Tausende
Akten über Eichmanns Vorgehen in
Österreich entdeckt ------------------------------------------------------------ VON
Adolf Eichmanns Unwesen in
Deutschland zeugt eine Fülle von
Dokumenten; in mehreren Versionen hat er
zudem Erinnerungen niedergeschrieben. Nur
über seine Jahre in Wien nach dem
Anschluss Österreichs an das Deutsche
Reich gab es bislang wenig Material. Das wird sich ändern. Wie das
Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL in der
neuen Ausgabe berichtet, sind jetzt in
einer Aussenstelle des Berliner
Bundesarchivs Tausende von SD- und
Gestapo-Akten aufgetaucht, von denen ein
Teil aus Eichmanns Wiener Büro
stammt. Damit wird die Leidenszeit der
österreichischen Juden unter den
Nazis dokumentiert. Die Unterlagen hatte die Rote Armee
1945 in Wien erbeutet, in den
fünfziger Jahren wurden sie der DDR
übergeben. Als das Bundesarchiv nach
der Wende Teile aus der Hinterlassenschaft
der DDR-Geheimpolizei übernahm, blieb
zunächst unbemerkt, dass sich
darunter auch die Eichmann-Akten befanden.
Der Berliner Historiker Jörg
Rudolph stieß durch Zufall auf
sie, er schätzt die Zahl der Akten
auf 15.000 bis 20.000. Ihre Auswertung wird Monate dauern und
die österreichische Debatte über
die Entschädigung von NS-Opfern neu
beleben. Erst vorige Woche hat der
Jüdische Weltkongress der Wiener
Regierung mit Klagen gedroht und
gefordert, endlich geraubtes Eigentum
zurückzugeben oder zu
kompensieren. © DER SPIEGEL
13/2000[Eichmann
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