Germany, September 25, 2000 "Rechtsextremismus
sitzt tiefer in der
Gesellschaft" Historiker
reden über Rechtsradikale Aachen
(dpa/an-o). Der
bevorstehende 43. Deutsche Historikertag
in Aachen soll auch ein Signal gegen
Rechtsradikalismus geben. Der
Historikertag unter dem Leitwort
"Eine
Welt - Eine
Geschichte"
beginnt am Dienstag und dauert bis Freitag
(26. bis 29. September). "Es wäre schön, wenn von
diesem Historikertag ein Impuls zur
Eindämmung von Rechtsradikalismus
ausgehen könnte", sagte der
Vorsitzende des Verbandes der Historiker
Deutschlands, Professor Johannes
Fried. Zahlreiche Geschichtslehrer
würden unter den 3000 Teilnehmern
erwartet. "Ich hoffe, dass wir Impulse
weitergeben können, die dann auch die
Schüler erreichen." Auf dem
Historikertag ist eine
Podiumsdiskussion mit Wissenschaftlern
und Politikern zu den Ursachen von
rechter Gewalt und möglichen
Bekämpfungsstrategien
zusätzlich ins Programm
aufgenommen worden. Gesellschaftliches
Wächteramt Die Geschichtswissenschaft habe ein
gesellschaftliches Wächteramt,
betonte Fried. Sie sei bei dem Thema
Rechtsradikalismus in besonderer Weise
gefordert, da dieser eine historische
Dimension habe. In Deutschland habe der
Rechtsextremismus "eine lange,
schmerzhafte Tradition, die politische
Katastrophen schon herbeigeführt
hat". Fried wandte sich gegen Erwartungen,
der Geschichtsunterricht allein könne
das Problem lösen. "Die
Bekämpfung des Rechtsradikalismus,
ansetzend allein bei der Darstellung und
Kritik des Dritten Reiches, greift zu
kurz. Die Ursachen sitzen tiefer in der
deutschen Gesellschaft. Sie weisen weit
ins 19. Jahrhundert zurück, sind
vielleicht auf noch älteren Wurzeln
aufbauend." Zur Diskussion um ein Verbot der NPD
meinte Fried, dass es hierfür
Gründe wie Gegenargumente gebe: "Eine
sehr schwierige Situation, ich möchte
nicht Politiker sein, um dies entscheiden
zu müssen." Ein Verbot würde
lediglich versuchen, die Außenseite
des Problems "weg zu retuschieren". Langfristige
Programme Die Anfälligkeit für
Rechtsradikalismus könne nur durch
langfristige Erziehungsprogramme
gedämpft werden. Auf der anderen
Seite könnten organisierte Parteien
sich rechtsradikale Aktivitäten, vor
allem junger Leute, nutzbar machen,
organisieren und ihnen damit eine ganz
andere Struktur und Dynamik verleihen.
"Von daher wäre ein Verbot
gerechtfertigt." The
Munich TimesSeptember 27, 2000 Historikertag:
Engagement gegen
Rechtsradikalismus Aachen - Der
Vorsitzende des deutschen
Historikerverbandes, Prof. Johannes
Fried, hat die Bedeutung historischer
Analysen für die Lösung
aktueller Probleme wie den
Rechtsradikalismus oder den
Jugolawien-Konflikt betont. Geschichtswissenschaftler könnten
bei solchen Themen die historische
Dimension darlegen, sagte Fried am
Dienstag in Aachen zum Beginn des 43.
Deutschen Historikertages mit rund 3 000
Teilnehmern. Historiker verstünden
sich vor allem als
«rückwärts gewandte
Propheten». Der viertägige
Kongress steht unter der Leitfrage
«Eine Welt - Eine
Geschichte?». Aus eigener Betrofrikertag das Thema
jetzt zum ersten Mal auf. «Wir waren
genauso blind auf dem rechten Auge wie
andere gesellschaftliche Ebenen»,
bekannte Daniel. In mehreren der insgesamt über 50
Sektionen werden die Historiker die vor
zwei Jahren begonnene Debatte über
die Rolle der Geschichtswissenschaftler im
Nationalsozialismus fortsetzen. Nach
emotionsgeladenen Diskussionen in
Frankfurt über «versäumte
Fragen der Historiker» hofft Fried in
Aachen auf eine größere
Selbstverständlichkeit im Umgang mit
brisanten Fragen. Weitere Akzente setzt der Historikertag
auf die Perspektiven von
Nachwuchswissenschaftlern und die
Situation an den Hochschulen. Die
finanzielle und personelle Ausstattung sei
völlig unzureichend, kritisierte
Fried. «Das Ausbluten der
geschichtswissenschaftlichen Seminare
hält an, und es ist auch nicht
abzusehen, dass es enden
würde.» Die nordrhein-westfälische
Wissenschaftsministerin Gabriele
Behler (SPD) war als Rednerin zur
Eröffnungsveranstaltung am Nachmittag
eingeladen. Mit dem zweiten Redner, dem
Hirnforscher Prof. Wolf Singer
(Frankfurt), wollte der Historikertag ein
Zeichen für seine
Interdisziplinarität
setzen.
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