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Posted Thursday, April 15, 2010

Keitel Documents, Volume Nürnberg III, Item 63

Oberstleutnant a.D. Karl-Heinz Keitel:

„Aussprache mit Dr. Dr. Nelte in Nürnberg

vom 19. Sept. 1946 - 27. Sept. 1946."

Sehr sympathisch, gutaussehende Erscheinung, gute Hände, klug, Dr.jur., Dr.phil., kulturell hochstehend, sehr interessiert, schöngeistig, sehr gewinnende Umgangsformen.

Schildert Ausgangslage: Chef des Stabes in demokratischen Ländern der verantwortliche Mann. (als rechte Hand). Hitler tot, alle völkerrechtlichen Dinge auf Konto von Päps. Unter allen Befehlen steht rechtlichen Dinge auf Konto von Päps. Unter allen Befehlen steht: i.A., i.V., a.B. Keitel meistgenannter Name im Prozess. KZ-Berichte bestätigt durch Morgan und Reinicke. Direkt von Hitler befohlen auf 5 Wegen: 1. Fuhrer-Himmler, 2. Führer-Bouhler, 3. Führer-Bormann. Sprach über Probleme und Enthüllungen im Prozess wie: medizinische Versuche, Koch-Ukraine, Polen-Liquidation, Krim, deutsches Reservat, Kommissarbefehl, Ausmerzung bestimmter Ostvölker. Euthanasie und Sterilisierung seien Probleme, über die man diskutieren könne, aber wo seien die Grenzen?

Hitler habe den Terror gesetzt anstelle mangelnder Waffen in der Hoffnung, daß der Russe durch den Terror zusammenbricht. Demokratie sei zwar immer ein Kompromiß und bedinge Mittel-mäßigkeit, aber es seien keine Extreme möglich wie in den letzten 12 Jahren. Schuld sei nicht die Idee, sondern die Methode. Hitler wollte ganz Deutschland vernichten, weil die Besten doch gefallen seien. Lösung des Problems für die Zukunft über Ost oder West. Sie seien entwurzelt. K/einer Schritt zum Osten, da geopolitisch natürlich, im Westen Verteidigung des Europäertums. Verhältnisse in Deutschland verheerend ekelhafte Subjekte am Ruder. Am meisten schreien Leute, die eine dreckige Weste haben. Durch das Gesetz 52 fast 100 % das Volk enterbt. Bis heute würde nur Beute gemacht. Häuser und Grund und Boden würden für Reparationen voll belastet werden. Es gibt keinen Besitz mehr, es gilt nur noch für die Zukunft, Gesundheit und Arbeit. Deutsche Presse geifert mehr als Alliierten Presse, sie läßt alles aus dem Prozeß ungemeldet, was von den Angeklagten für das deutsche Volk vom deutschen Standpunkt gesagt worden ist. Unwürdigstes Benehmen des Hauptvertreters der deutschen Presse in Nürnberg. Deutscher Prozeß wäre furchtbar geworden, wahrscheinlich gehundertteilt (?), so doch in sachlicher Form, wenn auch Schauprozeß. Es scheint, daß außer den Russen die Richter Angst vor ihrer eigenen Courage bekommen haben. Es ist vieles anders gewesen, als es die Anklage angenommen hat. Es hat sich manches richtigstellen lassen. Es läßt sich eine Angst nicht verkennen, daß mit den zu erwartenden Todesurteilen ein Präzedenzfall geschaffen wird. Es ist der Anklagebehörde nicht gelungen, was sie erhoffte, daß sich die Angeklagten gegenseitig beschuldigen. Vielleicht hat man für diesen Zweck Leute wie Schacht und von Papen angeklagt. Fast durchweg würdiges und korrektes Benehmen und kameradschaftliches Verhalten.

a) Behauptung Blombergs Keitel sei seinem Posten nicht gewachsen gewesen, geschah in anderem Zusammenhang und mit dem Ziel, der Posten OKW sei einer scharfen Gegensetzlichkeit zu Hitler einfach nicht fähig gewesen. Im Übrigen könne er Vorgänge ab 1938 nicht mehr beurteilen.

b) Raeder in Moskau gefangen, habe Erinnerungen geschrieben und in dieser Schrift alle führenden Männer beschrieben und kritisiert. Raeder spricht von weichem Keitel. Auf dem Zeugenstand bedauerte er diese in anderem Sinne getane Äusserung und schrieb einen entsprechenden Brief des Bedauerns an Päps und brachte es später nochmals, als alle Angeklagten zusammen waren, zum Ausdruck, da Päps auf diesen Brief nicht geantwortet hatte. Raeder hat in dieser Moskauer Schrift Dönitz in sehr scharfer, wenn nicht übeler Form angegriffen.

Schacht würde eigentlich beinahe selbst auf der Anklagebank sitzen. Er könne unter keinen Umständen mit einer solchen Sorte von Verbrechern auf einer Bank sitzen. Verhalten später korrekt. Papen ein Parallelfall zu Schacht. Beide waren Opportunisten, die nun nichts mehr gemein hatten mit den andren Angeklagten. Schirachs Gesamtbild verständlich. Intelligent, sprach von seiner Jugenserziehungsidee, die nicht nationalsozialistisch sei, die sich aber den Nationalsozialismus zueigengemacht habe. Er selbst war als Student ehrlich von Hitler begeistert und diese Begeisterung habe er seiner Jugend mitgegeben, und habe Hitler diese Jugend als ideal hingestellt. Der Prozeß habe erst vor ihm die Enthüllung gebracht. Die Jugend aber sei gut und nicht verbrecherisch. Dieses zu beweisen sei ihm im Prozeß gelungen trotz Widerstrebens der Anklagebehörde. Sauckel sage als einfacher Mann einfach: der Hitler des Prozesses ist nicht der Hitler, den ich gekannt und verehrt habe.

Hitlers Bild vor dem Prozeß: das Genie mit dem ehrlichsten, größten Wollen, der größten Idee und der Vorkämpfer und der Gründer der großdeutschen Nation, der all das Schlechte und die Greuel nicht gewußt hat.

Hitlers Bild nach dem Prozeß: Er hat die Greuel selbst befohlen und die Großen (Göring -- Himmler -- usw...) gegeneinander ausgespielt, als er erkannte, daß die physische Kraft des deutschen Volkes erschöpft war. Mit Terror versuchte er sein Ziel durchzusetzen. Wenn dieses sein Ziel nicht möglich war, das deutsche Volk ruhig zu Grunde gehen.

Endbild des Prozesses: der Prozeß hat einen langsamen Wechsel von der Schuld des Einzelnen zu deren mehr oder weniger vollständigen Entlastung geführt. Langsam bist sphinxhaft die Persönlichkeit Hitlers herausgestellt worden mit seiner fast alleinigen Schuld. Die Schuld der Angeklagten bestehe nur insofern zu Recht, daß keiner wohl in damaligem Unkenntnis viele Dinge, bezw. Methoden die Konsequenzen gezogen habe. Konsequenzen seien allein möglich gewesen, sich selbst oder Hitler zu erschießen. Das Letztere hätte aber nach seiner heutigen Überzeugung sogleich den völligen Zusammenbruch Deutschlands und Bürgerkrieg in sich geschlossen. Aber den 20. Juli 1944 müsse er l00%ig ablehnen. Die Feinde haben durch ihr vernichtendes Wollen (Jalta) gegenüber Deutschland uns in das Weiter-Aushalten und Durchhalten bis zum Wahnsinn hineingezwungen. Es habe für die Angeklagten 2 Wege für die Verteidigung grundsätzlich gegeben: entweder geschlossen jede Vernehmung und jede Aussage in diesem Prozeß zu verweigern oder absolut geschichtliche Wahrheit. Einigkeit war nicht zu erzielen durch Leute wie Schacht und Papen (vielleicht auch nur deshalb mit angeklagt.) Also stand geschichtliche Wahrheit als oberste

Sentenz, über den Hauptangeklagten. Aber die Hoffnung der Anklagebehörde der gegenseitigen Beschuldigung habe sich nicht erfüllt.

Ribbentrop schwächste Figur im Prozeß. Göring hat nichts zu verlieren, darum spielt er mit viel Haltung seine Rolle zu Ende. Sehr klug, geschickt und dialektisch gewandt. Mehrere Runden gewann er gegen Jackson im Zeugenstand zur Freude der Amerikaner. An sich bleibe er aber egozentrisch, eitel und aufgeblasen. Jodl habe eine sehr einfache Rolle. Er sei nur Soldat gewesen und wegen seiner quasi untergeordneten Stellung nie angefeindet worden. Hielt Verbindung mit dem Generalstab in einer Form, die Päps unbekannt war, trotzdem der anständigste Untergebene von Päps besonders in seiner kameradschaftlichen Art während des Prozesses. Hat sich im Prozeß gut gehalten, hat auch Päps entlastet. Warlimont sehr klug gewandt, aber sehr mit Vorsicht zu genießen. Wollte nur sich selbst reinwaschen, aber unter keinen Umständen Päps entlasten. Alles Positive er selbst gewesen, alles Negative - war der Chef. Reinicke - schwaches Männchen, penibel, wollte nur sich reinwaschen wie Viele und mühselig darauf bedacht, sich nicht festzulegen. Dr. Lehmann wie Reinicke, nur in fast unwürdiger Form. Bürkner - harmlos, nett, treu zu Päps, aber auch vorsichtig. Alle außer Jodl konnte Nelte nicht zu eidesstattlichen Erklärungen gebrauchen. Sie wären sicherlich im Zeugenstand zu Belastenden, teils durch große Ungeschicklichkeit geworden. Halder gemein, neidisch auf die Stellung von Päps, tat als ob er immer nur Gegner von Hitler gewesen wäre. Wollte Päps unbedingt belasten. Durch 2 Briefe, die Nelte von Halder hätte unter Beweis stellen können, in denen er sich positiv zu Hitler äußerte, ließ er sich von diesen belastenden Aussagen abhalten. Nur die Drohung, wenn er Päps belaste, habe dieser auch keine Veranlassung mehr, ihn zu schützen, hielt Halder von der geplanten Aussage zurück. Im Allgemeinen Contrastellung der Generalität gegen Päps. Teils reiner Neid auf die Stellung, teils erstaunlicherweise auch bei den Generälen völlig irrige Vorstellung über Päps' Aufgabenbereich, Möglichkeiten und Unverständnis für Mittlerrolle, die die Position des Chef OKW zwangsläufig mit sich brachte. Heute von vielen unmittelbar Beteiligten voll eingesehen. Selbst Göring sagt heute, es täte ihm Vieles leid, wie er früher Päps behandelt habe und ihm sei eigentlich erst jetzt im Prozeß klar geworden, wie unmöglich die Konstruktion dieser Funktion OKW gewesen wäre.

Nelte meinte, diese Verteidigung habe in ihm einen Ekel gegen die Generalität erzeugt, er habe also bei Jodl nur Mißgunst, Neid, Egoismus und Feigheit kennengelernt. Aller Schmutz nur gegen OKW. Es sei erwiesen, daß die Generalität geschlossen gegen den Willen von Hitler aufgetreten sei, als er aus der Genfer Konvention austreten wollte, weil sich zum Schluß des Krieges die Zahl der Überläufer mehrte. Der Prozeß habe für ihn ergeben, daß der Rußlandfeldzug kein Präventivkrieg im echten Sinn gewesen wäre. Hätte Hitler der Forderung von Stalin nachgegeben, Rußland als Interessensphäre, Finnland, die Dardanellen und Teile des Balkan ihm zu überlassen, so wäre der Rücken im Osten freigewesen. Hitler habe aber diese Forderung

Stalins aus europäischem Sendungsbewußtsein abgelehnt. Allerdings habe sich auch im Prozeß herausgestellt, daß dieser Rußlandfeldzug auf die Dauer unabwendbar gewesen wäre. Aber wenn damals am 15.5. die 30 Divisionen, die auf dem Balkan standen, freigewesen wären, wo hätte dann vielleicht die deutsche Armee im Winter 1941 gestanden? So wurde erst am 22.6.41 angetreten.

 

Fall Oster: habe als Chef des Stabes von Canaris nachgewiesen über die Vatikan-Stadt mit Botschafter von Hassel Spionage betrieben. Canaris sei zuerst durch sein eigenes Tagebuch überführt worden. Himmler hat laut Aussage von Kaltenbrunner schon 1944 Friedensfühler über die Schweiz ausgestreckt. Lange wirtschaftliche Erläuterungen über Finanzierung von Kriegen, Autobahnen usw. Wirtschaftlich gesehen mußte Hitler ab 1939 Krieg führen, um die laufend steigenden Ausgaben zu finanzieren. Wenn wir den Krieg gewonnen hätten, wäre das die einzigste Möglichkeit gewesen, die 1933 einsetzende Finanzpolitik jemals zur Gesundung zu bringen.

Lange Diskussion über Soldatentum - Militarismus. Sein Standpunkt: der Weg vom Soldatentum echtester preußischer Prägung zum Wilhelm, und später Hitler'schen Militarismus sei glatte Entartung. Gesiegt habe der in Waffen gesteckte westliche Zivilist, weil entscheidend eben die Überlegenheit der Waffen sei. Deswegen sei der Krieg Hitlers schon aus diesem Grunde verbrecherisch gewesen. Die Überlegenheit des Westens wäre jedem Deutschen von Anfang an klar gewesen.

Hitler habe schon kurz vor dem Rußland-Feldzug zu Päps gesagt, nur er könne einen Krieg gegen Rußland wagen. Kein anderer als er habe die Macht und die Authorität, einen solchen Krieg bis zu Ende durchzustehen. - Neltes Dokumentenbücher sehen anders aus, als die der anderen Verteidiger. Bei ihm konzentrierteste Zusammenfassung, die die sonst ins Unendliche gehenden Vernehmungen im Zeugenstand auf das Notwendigste herabschrauben. - Urteilt über Goebbels: sehr kluger Mann, idealistischster Antriebsmotor, hat geglaubt, was er geschrieben hat. ( Das Reich) Wie Fritsche sagt: SS hatte mit der Judenaktion 1938 nichts zu tun. Wurde von Goebbels direkt an die Dienststellen der Partei befohlen, mit Wissen von Göring und Bormann. Außer dieser Juden-Aktion 1938 konnte Goebbels in diese Prozeß nicht belastet werden. Ein Köpfchen mit vielen Ideen!! Bormann sei ein Kerl gewesen, Teilnehmer an der Schlageter-Angelegenheit, absoluter Patriot, wußte, was er wollte. Äußerlich unscheinbar, war der rücksichtsloseste Gefolgsmann von Hitler. Himmler: Egoist, kannte keine Hemmungen, ging über jede Leiche, nur von eigenem Machthunger beseelt, schreckte vor Nichts zurück, dabei dumm und eitel, ohne ethische und moralische Bedenken. Jackson: ist nicht objektiv, von einem glühenden Hass gegen alles Deutsche beseelt, wird angestachelt von einer fast nur jüdischen Emigranten-Umgebung, ist sehr eitel und borniert. Hat sich sehr geärgert über den neuen Vorsitzenden, da er es nicht wurde und hat dann der Nürnberger Presse einen unflätigen Artikel über den neuen Vorsitzenden übergeben. Man hat ihn dann in einer vor der Öffentlichkeit tragbaren Form abberufen. Hinzukommt, daß man in der amerikanischen Armee und Marine der Auffassung ist, man könne Offiziere nicht zur Verantwortung ziehen. Jacksons Auffassung dagegen: das sind Verbrecher, die man in Uniform gesteckt hat. Es sei unverantwortlich, daß die amerikanische Generalität dem Nürnberger Gericht in den Rücken falle. Man löste ihn auch ab, weil die sensationslüsternden Amerikaner von ihm enttäuscht waren, weil er ein Ende des Prozesses für Ende 1945 angekündigt hatte.

Himmler sei kaum mit Unterschriften in Erscheinung getreten. Er ist aber nach allen Dokumenten und den Aussagen Kaltenbrunners für die rechtlosen und mittelalterlichen Methoden als Spiritus Rector verantwortlich. Bezeichnend sei seine Posener Rede: Juden sind Läuse, die vernichtet, zerdrückt und totgetrampelt werden müssen. Es gab bei dem Führer folgende Kanzleien:

  1. Kanzei des Führers (privat) , Reichsleiter Bouhler, Tiergartenstr. 15. Von dieser Stelle wußte eigentlich keiner etwas genaueres.
  2. Parteikanzlei: Reichsleiter Martin Bormann.
  3. Reichskanzlei: Reichsminister Lammers.
  4. Präsidialkanzlei: Staatssekretär Meißner.
  5. OKW (Militärkanzlei, mit anderen Orten)

Bouhler hatte nur private Aufträge des Führers zu erledigen, z.B. Arisierung eines Juden. Selbst Göring, Himmler, Goebbels und Bormann erfuhren über die Kanzlei und ihren Betrieb nichts. Über Bouhler führte der Weg zu dem berüchtigten Kriminalkommissar Wirth, der die Befehle über Ausrottungen und medizinische Versuche entgegennahm. Nelte glaubt, daß die Amerikaner uns Engländer unter den Richtern versuchen würden, objektiv, ohne einen Einfluß ihrer Regierungen zu dulden, urteilen würden. Was bei einem Einzelnen Irrtum sein könne, ein Fehler oder eine falsche Ansicht, sei in diesem Prozeß als führende Persönlichkeit eines 80 Millionen-Volkes schon ein Verbrechen.

Wirkung der Byrnes-Rede sei nicht zu merken. Die alliierten Dienststellen, die in Deutschland sind, sind als Feinde gekommen und gebärden sich auch so. Eine verständige Politik ist einfach nicht festzustellen.

Franzosen und Engländer nehmen erst mal, was zu bekommen ist. In Deutschland sind nur separatistische Kreise am Wirken, Menschen, die nicht ernst zu nehmen sind. Die westlichen Dienststellen in Deutschland haben ganz verschiedene Zielsetzung, völliges Durcheinander, alle sind unklar, nur in der Ausplünderung Deutschlands bestehe Einigkeit. Stimmung draußen sei sehr nervös, viel Truppenverschiebungen. Zukunftspartei sei nur die SPD (Schumacher). Nelte unterschreibt alles, was diese Partei sagt. Saargebiet oder irgendwelche Gebietsansprüche sind unwichtig, wenn das Vereinte Europa kommt. Kommt das Vereinte Europa nicht, gibt es nur den Untergang oder den Osten.

 

Free download of the 2010 edition of David Irving's English translation of The Memoirs of Field Marshal Wilhelm Keitel
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