HOLOCAUST INDUSTRY
NEWS Berlin, November 9, 2000
Bald
"Holocaust-Education" an den
Schulen Reiche
kündigt Lehrplan noch in diesem Jahr
an - Anne-Frank-Ausstellung in vier
Städten Potsdam - BRANDENBURGS
Schüler sollen sich nach dem Willen
von Bildungsminister Steffen Reiche
(SPD) künftig noch intensiver mit
Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit
auseinandersetzen. Noch in diesem Jahr
werde er daher einen Lehrplan zur
"Holocaust-Education" vorlegen, wonach
diese ein fester Bestandteil des gesamten
Unterrichts in allen Klassenstufen sein
wird, sagte Reiche am Mittwoch in
Potsdam. In unterschiedlichsten
Unterrichtsfächern, aber auch
Projektwochen und bei anderen
Aktivitäten sollen die Schüler
über Antisemitismus,
Ausländerfeindlichkeit und Gewalt
informiert werden. "Diese Themen werden
zwar bereits in großem Umfang an
unseren Schulen behandelt, aber dies soll
jetzt in einem Lehrplan fest verankert
werden", sagte Reiche. Nach seinen Angaben
wird Brandenburg das erste Bundesland
sein, das einen Lehrplan für
"Holocaust-Education" vorlegt. "Es ist
wichtig, dass die Schüler mit jeder
Faser ihres Herzens begreifen, dass so
etwas nie wieder passieren darf", betonte
Reiche. Er wies darauf hin, dass es an
Brandenburgs Schulen schon jetzt
zahlreiche Projekte gegen Antisemitismus
wie Gedenkstättenarbeit oder
deutsch-jüdische Geschichte im
Unterricht gibt. Als
wichtiges Begleitmedium bei der
Auseinandersetzung mit Antisemitismus und
Rechtsextremismus an den Brandenburger
Schulen bezeichnete Reiche die Ausstellung
"Anne
Frank - Eine Geschichte für
heute", die auch im nächsten Jahr in
vier Städten des Landes zu sehen sein
werde. Reiche sagte, er habe über 35
000 Mark aus dem Fonds "Tolerantes
Brandenburg" bereit gestellt, um die
Ausstellung in Prenzlau, Neuruppin,
Rathenow und Cottbus zeigen zu
können. Die 1996 in Wien erstmals
gezeigte Ausstellung "lebt davon, dass sie
von Schülern für Schüler
präsentiert wird".
Vor kurzem war eine vergleichende Studie
"Antisemitismus unter Jugendlichen in
Brandenburg und Nordrhein-Westfalen" des
Instituts für Familien-, Kindheits-
und Jugendforschung der Potsdamer
Universität vom Autoren Dietmar
Sturzbecher vorgestellt worden. Ihm
zufolge sind antisemitische
Strömungen in Brandenburg mehr als
doppelt so stark ausgeprägt als in
NRW. Das gelte "sowohl für Hardliner
als auch für Mitläufer", hatte
Sturzbecher gesagt, der 4500 Jugendliche
zwischen 12 und 20 Jahren befragen
ließ. Bei fast 37 Prozent der Jungen wurden
hohe oder eher hohe judenfeindliche
Einstellungen festgestellt, in NRW waren
es 16,8 Prozent. Während in
Brandenburg 21,3 Prozent der Mädchen
einen hohen oder eher hohen Antisemitismus
offenbarten, waren es in NRW nur 5,6
Prozent.
dpa/m.k. Related
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