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Posted Thursday, April 15, 2010

Keitel Documents, Volume Nürnberg III, Item 22


Hans Bernd Gisevius, OKW officer and Abwehr traitor, testifies April 26, 1946 at Nuremberg

Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel:

Notizen, Aussagen Gisevius über Keitel

Einflußreichste Stellung im 3. Reich. Quelle: 4 Offiziere des OKW, Canaris, Thomas aus dem OK, Sache ? (BDE) mit denen Gisevius engste Verbindungen hatte. Olbrich war Amtschef unter Thomas beim Befehlshaber des Heeres. Sack hoher Kriegsgerichtsrat seit 1945 beim OKH (Befehlshaber des Ersatzheeres) ‚vorher an der Von diesen 4 Freunden weiß er, welchen Einfluß Keitel hatte auf Wehrmacht, damit deutsches Volk und sein OKW. Keitel entschied, welche Akten Hitler vorgelegt wurden. Er gab nichts weiter und befahl, nichts zu berichten. Jeder sollte sich auf sein Fachgebiet beschränken. Bei politischen Äußerungen werde er die Offiziere nicht schützen, sondern sie der Gestapo übergeben. Gisevius habe darüber auch im Tagebuch von Canaris gelesen. Oster habe solches von Chefbesprechungen gelesen. Anstatt Offiziere zu schützen, habe Keitel sie unter Druck gesetzt. Keitel „kontrollierte" Hitler und verbot ihm, Berichte vorzulegen, oder Hitler mündlich Bericht zu erstatten. Keitel schloß Hitler dagegen ab und wußte ein Herankommen zu verhindern. Für Eigenmächtigkeiten in dieser Hinsicht 2 Beispiele:

a) Vor Einmarsch Belgien-Holland falscher Bericht betr. Neutralität.
b) Verheimlichung von Einzelheiten über Morde in Polen durch Gestapo bezw. als die ersten Vorbereitungen dazu getroffen wurden.

Meine Bemerkungen dazu:

Betr. meine Ablehnung falscher Berichten über Neutralitäten-Verletzung (Weißbuch anzuerkennen, Dokument 790-PS).

Zu b) Meldung Oberbefehlshaber des Heeres bezw. Beschwerde von Brauchitsch über Übergriffe des SD in Polen, mein Vortrag beim Führer, Dokument 864-PS.

Keitel war über beides unterrichtet, hat zwar im Anfang widerstanden. Er kontrollierte die Berichte und verhinderte Vorlage bei Hitler. Keitel „legte so um Hitler den Ring des Schweigens". Riegelstellung. Berichte über Gestapo über Pläne und Einzelvorfälle kamen an Canaris und Oster, die sie an Keitel weitergaben. Da war allerdings das Problem, wie man das Material an Keitel heranbringen sollte, weil innerpolitische Berichte verboten waren. Es wurde der Umweg über Agenten- berichte gewählt und solche von Gisevius angefertigt.

Vorwand: Berichte stammen aus dem Ausland bezw. solche Bilder seien dort gefunden. Canaris und Oster hätten bei Aufstellung solcher Auslandsberichte mitgearbeitet. Canaris habe als ältester Amtschef und Vertreter Keitels engste Verbindungen zu ihm gehabt, wenn nicht Keitels Freund Reinecke beauftragt war. Verschiedene Fragen von Hexel werden wie folgt beantwortet:

(bejaht!) Keitel hatte Kenntnis von

a) Mord der Geisteskranken (ich kannte den Führererlaß betr. Töten von unheilbarer deutscher Geisteskranker).
b) Judenpogrome (meine Bemerkung dazu: ich kannte die Vorfälle in Berlin am 8.11.38 Synagogen-Sturm aus Erzählungen, es folgte meine Intervention beim Führer betr. Weltkriegs-Teilnehmer. Später Umsiedlung nach Polen mir vom Führer selbst gesagt.)
c) Massenhinrichtungen (bis zur letzten Gaskammer) der Juden. (Meine Bemerkung dazu: keine Ahnung.)
d) Greueltaten in Polen (meine Bemerkung: keinerlei Berichte ii oder Gerüchte nach Einsetzung des Generalgouverneurs Okt. 39).

Gisevius bemerkt dazu: Keitel wurde nichts geschenkt an Wahrheiten.

e) Greueltaten in anderen Ländern sind Keitel auch berichtet. Gisevius bemerkt dazu: z. B. Nacht- und Nebelerlaß, Kommissarerlaß. (Meine Bemerkung ich habe nur von den Maßnahmen von Erschießungen gewußt und sie erfahren, wenn militärische Kommandostellen vornahmen, diese dem Führer bezw. OKW meldeten, z.B. Geißelerschießung - Kommando-Unternehmen. Gisevius: jedenfalls sei alles getan, um mit solchen Berichten an Keitel heranzukommen, Canaris und Oster hätten Vorstellun- gen erhoben, aber auch andere. (Meine Bemerkung: ich habe Oster seit Kriegsbeginn höchstens 2-3 Mal gesehen, wenn ich ihn in Fragen der Finanzwirtschaft der Abwehr etwas fragen wollte, z.B. Devisenbeschaffung). Vortrag in politischen oder Abwehrfragen hat er mir nie gehalten. Im Führerhauptquartier ist er niemals gewesen. Ich habe ihn nur in Berlin gesehen, wenn ich ihn bestellte.
f) Arbeiter-Deportation. (Meine Bemerkung: über Aufträge und Aufgaben Sauckel war ich natürlich unterrichtet, aber nicht durch die Abwehr)
g) Kirchenverfolgung. (Meine Bemerkung: darüber habe ich Verschiedenes erfahren. Auch wohl über Canaris in der Wehrmacht habe ich jeden Einbruch in die Seelensorge verhindert mit Billigung des Führers.)

Gisevius: nennt Fall Kirchenverfolgung Norwegen. (Meine Bemerkung: ist mir nicht gemeldet) Gisevius: Diverse Berichte waren gekennzeichnet durch Keitels Randbemerkungen.

Der Präsident fragt Gisevius nach Werdegang. 1935 Assessor bei Gestapo bis Dez. 33. 34-Mai 35 Assessor im Reichsinnenministerium. Zugang zu Minister Frick. Mai 35-17.Juni 36 Reichskriminalamt. 17.6.36 aus dem Polizeidienst ausgeschieden und zum Regierungspräsidenten Münster in Westfalen versetzt. Ab Mitte 37 unbezahlter Urlaub zu Studienzwecken.

Anfang 39 Urlaub widerrufen und als Beamter dem Regierungspräsidenten Potsdam zugewiesen. 1.9.39 Kriegsbeginn ohne Mobilmachungsbefehl. 1.9.39-1.4.40 gefälschter Einberufungsbefehl zur Wehrmacht, aber dafür alsbald als Vizekonsul beim Generalkonsulat in Zürich als Agent der Abwehr von Canaris (sprich Oster) eingebaut, und bezahlt. Während er im vorhergehenden Verhör des russischen Anklagevertreters aussagte, er sei von der Schweiz alle 4-8 Wochen nach Deutschland gekommen, antwortete er dem Präsidenten des Gerichts, er habe sich meist in Deutschland aufgehalten und wurde von dort kurierweise nach der Schweiz ausgeführt. Am 20.7.44 war Gisevius in Berlin in Erwartung des Attentats, dann nach der Schweiz geflüchtet.

Kreuzverhör Dr. Laternser: Besprechung eines Putsches, der nur mit Generalität möglich, habe er mit Halder und v. Brauchitsch gehabt. Halder habe feste Versprechungen gegeben, v. Brauchitsch auch Bereitsschaft bekundet. Beide hätten zwar ja gesagt und mit nein gehandelt. Auch v. Kluge sei bereit gewesen. Er habe ihn seit langem gekannt. Verbindung sei nie abgerissen. Wenige (Oster, Canaris, Beck, v. Witzleben, Olbricht) seien bereit gewesen, mitzumachen. Wesentlich mehr wohl sympathisiert. Nach den mehrfachen Enttäuschungen besonders durch Halder und v. Brauchitsch habe das Schwergewicht allein bei Zivilisten gelegen. Deshalb Entschluß des Handelns der unentschlossenen Generale erst abzuwarten, was dann ein 20.7.44 endlich zur Tat geführt hatte. Auch Popitz (Minister) sei mehrmal an die Generale herangetreten. Beck, v. Witzleben, Halder, v. Brauchitsch seien auch enttäuscht worden. Es war immer dasselbe.

Dr. Laternser fragt nach Greuelberichten in Polen.

Fragen über Greuelberichte über Polen und Rußland, welche Berichte an Gisevius gingen? Gisevius erinnert sich an folgendes:

a) Bericht Generaloberst Blaskowitz - Polen.
b) Berichte, die bei Canaris und Oster zusammengestellt wurden.

Näheres wisse er nicht sicher. Gericht lehnt Erörterung Blaskowitz ab. Hierzu kann ich, Keitel, folgendes sagen:

Zu a) Blaskowitz-Bericht stammt nach Angabe von Brauchitsch, die er mir hier auf Anfrage machte, aus der Zeit, als die Militärverwaltung aufhörte, also 2. Hälfte Okt. 39. Der Bericht enthielt nur allgemeine Hinweise, keine konkreten Fälle. Er ist mir v. Brauchitsch zur Vorlage an den Führer zugesandt. Ich habe ihn dem Führer vorgelegt, der ihn behalten hat, weil der Generalgouverneur ihm unmittelbar unterstand. Weiterer Verbleib unbekannt.

Zu b) Es ist eine reine Vermutung von Gisevius, der selbst nichts Näheres zu wissen angibt. Mir, dem OKW, oder Wehrmachtsführungsstab sind solche Berichte vom Amt Canaris niemals vorgelegt. Ob sie zusammengestellt wurden, kann ich nicht wissen. Allgemein kann ich, Keitel, nur sagen: es liegen eine ganze Reihe von Berichten Canaris der Anklagebehörde vor. Solche Berichte, wie sie Gisevius beschreibt, sind offenbar nicht vorhanden, sonst wären sie wohl ebensogut wie die anderen gefunden, oder Gisevius hätte sie präsentiert, wenn sie vorhanden wären. Seine evtl. Vorentwürfe scheint er auch nicht als Beweismittel zu betrachten, falls er sie auch besitzen sollte. Was er Dr. Seidel gestand betr. Nachrichtendienst und Dr.Kubuscheck über Irrtümer betr. Daten in seinem Buch spricht nicht für die Zuverlässigkeit seiner Informationen.

(Das wurde am 27.4.1946 geschrieben!)


See also Hans Bernd Gisevius testimony at Nuremberg Trial, Story RG-60.2867, Tape 2357, on April 26, 1946: National Archives and Records Administration (NARA), 111 ADC 5906

Free download of the 2010 edition of David Irving's English translation of The Memoirs of Field Marshal Wilhelm Keitel
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