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Posted Saturday, January 25, 2003


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Tuesday, January 21, 2003

 

Die Räder rollen noch

Die ungarischen Juden, ein Zug voll Gold und die US-Regierung

ZWISCHEN ungarischen und israelischen Historikern ist ein Streit ausgebrochen, der mehr als nur akademische Bedeutung hat. Es geht um den ungarischen „Goldzug", ein spektakuläres Kapitel in der Geschichte des Holocaust, und um einen Milliardenprozess, bei dem die USA auf der Anklagebank sitzen.

David Irving comments:

AUTHOR KENNETH ALFORD, the internationally recognized expert on the looting of Europe by the US Army and others at the end of World War II, will be delivering -- by popular demand -- a special two-hour talk on the subject of the Hungarian Gold Train and other incidents at our forthcoming 2003 Cincinnati Real History conference, Labor Day weekend 2003.

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Real History event, Cincinnati 2002

Die „Endlösung" der Judenfrage war in Ungarn erst im Frühjahr 1944, nach dem Einmarsch der Deutschen, in Angriff genommen worden. Innerhalb weniger Wochen raubten die ungarische Regierung und die deutschen Besatzer 800 000 ungarische Juden systematisch aus und deportierten mehr als die Hälfte von ihnen nach Auschwitz. Die Beute dieses Raubzugs -- Wertsachen aller Art von Juwelen bis zum Bettvorleger -- wurde an zentraler Stelle gehortet und inventarisiert. Sie sollte einmal dem ungarischen Volk zugute kommen. Doch zuerst musste dafür gesorgt werden, dass sie nicht der vorrückenden Roten Armee in die Hände fiel.

Árpád Toldi, der ungarische Kommissar für Jüdische Angelegenheiten, wusste, was zu tun war. Er organisierte einen Eisenbahnzug, den er mit jüdischem Besitz belud und Ende Dezember nach Brennbergbánya brachte, ein kleines Städtchen an der Grenze zu Österreich. Dort sichtete er mit einigen Mitarbeitern das geraubte Gut, wobei er Gold und Juwelen von den sperrigeren oder weniger wertvollen Objekten wie Teppichen, Pelzmänteln, Antiquitäten, Gemälden, Porzellan und Taschenuhren schied. Als die Rote Armee Ende März auch Brennbergbánya bedrohte, ließ er alles außer Landes schaffen.

Auf Nebenstrecken rollte der Zug mit seiner luxuriösen Fracht und etwa zweihundert Passagieren durch das Chaos des sich auflösenden Dritten Reiches. Sein Ziel: die legendäre Alpenfestung. Mehr als einmal wurde er unterwegs von marodierenden SS-Truppen überfallen, die nur durch Geschenke ruhig gestellt werden konnten. Bei Kriegsende, nach sechswöchiger Irrfahrt, befand er sich in der Gegend von Salzburg, wo er den Amerikanern in die Hände fiel.

Zweimal betrogen

Die US-Armee interessierte sich zunächst nicht sonderlich für den Fall. Sie ließ den Zug wochenlang stehen, wo er war, und schaffte seinen Inhalt erst im Sommer nach Salzburg. Soldaten und hochrangige Offiziere bedienten sich seelenruhig aus dem Fundus, um ihre Wohnungen auszustatten. Erst als ruchbar wurde, dass man es mit dem Besitz von Holocaust-Opfern zu tun hatte, kam Bewegung in die Angelegenheit. Gerüchte über den sagenhaften Wert des „Goldzugs" begannen zu kursieren. Überlebende des Holocaust in Ungarn, die ungarische Regierung und ihre sowjetischen Verbündeten sowie Vertreter internationaler jüdischer Wohlfahrtsorganisationen erhoben Anspruch auf die Schätze.

Deren genauere Inspektion ergab indes, dass sie längst nicht so unermesslich waren wie vermutet. Von Gold und Juwelen kaum eine Spur, viele Stücke waren durch den Transport beschädigt. Listen, die es erlaubt hätten, die Sachen ihren Eigentümern zuzuordnen, fehlten. Der Kalte Krieg zog herauf, und die US-Regierung war nicht mehr geneigt, den Zug der kommunistischen ungarischen Regierung auszuhändigen. Am Ende verkaufte sie den Inhalt und ließ den Erlös jüdischen Flüchtlingsorganisationen zukommen. Zur großen Enttäuschung der Empfänger wurden aber nur insgesamt 3,5 Millionen Dollar erzielt, ein Hundertstel der erwarteten Summe. Betrugsvorwürfe gegen die US- Regierung wurden laut.

Es sollte ganze 50 Jahre dauern, bis man ihnen nachging. 1998 setzte die Clinton-Regierung eine Kommission ein, die nach nicht restituiertem Eigentum von Holocaust-Opfern in den USA forschen sollte. Die Kommission legte Ende 2000 einen Bericht vor, der dem Goldzug ein langes Kapitel widmete und die US-Armee der Fahrlässigkeit im Umgang mit dem Eigentum der Opfer bezichtigte.

Am 7. Mai 2001 reichten 13 ungarische Überlebende des Holocaust in Florida eine Klage gegen die US-Regierung ein. Sie gehen davon aus, dass der Inhalt des Zuges nach damaliger Währung 200 Millionen Dollar wert war, und fordern Wiedergutmachung. Nach Auskunft einer der beteiligten Rechtsanwaltskanzleien haben sich mittlerweile 600 weitere Betroffene gemeldet. Das Volumen der Klage wird mehrere Milliarden Dollar umfassen. Im August 2002 hat das Gericht einen Antrag der US-Regierung, das Verfahren einzustellen, zurückgewiesen.

Etwa zur selben Zeit veröffentlichte der israelische Historiker Ronald Zweig die erste umfassende wissenschaftliche Studie über „The Gold Train" (Penguin 2002). Jahrelang hat Zweig in Archiven geforscht und der Route des Goldzugs nachgespürt. Seine Ergebnisse sind ebenso verblüffend wie ernüchternd. Sie könnten der Milliarden-Klage den Boden entziehen.

Offenbar enthielt der Goldzug nur einen Bruchteil des Eigentums der ungarischen Juden, und nicht einmal den wertvollsten. Gold und Juwelen befanden sich in einem Lastwagenkonvoi, der sich in derselben Nacht nach Westen in Bewegung gesetzt hatte. An seiner Spitze: Árpád Toldi. Toldis Ziel war nicht die Alpenfestung, sondern die Schweiz. Doch der Versuch, mit Hilfe eines alten Bekannten von der SS, Wilhelm Höttl, die Grenze zu überqueren, scheiterte. Toldi vergrub das Gold in mehreren Tiroler Bergdörfern. Später stellte er sich der französischen Besatzungsmacht und führte sie zu den Verstecken. Danach wurde er freigelassen und verschwand.

Die Franzosen konnten nicht aller Schätze habhaft werden. Einen Teil scheinen Toldi und Höttl behalten zu haben, ein Teil wurde von Tiroler Bergbauern gefunden und auf dem Schwarzmarkt verscherbelt. Den Rest tauschte die französische Regierung 1948 bei der ungarischen Regierung gegen 3000 Eisenbahnwaggons ein, die während des Krieges nach Ungarn gelangt waren und dringend für den Wiederaufbau gebraucht wurden. Die ungarische Regierung übergab das Gold aber nicht den Überlebenden des Holocaust. Diese wurden demnach von ihrer eigenen Regierung zweimal beraubt: erst von den Nazis und noch einmal von den Kommunisten.

Ungarische Historiker haben Zweifel an Zweigs Version angemeldet. Im Times Literary Supplement warf István Deák Ronald Zweig Unkenntnis der ungarischen Geschichte und Sprache vor. Deák verwies auf eine Studie seiner Kollegen Gábor Kádár und Zoltán Vági, die in kürze auch auf Englisch erscheinen wird. Darin wird die Verantwortung der US-Armee betont und die Bedeutung des Lastwagenkonvois als gering eingeschätzt.

Zweig hat Deáks Kritik inzwischen öffentlich zurückgewiesen. Kádárs und Vágis Studie sei von der Ungarischen Jüdischen Gemeinschaft finanziert worden. Diese ist zwar nicht an der Klage in Florida beteiligt, habe aber ein starkes Interesse an dem Fall. Mithin handele es sich keineswegs um unparteiische Forschung. Zudem lägen die aussagekräftigen Archivalien in Frankreich, nicht in Ungarn.

Der gerade beginnende ungarisch-israelische Historikerstreit wirft Fragen auf: Wird er dazu beitragen, den Mythos vom ungarischen Goldzug zu klären? Oder wird der Zug einmal mehr im Dunkel der Geschichte verschwinden? Und welche Folgen wird er für den Ausgang der Klage gegen die US-Regierung haben?

Christian Jostmann

 

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