Richtig so

David Irving

britischer Schriftsteller und Historiker korrigiert die Eintragung unter seinem Namen im bekannten bundesdeutschen biographischen Nachschlagwerk Munzinger Archiv


[Photo: David Gamble for: The Independent on Sunday]


Geburtstag: 24. März 1938, Hutton, England
Berufe: Historiker, auch Wissenschaftshistoriker, Schriftsteller
Nation: Großbritannien

Herkunft

DAVID IRVING [so berichtet das Munzinger Archiv] wurde am 24. März 1938 als Sohn eines Marineoffiziers in Hutton(Grafschaft Essex) geboren.

Ausbildung

Er besuchte die Public School "Sir Antony Browne's School" in Brentwood/Essex und studierte dann Naturwissenschaften und Staatswissenschaften an der Universität London. Anschließend arbeitete Irving ein Jahr lang bei Thyssen im Ruhrgebiet, um seine deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern.

Wirken

Irving beschäftigte sich nach Abschluß seines Studiums vorwiegend mit zeitgeschichtlichen Fragen und veröffentlichte 1959-1961 in englischen Zeitungen und Zeitschriften Beiträge über wirtschaftliche und historische Themen in Deutschland. Von Okt. 1961 bis Jan. 1962 publizierte die Kölner "Neue Illustrierte" eine Serie von Irving mit dem Titel: "Wie Deutschlands Städte starben".


Im April 1963 erschien Irvings erstes Buch "The Destruction of Dresden" (dt. 1964), das ein Bestseller wurde. Für dieses Buch hatte Irving zuvor unbeachtete Unterlagen über die Hintergründe des englischen Luftangriffs auf Dresden ausgewertet. Seither, so schrieb Der Spiegel (25.6.1990), gefiel sich Irving "in der Rolle des Außenseiters, der prominenten Historikern mangelnde Quellenkunde und handwerkliche Ungenauigkeiten vorwirft".



IRVINGS Veröffentlichungen waren fast immer Verkaufserfolge. Bekannt gemacht haben ihn vor allem seine beiden Hitler-Biographien "Hitlers Weg zum Krieg" und "Hitlers Krieg", die wegen der darin propagierten Thesen zu Hitlers Rolle in der "Endlösung" heftig umstritten waren. Der Autor versuchte zu belegen, daß Hitler - bis etwa Okt. 1943 - nichts von der "Endlösung" gewußt habe. Die meisten Fachhistoriker wiesen diese Darstellung als schlimme Verharmlosung der Person Hitlers zurück. Die Historiker Martin Broszat und Hans Mommsen kritisierten ebenfalls Irvings Folgerungen, kamen aber zum Ergebnis, daß es in der Tat keinen Hitler-Befehl zur "Endlösung" gegeben habe. Diese Ansicht löste eine heftige Debatte innerhalb der Historikerzunft aus und brachte nach Meinung der ZEIT (6.10.1989) "einige wichtige Erkenntnisfortschritte" hervor.


Hierzu Irving: Mit meiner 1975 bzw in New York, und London 1977 erschienener Biographie Hitlers Krieg (Ullstein/Propyläen bzw. Herbig Verlag) habe ich, wie Sie richtigerweise feststellen, den Historikerstreit ausgelöst. Broszat hat mir zum Teil recht gegeben, was meine Gegner nicht wahrhaben wollten. Der Spiegel hat insgesamt fünf Bücher von mir als Vorabdruck gebracht.


Eine gekürzte Fassung seiner Hitler-Studien mit einigen charakteristischen Änderungen ließ Irving 1989 unter dem Titel "Führer und Reichskanzler - Adolf Hitler 1933-1945" folgen. Stillschweigend getilgt war darin das Wort "Vernichtungslager", das Irving in den vorangegangenen Büchern noch verwandt hatte. Er berief sich damit auf das sogenannte "Leuchter-Dokument", in dem Fred Leuchter feststellte, in Auschwitz, Birkenau und Majdanek habe es keine Exekutions-Gaskammern gegeben. Rainer Zitelmann meinte zu diesem Buch in der ZEIT (ebd.): "Gefragt sind auch hier sachliche Widerlegungen, ohne Irvings Verdienste, der Forschung zahlreiche wichtige Dokumente erschlossen und zugänglich gemacht zu haben, schmälern zu wollen. Irvings Schwäche bleibt, daß er die wissenschaftliche Diskussion und die Forschungsergebnisse der von ihm abgelehnten 'Zunft-Historiker' nicht wahrzunehmen bereit ist."


Umstritten als "Enfant terrible" der modernen Geschichtsschreibung und "rechtsgewirkter" Historiker war und ist Irving nicht zuletzt deshalb, weil er bei seinen Vortragsreisen in Sachen Nationalsozialismus immer wieder die Existenz des Holocaust leugnet und sich als Mitstreiter der rechtsextremen Szene zu erkennen gibt.


Hierzu Irving: Sie sind aber doch einige Legenden aufgesessen, und zwar: Ich leugne nicht "die Existenz des Holocaust, "sondern bestreite die bisherige Schilderung der Methoden bzw. den Umfang desselben. Das ist etwas ganz anders. Eine Leugnung des Holocaust wäre 1.) dumm, 2.) in der BRD krimineller Tatbestand.


So engagierte sich Irving 1984 in Frankreich für Le Pens "Nationale Front". . .


Hierzu Irving: Das ist auch unwahr, ich habe nie etwas in Frankreich zu tun gehabt, weder geredet noch Vorträge gehalten noch sonst noch etwas; Monsieur Le Pen kenne ich nicht, habe weder mit ihm noch mit seinen Vertretern verkehrt.

. . . und unternahm während des Europawahlkampfes 1984 im Auftrag der "Deutschen Volksunion" eine Vortragsreise durch die Bundesrepublik.


Hierzu Irving: Weiterhin, ich habe in der BRD nicht nur im Auftrag von Dr Gerhard Frey Vorträge gehalten, sondern auch "für" (bzw. vor) der Bundeswehr, wobei höhere und auch höchste Offiziere zugegen waren, darunter der stellv. Generalinspekteur der Bundeswehr Herr Wüst. Auch vor Einheiten der amerikanischen Streitkräfte in Stuttgart und Frankfurt, vor unzähligen Universitäten (Audi Max in Bonn, Berlin, Hamburg) usw. habe ich Vorträge gehalten. Mein engster Freund in der BRD: der Dramatiker Rolf Hochhuth, und zwar seit Januar 1965.


Wegen des Verdachts der Propaganda und Betätigung für den Nationalsozialismus ließ das österreichische Innenministerium Irving im Juni 1984 festnehmen und nach Deutschland abschieben.

Hierzu Irving: Zwar wurde ich im Juni 1984 auf Befehl des sagenhaften Herrn Karl Blecha (Innenminister, später wegen verd‰chtiger N‰he zu Schiebungsdelikten zur Demission gewungen) aus Österreich nach der BRD abgeschoben; wir prozessierten dagegen aber in Wien, die Gerichte dort erklärten die Abschiebung für gesetzwidrig, mir wurde Schadenersatz dafür ausgezahlt, gegen die zuständigen Beamten wurden wegen Amtsmißbrauch Verfahren eingeleitet! Im November 1989 wurde ich dann erneut auf Betreiben des bekannten (marxistischen) "österreichischen Dokumentationsarchiv des Widerstandes" ausgewiesen. Es soll auch ein Haftbefehl des Interpol gegen mich bestehen, ist aber nie vollzogen worden. (III. Reich!)


Im Jan. 1993 verurteilte das Landgericht München Irving wegen Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu einer Geldstrafe in Höhe von rd. 25.000 DM. Er hatte am 21. April 1990 im Münchner Löwenbräu-Keller behauptet, man wisse inzwischen, daß es nie Gaskammern gegeben habe. Im Nov. 1993 wurde Irving nach einer Verfügung der Münchner Ausländerbehörde aus Deutschland ausgewiesen. Im März 1996 bestätigte das Verwaltungsgericht München die unbefristete Ausweisung.

Hierzu Irving: Im Januar 1993 wurde ich, wie Sie richtig schreiben, vom Landgericht München II verurteilt. Die Geldstrafe wurde jedoch auf 30.000 DM festgesetzt, nicht 25.000 DM. Die Strafe wurde wegen angebl. Verunglimpfung des Ansehens Verstorbener ausgesprochen, ich hatte ja wörtlich am 21. April 1990 in München bei einem Vortrag gesagt, "Wir wissen inzwischen, daß die den Touristen in Auschwitz gezeigte Gaskammer eine Atrappe ist, die nach dem Kriegsende von den Polen erbaut wurde." Für eben diesen Spruch wurde ich verurteilt. Eine Verteidigungsmöglichkeit wurde uns nicht eingeräumt (die berühmte NS-ähnliche Rechtsgrundlage der "Offenkundigkeit"!). Auch wurden uns vom Gericht Verteidigungszeugen nicht zugelassen, darunter der Archivleiter in Auschwitz Prof Franciszek Piper). Inzwischen haben die polnischen Behörden ulkigerweise zugegeben, daß die von mir erwähnte Gaskammer tatsächlich in dem Jahre 1948 erbaut worden ist (s. hierzu auch das Buch " Auschwitz 1270 to the Present" vom anerkannten jüdischen Holocaust-Historiker Professor Robert van der Pelt). Allerhand, wie sich die deutsche Justiz hierbei blamiert hat.


Wegen "charakterlicher Mängel" war Irving im Mai 1994 zum zweiten Mal die Einreise in Australien verweigert worden.

Hierzu Irving: Bei den von Ihnen im letzten Satz des 4. Absatzes erwähnten "charakterlichen Mängel" handelte es sich ausschließlich um diese "rechtskr äigen" deutschen Gerichtsurteile. Deswegen wurde ich anschließend auch aus Kanada abgeschoben; in Australien und Südafrika und Neuseeland auch Einreiseverbote - nur wegen des Münchner Urteils!


1990 lag in deutscher Übertragung der erste Teil einer Churchill-Biographie von Irving vor ("Churchill. Kampf um die Macht"), in der er die These vertrat, "Churchill sei durch sein bedingungsloses Festhalten am totalen Krieg gegen Nazideutschland, sein kompromißloses Ablehnen aller deutscher Friedensvorstöße zum Zerstörer des englischen Empire geworden" (vgl. Neue Zürcher Zeitung, 26.6.1991).


Hierzu Irving: Der II. Teil der Churchill-Biographie (Churchill's War, Bd. ii) erscheint noch in diesem Frühjahr in englischer Sprache. (Sie umfaßt die Kriegsjahre 1941-3); das Ergebnis einer zwanzigjährigen Forschungsarbeit.

Im Auftrag der "Sunday Times" reiste Irving im Juni 1992 nach Moskau, um dort die Tagebücher des einstigen Reichspropagandaministers Joseph Goebbels zu sichten, die von Mitarbeitern des Münchner Instituts für Zeitgeschichte entdeckt worden waren. Das Vorhaben der "Sunday Times", Auszüge der bisher unbekannten Teile der Tagebücher abzudrucken, führte in der britischen Öffentlichkeit vor allem deshalb zu heftigen Auseinandersetzungen, weil die Texte von Irving in die heutige Schrift umgeschrieben und übersetzt wurden. Im April 1996 stoppte der US-Verlag St. Martin's nach scharfen Protesten in letzter Minute den Druck einer Goebbels-Biographie von Irving In England war dieses Buch ab dem 14. April 1996 unter dem Titel "Goebbels. Mastermind of the Third Reich" in den Handel gebracht worden.


Werke


Veröffentlichungen u. a.: "The Destruction of Dresden" (dt. 64), "The Mare's Nest" (64; dt. 66), "Der Traum von der deutschen Atombombe" (dt. 67), "Accident. The Death of General Sikorski" (68), "Der überflüssige Soldat" (69), "Die Tragödie der Deutschen Luftwaffe. Aus den Akten und Erinnerungen von Feldmarschall Milch" (dt. 71), "Hitler und seine Feldherren" (75), "Hitler's War" (77; dt. 79, Hitlers Weg zum Krieg), "The Trail of the Fox" (78; dt. 78, Rommel), "Aufstand in Ungarn. Die Tragödie eines Volkes" (dt. 80), "Hitlers Krieg. Die Siege 1939-1942" (83), "Schlacht im Eismeer. Der Untergang des Geleitzugs PQ 17"(dt. 83), "Von Guernica bis Vietnam. Das Leiden der Zivilbevölkerung im modernen Krieg" (dt. 83), "Krieg zwischen den Generälen. Das Alliierte Oberkommando und die Invasion 1944" (dt. 83), "Die geheimen Tagebücher des Dr. Morell, Leibarzt des Führers" (dt. 83), "Hitlers Krieg. Götterdämmerung 1942-1945" (dt. 86), "Göring" (dt. 87), "Rudolf Hess - ein gescheiterter Friedensbote?" (dt. 87), "Churchill. Kampf um die Macht" (90; Bd. 1), "Goebbels. Mastermind of the Third Reich" (96).

Hierzu Irving ergänzend: diesem Brief wird eine vollständige Liste meiner sämtlichen Werke als Anhang beigefügt.
 

Familie


Irving ist mit einer Spanierin verheiratet und hat zwei Töchter. Die Familie lebt in London, Madrid und München.

Hierzu Irving ergänzend: Richtig ist: "Irving war 1959-1982 mit meiner Spanierin verheiratet und hatte vier Töchter, eine davon seit 1996 beinamputiert. Er lebt in 2. Eheverhältnis mit einer Dänin, Benté geboren Høgh, und hat mit ihr eine 5. Töchter."



Adresse


81 Duke Street, Mayfair W1M 5DJ, London, England


Hierzu Irving: richtig (seit nunmehr dreißig Jahren).



[Alle Zitate mit Ausnahme der kursiv gesetzten © Munzinger Archiv, 34/96 (lö)]


 

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