Keitel
Documents, Volume Nürnberg II, Item
16:  Keitel
(far left) looks on as Hitler addresses
his chief army engineer on fortifications;
an adjutant takes notes. Photo by Walteer
Frentz,from David Irving: Hitler's War
(London, 2002).
Generaloberst
Jodl:
Dezember 1945 Betr:
Streiflichter aus dem
Führerhauptquartier.1. Das Führerhauptquartier war
kein militärisches H.Q., im
Gegenteil, die Soldaten waren Gäste
des Führers. Er allein war der
Vorgesetzte der verschiedenen voneinander
unabhängigen Dienststellen, die im
H.Q. zusammen waren. - der Führer mit a) der
persönlichen, b ) der
militärischen Adjudantur.
- die Parteikanzlei, Reichsleiter
Bormann mit 1-2 Hilfsarbeitern und
zahlreichem Unterpersonal und eigenen
Nachrichtenmitteln.
- der Reichspressechef mit seinem
Gehilfen und zahlreichem Unterpersonal
und eigenen Nachrichtenmitteln.
- die Ärzte, Prof. Morell und
Prof. v. Hasselbach, der Chirurg.
- der Verbindungsstab zum
Reichsführer SS,
SS-Obergruppenführer Wolff,
später Fegelein mit Adjutant und
Personal.
- das Führerbegleitkommando
unter SS-Brigadeführer
Rattenhuber.
- ein SD-Kommando.
- die Fotografen.
- die Führer-Begleitbrigade
unter dem militärischen Kommando
des Führerhauptquartiers, dem aber
nur der militärische Schutz nach
außen hin oblag und zu dem auch
der Flakschutz gehörte
. 2. Ebenso vervielfältigt waren die
Wege, auf denen militärische
Nachrichten insbesondere über das
Verhalten des Heeres in den besetzten
Gebieten zum Führer gelangten. - a) der normale Lagevortrag durch
mich, bzw. durch den Generalstabschef
des Heeres für die Ostfront.
- b) durch die SS-Truppen durch den
Reichsführer SS.
- c) von den höheren Polizei-
und SS-Führern über den
Reichsführer SS.
- d) durch den Verbindungsoffizier
des Reichsführers SS im H.Q
aufgrund unmittelbarer Meldungen, die
Kommandostellen der SS an ihn
gaben.
- e) durch Parteidienststellen, die
sich in den besetzten Gebieten
befanden, Reichskommissare,
Propagandaleiter, Arbeitsdienst O.T.,
ja sogar Fotografen, die vom
Führer oft unmittelbaren Auftrag
zu Aufnahmen an den Fronten
bekamen.
Eine Anzahl dieser Dienststellen hat in
loyalster Weise mit dem Heer
zusammengearbeitet. Ein Teil aber sah
seine Aufgabe darin, auf ihren Dienstwegen
beim Führer gegen die
Schlappheit" der Generale zu hetzen.
Diese Zustände waren oft
unerträglich und ich habe deswegen
viele Zusammenstöße mit dem
Führer gehabt ohne Erfolg, denn er
erklärte, woher er die Wahrheit
erfahre, sei ihm gleichgültig, die
Hauptsache sei, daß er sie
erfahre. Und was diese Stellen meldeten, war
eben die Wahrheit. Was von den
Befehlshabern über die
Generalstabschefs des Heeres oder
über mich gemeldet wurde, war
gelogen. 3. Dienstlich zu arbeiten hatte ich im
Führer H.Q. nur mit der Presse, die
von mir täglich die notwendigen
Informationen bekam. Das Zusammenarbeiten
war ausgezeichnet, zumal Reichsleiter
Dietrich im scharfen Gegensatz zu Dr.
Goebbels stehend die Wehrmacht auf das
beste unterstützte. Der viele Kummer,
den er uns bereitete, war unvermeidlich.
Er mußte dem Führer alle
wichtigen Auslandsmeldungen vorlegen. Sie
enthielten naturgemäß auch
viele tendenziöse
Propagandameldungen. Ihnen glaubte der
Führer mehr, als unseren dienstlichen
Meldungen und oft hatte ich das
Gefühl, als ob das Ausland sich
dieser zersetzenden Wirkung seiner
Meldungen vollauf bewußt sei. Mit Reichsleiter Bormann hatte ich
dienstlich keinerlei
Berührungspunkte, soweit er - als der
Krieg im eigenen Lande tobte -
militärische Meldungen von den
Gauleitern bekam, gab er sie an mich ab.
Sie waren je nach der Einstellung der
Gaudieiter zur Wehrmacht ganz verschieden
und enthielten im letzten Jahr viele
Angriffe gegen die Luftwaffe. 4. Arbeitsweise. Der Führer erhielt um 10 Uhr eine
kurze, schriftl. Morgenmeldung durch einen
Generalstabsoffizier. Um 12 Uhr begann
meist die große Mittagslage. Um 17
Uhr trug mein Generalstabsoffizier dem
Führer die Zwischenmeldungen vor. Um
22 Uhr oder 23 Uhr war Abendlage-Vortrag.
Der Teilnehmerkreis war ganz verschieden
und stieg gegen Ende des Krieges oft auf
über 30 Personen. Die
Zeitverschwendung war ungeheuer. Besonders
wenn es Ärger gab, und der
Führer lange Ausführungen
machte. Es gab Tage, an denen ich selbst 7
Stunden im Lagezimmer des Führers
zubringen mußte. Die Folge davon
war, daß ich fast nie vor 3 Uhr
früh zur Ruhe kam und ich mich mehr
und mehr mit Feldmarschall Keitel die
Arbeit teilte, sodaß ich mich nur
mehr mit den operativen
Führungsaufgaben befaßte
während er unter Benutzung der
Organisation und der
Quartiermeisterabteilung meines Stabes
alle übrigen Dinge bearbeitete.
Vielfach habe ich diese Befehle garnicht
gelesen, da ich einfach nicht die Zeit
dazu hatte. Außer den operativen und
taktischen Problemen bearbeitete ich den
Wehrmachtsbericht, die Informationen an
die Presse, die Unterrichtungen und
Anweisungen an meine Propagandaabteilung,
die Erkundungsaufträge an die Abwehr,
Abteilung I/(Geheimer Meldedienst), und
mit den Neuaufstellungen von Heerestruppen
und Divisionen zusammen mit General Buhle.
Von allen übrigen Dingen hörte
ich nur gelegentlich beim Lagevortrag, Bis
Sept. 42 wurde bei den
Führervorträgen nur bei Bedarf
von Adjutanten und jungen
Generalstabsoffizieren Aufzeichnungen
gemacht. Stenographen gab es bis dahin
nicht. Die Reden und Ansprachen, die der
Führer hielt, machte er vom 1. bis
zum letzten Wort selbst. Man bekam sie
vorher nicht zu sehen. Gelegentlich
mußte ich [ihm]
militärische und Zahlenangaben dazu
liefern. Mittags und abends aß der
Führer mit den Herren des Führer
H.Q. zusammen. Keitel saß ihm
gegenüber. Rechts von ihm der
älteste Reichsleiter, ich immer links
vom Führer, sofern nicht Gäste
anwesend waren. Der Führer war in
diesen ersten Jahren meist heiter und
erzählte viel aus seiner Jugend, aus
dem Kriege 1914-1918, von seinem Kampf um
die Macht und von der Zukunft, oft auch
von geschichtlichen, religiösen und
philosophischen Problemen, sehr viel von
Kunst und seinen zukünftigen
Bauplänen. Sein Wissen und seine
Sprache waren imponierend. Sein
Zahlengedächtnis einzigartig. Er
kannte alle Rüstungszahlen aus dem
letzten Krieg auswendig. Seine Waffen- und
Schiffskenntnisse übertrafen die
aller Fachleute. Sein Einfluß auf
die Waffenkonstruktion und Produktion war
so groß, daß wir ihm allein
die großen Erfolge und das lange
Durchhalten verdanken. Jede neue Waffe hat
er vorher betrachtet, begutachtet,
abgelehnt oder genehmigt. Oft sprach er
davon, daß er noch zu Lebzeiten sein
Amt seinem Nachfolger übergeben
werde, um auch noch einmal etwas vom Leben
zu haben, das bisher nur Arbeit war. Niemals traten in seinen
Äußerungen in den ersten
Kampfjahren [gemeint: seit September
1939] grausame oder sadistische
Neigungen oder unmoralische Auffassungen
zu Tage. 5. Diese Verhältnisse
änderten sich mit einem Schlage, nach
dem Konflikt mit mir und dem
Generalfeldmarschall Keitel in Winniza
Anfang Sept. 1942. Der äußere
Anlaß war, daß ich einen
operativen Vorschlag von
Generalfeldmarschall List über die
Weiterführung der Operationen im
Kaukasus unterstützte, der von den
Weisungen des Führers abwich. Der
tiefere Grund war, daß ich dem
Führer eine Zusammenstellung von
Befehlen vorlegte, die er in der letzten
Zeit an Generaloberst Halder gegeben
hatte, nachwies, daß der Generalstab
genauso befohlen hatte und demnach seine
täglichen Vorwürfe an den
Generalstab des Heeres berechtigt seien.
Die Folgen waren: - a) der Führer kam nie mehr zum
Essen bis zum Schluß des Krieges,
sondern aß für sich.
- b) der Lagevortrag fand nicht mehr
in meinem Kartenzimmer statt, sondern
im Führerbunker.
- c) der Führer gab mir und
Generalfeldmarschall Keitel keine Hand
mehr.
- d) am Lagevortrag nahm stets ein
SS-Adjutant [meistens Richard
Schulze] teil.
- e) es wurden 8 Stenographen
bestellt, die jedes Wort beim Vortrag
über die Lage mitschreiben
mußten.
- f) der Führer ließ mir
erklären, daß er mit mir
nicht mehr arbeiten wolle und daß
ich durch Generaloberst Paulus ersetzt
würde, sobald dieser Stalingrad
genommen hätte.

Photo:
General Jodl in the witness stand at
Nuremberg: from David
Irving, "Nuremberg, the Last Battle"
Dazu kam es aber nicht. Da der
Führer jedes Abschieds- oder
Versetzungsgesuch verboten hatte, machte
ich kalt und sachlich meinen Dienst
weiter, ohne jeden persönlichen
Konnex. Dieser Zustand besserte sich vom Ende
Nov. 42 an etwas, führte aber erst am
30.1.43 zum Ende, wo der Führer mich
allein zu sich befahl und mir das goldene
Ehrenzeichen der Partei überreichte
und etwa Folgendes sagte: Ich habe mich damals im
September furchtbar über Sie
geärgert und halte auch heute noch
Ihr Handeln für falsch, ich habe
mich aber inzwischen überzeugt,
daß Sie ein ausgezeichneter,
charaktervoller Offizier sind, der
vorbildlich seine Pflicht erfüllt.
Ich habe auch gehört, daß
Ihr persönliches Leben und
Verhalten in dieser Notzeit des
deutschen Volkes ein
mustergültiges ist. Ich
überreiche Ihnen daher das goldene
Ehrenzeichen der Partei, die einzige
Auszeichnung, die auch ich neben dem
Eisernen Kreuz trage. Das Ritterkreuz
sollte nur für Tapferkeit neben
dem E.K. getragen werden." (Das Ritterkreuz sollte nur für
Tapferkeit und an verantwortliche
Befehlshaber verliehen werden,
Kriegsverdienstkreuz kam für mich
nicht in Betracht.) Trotzdem hat mein Vertrauen zum
Führer seit dieser Zeit einen
Riß gehabt, der nicht mehr
ausgeglichen wurde. gezeichnet: Jodl. November 1945
Free
download of the 2010 edition of David
Irving's English translation of The
Memoirs of Field Marshal Wilhelm
Keitel
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