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Frankfurter Allgemeine Zeitung

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Feuilleton, 17. März 2000


[transcript of last day]

 

Der Stahlarbeiter

Mein Führer, mein Richter David Irving fällt ein letztes Wort ein

LONDON, 16. März

Es wäre zu verlockend, sich die unschlagbare Pointe des endgültig letzten Prozesstages bis zum Schluss aufzusparen. Doch es ist unmöglich. Wie soll man mit etwas hinter dem Berg halten, das Irvings schlimmste Feinde -- und er hat viele Feinde, wenn auch nicht so schlimme, wie er glaubt -- sich nicht auszudenken gewagt hätten? Leider lässt sich die Pointe nicht einmal dramaturgisch verpacken. Sie lässt sich nicht orchestrieren und nicht ausschmücken, sie lässt sich bloß so knapp erzählen, wie sie gefallen ist: David Irving hat in seinem abschließenden Statement, es war Punkt 16 Uhr 10, Richter Gray irrtümlich „mein Führer" genannt. Auf Deutsch. Blitzartig ist er darüber hinweggegangen, hat vermutlich nicht einmal „äh" gesagt, bevor er sich auf ‚,my Lord" verbesserte, aber mit letzter Sicherheit kann das nicht festgestellt werden, denn der Aufruhr im Saal war bereits zu groß.

So ist dieser Prozess stimmig zu Ende gegangen. Mit Geschick und Frechheit ist es David Irving gelungen, die Sachverhalte auf den Kopf zu stellen. Seiner Abschlussrede zufolge ist er weniger ein aufgebrachter Kläger als vielmehr ein geschundenes Opfer, seiner freien Meinungsäußerung beraubt, ruiniert von einer internationalen Verschwörung, die mit nichts weniger als „Nazimethoden" operiert, nachdem sie orwellsche Standards gesetzt hat für das, was gesagt und geschrieben werden darf und was nicht. Keine Umkehrung war Irving zu dreist: Nur ihm sei zu verdanken, dass die Allgemeinheit jetzt mehr über den Holocaust wisse als je zuvor. Doch zum Dank für seine unbequemen Wahrheiten würden seine Bücher verbrannt. Gnadenlos verfolgt werde er von Menschen, die es eigentlich besser wissen müssten, schließlich seien sie Juden.

All das war zu erwarten gewesen. Es war zu erwarten gewesen, dass er viele Stunden lang sprechen würde, sich dabei in Pose werfend wie ein Laienschauspieler, der zu Hause vor dem Spiegel den großen Heldenmonolog eingeübt hat. Dass er mit Genuss immer wieder die deutschen Worte „vernichtet" und "ausgerottet" in seine englische Rede einstreute, was martialisch klang wie einst bei Hitler selbst, war eine Draufgabe, vielleicht für den geheimnisvollen Herrn im dunklen Anzug, der sein neuer Geldgeber werden soll, nachdem ihm sein Haupt-Fundraiser unglücklicherweise vor wenigen Tagen in Honolulu verstorben ist.

Richard Ramptonsclosing speech" war vergleichsweise kurz und trocken. Anders als Irving hat er sie nicht für Publikum, Presse und sein Ego geschrieben, sondern bloß für den Richter. Er betrachte es als erwiesen, sagte er, dass Irving ein Lügner und Geschichtsfälscher sei und führte dafür noch einmal zwei klug gewählte Beispiele an. Aber weil in einem Gerichtssaal jedes Vergehen auch ein Motiv haben muss, um schlüssig zu sein, wagte sich Rampton schließlich auf Glatteis: Irvings historische Falsifikationen seien gleichzeitig Produkt und Antrieb seiner Weltanschauung. Und diese sei schlicht rabiater Antisemitismus.

Trotz der unzähligen abstoßenden Äußerungen Irvings, die klar in die Kategorie Antisemitismus fallen, beschleicht einen bei solch geschmeidiger Schlussfolgerung Unbehagen. Nach allem, was man in diesen acht Wochen von David Irving gesehen hat, liegen Grund und Ursache für das, was aus diesem Menschen geworden ist, nicht so offen zutage. Nicht aus purem Antisemitismus wurde er zu einem erst schrulligen, dann irregegangenen, schließlich rechtsextremistischen Historiker. Antisemitismus ist nicht der Grund, warum er Hitlers Verantwortung für die Endlösung herunterspielt. warum er die Existenz der Gaskammern bestreitet.

Die Sache ist komplexer. Ein vaterloses, oft verprügeltes Kind mit monströsem Geltungsbewusstsein und querulantischem Talent bricht nach einer missglückten Prüfung die Brücken hinter sich ab und geht ins Ausland. Ausgerechnet als Stahlarbeiter im Ruhrgebiet verdingt er sich. Was als männliche Mutprobe beginnt, führt direkt zur Berufung des Lebens: Einer seiner Kollegen ist Dresdner und macht den jungen Irving mit dem sinnlosen, blutigen Bombardement; der Alliierten auf seine Heimatstadt bekannt. Ein Aufmüpfiger findet eine Aufgabe. Sie erlaubt ihm, sich gleichzeitig an der ungerechten Heimat zu rächen, seinen neuen Freunden zu gefallen und bekannt zu werden.

Eines greift ins andere. Wenn die Alliierten in Dresden so sehr gesündigt haben. dann waren im Gegenzug die Nazis vielleicht nicht so schlecht. Sein Dresden-Buch, ein Bestseller, öffnet ihm die Türen zu den alten, noch lebenden Nazis. Er gefällt sich als Vertrauensmann. Er schlüpft in die Rolle des hemdsärmeligen historischen Handwerkers, der sich seine Dokumente selbst beschafft im Gegensatz zu all den anderen, von denen er heute gern bissig sagt, sie säßen bloß in ihren Bibliotheken und schrieben einer vom anderen ab.

Natürlich war er immer ein Rechter. Er hat sich wohl selbst immer als etwas Besseres gesehen, als jemand, der zwar von unten kam, aber aus der richtigen Ecke: „I as an Englishman", wie er vor Gericht so oft gesagt hat. Es ist nicht zu gewagt zu sagen, dass Irvings charakterliches Fundament aus muskulösem Patriotismus und gesellschaftlich toleriertem Rassismus in Europa weit verbreitet ist. David Irving ist ein typischer Selfmademan, mit aller Verbohrtheit, die der Stolz auf die eigene, enorme Leistung so oft zur Folge hat.

Eigentümlich ist, in welch außergewöhnlichem Ausmaß ihn Angriffe radikalisieren. Wo nach den ersten Gefechten viele andere zurückgesteckt, leiser getreten. womöglich sogar nachgedacht hätten, suchte Irving wie ein aufs Blut gereizter Stier nach immer größeren Provokationen. Der Beifall und die Heldenverehrung, die ihm eine kleine, aber zähe Fangemeinde zukommen ließ, gaben ihm das gute Gefühl, der Führer einer schlagkräftigen kleinen Armee zu sein. Irgendwann war er bei der „Auschwitz-Lüge". angelangt. Dass er heute, am Ende einer vierzigjährigen Entwicklung, auch ein zügelloser Antisemit mit allen bekannten Facetten ist, erscheint als logische Folge.

Insofern greift Ramptons Begründung zu kurz. Das scheint auch der Richter gespürt zu haben, der die Verquickung des Antisemitismus mit dem Vorwurf der historischen Unredlichkeit geradezu brüsk zurückwies. Weil jemand Antisemit sei, gab Charles Gray zu bedenken, müsse er nicht zwingend historische Fakten fälschen und lügen. Wäre es nicht möglich, schlug der Richter mit einer bemerkenswerten Formulierung vor, dass Irving „ein ehrlicher Antisemit, ein ehrlicher Extremist" ist?

Diese Frage ist für den Ausgang des Falles nicht unwesentlich. Sitzt Irving zu Hause und reibt sich die Hände, weil er die Welt wieder so geschickt betrogen hat, oder ist sein ganzes Wesen schon so verbogen, dass er, wohin er auch schaut, nur noch betrügerische Juden und gutherzige Nazis sieht? All das wird Richter Gray in den nächsten Wochen sorgfältig abzuwägen haben. Er versicherte zum Schluss den Parteien, dass seine Urteilsfindung „nicht so lange dauern wird, wie Sie wahrscheinlich fürchten". EVA MENASSE

 

Website fact: The Durchhaltevermögen of the defence team is aided by a five million dollar fund provided by the American Jewish Committee, which enables them to pay the "experts" Evans, Longerich, etc., £750 (DM2500) per day (while the defence's star legal team is paid considerably more). Nobody is paying for Mr Irving, who has been fighting this Existenzkampf for three whole years. [Help]

 

SUGGESTION: Fax a reader's letter to this newspaper the Frankfurter Allgemeine Zeitung at (+49) 69 7591 1743 or 


17. März 2000

 

 

 

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