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APRIL 19, 2000 [Pictures added by this website] Nicht verrückt, sondern böse Ein Gespräch mit dem Historiker David Cesarani über die Nachwirkungen des Irving-Prozesses David Cesarani ist Professor für Moderne Jüdische Geschichte und Leiter des britischen Zentrums für Holocaust-Studien an der Universität Southampton Die Zeit: Hat Sie das klare Urteil gegen David Irving überrascht? David Cesarani: Ja, denn es ging viel weiter, als ich erwartet und gehofft habe. Der Richter hat akzeptiert, dass die Gesamtheit der Beweise überwältigend war. Geschichtsschreibung hängt nicht, wie Irving suggeriert, von einem einzigen Dokument oder einer Kette von Dokumenten ab, sondern die ganze Fülle verfügbarer Quellen muss berücksichtigt werden - Indizienbeweise, Erinnerungen, Augenzeugen. Die Zeit: Besaß das Urteil eine politische Dimension, weil sich Richter Charles Gray (oben) der Gefahren eines Irving-Sieges bewusst war? Cesarani: Nein. Er hatte zu entscheiden, ob Irving ein unappetitlicher Historiker war, dem ehrliche" Fehler unterliefen, oder ob da ein verbohrter Ideologe am Werke war. Eindeutig Letzteres, lautet die Antwort. Die Zeit: Deborah Lipstadt und ihr Team befürchteten gleichwohl eine Niederlage. Cesarani: Das lag daran, dass die Verteidigung allzu sehr versucht hatte, Irving als verrückten Antisemiten vorzuführen. Als solcher hätte er, weil blind für andere Einsichten, ehrliche Fehler" machen können. Es kam auf den Nachweis an, dass ein klar denkender Mann aus üblen Motiven historische Quellen ignorierte. Mit anderen Worten: Irving ist böse, nicht verrückt. Die Zeit: Überraschenderweise zeigte die Verteidigung ausgerechnet bei der Auschwitz-Thematik Schwächen. Cesarani: Es gab in der Tat bange Momente. Als Robert-Jan van Pelt (links) aussagte, waren wir alle leicht schockiert, dass selbst ein solch hervorragender Experte nicht in der Lage war, Klarheit zu schaffen, etwa über Details beim Abtransport ermordeter Juden. Die Zeit: Der renommierte Historiker Donald Cameron Watt behauptet auch jetzt noch, die Geschichtsforschung brauche ihre David Irvings; der Militärhistoriker John Keegan meint gar, Irving habe, wenn er aus seinen Fehlern lerne, in Zukunft noch mehr zu sagen als eine Deborah Lipstadt. Cesarani: Ich finde das erstaunlich. Irving harte es mehr als dreißig Jahre lang allzu leicht mit dem historischen Establishment. Es war herablassend, nahm ihn, den Nichtakademiker, nicht wirklich ernst, lobte seinen Fleiß, aber prüfte seine Arbeiten nicht gründlich genug. Deshalb ist es heute zutiefst kompromittiert. Die Zeit: Ist ein Irving im Untergrund nicht noch gefährlicher? Cesarani: Nein, seine Wirkung ist fortan reduziert, aber natürlich wird er im Internet weiter sein Unwesen treiben. Die Zeit: Teilen Sie die Sorge, dass unbequeme Holocaust-Forscher künftig in Irvings Nähe gerückt werden könnten? Cesarani: Überhaupt nicht. Solide, kontroverse Forschung wird fortan leichter sein. Nur Pseudoforschung lässt sich dank des Urteils einfacher entlarven. Die Zeit: Zählt zur legitimen Forschung die Frage nach der Zahl der ermordeten Juden, die ihr Kollege Raul Hilberg (links) auf 5,1 Millionen berechnet? Cesarani: Die halte ich zwar nicht für relevant. Doch ist Hilberg bereit einzuräumen, dass er Unrecht hat, sollten neue, russische Quellen das Schicksal von einer halben Million russischer Juden enthüllen. Die Zeit: Was ist mit anderen kontroversen Thesen, etwa dem Zweifel an der moralischen Einzigartigkeit des Holocaust, dem Thema des jüdischen Widerstandes, der Instrumentalisierung des Holocaust und des Beginns der Endlösung"? Cesarani: Manche dieser Debatten, etwa über den Zeitpunkt, zu dem die Judenvernichtung begann, dürften bald abgeschlossen werden. Es gibt wichtige neue Untersuchungen von israelischen Autoren. Sie schauen auf die sehr heikle Frage der jüdischen Kollaboration mit den Nazis. Damit wird eine Debatte neu eröffnet, die ursprünglich von Hannah Arendt angestoßen wurde ... Die Zeit: ... die man dafür des Antisemitismus" bezichtigte ... Cesarani: ... und die sehr schmerzlich für uns Juden ist, genauso schmerzlich wie die Debatte über die Rolle des deutschen Normalbürgers in der Nazizeit. Die Zeit: Was sagen Sie zur These des jüdisch-amerikanischen Historikers Peter Novick, (rechts) dass der Holocaust instrumentalisiert wird? Cesarani: Novick ist brillant, wenn er über die ersten Nachkriegsjahrzehnte schreibt. Weniger überzeugend sind seine Analysen der jüngeren Vergangenheit. Er schreibt über jüdische Organisationen, die den Holocaust benutzen, um jüdische Solidarität herzustellen und Antizionismus zu bekämpfen; er spricht von einem Wettbewerb um den Opferstatus in der amerikanischen Gesellschaft, von Marktkräften ... Die Zeit: Er meint die Holocaust-Industrie". Cesarani: Er meint damit vor allem die Nachfrage der Verbraucher. Damit Novicks These funktioniert, braucht man beinahe eine antijüdische Verschwörungstheorie, wonach die Anti-Defamation League, Hollywood-Produzenten, Schriftsteller und Professoren alle kooperieren, um Holocaust-Bewusstsein z verbreiten. Vielleicht ist das so. Aber Novick räumt auch ein, das gesteigerte Interesse am Holocaust sei Teil eines Prozesses aller ethnischen Gruppen, das Leid ihrer Vorfahren aufzuarbeiten. Die Zeit: Umso wichtiger ist dann der wahrheitsgetreue Umgang mit der Vergangenheit. Im Holocaust-Museum in Washington werden die kommunistischen Opfer des Holocaust nicht erwähnt. Cesarani: Das geht nicht und muss behoben werden. Doch nehmen wir Deutschland. Dort finden sich in Sachsenhausen und Buchenwald gute Ansätze, mit der Vergangenheit umzugehen, die beides beinhaltet: Unterdrückung durch den Nationalsozialismus wie durch den Kommunismus. muss die richtige Balance finden. Deutschland wird dann gereift sein wenn es auch eine Gedenkstätte für jene gibt, die aus den früheren ostdeutschen Provinzen vertrieben wurden, für die Frauen, die vergewaltigt und ermordet wurden durch die Rote Armee. Das war Teil des Leidens der Deutschen, das verstanden werden und dessen man sich erinnern muss. Werden Erinnerungen unterdrückt, bleibt Bitterkeit zurück. Die Zeit: Wozu dient die Erinnerung? Vermittelt der Holocaust in einer Welt moralischer Ungewissheit nicht auch letzte moralische Gewissheit? Cesarani: Hitler wurde zum Teufel und Auschwitz zur Hölle. So verstehen und definieren wir heute das Böse. Das mag nicht der beste Weg sein. Aber der Holocaust ist zweifellos zu einer moralischen Absolutheit geworden in einer Welt, in der viele nicht mehr an Gott glauben. Das Gespräch führte Jürgen Krönig * Website comment: Ratface Cesarani does not appear to have mentioned the saturation-bombing war. | ||
Website fact: The stamina of the defence team in the Lipstadt libel action was aided by a six million dollar slushfund provided by Steven Spielberg, Edgar J Bronfman, and the American Jewish Committee, which enabled them to pay 21 lawyers and "experts". A million pound lollipop was figuratively brandished from the defence lawyers' table throughout the trial, and all those who behaved got a lick at it; their experts like the "scholars" Prof. Evans, Prof. Longerich and others were paid up to £125,000 each (on top of the academic salaries they continued to draw) to testify as they did. Nobody was paying for Mr Irving. His witnesses testified without payment, from conviction. [Help!] |