From the world's press

Allgemeine jüdische Wochenzeitung
Nr. 47/29, Bonn, 16. Juli 1992.

Dr Goebbels  Die vergessenen Geheimnisse der Nazis, verkündet die Daily Mail, seien in den jetzt entdeckten Tagebüchern Propagandaministers Goebbels zu finden. Und wer hat da auch wieder seine Hände mit im Spiel?

Natürlich: der Handschriftenkenner David Irving."


July 16, 1992
 

Moskaus Archive bringen neue Wahrheiten ans Licht

Der Historiker Irving und die Goebbels-Tagebücher: Streit um Publikation

 

Von Peter Baum

DAS HAUS Nummer 81 in der Londoner Duke Street ist an und für sich das, was ein Franzose „une bonne adresse" nennen würde. Es liegt in Mayfair, wo sich nur wirklich reiche Leute eine Wohnung leisten können.

Für den 3. Juli dieses Jahres [1992] hatten jüdische Organisationen, mit dem Board of Deputies of British Jews an der Spitze, zu einer Protestdemonstration gegenüber dem Haus Nummer 81 aufgerufen, denn dort wohnt David Irving, jener revisionistischen Historiker, der mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln bemüht ist, zu beweisen, der Holocaust sei eine jüdische Erfindung.

Sunday Times headlineUnmittelbarer Anlaß für den Protest war ein Seminar, organisiert von einer Gruppe, in der Irving prominent aktiv ist und die sich „Campaign for Real History" nennt. Geladen war unter anderem der Anwalt Fred Leuchters, jenes Amerikaners, der die Ansicht verzapft, die Gaskammern von Auschwitz, Majdanek und Treblinka habe es nie gegeben. In einem Flugblatt wurde das Seminar als „ein Ansporn für praktische Aktionen gegen den Holocaust-Mythus" angekündigt. ,,Europäische Nichtjuden - und nicht nur die Deutschen - sind seit dem Zweiten Weltkrieg durch die ständige Behauptung einer Holocaust-Schuld demoralisiert worden", hieß es darin.

War es ein Zufall, daß gerade zur Zeit des Seminars eine neue Kontroverse um Irving ausbrach? Die ansonsten angesehene Londoner Wochenzeitung „Sunday Times" hatte nämlich angekündigt, sie werde - nur wenige Tage später - mit der serienmäßigen Veröffentlichung der kompletten Tagebücher von Goebbels beginnen, die vor einiger Zeit in Moskauer Archiven entdeckt worden waren. Dies werde „einen neuen Einblick in die Tätigkeiten der Nazidiktatur und ihrer Verhandlungen mit fremden Staaten geben".

Ob sich die britische Öffentlichkeit auch heute noch für die Tagebücher interessiert, mag dahingestellt bleiben. ,‚Sunday Times" -Chefredakteur Andrew Neil hatte erst kürzlich durch die Veröffentlichung einer Serie über die angebliche Ehekrise des Prinzen und der Prinzessin von Wales einen Publikumserfolg erzielt. Nun läßt er die Goebbels-Tagebücher folgen aus der dem Vernehmen nach schwer leserlichen Handschrift von Hitlers Lügen- und Hetzfabrikanten abgeschrieben und geliefert von keinem anderen als dem Holocaust -Verleugner David Irving.

Dieser war, wie der Londoner „Independent" zu berichten wußte, von Peter Millar, einem freien Mitarbeiter der ,‚Sunday Times", bei den Leitern der Archive in Moskau als „hervorragender Historiker" eingeführt worden, der sich mit einer Biographie von Goebbels befasse.

Daily Mail headlineWie zu erwarten war, lösten die Nachrichten über die Mitarbeit von Irving bei der ‚Sunday Times" umgehend Befremden und Proteste aus. Chefredakteur Andrew Neil, selbst als prominenter Journalist und als Fernsehpersönlichkeit bekannt, fand sich im Mittelpunkt eines heftigen Kreuzfeuers. In einem BBC-Interview bezeichnete er dann Irving als einen „von wenigen Menschen in der Welt", die Goebbels' Handschrift entziffern könnten. Irving habe die Tagebuchblätter „lediglich kopiert"; sein Anteil an der Veröffentlichung sei „unbedeutend".

„Was er in seinen politischen Aktivitäten tut, hat nichts mit mir zu tun, und ich halte fast alle seine politischen Ansichten, insbesondere was die Naziära betrifft, für verwerflich", sagte Neil. Eine Meldung des „Independent", Irving werden für seine Mitarbeit „ein sechsstelliges Honorar einstecken, wurde in einem Aufmacher-Artikel Peter Millars auf der „Sunday Times" - Titelseite umgehend dementiert. Jüngsten Presseberichten zufolge soll das Honorar „nur" 75.090 Pfund betragen; also noch immer ein gutes Sümmchen, mehr als 200.000 Mark. Chefredakteur Neil seinerseits betonte, die Umschriften würden vor Veröffentlichung noch genau überprüft werden. Damit, so heißt es, wurde der Oxforder Professor für neuere Geschichte Norman Stone beauftragt.

Die gegenwärtige Londoner Kontroverse dreht sich also nicht, wie einst bei Hitlers sogenannten Tagebücher, um den in Moskau ursprünglich von Münchener Historikern entdeckten literarischen Nachlaß des Joseph Goebbels' sondern um das Einschalten eines Hitler-Apologeten bei der Bearbeitung der Handschriften für die dem Rupert Murdoch -Konzern angehörenden ,‚Sunday Times". In seinem diese Wahl erklärenden Artikel meinte Millar am 5. Juli, Irving habe man ausschließlich wegen seiner „seltenen Fähigkeit, Goebbels' spinnenartige Handschrift zu entziffern", für die Vorbereitung des Manuskripts engagiert, Irving habe sich seinerseits verpflichtet, der Redaktion eine unredigierte Umschrift zu liefern. Er habe auch zugegeben, daß einige der neu aufgefundenen Tagebücher seinen eigenen Ansichten widersprächen.

Goebbels kontra Irving also? Das bleibt abzuwarten. In einem seltsamen, aber für ihn wohl typischen Versuch, auf die anschwellende Kritik mit einem Gegenangriff sozusagen unter der Gürtellinie zu reagieren, hat der revisionistische Historiker es inzwischen für nötig befunden, sich mit dem von moslemischen Fundamentalisten verfolgten Schriftsteller Salman Rushdie zu vergleichen, über den bekanntlich Ajatollah Khomeini wegen des Romans „Die Satanischen Verse" das Todesurteil gesprochen hatte. Mit anderen Worten - Kritik an Irving wird von diesem nun offenbar mit jener Aufforderung zum Mord gleichgesetzt.

Unterdessen hat die mit der ,‚Sunday Times" konkurrierende Londoner Tageszeitung „Daily Mail" dem Sonntagsblatt Andrew Neils den Wind aus den Segeln genommen: Sie gab bekannt, sie werde zwei Tage vor der „Sunday Times" mit der serienmäßigen Veröffentlichung von Auszügen aus den Goebbels'schen Tagebücher beginnen. Sir David English, Chefredakteur der „Daily Mali", gab bekannt, sein Blatt habe die Auszüge von einem Münchener historischen Institut erhalten und für das Copyright 50.000 Mark bezahlt.

Der kürzlich in der Bundesrepublik wegen Holocaust-Verleugnung zu einer Geldstrafe verurteilte Irving ist übrigens in London nicht daran gehindert worden, an dem bereits genannten Seminar von Verleugnern des Holocaust teilzunehmen. Die Teilnehmer dieser Veranstalter im International Students House in der Great Portland Street wurden vor protestierenden Demonstranten von der Polizei beschützt, die, wie der „Independent" berichtet, fünf Demonstranten festnahm. 

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