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 Posted Sunday, November 19, 2000


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WELT am SONNTAG

Berlin, November 19, 2000


 

Falsches Bild der Wehrmacht

Eine Historiker-Kommission rügte diese Woche die umstrittene Wehrmachts-Ausstellung: Diese prangere deutsche Soldaten pauschal als Verbrecher an. WELT am SONNTAG dokumentiert die zehn gravierendsten Fehler

Von Jochen Kummer[*]

WOHL keine Ausstellung, die jemals in Deutschland auf Wanderschaft ging, hat die Gemüter derart erhitzt: "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944". Sie verbreitete die These von 18 Millionen deutschen Tätern -- Soldaten, Unteroffizieren und Offizieren. Die Ausstellungsmacher zogen gegen die Legende von der "sauberen Wehrmacht" zu Felde und warfen ihr Beteiligung an Judenpogromen vor.

Der Zigaretten-Erbe Jan Philipp Reemtsma, Direktor des Hamburger Instituts für Sozialforschung, finanzierte sie und schickte sie 1995 für viereinhalb Jahre auf Reisen: in 28 deutsche und sechs österreichische Städte. 850 000 haben sie nach Angaben der Veranstalter besucht. Als sich erste Kritiker der Ausstellung zu Wort meldeten, strengte Reemtsma Prozesse an oder drohte damit. In Saarbrücken wurde ein Bombenanschlag auf die Ausstellung verübt.

Erst als der polnische Historiker Bogdan Musial und sein ungarischer Kollege Kristián Ungváry im vorigen Jahr die Wahrhaftigkeit der Dokumentation anzweifelten, ließ Reemtsma die Ausstellung im November 1999 in der Kulisse verschwinden und feuerte den Ausstellungs-Verantwortlichen Hannes Heer. Eine Historiker-Kommission wurde gebildet und mit der Überprüfung der Ausstellung beauftragt.

In dieser Woche schlug die Stunde der Wahrheit. Die Kommission kommt zu dem Ergebnis: Die Kritik an der Ausstellung sei "zumindest in Teilen berechtigt". Die Präsentation wurde von der Kommission als "zu pauschal und unzulässig verallgemeinernd" gerügt. Mit "fotografischen Trophäen" habe man die Ausstellungswand gleichsam zu einem "Pranger" gemacht. Die Grundaussage der Ausstellung allerdings sei "der Sache nach richtig".

Die Kommission hat gravierende Fehler und Mängel der Ausstellung in teilweise vernichtender Art nachgewiesen. WELT am SONNTAG veröffentlicht die zehn schwersten Rügen in Wortlaut-Auszügen:

  • 1. "Der Tatort Tarnopol wird in der Ausstellung auf einer eigenen Stellwand bzw. im Katalog in einem eigenen Abschnitt dokumentiert. Der Kommentar erwähnt zwar ,die ausgegrabenen Leichen von getöteten Ukrainern und 10 deutschen Soldaten', ein Hinweis auf den für diese Morde verantwortlichen (sowjetischen Geheimdienst) NKWD fehlt . . . Die Autoren haben in diesem Abschnitt unbestreitbar gravierende Unterlassungen begangen . . . Sie erwähnten nicht, dass es sich dabei um (etwa 600) Opfer des NKWD handelte. Richtig ist auch, dass die Truppen, die Tarnopol eroberten (9. Pz.Div., SS-Div. Wiking) nicht der 6. Armee unterstanden, sondern der Panzergruppe 1 . . .

    "Musial kritisiert zu Recht, dass es die Autoren unterlassen haben, auf die vorangegangenen Verbrechen des NKWD hinzuweisen und darauf aufmerksam zu machen, dass auf den Bildern Opfer sowjetischer Verbrechen zu sehen sind. Die Ausstellung hätte die Massenmorde des NKWD als einen Teil der Vorgeschichte der Pogrome im Juli 1941 in die Darstellung einbeziehen müssen."

  • 2. "Für (den Tatort) Zloczow kann inzwischen als gesichert gelten, dass zwei der im Katalog gezeigten Aufnahmen Opfer des NKWD zeigen (204/20: Juden beim Ausgraben von Toten; Foto 204/22: exhumierte Leichen). Bei den Fotografien 205/29 und 30 ist die Identität der Toten ungewiss."
  • 3. "Inakzeptabel ist es, wenn Fotografien für die Ausstellung aus einem Buch reproduziert wurden, der Katalog aber ein Archiv als Fundort angibt."
  • 4. "Eine . . . Sache ist es, wenn Orte, denen sich die Fotografien zuschreiben lassen, zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht (oder nicht mehr) von der Wehrmacht besetzt waren bzw. wenn die abgebildeten Uniformierten als Soldaten von Ländern identifiziert werden konnten, die mit der Wehrmacht kooperierten (27/7 und 56,57,1-8 . . . die Fotografien zeigen ungarische Soldaten; 206/38: die Aufnahme zeigt ungarische Soldaten . . .; 204/24: die Aufnahme zeigt finnische Soldaten). Diese Fotos gehören tatsächlich nicht in die Ausstellung."
  • 5. "In einigen Fällen wurden die Fotos falsch datiert bzw. lokalisiert . . . In Katalog und Ausstellung haben Fotografien Vorgänge illustriert, die sich durchgängig an verschiedenen Frontabschnitten abgespielt haben, ohne dass der Ort der Fotografie und der Ort, um den es in den beigefügten Textdokumenten geht, dieselben wären . . . Offensichtlich haben die Ausstellungsmacher wiederholt Fotografien nicht als zum selben Tatkomplex gehörig identifiziert, weshalb sie an verschiedenen Stellen der Ausstellung auftauchen . . . Oft hätte bereits ein genauerer Blick auf die Bilder Hinweise auf Zusammenhänge liefern können."
  • 6. "Die Tatsache, dass die Verbrechen in der Sowjetunion von SS, Polizei, Wehrmacht und einheimischen Hilfskräften arbeitsteilig verübt wurden, wird von der Ausstellung nicht hinreichend herausgearbeitet."
  • 7. "Es ist ein Versäumnis der Ausstellung, dass dieser Fall (Mord an Juden in Belaja Zerkow) nicht genutzt wurde, um zu zeigen, dass es in der Wehrmacht auch Widerstand gegen die Judenmorde gab. Dass auch in anderen Verbänden der 6. Armee Kritik laut wurde, hätte man mit einem Befehl des Kommandierenden Generals des XVII. Armeekorps., Gen. d. Inf. Kienitz, vom 23. Juli 1941 belegen können . . ."
  • 8. "Als problematisch hat sich . . . erwiesen, dass sich die unheitlichen Auswahlkriterien für die Beschriftungen (bzw. die Gründe für fehlende Beschriftungen) nicht erschließen."
  • 9. "Die im ,Prolog' der Ausstellung formulierte pauschale Kritik an der ,deutschen Militärgeschichtsschreibung', die zwar viel zur Aufklärung über den ,Vernichtungskrieg gegen Juden, Kriegsgefangene und Zivilbevölkerung' beigetragen habe, sich aber weigere, ,einzugestehen, dass die Wehrmacht an all diesen Verbrechen aktiv und als Gesamtorganisation beteiligt war', ist offensichtlich überzogen."
  • 10. "Die ebenfalls im ,Prolog' ausgesprochene Absicht, ,kein verspätetes und pauschales Urteil über eine ganze Generation ehemaliger Soldaten zu fällen', wird die Ausstellung auf Grund fehlender Differenzierungen nicht gerecht. Sie erweckt vielmehr durch die Art der Präsentation der Bild- und Textdokumente den Eindruck, dass die dargestellten Verbrechen den Angehörigen der Wehrmacht mehr oder weniger unterschiedslos zuzurechnen seien."

Die Kommission urteilt: "Der Eindruck einer fehlenden Offenheit in der Argumenation und im Ausstellungsduktus wird durch die Dominanz der Fotos unterstrichen. Die Fotos sollen die eigentliche Botschaft der Ausstellung vermitteln und als Beweis für die Massenhaftigkeit der darzustellenden Vorgänge dienen, obwohl sie allenfalls Belege für Einzelaktionen liefern können.

Die "(vor allem seit 1997) zunehmend kontrovers geführte Auseinandersetzung in der bundesdeutschen und österreichischen Öffentlichkeit" habe, so konstatiert die Kommission, "mitunter geradezu Züge eines Glaubenskrieges" angenommen: "Dass die Ausstellungsmacher an dieser Polarisierung nicht unschuldig waren, ist offensichtlich."

Das Fazit der Kommission lautet: "Es scheint notwendig, die Ausstellung . . . gründlich zu überarbeiten oder neu zu konzipieren."

 


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  Visit this link to download a German-language leaflet (Acrobat .pdf format, with photos) plus petition: "Informationsflugblatt (PDF) zu Reemtsmas Ausstellung. Fakten, die die Fälschungen widerlegen"
  John Ball's website for more about the fake photos
  Artikel zur Wehrmachtsausstellung sowie Texte zur Deutschen Wehrmacht

 

 

 

Torpedo Running 

Journalist Jochen Kummer is the journalist standing on the right of David Irving in this photograph of the 1983 Stern Press conference where the magazine announced it was to publish Hitler's Diaries; Mr Irving is denouncing the diaries as fake.

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