Keitel
Documents, Volume Nürnberg III, Item
22  Hans
Bernd Gisevius, OKW officer and Abwehr
traitor, testifies April 26, 1946 at
NurembergGeneralfeldmarschall
Wilhelm Keitel: Notizen,
Aussagen Gisevius über
KeitelEinflußreichste Stellung im 3.
Reich. Quelle: 4 Offiziere des OKW,
Canaris, Thomas aus dem OK, Sache ? (BDE)
mit denen Gisevius engste Verbindungen
hatte. Olbrich war Amtschef unter Thomas
beim Befehlshaber des Heeres. Sack hoher
Kriegsgerichtsrat seit 1945 beim OKH
(Befehlshaber des Ersatzheeres)
vorher an der Von diesen 4 Freunden
weiß er, welchen Einfluß
Keitel hatte auf Wehrmacht, damit
deutsches Volk und sein OKW. Keitel
entschied, welche Akten Hitler vorgelegt
wurden. Er gab nichts weiter und befahl,
nichts zu berichten. Jeder sollte sich auf
sein Fachgebiet beschränken. Bei
politischen Äußerungen werde er
die Offiziere nicht schützen, sondern
sie der Gestapo übergeben. Gisevius
habe darüber auch im Tagebuch von
Canaris gelesen. Oster habe solches von
Chefbesprechungen gelesen. Anstatt
Offiziere zu schützen, habe Keitel
sie unter Druck gesetzt. Keitel
kontrollierte" Hitler und verbot
ihm, Berichte vorzulegen, oder Hitler
mündlich Bericht zu erstatten. Keitel
schloß Hitler dagegen ab und
wußte ein Herankommen zu verhindern.
Für Eigenmächtigkeiten in dieser
Hinsicht 2 Beispiele: - a) Vor Einmarsch Belgien-Holland
falscher Bericht betr.
Neutralität.
- b) Verheimlichung von Einzelheiten
über Morde in Polen durch Gestapo
bezw. als die ersten Vorbereitungen
dazu getroffen wurden.
Meine Bemerkungen dazu: Betr. meine Ablehnung falscher
Berichten über
Neutralitäten-Verletzung
(Weißbuch anzuerkennen, Dokument
790-PS). Zu b) Meldung Oberbefehlshaber des
Heeres bezw. Beschwerde von Brauchitsch
über Übergriffe des SD in Polen,
mein Vortrag beim Führer, Dokument
864-PS. Keitel war über beides
unterrichtet, hat zwar im Anfang
widerstanden. Er kontrollierte die
Berichte und verhinderte Vorlage bei
Hitler. Keitel legte so um Hitler
den Ring des Schweigens". Riegelstellung.
Berichte über Gestapo über
Pläne und Einzelvorfälle kamen
an Canaris und Oster, die sie an Keitel
weitergaben. Da war allerdings das
Problem, wie man das Material an Keitel
heranbringen sollte, weil innerpolitische
Berichte verboten waren. Es wurde der
Umweg über Agenten- berichte
gewählt und solche von Gisevius
angefertigt. Vorwand: Berichte stammen aus dem
Ausland bezw. solche Bilder seien dort
gefunden. Canaris und Oster hätten
bei Aufstellung solcher Auslandsberichte
mitgearbeitet. Canaris habe als
ältester Amtschef und Vertreter
Keitels engste Verbindungen zu ihm gehabt,
wenn nicht Keitels Freund Reinecke
beauftragt war. Verschiedene Fragen von
Hexel werden wie folgt beantwortet: (bejaht!) Keitel hatte Kenntnis von - a) Mord der Geisteskranken (ich
kannte den Führererlaß betr.
Töten von unheilbarer deutscher
Geisteskranker).
- b) Judenpogrome (meine Bemerkung
dazu: ich kannte die Vorfälle in
Berlin am 8.11.38 Synagogen-Sturm aus
Erzählungen, es folgte meine
Intervention beim Führer betr.
Weltkriegs-Teilnehmer. Später
Umsiedlung nach Polen mir vom
Führer selbst gesagt.)
- c) Massenhinrichtungen (bis zur
letzten Gaskammer) der Juden. (Meine
Bemerkung dazu: keine Ahnung.)
- d) Greueltaten in Polen (meine
Bemerkung: keinerlei Berichte ii oder
Gerüchte nach Einsetzung des
Generalgouverneurs Okt. 39).
Gisevius bemerkt dazu: Keitel wurde
nichts geschenkt an Wahrheiten. - e) Greueltaten in anderen
Ländern sind Keitel auch
berichtet. Gisevius bemerkt dazu: z. B.
Nacht- und Nebelerlaß,
Kommissarerlaß. (Meine Bemerkung
ich habe nur von den Maßnahmen
von Erschießungen gewußt
und sie erfahren, wenn
militärische Kommandostellen
vornahmen, diese dem Führer bezw.
OKW meldeten, z.B.
Geißelerschießung -
Kommando-Unternehmen. Gisevius:
jedenfalls sei alles getan, um mit
solchen Berichten an Keitel
heranzukommen, Canaris und Oster
hätten Vorstellun- gen erhoben,
aber auch andere. (Meine Bemerkung: ich
habe Oster seit Kriegsbeginn
höchstens 2-3 Mal gesehen, wenn
ich ihn in Fragen der Finanzwirtschaft
der Abwehr etwas fragen wollte, z.B.
Devisenbeschaffung). Vortrag in
politischen oder Abwehrfragen hat er
mir nie gehalten. Im
Führerhauptquartier ist er niemals
gewesen. Ich habe ihn nur in Berlin
gesehen, wenn ich ihn bestellte.
- f) Arbeiter-Deportation. (Meine
Bemerkung: über Aufträge und
Aufgaben Sauckel war ich natürlich
unterrichtet, aber nicht durch die
Abwehr)
- g) Kirchenverfolgung. (Meine
Bemerkung: darüber habe ich
Verschiedenes erfahren. Auch wohl
über Canaris in der Wehrmacht habe
ich jeden Einbruch in die Seelensorge
verhindert mit Billigung des
Führers.)
Gisevius: nennt Fall Kirchenverfolgung
Norwegen. (Meine Bemerkung: ist mir nicht
gemeldet) Gisevius: Diverse Berichte waren
gekennzeichnet durch Keitels
Randbemerkungen. Der Präsident fragt Gisevius nach
Werdegang. 1935 Assessor bei Gestapo bis
Dez. 33. 34-Mai 35 Assessor im
Reichsinnenministerium. Zugang zu Minister
Frick. Mai 35-17.Juni 36
Reichskriminalamt. 17.6.36 aus dem
Polizeidienst ausgeschieden und zum
Regierungspräsidenten Münster in
Westfalen versetzt. Ab Mitte 37
unbezahlter Urlaub zu Studienzwecken. Anfang 39 Urlaub widerrufen und als
Beamter dem Regierungspräsidenten
Potsdam zugewiesen. 1.9.39 Kriegsbeginn
ohne Mobilmachungsbefehl. 1.9.39-1.4.40
gefälschter Einberufungsbefehl zur
Wehrmacht, aber dafür alsbald als
Vizekonsul beim Generalkonsulat in
Zürich als Agent der Abwehr von
Canaris (sprich Oster) eingebaut, und
bezahlt. Während er im vorhergehenden
Verhör des russischen
Anklagevertreters aussagte, er sei von der
Schweiz alle 4-8 Wochen nach Deutschland
gekommen, antwortete er dem
Präsidenten des Gerichts, er habe
sich meist in Deutschland aufgehalten und
wurde von dort kurierweise nach der
Schweiz ausgeführt. Am 20.7.44 war
Gisevius in Berlin in Erwartung des
Attentats, dann nach der Schweiz
geflüchtet. Kreuzverhör Dr. Laternser:
Besprechung eines Putsches, der nur mit
Generalität möglich, habe er mit
Halder und v. Brauchitsch gehabt. Halder
habe feste Versprechungen gegeben, v.
Brauchitsch auch Bereitsschaft bekundet.
Beide hätten zwar ja gesagt und mit
nein gehandelt. Auch v. Kluge sei bereit
gewesen. Er habe ihn seit langem gekannt.
Verbindung sei nie abgerissen. Wenige
(Oster, Canaris, Beck, v. Witzleben,
Olbricht) seien bereit gewesen,
mitzumachen. Wesentlich mehr wohl
sympathisiert. Nach den mehrfachen
Enttäuschungen besonders durch Halder
und v. Brauchitsch habe das Schwergewicht
allein bei Zivilisten gelegen. Deshalb
Entschluß des Handelns der
unentschlossenen Generale erst abzuwarten,
was dann ein 20.7.44 endlich zur Tat
geführt hatte. Auch Popitz (Minister)
sei mehrmal an die Generale herangetreten.
Beck, v. Witzleben, Halder, v. Brauchitsch
seien auch enttäuscht worden. Es war
immer dasselbe. Dr. Laternser fragt nach
Greuelberichten in Polen. Fragen über Greuelberichte
über Polen und Rußland, welche
Berichte an Gisevius gingen? Gisevius
erinnert sich an folgendes: - a) Bericht Generaloberst Blaskowitz
- Polen.
- b) Berichte, die bei Canaris und
Oster zusammengestellt wurden.
Näheres wisse er nicht sicher.
Gericht lehnt Erörterung Blaskowitz
ab. Hierzu kann ich, Keitel, folgendes
sagen: Zu a) Blaskowitz-Bericht stammt nach
Angabe von Brauchitsch, die er mir hier
auf Anfrage machte, aus der Zeit, als die
Militärverwaltung aufhörte, also
2. Hälfte Okt. 39. Der Bericht
enthielt nur allgemeine Hinweise, keine
konkreten Fälle. Er ist mir v.
Brauchitsch zur Vorlage an den Führer
zugesandt. Ich habe ihn dem Führer
vorgelegt, der ihn behalten hat, weil der
Generalgouverneur ihm unmittelbar
unterstand. Weiterer Verbleib
unbekannt. Zu b) Es ist eine reine Vermutung von
Gisevius, der selbst nichts Näheres
zu wissen angibt. Mir, dem OKW, oder
Wehrmachtsführungsstab sind solche
Berichte vom Amt Canaris niemals
vorgelegt. Ob sie zusammengestellt wurden,
kann ich nicht wissen. Allgemein kann ich,
Keitel, nur sagen: es liegen eine ganze
Reihe von Berichten Canaris der
Anklagebehörde vor. Solche Berichte,
wie sie Gisevius beschreibt, sind offenbar
nicht vorhanden, sonst wären sie wohl
ebensogut wie die anderen gefunden, oder
Gisevius hätte sie präsentiert,
wenn sie vorhanden wären. Seine evtl.
Vorentwürfe scheint er auch nicht als
Beweismittel zu betrachten, falls er sie
auch besitzen sollte. Was er Dr. Seidel
gestand betr. Nachrichtendienst und
Dr.Kubuscheck über Irrtümer
betr. Daten in seinem Buch spricht nicht
für die Zuverlässigkeit seiner
Informationen. (Das wurde am 27.4.1946
geschrieben!) See also Hans Bernd Gisevius testimony at
Nuremberg Trial, Story RG-60.2867, Tape
2357, on April 26, 1946: National Archives
and Records Administration (NARA), 111 ADC
5906
Free
download of the 2010 edition of David
Irving's English translation of The
Memoirs of Field Marshal Wilhelm
Keitel
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