SPIEGEL-VERLAG/HAUSMITTEILUNG Datum: 25. Oktober 1965
Betr.: Neue SPIEGEL-Serie In Heft 25/1963 berichtete der
SPIEGEL zum erstenmal über eine
Arbeit des britischen Historikers David
Irving: Der Engländer glaubte als
Resultat ausführlicher Recherchen
den Nachweis gefunden zu haben, dass
die Zerstörung Dresdens durch
anglo-amerikanische
Luftstreitkräfte im Februar 1945
ein militärisch sinnloser
Terrorakt gewesen sei. In Heft 45/1963
berichtete der SPIEGEL zum zweitenmal
über Irving: Der Kritiker
britischer Kriegführung erregte in
England Aufsehen, weil er an Hand von
Depeschen und Aktennotizen aus den
Archiv des deutschen
Marinenachrichtendienstes nachgewiesen
hatte, dass Hitler über das
britische Landeunternehmen bei Dieppe
im August 1942 schon Wochen vorher
informiert gewesen war. In diesem Heft berichtet Irving
zum erstenmal selbst im SPIEGEL. Er ist
der Autor der neuen SPIEGEL-Serie
Unternehmen Armbrust" (Seite
103). Auch dieser Abdruck bringt
für den deutschen Leser Neues. Der
erste Anstoss zu dieser Arbeit war
dabei für Autor Irving eher
privater Natur: Sein
Dresden-Buch hatte nicht zur Erbauung
des Britischen Bomberkommandos
beigetragen; zwei Brüder des
Autors, die in der RAF dienen, bekamen
(laut Irving)"deshalb dicke Luft".
Irving wollte die britischen Bomber
rehabilitieren und recherchierte die
Chronik einer weniger anrüchigen
Fliegeraktion: Operation Hydra." Das
Unternehmen war ein meisterhafter
Bluff: In der Nacht zum 18. August 1943
vermochten acht englische
Mosquitos" über Berlin 213
deutsche Jagdflugzeuge zu binden.
während nahezu 600 britische
Bomber Peenemünde, das
Entwicklungszentrum für deutsche
Vergeltungswaffen",
angriffen. Irving fand in den Archiven des
geheimen britischen
Nachrichtendienstes, in den
Sitzungsprotokollen britischer
Wissenschaftler und in den Stenogrammen
von den Palavern in Churchills
Verteidigungsausschuss
wunderbare, sensationelle
Einzelheiten". Er entschloss sich,
nunmehr nicht nur die Operation
Hydra", sondern die ganze Geschichte
vom Kampf des britischen Geheimdienstes
gegen Grossdeutschlands Wunderwaffen
zuammenzutragen. Angesehene britische Experten
glaubten jahrelang nicht an die
Existenz einer deutschen Fernrakete.
Während Wernher von Braun die
Entwicklung seiner V 2" schon als
abgeschlossen betrachtete und Goebbels
sich vorfreute: 'Rums' haut es
rein in die ahnungslose Grossstadt!",
war Churchills persönlicher
Berater Lord Cherwell noch am 25.
Oktober 1943 der Ansicht, dass die
angebliche deutsche Fernrakete sich
nach dem Kriege als Schimäre
erweisen werde. Britische Agenten
brüteten über Luftaufnahmen,
stöberten in polnischen Latrinen
nach technischen Zeichnungen und
belauschten in einem Berliner Weinlokal
ein Gespräch über
Peenemünde. Während die
Briten Spuren suchten, hofften die
Deutschen sie verwischen zu
können: Bedienungsmannschaften der
V-Waffen wechselten in einem Pariser
Mietshaus Namen und Uniformen, um die
Agenten der Alliierten in die Irre zu
führen. Der SPIEGEL wird seinen neuen
Autor im Auge behalten: Während
sein Bericht in diesem Heft beginnt,
reist Irving schon wieder durch
Deutschland, um Material für eine
neue Dokumentation
zusammenzutragen. |