Bern , Switzerland, Wednesday, July 5,
2000
Die
http://www.ebund.ch/ebund.asp?MODULE=CONTENT&SOURCE=DER_BUND/2000/155/BRG/39907.html Wednesday, July 5, 2000 Der
Anvisierte als Zeuge MOSSAD-PROZESS / Gestern hat das
Bundesstrafgericht jenen Mann befragt, dem
der Lauschangriff des Mossad hätte
gelten sollen. cbb.
Vor dem Bundesstrafgericht in Lausanne
stand gestern der Mann Red und Antwort,
dessen Telefon der israelische
Geheimdienst Mossad vor zwei Jahren
abhören wollte. Der eingebürgerte Libanese
bestätigte, dass er Leiter des
bernischen Ahl-Al-Beit-Zentrums sei.
Jegliche Kontakte zur pro-iranischen
Organisation Hisbollah und
Zusammenhänge zu Anschlägen
stritt er aber ab. Das Ahl-Al-Beit-Zentrum
verfolge vor allem religiöse
Zwecke. Ein Antiterrorspezialist der
Bundespolizei sagte, es gebe keine Beweise
für illegale Aktivitäten des
Zentrums. Dies schliesse aber nicht aus,
dass Kontakte zur Hisbollah bestehen
könnten. Im Staatsschutzbericht 1998
der Bundespolizei hatte es geheissen, die
Ahl-Al-Beit-Zentren würden weltweit
als Rekrutierungsstellen für
iranische Interessen betrachtet. Mit dem Handy in der Latte
auf TerroristenfangMOSSAD-AFFÄRE
/ Im Prozess gegen den Mossad-Agenten
Issac Bental, der noch immer
nicht Issac Bental ist, haben gestern
verschiedene Zeugen einen Blick hinter
die Kulissen der Spionage-Welt
gewährt. Als
«raffiniert» bezeichnete ein
Fachmann das ausgeklügelte
Abhörsystem des Mossad. Mit einem
Handy in einer Holzlatte, das
selbständig ein weiteres Handy
anwählt, sollten die
Telefongespräche der Zielperson
abgehört werden. CHRISTINE BRAND Innerlich wäre der legendäre
Q aus den 007-Agentenfilmen vor Neid
erblasst. Äusserlich hätte er
sich wohl höchstens zu einem
anerkennenden Schulterklopfen
durchgerungen: Das System, mit dem der
israelische Geheimdienst Mossad dem
angeblichen Hisbollah-Terroristen an der
Könizer Wabersackerstrasse 27 die
Telefonleitung anzapfen wollte, kann mit
den ausgeklügelten Erfindungen Qs
allemal mithalten. «Es ist das erste
Mal, dass wir ein derartiges System
untersuchten», sagte Viktor
Rüfenacht, Leiter der Sektion
Elektronische Abwehr und operative Technik
bei der Bundespolizei, gestern vor dem
Bundesstrafgericht. Er wurde als
Sachverständiger im Prozess gegen den
unter dem Namen Issac Bental auftretenden
Mossad-Agenten einvernommen. Und der
Fachmann musste ein Lob erteilen:
«Das System ist raffiniert.» Dem Laien (und
höchstwahrscheinlich auch der Berner
Kantonspolizei) wäre kaum etwas
aufgefallen: Das Abhörsystem wurde
gut getarnt in eine Holzlatte eingebaut,
deren Masse (rund 9 x 7 x 200 Zentimeter)
und Farbe (hellbraun) auf die
Original-Latte abgestimmt war. In der
unteren Hälfte der halbierten Latte
fand die Bundespolizei 24 Batterien. Im
oberen Teil waren ein Handy, eine
Schaltuhr und eine Elektronik-Box
installiert. Mehrere Jahre betriebsfähig «Sobald die Latte zusammenmontiert
wird, geht das Handy in Betrieb»,
demonstrierte Rüfenacht. Mittels
eines Kabels sollte die Anlage in Serie
geschaltet an der Telefonabzweigdose
angeschlossen werden. «Sobald nun
jemand in der Wohnung den
Telefonhörer abhebt, schaltet sich
das Handy ein, wählt selbständig
die unter ,Hans' gespeicherte Nummer und
übermittelt das Gespräch»,
erklärte Rüfenacht. Mit der
Schaltzeituhr sollte das Handy von Montag
bis Freitag zudem zweimal täglich
für je zehn Minuten eingeschaltet
werden. «Damit man von aussen darauf
Zugriff hatte.» So hätte auch
die Easy-Card via SMS aufgeladen werden
können. Falls es denn nötig
gewesen wäre: «Auf der Karte
befand sich ein Guthaben von 2400
Franken», sagte Rüfenacht. Und
die Energiequelle hätte wohl
ausgereicht, um die Anlage «mehrere
Jahre» in Betrieb zu halten. Doch so
weit ist es nicht gekommen. Durch einen
Zufallstreffer ist es der Berner
Kantonspolizei gelungen, den Lauschangriff
zu vereiteln. Was sich genau in der
chaotischen Nacht auf den 20. Februar 1998
ereignet hatte, schilderte gestern ein
beteiligter Berner Kantonspolizist aus
Schönbühl akribisch genau. Er
beschrieb, wie die Streife zuerst an der
Adresse vorbeifuhr, wie sie die
verriegelte Kellertür gewaltsam
öffnete, wie die Hausbewohnerin als
Bindeglied zwischen dem im Keller und dem
ausserhalb hantierenden Polizisten
eingespannt wurde und wie sein Kollege auf
die gespielte Herzattacke hereinfiel. «Hier stimmt
etwas nicht»Er habe «das Liebespaar» und
Issac Bental im Keller überrascht.
«Die zwei umarmten sich, Bental stand
daneben.» Aber auch Bental habe die
Frau «ab und zu» geküsst.
Als sich der Kollege nach draussen begeben
habe, um die Pässe zu kontrollieren,
habe es ein Geschrei gegeben. Während
sich draussen der inszenierte Herzanfall
abspielte und im Eingang die alarmierende
Hausbewohnerin das Geschehen kommentierte,
habe er die drei Personen im Keller im
Auge behalten. «Uns erschien das
Ganze etwas kurios», sagte der
Polizist, «unglaubwürdig».
Ihm sei klar gewesen: «Hier stimmt
etwas nicht.»
Die grosse Frage
aber, warum die Polizei vier der fünf
Mossad-Agenten unbehelligt wieder laufen
liess, wurde gestern nicht
beantwortet. «Was danach
geschah, dazu möchte ich mich nicht
äussern», erklärte der
Polizist. Für alles Weitere sei nicht
er, sondern die Fahndung zuständig
gewesen. Kaum neue Erkenntnisse brachte
gestern die Befragung des
eingebürgerten Libanesen, dessen
Telefonleitung das Ziel der ganzen Aktion
war. Der Zeuge, der mit Anwalt Peter
Saluz an seiner Seite auftrat,
bestätigte, Leiter des bernischen
Ahl-Al-Beit Zentrums zu sein. Zweck des
Zentrums sei einzig die Versammlung der
Muslime und das Beten. Neben den
freundschaftlichen Kontakten stehe der
religiöse Zweck klar im Vordergrund.
Der Zeuge gab auch zu, verschiedene Male
in den Iran gereist zu sein - um
religiöse Stätten aufzusuchen.
Fragen nach einem in Israel inhaftierten
Verwandten, nach Kontakten mit der
pro-iranischen Organisation Hisbollah und
danach, ob er etwas mit einem
Sprengstoffanschlag in London zu tun habe,
verneinte er allesamt. «Der erste
Schreck!»Gestern wurde im Prozess, für den
grosse Sicherheitsvorkehrungen getroffen
wurden, die erste bange Sekunde
erfolgreich bewältigt. «Herr
Präsident, der Angeklagte
fehlt», machte sich Verteidiger
Ralph Zloczower nach Prozessbeginn
vorsichtig bemerkbar. «Der erste
Schreck!» - Gerichtspräsident
Hans Wiprächtiger riefs, holte
das Versäumte nach und liess Issac
Bental, mit dessen unechtem Namen sich
mittlerweile alle abgefunden haben,
hereinführen. Am Donnerstag stehen
die Plädoyers von Anklage und
Verteidigung auf dem Programm. Das Urteil
wird am Freitag erwartet. Related files on this
Website: -
Mossad-Agent
steht in der Schweiz vor
Gericht
-
«Herr
Mossad» auf der
Anklagebank
-
Mossad
index
-
Agent
Namenlos vor Gericht
|