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Posted Sunday, March 6, 2005

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N24.de

Samstag, den 5. März 2005

Hochhuth entschuldigt sich
[Hochhuth apologises to German TV]

DER Schriftsteller Rolf Hochhuth hat sich für seine umstrittene Äußerung zu dem Holocaust-Leugner David Irving entschuldigt. Zu seiner Aussage, es sei "idiotisch", Irving als Holocaust-Leugner zu bezeichnen, sagte Hochhuth der ARD: "Dieser Satz ist idiotisch -- von mir. Das ist nicht zu verantworten gewesen, dass ich das gesagt habe. Ich muss mich für diesen Satz schämen."

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, sagte daraufhin, er sei nun doch zu einem Gespräch mit Hochhuth bereit. Bisher hatte Spiegel laut der ARD ein Treffen mit dem Schriftsteller wegen dessen Äußerung ausgeschlossen. Hochhuths Entschuldigung ändere dies jedoch, sagte der Zentralratspräsident der ARD.

Der 73-jährige Hochhuth hatte vor zwei Wochen in einem Interview mit der Wochenzeitung "Junge Freiheit" gesagt, der Vorwurf, Irving sei ein Holocaust-Leugner, sei "einfach idiotisch". Als er davon erfahren habe, sei für ihn "eine Welt zusammengebrochen", zitiert die ARD Spiegel. "Ich habe ihn immer bewundert. Aber da sah ich nun keinen Gesprächsbedarf mehr."

Die ARD sendet den Beitrag am Sonntag um 23.00 Uhr im Kulturmagazin "Titel, Thesen, Temperamente".


Die Welt
Berlin, 5. März 2005

 

Hochhuth darf das!

Krauses Klartext

von Tilman Krause

Daß in diesem Lande mit zweierlei Maß gemessen wird, zeigt wieder einmal sehr schön die Schonung, die augenblicklich Rolf Hochhuth genießt. Man stelle sich vor, Martin Walser oder Botho Strauß hätten der "Jungen Freiheit" ein Interview gegeben und dort behauptet, der Holocaust-Leugner David Irving, der in Deutschland Einreiseverbot hat, sei ein ehrenwerter Mann und ausgezeichneter Historiker. Alle Meinungsmacher dieser Republik würden sofort in die Tasten greifen, um eine sogenannte Debatte anzuzetteln. Und sämtliche professionellen Bedenkenträger sähen umgehend die freiheitlich-demokratische Grundordnung in Gefahr. Rolf Hochhuth aber, der sich für Irving in die Bresche schlägt und nun auch noch, darüber belehrt, wess' Geistes Kind dieser Herr aus England ist, den pampigen Standpunkt einnimmt, als Autor des "Stellvertreters" müsse er sich für nichts entschuldigen, Rolf Hochhuth aber, der darf das. Darf sich auf mangelnde Informiertheit herausreden, darf einen Altersbonus in Anspruch nehmen, darf sogar damit rechnen, daß man ihm zugute hält, er, ein Profi im Umgang mit den Medien seit Jahrzehnten, habe das Interview "zwischen Tür und Angel" gegeben und nur nicht richtig zugehört. Bemerkenswert! Wie soll man sich das erklären? Ganz einfach: Rolf Hochhuth gilt als Linker.

Da kommt es dann natürlich nicht so drauf an. Da weiß man ja, wie er's eigentlich gemeint hat, nämlich menschenfreundlich, aufklärerisch und gerecht. Fragen, die sich jedem normalen Menschen stellen, nämlich: Hat sich Hochhuth möglicherweise verändert, politisch neu orientiert, eine bestimmte Absicht verfolgt, werden beiseite gewischt. Er hat ja, vor Jahrzehnten bereits, sein Scherflein zum "kritischen Bewußtsein" beigetragen. Da sind wir dann diskret. Da fragen wir dann nicht so genau nach.

Auch die Möglichkeit wird nicht erwogen, daß Herr Hochhuth sich einfach nur mal wieder ins Gespräch bringen wollte. Anlaß dazu hätte er genug. Unter Historikern sind die anti-katholischen Anschuldigungen, die er im "Stellvertreter" formuliert, seit der Vatikan neue Dokumente vorgelegt hat, zumindest umstritten. Hochhuths Berliner Theaterpolitik mit dem Versuch, das Berliner Ensemble zur Hochhuth-Bühne umzufunktionieren, darf als gescheitert gelten. Seine Stücke, immerhin hie und da auch nach der Uraufführung noch gespielt, ernten nur mehr müdes Achselzucken. Daß er ein begnadeter Schriftsteller sei, konnte ohnehin nur in einer Zeit behauptet werden, in der das Primat der Gesinnungsästhetik unangefochten war.

Und da liegt vielleicht sogar das eigentliche Problem: Das schlechte Gewissen von Journalisten, die einen Autor hochgeschrieben haben, von dem sie nur die politische Botschaft gutheißen konnten, schützt ihn jetzt.

Aber was ist eigentlich vom politischen Bewußtsein eines engagierten Intellektuellen zu halten, der offenbar so uninformiert ist, daß er nicht weiß, wofür der Historiker David Irving steht? Wieviel Wahrnehmungsverweigerung wollen wir unseren Schriftstellern zugestehen? Haben sie sich nicht ohnehin in den vergangenen hundert Jahren als gefährlich blind und politisch borniert dargeboten? Gerade einem Autor, der zur Ehre der Altäre, will sagen der Schulbücher, gelangt ist, sollten wir scharf auf die Finger schauen.


Junge Freiheit
Ausgabe 10/05, 4. März 2005

Versuchter Rufmord

Literaturhistorie: Um den Schriftsteller Rolf Hochhuth ranken sich seit vierzig Jahren Auseinandersetzungen und Missverständnisse

Thorsten Thaler

DEM Schriftsteller und Dramatiker Rolf Hochhuth „geistige Brandstiftung" vorzuwerfen und ihn in die Nähe von Holocaust-Leugnern zu rücken, wie es der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, getan hat, ist nur bei vollständiger Unkenntnis des Œuvres von Hochhuth möglich.

Früher als viele andere -- zumindest wirkmächtiger -- hat er sich mit dem Nationalsozialismus beschäftigt und den Massenmord an Juden im Dritten Reich thematisiert; beginnend mit seinem Stück „Der Stellvertreter", das am 20. Februar 1963 unter der Regie von Erwin Piscator im Berliner Theater am Kurfürstendamm Premiere hatte und eine ausgesprochen heftige, noch heute nachwirkende Kontroverse auslöste, bis hin zu jüngsten Gedichten.

Wer will, kann in dem am 1. April 1931 im hessischen Eschwege als Sohn eines Schuhfabrikanten geborenen Rolf Hochhuth sogar einen der Begründer und Prediger jener spezifisch deutschen Vergangenheitsbewältigung sehen, die in ihrem Übermaß heute selbst zu einer bedrückenden Hypothek für die Gegenwart geworden ist -- insbesondere für die Meinungsfreiheit.

Doch wie immer man über Hochhuths Werk und seine geschichtspolitischen Auffassungen denken mag (und zu kritisieren gibt es fürwahr genug), die jetzt gegen den 74jährigen Autor wegen seines Interviews mit dieser Zeitung (JF 08/05) erhobenen Vorwürfe entbehren jeder sachlichen Grundlage. Mehr noch: Sie kommen einem vorsätzlichen Rufmord gleich.

Erinnert sei nur an den Historiker Golo Mann, der Hochhuths „Stellvertreter"-Schauspiel am 17. September 1963 in den Basler Nachrichten bescheinigte, es gestalte „die menschliche Wirklichkeit des Judenmordes, der Mörder und der Opfer und der wenigen Helfer mit künstlerischen, typisierenden, idealisierenden Mitteln". Oder an den Heidelberger Philosophen Karl Jaspers, der im November 1963 im Rundfunk an die Adresse Hochhuths erklärte:

„Mehr als alle Dokumentenbücher und Abbildungswerke vermochten Sie einzuprägen, was den Juden durch Entwurzelung, durch Demütigung, durch Qual und schließlich durch den Massenmord angetan worden ist."

Für die heutigen Anfeindungen gegen Hochhuth aufschlußreicher als die Kontroverse um den „Stellvertreter" ist aber jene um sein zweites, am 16. Oktober 1967 unter der Regie von Hans Schweikarts ebenfalls in Berlin (an der Freien Volksbühne) uraufgeführtes Theraterstück „Soldaten". Inspiriert von den Darstellungen des britischen Historikers David Irving über den Luftkrieg gegen deutsche Städte und ihre Zivilbevölkerung während des Zweiten Weltkrieges („Und Deutschlands Städte starben nicht", 1963; „Der Untergang Dresdens", 1964), thematisierte Hochhuth in seinem Stück die Inhumanität und Unentschuldbarkeit vorsätzlicher Bombenangriffe auf Wehrlose, Unbeteiligte, nicht unmittelbar Kriegführende. Zugleich spürte er der Frage nach, warum der Zweite Weltkrieg „trotz seiner Notwendigkeit eine Tragödie war -- eine Tragödie auch für die Sieger, auch für den Sieger Churchill", so der Historiker Sebastian Haffner im Oktober 1967 in der Zeitschrift Konkret.

Daß der Sohn des britischen Kriegspremiers, Randolph Churchill, daraufhin Hochhuth und Irving „verdammte Lügen" vorwarf (FAZ vom 21. Oktober 1967), die nur der Entlastung der Deutschen dienten, mag noch verständlich sein. Neben der Spur aber lagen Kritiker wie der 1940 in die USA emigrierte und später als Presseoffizier zurückgekehrte Hans Habe (eigtl.: János Békessy), der am 20. Oktober 1967 in der Zürcher Woche mit Blick auf Hochhuths Stück behauptete, hier wolle „ein Deutscher beweisen, daß die Alliierten nicht minder mies gewesen sind als die Hitler-Deutschen". Und die Neue Zürcher Zeitung attestierte Hochhuth am 10. Dezember 1967 gar, er bewege sich „in den Fußstapfen Goebbels".

Schon damals nutzten Hochhuth seine wiederholten Beteuerungen nicht, er sei ein großer Verehrer Churchills, des „Retters Westeuropas", wie er in einem langen Gespräch bekannte, das der Historiker und Publizist Wolfgang Venohr mit ihm und David Irving für die Wochenzeitung Die Zeit am 6. Oktober 1967 geführt hatte. Doch solche Einlassungen überhörten Hochhuths Kritiker geflissentlich. Die Parallelen zu heute sind nur allzu evident.

Wie sehr Hochhuth die Mißverständnisse, an denen er selbst nicht ganz unschuldig ist, beschäftigen, zeigt sich im Gespräch mit ihm. So verweist er dieser Tage bei jeder Gelegenheit auf ein Gedicht, das er erst im vergangenen Jahr anläßlich des 80. Todestages von Franz Kafka (1883-1924) veröffentlicht hat. Es erinnert an die drei Schwestern Kafkas, die in NS-Lagern ermordet wurden. Dem Gedicht vorangestellt sind die Namen und Opferzahlen von sechs nationalsozialistischen Konzentrationslagern, Chelmno, Belzec, Sobibor, Treblinka, Auschwitz und Majdanek.

Irving, Hochuth, 1966 

David Irving reminisces on the German playwright Rolf Hochhuth
Early articles and interviews by Rolf Hochhuth in Junge Freiheit
Rolf Hochhuth: Wellen. Critic's fury that in 1996 somebody can still write words of praise for the radical right-winger David Irving without any footnote. 'Because I am Hochhuth,' says Hochhuth obstinately."
Germany's Jews force Rolf Hochhuth to eat crow: apologises for backing David Irving as serious historian
Der Tagesspiegel, Berlin, 26. Februar 2005, Hochhuth relativiert seine Irving-Äußerung
N24, 24. Februar 2005, "Ehrenerklärung" für Irving: Giordano kritisiert Hochhuth
Netzzeitung.de, 25. Februar 2005, Hochhuth will öffentlich mit [Paul] Spiegel reden
news.de Rolf Hochhuth will Streitgespräch mit Paul Spiegel (dpa)
LVZ Online [Leipziger Volkszeitung], 25. Februar 2005, Hochhuth vor dem Fall?
Pro-Israel Springer group slams Germany's leading leftist playwright Rolf Hochhuth for praising Mr Irving Der Tagesspiegel: Rolf Hochhuth lobt Holocaust-Leugner | Die Zeit: Jens Jessen, "Auf der Suche nach dem Skandal: Hochhuth und der Holocaust."
Rolf Hochhuth verteidigt Holocaust-Leugner [picture]
Hochhuth talks about his demand for a bombing war museum in Germany, and his forty year friendship with David Irving | pictures of David Irving with Rolf Hochhuth
Vorschag für ein Bombenkriegsmuseum; David Irving; und Winston Churchill (all in German

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