3:
Es dauerte nicht lange, bis ich
Jiddisch las" Adolf
Eichmann erfährt von dem Ziel der
Entjudung" -- Fortsetzung der
Dokumentation seiner
AufzeichnungenAdolf Eichmanns
beschreibt seinen Vortrag über die
Zionistische Weltorganisation".
Der Text wird ohne orthografische,
syntaktische oder stilistische
Korrekturen abgedruckt. ER war wie viele seiner engeren
Landsleute, grob oftmals in seiner
Ausdrucksweise und im Umgang mit anderen,
aber ehrlich, genau und bienenfleissig. Er
bearbeitete alles, was zur
Assimilation" gehörte. Es kam zum Referat ferner ein weiterer
kleinerer SS-Dienstgrad, auch so etwa um
den Unterscharführer herum; er
hieß (Walter) Eisenmenger und war
aus Westdeutschland. Jahrelang war er aber
in span. Marokko und Tanger, wohl im
Auftrag einer Handelsgesellschaft
tätig und verkaufte Orden und
Ehrenzeichen gewissermaßen en gros;
was er sonst noch verkaufte, vergaß
ich: an die beiden kann ich mich noch
entsinnen. Viel Arbeit gab es um jene Zeit
nicht, der Aktive, der neue Gedanken und
Impulse gebende von Mildenstein war in
Nordamerika. Nach seiner Rückkehr lud er die
Referatsangehörigen in seine Wohnung;
erzählte uns von Land und Leuten und
verabschiedete sich gleichzeitig, in die
Dienststelle Todt oder das Propaganda
Ministerium gehend. Damit die Belegschaft des Amtes nicht
durch langes Sitzen erlahme, wurde um jene
Zeit mehrmals wöchentlich von 6 h --
8 h früh Exerzierdienst im Park, der
sich hinter dem Palais Wilhelmstr. 102
ausbreitete, angesetzt; eine vielen
höchst unbequeme, mir soweit nicht
unbehagliche neue Einrichtung. Wir wurden
in diesen Stunden, ohne Rücksicht auf
Dienstgrad, von irgendwelchen Ausbildern
herumgeschliffen", bis wir um 8 h
totmüde unser Frühstück
einnahmen und um 1/2 9 h den normalen
Dienst begannen. Um diese Zeit arbeitete in einem
kleinen Häuschen an einer Parkseite
gelegen der Goldmacher Tausend. Nomen est
omen, dachten wir uns, denn er gab Himmler
vor, aus irgend etwas billigerem das
teurere Gold machen zu können. Er
hatte dort ein richtiggehendes kleines
Laboratorium zu Verfügung, in dem er
einem Alchimisten gleich werkte. Ich habe
ihn nie gesehen, auch nie wieder etwas
über ihn gehört. Der
Reichsführer SS und Chef der
Deutschen Polizei schien ihm damals
jedenfalls zu glauben. Wisliceny war nicht der Mann,
hinter der Arbeit herzusein". Er war
froh, wenn man ihn in Ruhe ließ und
er, der ewig Bücherlesende, weiter
lesen konnte. Er war ein durchaus
sympatischer Vorgesetzter und ob seines
phlegmatischen Wesens mochten wir ihn alle
gern. In Geschichte kannte er sich zwar
vorzüglich aus, doch als ich einmal
meinte, daß ich an einen
tausendjährigen Bestand des Reiches
in der jetzigen Form nicht glaube, weil in
der Regel alle großen Reiche nach
dem Tode ihrer Gründer, nach kurz
oder längerer Zeit verfielen, ich
erinnerte ihn an Beispiele aus der Antike,
wie das Reich eines Alexander des
Großen, widersprach er mir heftig.
Um jene Zeit mag es auch gewesen sein,
daß in Bernau bei Berlin eine
SD-Schule unter Leitung eines
Schulungsleiters aufgezogen wurde. Ein
kleiner Glaspalast, so glaube ich sie
heute noch in Erinnerung zu haben, der vor
1933 von irgendeiner Gewerkschaft zu
gleichen, also Schulungszwecken erbaut
wurde. Die Sachbearbeiter, wohl auch
Referenten des SD-Hauptamtes, mußten
hier in ungefähr
regelmäßigen Abständen
Vorträge halten. Ich glaube, so alle
14 Tage einmal. Geschickt wurden hier
einmal Angehörige der SD-Ober
(abschnitte) und Abschnitte,
SS-Führer der allgemeinen SS,
Ortsgruppenleiter und einige male auch
Kreisleiter, einmal Wehrmachtoffiziere,
von welcher Einheit weiß ich heute
natürlich nicht mehr zu sagen. Ich
hatte dort über die
Zionistische Weltorganisation, deren
Auftrag und wollen" sowie über die
Neuzionist. Organisation", über
die ich aber nicht viel sagen konnte, weil
ich nur wenig darüber wußte, zu
sprechen. Mein erster Vortrag dauerte
genau 20 Minuten statt 1 Stunde, da ging
mir der Stoff aus; dann besserte ich mich
und brachte es auf etwa 3/4 Stunde
jedesmal. Der Rest der Stunde ging in
Discussion unter. Diese ewige Fragerei
nach meinem Referat war es, was mir um
jene Zeit am unerträglichsten war.
Ich habe von da ab gelesen, gelesen und
wieder gelesen. Eisenmenger unterhielt die
Referatsangehörigen mit seinem schier
unerschöpflichen Vorrat an Schnurren
und angeblich bestandener Abenteuer in
Nordafrika, der Schreibmaschinenschreiber
schrieb so langsam, daß er zu der
wenigen Schreibarbeit tatsächlich den
ganzen Tag benötigte, die zwei
Hamburger SS-Männer hatten uns
irgendwie verlassen. Dafür bekamen
wir mit anderen Zeitungen jetzt auch von
der Presseabteilung des SD-Hauptamtes den
in Riga erscheinenden Haint". Es war
aber in hebräischen Lettern
geschriebenes Jiddisch, das kein Mensch
lesen konnte. Eines Tages kaufte ich mir
in einer Buchhandlung Iwrit Lavat",
so hieß das Bändchen wohl, von
Samuel Kaleko. Ich lernte die Druckschrift
lesen und es dauerte nicht allzu lange,
dann konnte ich äußerst langsam
zuerst, dann doch einigermaßend den
Haint" in etwa lesen. Es war die Zeit, in der Reichsgesetze,
Durchführungsbestimmungen,
Verordnungen, Erlasse am laufenden Bande
seitens der jeweils zuständigen
Reichsministerien herauskamen mit dem Ziel
der Entjudung der deutschen
Lebensgebiete". Es war die Zeit, in der hohe und
höchste Stellen auf eine
beschleunigte Auswanderung der Juden
offiziell in ihren Reden und Schriften
hinwiesen. Und es gehörte zum guten
Ton, daß Jedermann" irgend
etwas dazu beitragen wollte. Die Zeit der
Denunziationen war ebenso angebrochen wie
die der Arisierung", Juden
unerwünscht", für
Juden verboten", Kennzeichnungspflicht der
Juden u.Ä.m. Ich
traf einen Agenten von der
Haganah" Adolf Eichmann über seine Treffen
mit dem jüdischen Funktionär
Feivel Polkes -- Fortsetzung der
Dokumentation Die WELT setzt ihre Dokumentation der
Erinnerungen Adolf Eichmanns fort. Er
erhält die Einladung, nach
Palästina zu fahren. Der Text wird
ohne orthografische, syntaktische oder
stilistische Korrekturen abgedruckt. Ernst von Bolschwingh besuchte uns
immer noch ziemlich regelmäßig.
Monatlich war ein Monatslagebericht zu
erstellen. Die Sachbearbeiter sammelten
während der Monate ihr Material,
welches bei uns aus Zeitungsausschnitten
oder Berichte der SD-Oberabschnitte
bestand, formten aus dem
Monatsmaterial" ihren
Sachbearbeiterbericht, und der Referent
formte hieraus seinen monatlichen
Referatsbericht. Dies war für
Wisliceny eine leichte Angelegenheit, er
schüttelte ihn förmlich aus dem
Handgelenk. Des Maschinenschreibers
traurigsten Tage des Monates waren
angebrochen, denn die Berichte waren alle
terminiert. Das Amt I" verfertigte dann aus
allen seinen Referatsberichten einen
Amtsbericht, der mit den übrigen
Amtsberichten des SD-Hauptamtes dem Chef
des SD-Hauptamtes, der ja auch
gleichzeitig Chef der Geheimen
Staatspolizei war, vorgelegt wurde. Dies ging nun gleichförmig so
dahin bis etwa um die Zeit, Sommer
vielleicht Frühsommer besser gesagt,
1937. Aus dem SD-Hauptamt war durch
Umorganisation das
Reichssicherheitshauptamt"
entstanden, geleitet vom Chef des
Reichssicherheitshauptamtes,
SS-Obergruppenführer Heydrich. Unsere
Ärmelstreifen wurden ebenfalls
vertauscht, nunmehr mit der Aufschrift
Reichssicherheitshauptamt". Und
irgendwie um jene Zeit hieß dann die
offizielle Bezeichnung Heydrichs Der
Chef der Sicherheitspolizei und des
SD". Inzwischen waren auch die laufenden
Beförderungen in
dienstgradmäßiger Hinsicht
weitergegangen; ich war inzwischen zum
SS-Hauptscharführer, gleich
Hauptfeldwebel, aufgerückt. Wisliceny
hatte bereits seinen
SS-Untersturmführer, also Leutnant.
Dannecker war SS-Oberscharführer
geworden. Der morgendliche Exerzierdienst
hatte längst aufgehört. Und mit
all diesen laufenden Umorganisationen
wurde auch unser Amt neu besetzt. Amtschef war nun
SS-Standartenführer Dr. (Franz) Six,
gleichzeitig mit der Dekanatswürde
des Auslandswissenschaftlichen Institutes
der Universität Berlin ausgestattet;
sein Stabsführer war
SS-Hauptsturmführer (Erich)
Ehrlinger, auch aus Tübingen wie mein
Sachbearbeiter-Kamerad jener Tage, Theodor
Dannecker. Und wie das schon so bei Umbesetzungen
geht, haben solche meist Weiterungen im
Gefolge. Mein bisheriger Vorgesetzter
Dieter Wisliceny wurde abgelöst von
einem SS-Oberscharführer Herbert
Hagen. Er war bisher auch unter Six
gewesen, als dieser noch Chef der
Presseabteilung des SD-Hauptamtes war. Wohin Wisliceny versetzt wurde, vermag
ich mich heute nicht mehr zu entsinnen.
Bei dieser Gelegenheit verschwand auch
Eisenmenger, der dem neuen unmittelbaren
Vorgesetzten Hagen wohl keine rechte
Erklärung für seine bisherige
Tätigkeit nachweisen konnte, denn in
der Tat, er hatte wirklich nie etwas zu
tun gehabt; ich glaube wegen seiner
spanischen Sprachkenntnisse kam er in das
Amt VI, (SD-)Ausland. Hagen organisierte und aktivierte, denn
es mußte ja etwas geschehen, denn
auch sein Chef und, ich glaube,
persönlicher Freund Six war ebenfalls
von einer sachlichen Aktivität und
persönlichen Agilität, wie wir
dies bisdahin nicht kannten. Hagen
knöpfte sich als eine seiner ersten
Maßnahmen seine Sachbearbeiter vor
und ließ sich tagelang, stundenweise
genaueste Detailschilderung geben und tat
dies solange, bis wir wirklich nichts mehr
zu sagen hatten. Und das Erstaunliche: Ab
diesem Zeitpunkt wußte nach
oben" alles Hagen. Und um ehrlich zu sein,
er wußte es wirklich; hatte sich
zusätzlicher mir nicht bekannter
Quellen, die im außenpolitischen
Institut gelegen sein mögen, bedient
und wußte über die
Referatsarbeit Judentum" betreffend,
tief, gründlich und umfassend
Bescheid. Um diese Zeit herum, sicherlich
über Herr von Bolschwing, traf ich in
Berlin mit einem jüdischen
Funktionär (Anm. d. Red: Feivel
Polkes von der Haganah", dazu
Erläuterungen im Artikel rechts), der
aus Palästina kam, zusammen. Ich
hatte im Haint" um jene Zeit etwas
von einer Haganah" gelesen, eine
Wehrmachtsähnliche Organisation der
zionist. Juden im damaligen
Palästina. Nachdem ich so etwas noch
nie bis dahin hörte, interessierte es
mich natürlich sehr, wie alles, was
Zionismus anbelangte, und so hoffte ich
darüber über den eben Genannten
Besucher, der Gast des
Reichssicherheitshauptamtes war, zu
hören. Ich traf mit ihm glaublich zweimal in
Berlin zusammen und führte ihn zum
Mittagessen als mein Gast in die
Traube" in der Nähe des
Zoo" in Berlin. Sicherlich hat ihn
auch von Bollschwingh betreut, denn ich
war mit ihm ja nur insgesamt wenige
Stunden beisammen. Als Abschluß unser
Gespräche, auf die ich mich heute
nach soviel Jahren nicht mehr im einzelnen
erinnern kann -- wir wußten
natürlich Beide, woher wir kamen --
lud er mich ein, das damalige
Palästina zu besuchen. Es war gerade
um die Zeit des Referentenwechsels bei II
112, also die Zeit, wo Wisliceny ging und
Hagen kam. Jeder von beiden wollte
unbedingt mitfahren. Wisliceny pochte
sicherlich auf seine längere
Erfahrung, wie es in der Tat ja auch
zutraf, und Hagen hatte als Stütze
den neuen Amtschef Six, seinen
persönlichen Freund, hinter sich. Er
machte auch das Rennen und Heydrich
entschied daß Hagen und ich zu
fahren hätten. Damals gab es die erste Verstimmung
zwischen Wisliceny und mir, denn sein
Groll, daß ihm dies entgangen war,
übertrug er auch auf mich, obgleich
ich keinerlei Einfluß auf diese
Dinge hatte. Leider war ich es, der ihm
glaublich sagte, schau, du warst ja
dafür in Zürrich. Hätte ich
dies nicht gesagt, dann hätte er
micglaube ich, mit der Sache nicht in
Zusammenhang gebracht. In der Tat war
Wisliceny auf sein Betreiben von Heydrich
als Beobachter zum Zionistischen
Weltkongreß" nach Zürrich
geschickt worden. Hagen erledigte nach der
Reisegenehmigung nun alls weitere. Ihm war
es ja auch leicht, denn von seiner
Tätigkeit unter Six, bei der
Presseabteilung des SD-Hauptamtes, hatte
er ja entsprechende Verbindungen zum
deutschen Pressewesen. Das Berliner
Tageblatt" und das deutsche
Nachrichtenbüro (DNB), das unter
einem Herrn von Ritgen stand, wurde
eingeschaltet, sofern z.B. das DNB"
nicht ohnhin schon über von
Bollschwinghs Verbindungen zum
DNB-Vertreter in Jerusalem, Dr. Reichert,
und dem DNB-Vertreter in Kairo, Gentz,
eingeschaltet waren.Mit einer falschen
Identität -- als Journalist --
bereiste Adolf Eichmann 1937
Palästina Dann
habe ich Dr. Löwenherz eine Ohrfeige
gegeben" Zurück von einer Spionagereise
übernimmt Adolf Eichmann das Referat
Judentum" in Wien -- Fortsetzung der
Dokumentation seiner Erinnerungen (Teil
9) Eichmanns Aufzeichnungen - Die WELT
setzt heute ihre Dokumentation der
Erinnerungen Adolf Eichmanns fort. Er
erhielt von dem Haganah"-Agenten
Feivel Polkes die Einladung nach
Palästina zu fahren, daraus wird eine
ausgedehnte Nahost-Reise. Nach dem
Anschluß" Österreichs
wird Eichmann nach Wien versetzt, um dort
das jüdische Leben zu
reorganisieren". Der Text wird ohne
orthografische, syntaktische oder
stilistische Korrekturen abgedruckt. Der Redakteur des Berliner
Tageblattes", ein SS-Standartenführer
der allgemeinen SS, namens Schwarz,
übergab Hagen und mir jedem 100 engl.
Pfund, die das Reichsicherheitshauptamt
vorher dem Berliner Tageblatt"
überweisen ließ. Ich bekam
einen Presseausweis und fuhr als
Schriftleiter oder Korrespondent und Hagen
als Student. Die Reise ging über Polen,
Rumänien nach Constanza. Von dort mit
dem rumänischen Dampfer
Romania" über Piräus nach
Haifa. Der Dampfer hatte hier eine ganze
Anzahl von Stunden Aufenthalt und ich
fuhr, die Gelegenheit benützend mit
einer Taxe auf den Berg Karmel. Mir ist
so, als ob Dr. Reichert aus Jerusalem nach
Haifa kam, uns zu begrüßen, es
kann aber auch sein, das ich mich nach der
langen Zeit nicht mehr erinnern kann und
mir es so einbilde. Die Reise ging weiter nach Alexandrien,
der Endstation der Dampferfahrt über
das Mittelmeer. Hagen und ich teilten
unsere Kabine mit einem jungen
Ägypter, der seine Sommerferien in
Europa verbrachte. Er hieß Henry
Lacoche (Anm. d. Red.: richtig: Henri
Arcache) oder so ähnlich, war
Präsident der jungarabischen
Rechtsanwälte und selbst Jurist, wie
auch sein Vater; so glaube ich mich dessen
noch zu entsinnen. Wir waren einige Tage
Gäste der elterlichen Familie unseres
Reisegefährten, der nicht
wußte, das wir Angehörige des
Reichssicherheitshauptamtes waren. In
Kairo nahmen wir Quartier in einem
italienischen Pensions-Hotel und
Verbindung zum DNB-Vertreter, der
seinerseits wieder die Verbindung nach dem
damaligen Palästina aufnahm, nachdem
uns auf dem englischen Generalkonsulat in
Kairo bedeutet wurde, das wir keine
Einreise nach Palästina bekämen.
Dr. Reichert und der szt. (Anm.:
seinerzeitige) Gast aus Palästina
(Anm.: Feivel Polkes) kamen aber nach
Kairo. Gentz und die beiden Herren aus
Palästina waren nun Gäste von
Hagen und von mir und wir fuhren zum
Abendessen in das Mena-Hotel bei den
Pyramiden. Die Einzelheiten, die da
besprochen wurden, sind mir nicht mehr
bekannt, mein Ziel, die zionistische
Arbeit in Palästina durch
Besichtigungen persönlich kennen zu
lernen, konnte infolge der Weigerung der
Engländer nicht realisiert werden.
Ich habe zwar den Bericht, den Hagen nach
der Reise schrieb, jetzt gelesen vermag
aber im Augenblick die Einzelheiten auch
nicht anzugeben; ich darf vorschlagen,
daß diese nachträglich
ergänzend eingeflochten werden. Das Paradoxe damals war, das Hagen als
Student fuhr, aber in Wahrheit ein
Pressemann" war; und ich, der ich
als Schriftleiter oder
Korrespondent" fuhr, davon aber keine
Ahnung hatte. Tatsächlich war Hagen
gleichzeitig neben seiner
SD-Tätigkeit um jene Zeit als Student
in dem auslandswissenschaftlichen Institut
immatriculiert. Er verfasste auch jeweils
Artiekel für das
niveaumäßig hochstehende
Monatsheft dieses Institutes, entweder
für Dr. Six oder mit seinem Namen;
das weiß ich heute nicht mehr genau
zu sagen. Wir besichtigten die Zeitung
Al Ahram" oder so ähnlich in
Kairo; fuhren ein Stück in die
lybische oder arabische Wüste mit dem
Wagen vom DNB-Vertreter Gentz,
besichtigten das ägytologische Museum
in Kairo, sowie Memphis und Sakhara und
sonstige Sehenswürdigkeiten. Der
Aufenthalt dauerte etwa 14 Tage. Kurz nach
der Abfahrt aus Alexandrien erkrankte ich
an Paratyphus und machte die ganze
Rückreise im Schiffslazarett mit. Mit
allen möglichen Mitteln wurde ich
kurz vor Bari von dem Arzt soweit wieder
auf die Beine gestellt, das eine
Quarantänegefahr vermieden werden
konnte und mehr tot als lebendig machte
ich die Eisenbahnreise von Bari nach
Berlin durch. In Berlin verfasste Hagen dann denn
Reisebericht zur Vorlage an den Chef des
Reichssicherheitshauptamtes und damit war
die ganze Angelegenheit abgeschlossen.
Mittlerweile war es Oktober (Anm.:
richtig: November) 1937 geworden. Die
Arbeit ging, wie immer, normal weiter und
es gibt meiner Meinung nach nichts, was
für die Restarbeit in diesem Jahre
noch zu schildern von Interesse
wäre. Zum 30. Januar 1938 (Anm.: 9.11.1937)
wurde ich SS-Untersturmführer; ich
glaube jedenfalls, daß es so gewesen
ist, es könnte sich dabei
höchstens um ein Irrtum von wenigen
Wochen Zeitunterschied handeln. Die Angelegenheit
Österreich" wurde in den
Zeitungen immer mit mehr Interesse
behandelt, die Wichtigkeit immer
stärker herausgestellt. Eines Tages
erging Befehl, daß eine ganze Anzahl
Angehöriger des
Reichssicherheitshauptamtes zu einem
Dreischichten-Dauerdienst zwecks
Österreich-Vorbereitung"
abgestellt werden mußten. Ich selbst
war auch dabei. Die Arbeit: von langen
Listen, die irgend eine Stelle des RSHA im
Laufe der Zeit zusammenstellte,
mußten tausende von Personennamen,
Organisationen, Zeitungen und
Zeitschriften, Behörden, Schulen usw.
auf besonderen Karteikarten umgeschrieben
werden. Es handelte sich um eine spezielle
Karteikarte, wie ich sie vorher nie sah
und passend war für die große
von v. Mildenstein szt. konstruierte,
hunderttausende von Karteikarten fassende
Radkartei". Durch irgendeinen
besonderen Mechanismus konnte man in
Blitzesschnelle jede gewünschte
Karteikarte, die entsprechend geschnitten
und gelocht war, herausziehen. Einige
Angehörige schrieben diese
Österreichkarteikarten" nun,
andere schnitten und lochten, andere
wiederum sortierten und alphabetisierten
sie. Diese Arbeit war ohne Rücksicht
auf Dienstgrad durchzuführen. Ich
schnitt damal und lochte. Ein damaliger
SS-Obersturmführer Hoth, vom Amt I,
beaufsichtigte das Ganze. Der Anschluß" kam im
März 1938, aber ich war dem Kommando,
welches nach Österreich
abzurücken hatte, nicht zugeteilt.
Ich war zwar sehr ärgerlich, aber
schließlich war Befehl Befehl und da
konnte man nichts dagegen machen. Jedoch
etwa 8 Tage später bekam ich
plötzlich Marschbefehl, mich beim
Leiter des SD-Oberabschnittes Donau"
in Wien zu melden. Ich rückte also ab und bekam
Weisung, als Referent des SD-OA.
Donau" das Referat Judentum"
zu übernehmen. Dieses Referat bestand aus einem
Zimmer, 1 Tisch und 1 Stuhl im Rothschild
Palais in der Theresianumgasse in Wien.
Irgend ein SS-Mann einer
militärischen Einheit war mir
zugetellt, sonst nichts, er war bisher nur
bei der Truppe gewesen. Der Führer des SD-OA. Donau"
in Wien war ein SS-Oberf.(--)Dr. Dr. Rapp
(Anm.: Dr. Dr. Otto Rasch). Unmittelbarer
Vorgesetzter von mir war ein SS-Ostuf.
Garmann (Anm.: Theo Gahrmann), der als
Abteilungsleiter gleichzeitig die
Kirchen" bearbeitete. Dr.Dr. Rapp
(Anm.: Rasch) wurde dann später als
Führer des SD-OA. Donau"
glaublich durch einen SS-Stubaf. (Anm.:
Friedrich) Polte abgelöst. Der Staatspolizeileitstellenleiter war
Ministerialdirektor SS-Oberf. Hueber
(Anm.: Franz Josef Huber), aus der bayr.
polit. Polizei-München
hervorgegangen. Sein ständiger
Vertreter war SS-Ostubaf. O.R. (Anm.:
Oberregierungsrat) Dr. (Anm.: Karl) Ebner.
Zum Inspekteur der Sicherheitspolizei und
des SD wurde der Regierungsdirektor
SS-Standartenführer (später
SS-Brigf.) Dr. (Anm.: Walther) Stahlecker.
(Bei Leningrad als Chef einer
Einsatzgruppe gefallen). Dem SD-OA.
Donau" unterstanden die
SD-Abschnitte Niederdonau, Oberdonau,
Salzburg, Kärnten, Steyrmark und
Tirol. Ich ging also zuerst einmal zu der
österr. Sicherheitsdirektion in der
Backhausstraße, woselbst die Geheime
Staatspolizei untergebracht war, bis sie
dann in ein ehemaliges Hotel am
Morzinplatz umzog. Dort wurde ich nach
Befragen an einen noch
österreichische Journalbeamtenuniform
tragenden Juristen namens Dr. Ebner
verwiesen. Über ihn kam ich dann mit
dem Referenten für Judenfragen bei
der Stapoleit(Anm.: stelle)-Wien zusammen,
auf dessen Namen ich mich jetzt aber nicht
zu erinnern vermag, und erkundigte mich
einmal, was in diesen nun verflossenen
etwa 10-12 Tagen auf seinem Gebiet
geschehen wäre. Ich hörte,
daß sämtliche jüdischen
Organisationen geschlossen und versiegelt
waren, deren Funktionäre und Leiter
zum größten Teil bei der
Stapoleit in Haft einsaßen. Nachdem
ich nun niemanden von ihnen kannte, bat
ich ihn, er möge mir doch einige
dieser Funktionäre vorstellen, denn
irgendwie müßte das jüd.
organis. Leben wieder in Gang gesetzt
werden. Derselben Meinung war auch Dr.
Ebner, so daß ich dieserhalb keine
Schwierigkeit hatte. Ich sprach mit Dr.
(Anm.:Josef) Löwenherz, der bisher
eine Funktion innerhalb der jüdischen
Wiener Gemeinschaft zwar hatte, aber
welche, vermag ich heute nicht mehr zu
sagen. Er wurde aus der Haft
vorgeführt und wir sprachen. Dabei
habe ausgerechnet ich mich von einer
momentanen Unbeherrschtheit des Zornes
hinreißen lassen -- was vordem und
nachdem nie wieder vorkam -- und habe Dr.
Löwenherz eine Ohrfeige gegeben. Später, viel später, konnte
ich diese mir für mich unbegreifliche
Handlungsweise immer noch nicht vergessen
und habe dann im Beisein einiger meiner
mir unterstellter Offiziere, selbst auch
in Uniform, Dr. Löwenherz dieserhalb
um Entschuldigung gebeten. Was er auch
tat. Kurz und gut, ich übergab Dr. L.
Papier und Bleistift und er sollte bis zum
nächsten Tag seine Gedanken bzgl.
Reorganisation des
jüdisch-organisator. Lebens, mit
ungefährer Stellenbesetzung
entwerfen. Der
Druck zum Auswandern war
vorhanden" Adolf Eichmann zwingt die
jüdischeGemeinde, Wien zu verlassen
-- Fortsetzung der Dokumentation (Teil
10) Die WELT setzt ihre Dokumentation der
Erinnerungen Adolf Eichmanns fort. Nachdem
er das jüdische Leben in Wien
reorganisiert" hat, setzt Eichmann
die Menschen unter Druck, um sie so zum
Auswandern zu zwingen. Der Text wird ohne
orthografische, syntaktische oder
stilistische Korrekturen abgedruckt. Am nächsten Tag habe ich dieses
entgegengenommen, mit Dr. Ebner und dem
Inspekteur der Sipo (Anm. die Red.:
Sicherheitspolizei) und des SD
durchbesprochen und es herrschte die
Ansicht vor, daß so wie Dr. L.
vorschlug, verfahren werden solle. Der
Inspekteur gab dann den
diesbezüglichen Befehl dazu und Dr.
Löwenherz wurde sogleich aus der Haft
entlassen. Er verlangte dann noch seine
Utensilien, die ihm nach seiner
Verhaftung, wie üblich, deponiert
wurden; er bekam sie und dann leerten sich
die Zellen, in denen die Funktionäre
untergebracht waren, denn Dr.
Löwenherz hatte sie bei der
Personalbesetzung vorgeschlagen. Der Wille und der Druck zum Auswandern,
beides und von allen Seiten, war
vorhanden. Aber nichts war organsiert, um
das Vielerlei, das zur Abwanderung
notwendigerweise zu erledigen und zu
erfüllen war, irgendwie in
systematische Bahnen zu lenken. Es war ein
Durcheinander, den auch eine
personalmäßig sehr zahlreich
besetzte Israelitische Kultusgemeinde Wien
nicht zu meistern vermochte, da sie ja die
Schwierigkeiten, sofem sie bei den
Behörden lagen, nicht mildern
konnte. Dr. Löwenherz, Dr. Rottenberg, ein
Herr der Agudas Jisroel und
möglicherweise auch Kom. Rat (Anm.:
Kommerzialrat Bertold) Storfer kamen eines
Tages zu mir und schilderten mir dieses
Durcheinander und baten mich, irgendeine
Zentralisierung aller dieser Dinge zu
überlegen. Ich besprach die Sache mit meinem
Vorgesetzten, dem I.d.S. Dr. Stahlecker,
er griff es auch sofort auf und ging zu
dem damaligen Reichskommissar
für die Wiedervereinigung
Österreichs mit dem Deutschen Reich,"
Gauleiter Bürkel (Anm.: richtig
Bürckel). Bürkel übergab
die vorgetragene Angelegenheit einem
seiner Juristen und es erschien eine
Verordnung (Anm.: am 20.8.1938),
derzufolge der Reichskommissar zur
planmäßigen Steuerung der
Auswanderung eine Zentralstelle
für jüdische Auswanderung" mit
dem Sitz in Wien einsetzte. Leiter
derselben wurde der Inspekteur der Sipo
und des SD, Wien, SS-Oberführer Reg.
Dir. Dr. Stahlecker, der mich als Referent
aus dem SD-OA. Donau" herausnahm und
als seinen Referenten mit der Führung
der Dienststelle beauftragte. Vom SD-OA.
Donau", zu welchem ich nun versetzt
war, wurde ich nur noch
personalmäßig betraut. Um diese Zeit bekam ich zwei
SS-Führer zugeteilt, den
SS-Hauptsturmführer Rolf Günther
und seinen Bruder, den SS-Obersturmf. Hans
Günther. Einige Tage schon waren sie
bei mir, aber ich hatte ja selbst keine
Arbeit und sie noch viel weniger. Nun wurde es anders. Die einzelnen
Instanzen, die jeder auswandernde Jude
ablaufen mußte, lief ich nun ab, um
dadurch zu sehen, was war überhaupt
notwendig. Danach meldete ich dies dem
I.d.S.u.d.SD, der dann auf die Verordnung
hinweisend, von den einzelnen
Dienststellenleitern wie Finanz, Devisen
Stelle Wien, Pol. Präsidium, Geh.
Staatspolizei, usf. die Abstellung von
Beamten zur Erledigung der
einschlägigen Arbeiten am Sitz der
Zentralstelle in Wien, Prinz
Eugenstraße (Rothschild Palais) zu
erwirken. Die Kultusgemeinde stellte
ebenfalls ein gutes Dutzend ihrer Beamten
zur Zentralstelle ab und das laufende
Band, an dem die Dokumente ausgestellt
wurden, die zur Auswanderung nötig
waren, lief an. Es war wirklich
reibungslos und Dr. Löwenherz und Dr.
Rottenberg suchten mich in der Folgezeit
fast täglich auf. Der Inhalt der
Besprechungen wurde von Dr. Löwenherz
schriftlich festgehalten, wobei er eine
Ausfertigung jeweils mir übergab und
eine solche zu seinen Akten legte. Es
wäre heute interessant, eine solche
Ausfertigung dieser kompletten Vermerke
aus jener Zeit, die wohl einen normalen
Leitz-Ordner füllen würden, zu
haben, denn all die tausend Dinge, die
notwendig waren in jener Zeit in
Zusammenarbeit zwischen Zentralstelle und
Kultusgemeinde, können heute kaum
noch anders rekonstruiert werden. Ich genehmigte szt. nach vorheriger
Zustimmungseinholung beim I.d.S. laufend
Auslandsreisen der jüdischen
Funktionäre, damit
Einwanderungsmöglichkeiten und
Devisen für die Auswanderung
aufgebracht werden konnten. Ein
Reichsbankrat Wolf, Leiter der
Devisenstelle Wien, setzte auf Vorschlag
durch, daß diese aufgebrachten
Devisen von der Anbietungspflicht"
befreit wurden und der israelit.
Kultusgemeinde zum Verkauf an auswandernde
Juden zu einem von der Kultusgmeinde
festgesetzten Kurs, unter Aufsicht der
Devisenstelle Wien verblieben. So kam es,
daß diese Devisen oft zu einem
Mehrfachen des normalen Kurswertes
verkauft wurden, was eine Zeitlang zu
unangenehmen Korrespondenzen und
Verhandlungen mit Berlin führte, man
wollte hierin eine teorethische Abwertung
Abwertung der Reichsmark erblicken. Doch auch dies konnte bereinigt werden
und es verblieb beim bisherigen
Verfahren. Außer den jüdischen und
nichtjüdischen Beamten, die an der
Zentralstelle ihren Dienst versahen, und
deren Namen ich heute nicht mehr
weiß, bekam ich um jene Zeit, teils
durch freiwillige Meldung, teils durch
Überstellung vom SD laufend das
notwendige Personal. Mein ständiger
Vertreter war der schon genannte
SS-Hptstuf. Rolf Günther, irgend ein
Sachgebiet führte sein Bruder
SS-Ostuf Hans Günther; weitere
Sachgebiete hatten inne: die späteren
SS-Hptstuf. (Anm.: Franz) Nowak (Anm:
Novak) u. Brunner (Anm.: Alois), die
späteren SS-Ostuf. (Anm.: Anton)
Burger, (Anm.: Franz) Stuschka und
Hrosineck, der spätere SS-Ustuf.
Martin, ein Zivilangestellter (Anm.:
Anton) Brunner (Hans--), eine Hauswache
von 4-6 Mann, ein Kraftfahrer und
Schreibpersonal. In relativ kurzer Zeit
(Anm.: bis Mai 1939) wanderten damals 100
000 Juden aus Österreich aus. Das
Dokumentebesorgen spielte, zeitlich
gesehen, kaum noch eine Rolle. Ich habe in
Erinnerung, daß wohl insgesamt
über 200 000 Juden über die
Zentralstelle für jüdische
Auswanderung" ihre Papiere beantragten
(Anm.: Im März 1938 gab es ca. 206
000 Juden in Österreich; rund 147 000
davon gelang die Auswanderung"). SS-Standartenführer Dr. Six mit
Hagen besichtigten die Dienststelle, genau
so, wie der Chef der Sicherheitspolizei
und des SD, Heydrich; auch Reichskommissar
Bürkel, sowie der Ministerialdirigent
des Reichsministeriums für
Volksaufklärung und Propaganda,
SS-Gruf. (Anm.: Hans) Hinkel mit seinem
SS-Staf Owens und SS-Hptstuf. Reg. Rat
Kwiatkowsky. Ein Dr. Erich Rajakowitsch,
Rechtsanwalt in Wien, war ehrenamtlicher
Mitarbeiter, die sich auf reine
praktisch-juristische Beratung
beschränkte. Sein Hauptverdienst in
jener Zeit war die Anregung zur
Gründung eines
Auswanderungsfonds", eine
öffentlich rechtliche
Körperschaft, deren
Dienstaufsichtsbehörde der I. d. S.
u. d. S. war. Die diesbezügliche von
Dr. Rajakowitsch entworfene Verordnung
wurde ebenfalls im wesentlichen vom
Reichskommissar Bürkel übemommen
und ergänzt und von ihm
unterschrieben und veröffentlicht,
genauso, wie vordem bei der Zentralstelle.
Der Fondsleiter war der
SS-Sturmbannführer der allgem. SS und
Generaldirektor des Wiener Kaufhauses
Gerngroß", (Anm.: Fritz)
Kraus. Prüfungsorgane des Fonds waren
Beamte des Reichsrechnungshofes".
Irgend wie ist mir in Erinnerung,
daß später der Fond, genauso
wie der später in Prag errichtete
Fond zu irgendeinem Zeitpunkt dem Chef der
Sicherheitspolizei u.d.SD, Heydrich,
unterstand. Warum, wessentwegen und durch
welche Veranlassung, vermag ich heute
nicht mehr zu sagen. Heydrich selbst war ungeheuer stolz auf
diese Zentralstelle, die er als ein
kleines Ministerpräsidium"
bezeichnete, weil erstmals in der
deutschen Verwaltungsgeschichte, die
verschiedenen Zentralinstanzen unter
Leitung eines Polizeiministers tätig
waren. Im Herbst 1938 war dann die
Einverleibung Sudetendeutscher
Randgebiete" fällig. Ich ging auf
Befehl des I. d. S. u. d. SD Dr.
Stahlecker auf 14 Tage nach Znaim; davon
verbrachte ich aber etwa eine Woche
wartend mit dem Kommando, dem ich
angehörte, in Mistelbach, Nied.
Österreich. Denn in München war
noch die
Staatsmännerbesprechung" nicht
vorbei. Teile des Kommandos wurden zu
Sicherungszwecken kurz nach München
geworfen, auch ich war dabei. Als ich dann an einem Sonntag im Herbst
1938 in Znaim ankam, hatte ich keine
Arbeit mehr, denn Juden zum Auswandern gab
es nicht, die relativ wenigen, welche dort
gewesen sein mögen, waren in der
Zwischenzeit in den czechisch-mähr.
Raum aus eigenen Antrieb abgezogen. Die
Slowakei wurde selbstständig (Anm.:
am 14. 3. 1939) und alsbald muß
Wisliceny, der mit der Hlinka-Garde"
irgendwie in Verbindung stand,
Fühlung damit aufgenommen haben, denn
um die Zeit der
Selbstständigkeitsmachung der
Slowakei war in Wien in den Räumen
der Wiener Burg der Filmball unter dem
Protektorat des "Reichskulturwalters,
Ministrialdirigent im Reichsministerium f.
Volksaufklärung und Propaganda,
SS-Gruppenführer Hinkel". Er hatte
die Parteimitgliedsnummer der N.S.D.A.P.
9. Er gab mir damals sein Buch Einer
unter 100 000" zum Geschenk, genauer
gesagt, sein Regierungs Rat, SS-Hauptstuf.
Kwiatkowsky übergab es mir, daher
meine genaue Kenntnis der Mitgliedsnummer
Hinkels. Auf diesem besagten Filmball war
sowohl ich als auch Wisliceny zugegen.
Ebenfalls war dort eine Abordnung aus der
Slowakei, mit der Wisliceny engstens in
Fühlung war. Im März 1939 erfolgte die
Besetzung von Böhmen und Mähren,
dem die Bildung des Protektorates
Böhmen und Mähren" folgte. Reichsprotektor war der frühere
Reichsaussenminister Konstantin Freiherr
von Neurath, Sein Staatssekretär ein
Egerländer, der SS-Gruppenführer
K.H. (Anm.: Karl Hermann) Frank,
früherer Beruf Lehrer und Inhaber
einer Buchhandlung. So sagte mir einmal
Hans Günther. Zum Befehlshaber der Sipo u. des SD
wurde der zum SS-Oberführer
beförderte Reg. Dir. Dr. Stahlecker,
bisher I. d. S. u. d. SD Wien, bestellt,
und Leiter der Staatspolizeileitstelle in
Prag wurde SS-Standartenführer
Dr.(Anm.: Hans) Geschke. Der Leiter des. SD-OA -Prag war
SS-Sturmbannführer Dr. (Anm.: Ernst)
Weimann. Der SD-OA. war in einem
Gebäude am Baumgarten" (--),
die Staatspolizeileitstelle und des B. d.
S. im sogenannten
Petschek-Gebäude"
untergebracht. Ich erhielt alsbald meine Kommandierung
und spätere Versetzung als Referent
zum B. d. S. Prag. Der B. d. S. Prag -- Dr. Stahlecker
praktizierte nun beim
Reichsprotektor für Böhmen
und Mähren" das gleiche wie szt. in
Wien und setzte mich mit der Führung
der Zentralstelle für jüdische
Auswanderung-Prag betraut, als seinen
Referenten ein. SS-Ostuf. Hans
Günther wurde als mein ständer
Vertreter ebenfalls nach Prag versetzt,
sowie die bisher in Wien Diensttuenden
Novak, Burger, Anton Brunner und
sicherlich einige andere, deren Namen mir
entfallen sind. Statt meiner wurde
SS-Hauptstuf. Rolf Günther vom
nunmehrigen B. d. S. Wien (gleichzeitig
Stapoleitstellenleiter) Hueber (Anm.:
Huber) als sein Referent mit der
Führung der Wiener Zentralstelle
beauftragt. [Eichmann
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