Tuesday, January 21, 2003 Die
Räder rollen noch Die
ungarischen Juden, ein Zug voll Gold und
die US-Regierung ZWISCHEN ungarischen
und israelischen Historikern ist ein
Streit ausgebrochen, der mehr als nur
akademische Bedeutung hat. Es geht um den
ungarischen Goldzug", ein
spektakuläres Kapitel in der
Geschichte des Holocaust, und um einen
Milliardenprozess, bei dem die USA auf der
Anklagebank sitzen. David
Irving comments: AUTHOR KENNETH ALFORD,
the internationally recognized
expert on the looting of Europe
by the US Army and others at the
end of World War II, will be
delivering -- by popular demand
-- a special two-hour talk on the
subject of the Hungarian Gold
Train and other incidents at our
forthcoming 2003 Cincinnati Real
History conference, Labor Day
weekend 2003. Register
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the conference Related
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Real
History event, Cincinnati
2002 | Die Endlösung" der Judenfrage
war in Ungarn erst im Frühjahr 1944,
nach dem Einmarsch der Deutschen, in
Angriff genommen worden. Innerhalb weniger
Wochen raubten die ungarische Regierung
und die deutschen Besatzer 800 000
ungarische Juden systematisch aus und
deportierten mehr als die Hälfte von
ihnen nach Auschwitz.
Die Beute dieses Raubzugs -- Wertsachen
aller Art von Juwelen bis zum Bettvorleger
-- wurde an zentraler Stelle gehortet und
inventarisiert. Sie sollte einmal dem
ungarischen Volk zugute kommen. Doch
zuerst musste dafür gesorgt werden,
dass sie nicht der vorrückenden Roten
Armee in die Hände fiel.Árpád Toldi, der
ungarische Kommissar für
Jüdische Angelegenheiten, wusste, was
zu tun war. Er organisierte einen
Eisenbahnzug, den er mit jüdischem
Besitz belud und Ende Dezember nach
Brennbergbánya brachte, ein kleines
Städtchen an der Grenze zu
Österreich. Dort sichtete er mit
einigen Mitarbeitern das geraubte Gut,
wobei er Gold und Juwelen von den
sperrigeren oder weniger wertvollen
Objekten wie Teppichen, Pelzmänteln,
Antiquitäten, Gemälden,
Porzellan und Taschenuhren schied. Als die
Rote Armee Ende März auch
Brennbergbánya bedrohte, ließ
er alles außer Landes schaffen. Auf Nebenstrecken rollte der Zug mit
seiner luxuriösen Fracht und etwa
zweihundert Passagieren durch das Chaos
des sich auflösenden Dritten Reiches.
Sein Ziel: die legendäre
Alpenfestung. Mehr als einmal wurde er
unterwegs von marodierenden SS-Truppen
überfallen, die nur durch Geschenke
ruhig gestellt werden konnten. Bei
Kriegsende, nach sechswöchiger
Irrfahrt, befand er sich in der Gegend von
Salzburg, wo er den Amerikanern in die
Hände fiel. Zweimal
betrogenDie US-Armee interessierte sich
zunächst nicht sonderlich für
den Fall. Sie ließ den Zug
wochenlang stehen, wo er war, und schaffte
seinen Inhalt erst im Sommer nach
Salzburg. Soldaten und hochrangige
Offiziere bedienten sich seelenruhig aus
dem Fundus, um ihre Wohnungen
auszustatten. Erst als ruchbar wurde, dass
man es mit dem Besitz von Holocaust-Opfern
zu tun hatte, kam Bewegung in die
Angelegenheit. Gerüchte über den
sagenhaften Wert des Goldzugs"
begannen zu kursieren. Überlebende
des Holocaust in Ungarn, die ungarische
Regierung und ihre sowjetischen
Verbündeten sowie Vertreter
internationaler jüdischer
Wohlfahrtsorganisationen erhoben Anspruch
auf die Schätze. Deren genauere Inspektion ergab indes,
dass sie längst nicht so unermesslich
waren wie vermutet. Von Gold und Juwelen
kaum eine Spur, viele Stücke waren
durch den Transport beschädigt.
Listen, die es erlaubt hätten, die
Sachen ihren Eigentümern zuzuordnen,
fehlten. Der Kalte Krieg zog herauf, und
die US-Regierung war nicht mehr geneigt,
den Zug der kommunistischen ungarischen
Regierung auszuhändigen. Am Ende
verkaufte sie den Inhalt und ließ
den Erlös jüdischen
Flüchtlingsorganisationen zukommen.
Zur großen Enttäuschung der
Empfänger wurden aber nur insgesamt
3,5 Millionen Dollar erzielt, ein
Hundertstel der erwarteten Summe.
Betrugsvorwürfe gegen die US-
Regierung wurden laut. Es sollte
ganze 50 Jahre dauern, bis man ihnen
nachging. 1998 setzte die
Clinton-Regierung eine Kommission ein,
die nach nicht restituiertem Eigentum
von Holocaust-Opfern in den USA
forschen sollte. Die Kommission legte
Ende 2000 einen Bericht vor, der dem
Goldzug ein langes Kapitel widmete und
die US-Armee der Fahrlässigkeit im
Umgang mit dem Eigentum der Opfer
bezichtigte. Am 7. Mai 2001 reichten 13 ungarische
Überlebende des Holocaust in Florida
eine Klage gegen die US-Regierung ein. Sie
gehen davon aus, dass der Inhalt des Zuges
nach damaliger Währung 200 Millionen
Dollar wert war, und fordern
Wiedergutmachung. Nach Auskunft einer der
beteiligten Rechtsanwaltskanzleien haben
sich mittlerweile 600 weitere Betroffene
gemeldet. Das Volumen der Klage wird
mehrere Milliarden
Dollar umfassen. Im August 2002 hat
das Gericht einen Antrag der US-Regierung,
das Verfahren einzustellen,
zurückgewiesen. Etwa zur selben Zeit
veröffentlichte der israelische
Historiker Ronald Zweig die erste
umfassende wissenschaftliche Studie
über The Gold Train" (Penguin
2002). Jahrelang hat Zweig in Archiven
geforscht und der Route des Goldzugs
nachgespürt. Seine Ergebnisse sind
ebenso verblüffend wie
ernüchternd. Sie könnten der
Milliarden-Klage den Boden entziehen. Offenbar enthielt der Goldzug nur einen
Bruchteil des Eigentums der ungarischen
Juden, und nicht einmal den wertvollsten.
Gold und Juwelen befanden sich in einem
Lastwagenkonvoi, der sich in derselben
Nacht nach Westen in Bewegung gesetzt
hatte. An seiner Spitze:
Árpád Toldi. Toldis Ziel war
nicht die Alpenfestung, sondern die
Schweiz. Doch der Versuch, mit Hilfe eines
alten Bekannten von der SS, Wilhelm
Höttl, die Grenze zu
überqueren, scheiterte. Toldi vergrub
das Gold in mehreren Tiroler
Bergdörfern. Später stellte er
sich der französischen
Besatzungsmacht und führte sie zu den
Verstecken. Danach wurde er freigelassen
und verschwand. Die Franzosen konnten nicht aller
Schätze habhaft werden. Einen Teil
scheinen Toldi und Höttl behalten zu
haben, ein Teil wurde von Tiroler
Bergbauern gefunden und auf dem
Schwarzmarkt verscherbelt. Den Rest
tauschte die französische Regierung
1948 bei der ungarischen Regierung gegen
3000 Eisenbahnwaggons ein, die
während des Krieges nach Ungarn
gelangt waren und dringend für den
Wiederaufbau gebraucht wurden. Die
ungarische Regierung übergab das Gold
aber nicht den Überlebenden des
Holocaust. Diese wurden demnach von ihrer
eigenen Regierung zweimal beraubt: erst
von den Nazis und noch einmal von den
Kommunisten. Ungarische Historiker haben Zweifel an
Zweigs Version angemeldet. Im Times
Literary Supplement warf
István Deák Ronald
Zweig Unkenntnis der ungarischen
Geschichte und Sprache vor. Deák
verwies auf eine Studie seiner Kollegen
Gábor Kádár
und Zoltán Vági, die
in kürze auch auf Englisch erscheinen
wird. Darin wird die Verantwortung der
US-Armee betont und die Bedeutung des
Lastwagenkonvois als gering
eingeschätzt. Zweig hat Deáks Kritik
inzwischen öffentlich
zurückgewiesen. Kádárs
und Vágis Studie sei von der
Ungarischen Jüdischen Gemeinschaft
finanziert
worden. Diese ist zwar nicht an der Klage
in Florida beteiligt, habe aber ein
starkes Interesse an dem Fall. Mithin
handele es sich keineswegs um
unparteiische Forschung. Zudem lägen
die aussagekräftigen Archivalien in
Frankreich, nicht in Ungarn. Der gerade beginnende
ungarisch-israelische Historikerstreit
wirft Fragen auf: Wird er dazu beitragen,
den Mythos vom ungarischen Goldzug zu
klären? Oder wird der Zug einmal mehr
im Dunkel der Geschichte verschwinden? Und
welche Folgen wird er für den Ausgang
der Klage gegen die US-Regierung
haben? Christian Jostmann
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