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Frankfurter Allgemeine Zeitung

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Feuilleton, 2. März 2000


Warum Michael Naumann einen Brief an David Irving schrieb

LONDON, 1. März

Im Gerichtssaal 73 hatte man gespannt auf den Videofilm gewartet, der „den ganzen Mister Irving" im Kreise deutscher Neonazis zeigen sollte. Doch der Richter hatte wenig Lust auf eineinhalb Stunden Neonazi-Gegröle ohne Übersetzung und Untertitel. Irving selbst ficht diese Aufnahmen heftig an; Sie seien geschnitten, die Ausschnitte seiner Reden aus dem Zusammenhang gerissen.

Nach den Stellen, die schließlich zu sehen waren, hatte man allerdings wenig Bedürfnis nach dem Rest. „Da ist diese Einmann-Gaskammer", schrie er Fahnen schwenkenden Glatzköpfen und Alt-Nazis entgegen, „die zwei deutsche Soldaten in der polnischen Landschaft herumtragen auf der Suche nach einzelnen Juden." [sic. Polen]. "Die Einmann-Gaskammer muss ausgesehen haben wie ein Sedan-Stuhl, aber getarnt als Telefonzelle. Wie haben sie das Opfer dazu gebracht, freiwillig in die Gaskammer zu steigen? Offenbar war ein Telefon drin, das klingelte, und der Soldat sagte: Das für Sie!"

Ansonsten wurde das Band im Schnellsuchlauf abgespielt und nur angehalten, damit Gutachter Hajo Funke auf einzelne Prominente der "Szene" aufmerksam machen konnte. Sosehr sich David Irving vor Gericht wehrt, sosehr er behauptet, die Leute zum Teil gar nicht zu kennen, sie nie bewusst gesehen, ihre Reden nicht gelauscht zu haben: Er befand sich in einschlägiger Umgebung, nicht einmal, sondern viele Male: Michael Kühnen, Gottfried Küssel, Ewald Althans, Ernst Zündel, Christian und Ursula Worch, um einige der Jungen, Otto-Ernst Remer ([links] ein Held dieser Leute, weil er den Aufstand vom 20. Juli 1944 niedergeschlagen hat), Wilhelm Steglich [sic], Günther Deckert, der französische Holocaust-Leugner Robert Faurisson, um die Älteren zu nennen. Sie alle marschierten auf den gleichen Demonstrationen, nahmen an den gleichen Veranstaltungen teil. Doch der Geisterbahneffekt, den die Verteidigung mit diesen Filmausschnitten wohl beabsichtigt hatte, wurde im Schnellsuchlauf und ohne englische Übersetzung nicht erzielt.

Die Überraschungen lagen an diesem Tag anderswo. Zum einen führte Irving zu seiner Ehrenrettung an, einen ,,berühmten linksintellektuellen Theaterdichter" aus Deutschland zu seinen „intimen Freunden" zu zählen: Rolf Hochhuth, mit dem er intensiv korrespondiere. Funke, der an diesem Tag als Auskunftgeber für alles Deutsche fungieren müsse, bestätigte dem Richter, dass Hochhuth ein Theaterautor sei. Weder wollte er ihn als linksintellektuell bezeichnen, noch habe er die „fünftausend Stuck" Korrespondenz gesehen, als er seine Forschungen über Irvings Verbindungen zu deutschen Rechtsradikalen betrieb.

Die zweite Überraschung ist ein Brief von 1985, weit hinten in einem Päckchen Unterlagen, das Irving einigen Journalisten überreicht hat.

„Sehr geehrter Herr Irving", heißt es da. „Herr Hochhuth hat mich darauf hingewiesen, dass eine Churchill-Biographie aus ihrer Feder vom Verlag Kiepenheuer und Witsch abgewiesen, worden ist. Ich bin lebhaft an dem Manuskript interessiert und wurde mich freuen, es bei Gelegenheit lesen zu dürfen -- Ihr Interesse an einer Publikation im Rowohlt Verlag vorausgesetzt. Mit herzlichen Grüßen, Dr. Michael Naumann".

Es ist nicht untypisch, dass Irving im Gerichtssaal bloß diesen Brief verteilt, so als ob Naumann einfach ein Fan seiner Bücher wäre. Dabei mündete das freundliche Anbahnungsgespräch zehn Jahre später in einen, ganz unfreundlichen Rechtsstreit. Naumann hatte zwar mit Irving noch einen Vertrag über die zweibändige Churchill-Biographie abgeschlossen und einen sechsstelligen Vorschuss bezahlt. Zur Publikation kam es jedoch nicht, weil wie Michael Naumann dieser Zeitung sagte, Irving den zweiten Manuskriptteil nicht termingerecht abgeliefert harte und „und inzwischen seine braune Unterseite klargeworden war". Rowohlt prozessierte um die Rückzahlung des Vorschusses. Irving erklärte sich bankrott. Schließlich wurde er 1995 zwei Wochen in das Londoner Gefängnis Pentonville gesteckt: "Wie in dunkelster viktorianischer Zeit", kommentierte er gekränkt.

Die dritte Überraschung schließlich sind die Eichmann-Memoiren, die Israel nun dem Prozess zur Verfügung gestellt hat (F.A.Z. vom 29. Februar). Sie waren bisher nicht zugänglich, und niemand weiß, wie sie dem Prozess nützen sollen. Es ist auch völlig unklar, warum so viele Geheimnisse hineingedeutet worden waren. Jedenfalls sind sie jetzt genau dort gelandet, wo man sie wohl am wenigsten haben wollte.

Mit zwei Fingern hielt Richard Rampton eine schwarze Diskette in die Höhe, und seine stoffreiche Robe bauschte sich. Er wolle Irving die Diskette nur geben, wenn dieser verspreche, das Material nicht auf seine Internetseite zu laden. Irving versuchte einen Ausfall: Alles, was vor Gericht besprochen werde, sei automatisch im Besitz der Öffentlichkeit. Dem widersprach Rampton heftig. Diese neuen Eichmann-Memoiren seien noch nicht Teil des Verfahrens gewesen. Der Richter folgte ihm. Irving musste sein Versprechen geben. Rampton reichte die Diskette langsam seinem Junior, Miss Heather Rogers. Miss Rogers nahm sie ebenfalls mir zwei Fingern, steckte den Attn nach rechts und wandte den Kopf nach links, nicht ohne noch ein bisschen die Mundwinkel zu verziehen. Mit einem großen Schritt war Irving bei ihr und trug die kleine Diskette an sein Pult zurück. Für diesen Liebhaber von Original-Nazischriften muss es ein schöner Augenblick gewesen sein. EVA MENASSE.

Auf diesen Aufsatz hin hat David Irving

  • einen Leserbrief an die Zeitung
  • einen Brief an die junge Journalistin Eva Menasse folgenden Inhalts geschrieben:

  . . . die beiden letzten Aufsätze waren besonders infam, sogar verlogen. Die Transcripts werden das schon beweisen, und hoffentlich bekommt deine Zeitung auch was von befreundeter Seite deswegen zu hören! Der Richter hatte schon akzeptiert, dass absolut keine Beweise vorliegen für Kontakte mit Kühnen, Küssel, und ähnlichen Radikalen. Weshalb hast du die gleichen Lügen wiederholt? Das war besonders böse.

Wenn Kulturminister Michael Naumann behauptet, ich habe bankrott gemacht, so ist das auch eine Lüge: bankrott habe ich nie im Leben gemacht. Sein Verlag hat das Buch nicht gedruckt, weil die Belegschaft mit dem Streik drohte (frag mal Herrn Dr Herbert Fleissner vom Langenmüller Verlag: der weiss ganz genau über die Hintergründe bescheid). Die Einweisung ins Londoner Gefängnis war wegen Verletzung der Gerichtsehre. (Contempt of Court). Warum lässt du dich auf dieser Weise anlügen? Ich habe dir ja die entsprechende Webseite mitgeilt.

Ich bräuchte dir eigentlich unter diesen Umständen garnicht zu mitzuteilen, dass (a) Montag der letzte Verhandlungstag ist, nur 2 Stunden ganz früh; (b) Schluss dann bis 13. März, Schlussplädoyers. Versuch mal dieses Mal ehrlich zu berichten.

 

Website fact: The Durchhaltevermögen of the defence team is aided by a five million dollar fund provided by the American Jewish Committee, which enables them to pay the "experts" Evans, Longerich, etc., £750 (DM2500) per day (while the defence's star legal team is paid considerably more). Nobody is paying for Mr Irving, who has been fighting this Existenzkampf for three whole years. [Help]

 

SUGGESTION: Fax a reader's letter to this newspaper the Frankfurter Allgemeine Zeitung at (+49) 69 7591 1743 or 


Frankfurt, den 2. März 2000

 

 

 

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