Berlin, Saturday, November 15, 2003 [David Irving's comment] Historiker mit doppelter Begabung: Helmut Heiber von Sven Felix Kellerhoff ÜBLICHERWEISE teilen sich Historiker in zwei Gruppen auf: die Kärrner, die Archive durchforsten und Erkenntnisse über die Vergangenheit produzieren, und die Schreiber, die Ergebnisse verständlich zu Papier bringen. Ganz selten gibt es Doppelbegabungen. Helmut Heiber, der beides beherrschte, ist jetzt gestorben. Jahrzehntelang hat der Historiker am Institut für Zeitgeschichte zentrale Dokumenteneditionen über die NS-Zeit betreut. Vielleicht die wichtigste war die Rekonstruktion der
Akten der NSDAP-Parteikanzlei, die schließlich 1992
als Mikrofiche-Ausgabe mit rund 200.000 Seiten erschien. Er
versammelte Notizen über die Lagebesprechungen
Auch gewichtige Studien über Historiker im Nationalsozialismus oder eine dreibändige Geschichte der "Universität unterm Hakenkreuz" stammten aus Heibers Feder. Doch daneben publizierte Heiber leicht lesbare Taschenbücher über die Weimarer Republik, kleinere und erst nach Jahrzehnten überholte Biographien über Hitler und Goebbels sowie einen besonders erfolgreichen Band über "Die Rückseite des Hakenkreuzes". Darin versammelte er Kurioses und Skurriles, Alltägliches und Banales, Groteskes und Skandalöses aus den Akten des Hitler-Regimes. Heiber hatte wie viele Mitarbeiter der ersten Generation des Instituts für Zeitgeschichte den Krieg am eigenen Leibe miterlebt. 1924 geboren, diente er der Wehrmacht als Leutnant und verbrachte mehrere Jahre in kriegsgefangenschaft. Seit 1954 war er Mitarbeiter am Institut, das bald die wichtigste Institution der Zeitgeschichtsforschung in Deutschland wurde. Er bestimmte das Profil des Hauses entscheidend mit, auch
mit kontroversen Thesen wie seinem Beitrag über
Herschel Grynszpan beweist, den jungen jüdischen
Flüchtling, der mit einem Attentat in Paris den Nazis
den Vorwand zur Reichskristallnacht lieferte. Helmut Heiber, geboren 1924, starb jetzt, kurz vor seinem 80. Geburtstag, in München. | ||
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