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 Posted Thursday, September 28, 2000


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Aachener Nachrichten

Germany, September 25, 2000

 

"Rechtsextremismus sitzt tiefer in der Gesellschaft"

Historiker reden über Rechtsradikale

 

Aachen (dpa/an-o). Der bevorstehende 43. Deutsche Historikertag in Aachen soll auch ein Signal gegen Rechtsradikalismus geben. Der Historikertag unter dem Leitwort "Eine Welt - Eine Geschichte" beginnt am Dienstag und dauert bis Freitag (26. bis 29. September).

"Es wäre schön, wenn von diesem Historikertag ein Impuls zur Eindämmung von Rechtsradikalismus ausgehen könnte", sagte der Vorsitzende des Verbandes der Historiker Deutschlands, Professor Johannes Fried. Zahlreiche Geschichtslehrer würden unter den 3000 Teilnehmern erwartet. "Ich hoffe, dass wir Impulse weitergeben können, die dann auch die Schüler erreichen."

Auf dem Historikertag ist eine Podiumsdiskussion mit Wissenschaftlern und Politikern zu den Ursachen von rechter Gewalt und möglichen Bekämpfungsstrategien zusätzlich ins Programm aufgenommen worden.
Gesellschaftliches Wächteramt

Die Geschichtswissenschaft habe ein gesellschaftliches Wächteramt, betonte Fried. Sie sei bei dem Thema Rechtsradikalismus in besonderer Weise gefordert, da dieser eine historische Dimension habe. In Deutschland habe der Rechtsextremismus "eine lange, schmerzhafte Tradition, die politische Katastrophen schon herbeigeführt hat". Fried wandte sich gegen Erwartungen, der Geschichtsunterricht allein könne das Problem lösen. "Die Bekämpfung des Rechtsradikalismus, ansetzend allein bei der Darstellung und Kritik des Dritten Reiches, greift zu kurz. Die Ursachen sitzen tiefer in der deutschen Gesellschaft. Sie weisen weit ins 19. Jahrhundert zurück, sind vielleicht auf noch älteren Wurzeln aufbauend."

Zur Diskussion um ein Verbot der NPD meinte Fried, dass es hierfür Gründe wie Gegenargumente gebe: "Eine sehr schwierige Situation, ich möchte nicht Politiker sein, um dies entscheiden zu müssen." Ein Verbot würde lediglich versuchen, die Außenseite des Problems "weg zu retuschieren".

Langfristige Programme

Die Anfälligkeit für Rechtsradikalismus könne nur durch langfristige Erziehungsprogramme gedämpft werden. Auf der anderen Seite könnten organisierte Parteien sich rechtsradikale Aktivitäten, vor allem junger Leute, nutzbar machen, organisieren und ihnen damit eine ganz andere Struktur und Dynamik verleihen. "Von daher wäre ein Verbot gerechtfertigt."

 


The Munich Times

September 27, 2000

 

Historikertag: Engagement gegen Rechtsradikalismus

Aachen - Der Vorsitzende des deutschen Historikerverbandes, Prof. Johannes Fried, hat die Bedeutung historischer Analysen für die Lösung aktueller Probleme wie den Rechtsradikalismus oder den Jugolawien-Konflikt betont.

Geschichtswissenschaftler könnten bei solchen Themen die historische Dimension darlegen, sagte Fried am Dienstag in Aachen zum Beginn des 43. Deutschen Historikertages mit rund 3 000 Teilnehmern. Historiker verstünden sich vor allem als «rückwärts gewandte Propheten». Der viertägige Kongress steht unter der Leitfrage «Eine Welt - Eine Geschichte?».

Aus eigener Betrofrikertag das Thema jetzt zum ersten Mal auf. «Wir waren genauso blind auf dem rechten Auge wie andere gesellschaftliche Ebenen», bekannte Daniel.

In mehreren der insgesamt über 50 Sektionen werden die Historiker die vor zwei Jahren begonnene Debatte über die Rolle der Geschichtswissenschaftler im Nationalsozialismus fortsetzen. Nach emotionsgeladenen Diskussionen in Frankfurt über «versäumte Fragen der Historiker» hofft Fried in Aachen auf eine größere Selbstverständlichkeit im Umgang mit brisanten Fragen.

Weitere Akzente setzt der Historikertag auf die Perspektiven von Nachwuchswissenschaftlern und die Situation an den Hochschulen. Die finanzielle und personelle Ausstattung sei völlig unzureichend, kritisierte Fried. «Das Ausbluten der geschichtswissenschaftlichen Seminare hält an, und es ist auch nicht abzusehen, dass es enden würde.»

Die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Gabriele Behler (SPD) war als Rednerin zur Eröffnungsveranstaltung am Nachmittag eingeladen. Mit dem zweiten Redner, dem Hirnforscher Prof. Wolf Singer (Frankfurt), wollte der Historikertag ein Zeichen für seine Interdisziplinarität setzen.


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