholt, die Hitler schon am
30. Jänner 1939 gemacht hatte kurz
vor dem Überfall auf die
Resttschechei, als Deutschland erstmals
den Boden der internationalen
Verträge verließ und damit den
europäischen Krieg eröffnete:
"Wenn
es dem internationalen Finanzjudentum
inner- und außerhalb Europas
gelingen sollte, die Völker noch
einmal in einen Weltkrieg zu
stürzen, dann wird das Ergebnis
nicht die Bolschewisierung der Erde und
damit der Sieg des Judentums sein,
sondern die Vernichtung der
jüdischen Rasse in Europa." Auf
das gleiche Zitat hatte sich Goebbels in
seinem Tagebuch bezogen. Hitler
wiederholte es mit leichten Variationen am
30. Jänner 1941 und im folgenden Jahr
am 30. Jänner, 24. Februar, 30.
September und 8. November. All das wurde
in der deutschen Presse ausführlich
wiedergegeben. | Der
Kitt der Volksgemeinschaft.
Gerlachs
Entdeckung ermöglicht nun auch eine
klarere Deutung des Mordes an den Juden.
Hitler sah den "Weltherrscher Juda" sowohl
hinter Stalin wie hinter Roosevelt.
Sein eigener Griff nach der Weltmacht
erschien ihm daher als "Krieg gegen die
Juden." (Gerade in der zweiten
Dezemberwoche 1941, als er den Befehl zur
Ermordung aller Juden in seinem
Herrschaftsbereich gab, mußte er
zutiefst im Innern zweifeln, ob der Krieg
noch zu gewinnen war. Der
Vorstoß auf Moskau und Rostow am Don
war erlahmt, die Rote Armee ruckte vor,
und gegen die USA sah Hitler keine Chance,
da er bereits die Luftschlacht gegen
England verloren hatte und keine
Seeschlacht oder gar eine Landung auf der
britischen Insel wagte. In
der Aufstiegsphase lebte Hitlers
"Volksgemeinschaft" von der Beute-Lust:
Arisierung, Rohstoffgebiete.
Fremdarbeiter-Sklaven. Am absteigenden Ast
wurde sie durch das Schuldgefühl
über ein großes Verbrechen
zusammengehalten: den
Judenmord. Das
war letztlich der objektiv-rationale Sinn
dieses Schlachtens. Es führte dazu,
daß im Unterschied zum Ersten
Weltkrieg im Zweiten die
Militärführung bis zum bitteren
Ende weitermachte und das Volk bei der
Stange blieb. Am 2. März 1943
notierte Goebbels in sein
Tagebuch:
Wir schaffen nun die Juden endgültig
aus Berlin hinaus." Damals überlegte
er zusammen mit Göring, was das
für sie beide bedeute: -- "Göring
ist sich vollkommen im klaren
darüber, was uns allen drohen
würde, wenn wir in diesem Kriege
schwach würden ... Vor allem in
der Judenfrage sind wir ja so
festgelegt, daß es für uns
gar kein Entrinnen mehr gibt. Und das
ist auch gut so. Eine Bewegung und ein
Volk, die die Brücken hinter sich
abgebrochen haben, kämpfen
erfahrungsgemäß viel
vorbehaltloser als die, die noch eine
Rückzugsmöglichkeit
besitzen." Den
konzentrischen Kreisen des mehr oder
weniger genauen Wissens um den Massenmord
entsprach umgekehrt ein verdrängtes
Schuldgefühl. Das hielt die
unbewußten Bindungen an den
"Führer" aufrecht. So
endete der Zweite Weltkrieg nicht wie der
Erste mit dem Strecken der Waffen, als die
Niederlage nicht mehr abzuwenden war,
sondern im Totalen Krieg ," der zur
totalen Zerstörung führte.
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