Professor Richard Evans can only write turgid, boring, over-detailed tracts of history
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... weil das Wesen der Geschichte nun einmal die Nuance ist, in Evans' voluminöser, von viel überflüssiger Ausführlichkeit begleiteter Darstellung zuweilen einfach vermißt.
Frankfurt, July 20, 2004
 

[Frankfurter Allgemeine Zeitung deems Richard "Skunky" Evans's first volume of Trilogy boring, needlessly elaborate, and insensitive]

Kein feines Ohr Richard Evans hebt zu einem dreibändigen Werk über das "Dritte Reich"

Richard J. Evans: Das Dritte Reich. Band I: Aufstieg. Aus dem Englischen von Holger Fliessbach und Udo Rennert. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2004. 752 Seiten, 39,90 ¤.

AN Darstellungen der Geschichte des "Dritten Reiches" herrscht kein Mangel. Wird also ein weiteres Buch zu dem sperrigen Gegenstand vorgelegt, fragt man nach dem Motiv für seine Publikation.

Ein einleuchtender Grund liegt mit Sicherheit dann vor, wenn sich ein Autor mit neuen Ideen oder anhand neuer Quellen der bereits so eingehend bearbeiteten Sache noch einmal nähert.

Richard EvansRichard J. Evans, [rechts] der jetzt den ersten Band einer dreiteiligen Geschichte der nationalsozialistischen Diktatur unterbreitet hat, erläutert sein aufwendiges Unternehmen dagegen auf andere Art und Weise:

"Die drei Bände wenden sich in erster Linie an Leserinnen und Leser, die nichts oder nur wenig über das Thema wissen und gerne mehr erfahren möchten."

Angesichts dieser Absicht fragt man sich, ob einem solchen Zweck nicht eine in einem Band verfaßte Darstellung besser gedient hätte.

Wie paßt, rätselt man weiter, zu einem für ein allgemeines Leserpublikum geschriebenen Buch der außerordentlich umfangreiche Anmerkungsapparat, in dem der Leser beispielsweise über den einen oder anderen "bahnbrechenden"

Artikel informiert [wird], in dem ein Verweis auf wissenschaftliche Literatur mit dem Zusatz "vgl. aber meine Besprechung dieser in vieler Hinsicht nicht überzeugenden Arbeit" versehen und in dem etwa eine angeführte Veröffentlichung als "eher konventionell" abqualifiziert wird? Nun, in dieser Hinsicht hat der Autor, der in seinen Fußnoten nicht selten mit einer ans Bestreitbare grenzenden Entschiedenheit urteilt, wohl den anderen Teil seiner Leserschaft im Auge, über die es im "Vorwort" heißt: "Ich hoffe, daß auch Fachleute etwas für sie Interessantes darin entdecken werden, aber sie sind nicht die vorrangige Zielgruppe der Bücher."

In dieser zweigeteilten Perspektive also führt der Autor den Leser in sechs Kapiteln auf 591 Seiten und 78 Seiten Fußnoten bis in den Sommer des annus terribilis 1933, als der Boden bereit war "für die Errichtung einer Diktatur, wie die Welt sie noch nicht erlebt hatte".

Den Weg dorthin, bis zur Geburt der nationalsozialistischen Tyrannis, möchte Richard J. Evans nicht als einen "Sonderweg" der deutschen Geschichte, also als eine in grundlegender Differenz zur allgemeinen Geschichte Europas sich vollziehende Entwicklung begreifen - und erliegt doch über große Strecken seiner Darstellung einer gar nicht zu übersehenden Akzentuierung jener "deutschen Besonderheiten", die er vor allem seit den Tagen des Bismarck-Reichs auf breiter Spur verfolgt.

Daß die "Last der deutschen Geschichte ... zweifellos eine Rolle" gespielt hat, ja daß sie für das in Rede stehende Thema zentrale Bedeutung besitzt, ist unbestreitbar.

Ob es allerdings sinnvoll ist, Geschichte und Geschichten des Kaiserreichs so ausgedehnt zu erzählen, wie dies geschieht, geht dem buchstäblich erschöpfend unterrichteten Leser immer wieder durch den Sinn.

Dasselbe gilt für die nicht selten zu einer Geschichte der Weimarer Republik ausufernden Kapitel über die "Gescheiterte Demokratie", über den "Aufstieg des Nationalsozialismus" und über den "Weg zur Machtergreifung".

Die sorgfältige Schilderung persönlicher Schicksale, wie die des Sattlers und Polsterers Adolf G. beispielsweise, können zwar dazu dienen, im einzelnen das Allgemeine - hier die Problematik der "Weimarer Wohlfahrtsverwaltung" als einem vom Verfasser so genannten "Instrument staatlicher Diskriminierung und Überwachung" - anschaulich zu illustrieren.

Allein, nicht selten sucht der Leser im Dickicht vielfältiger Einzelheiten nach jenem roten Faden, der ihn etwas umwegloser zum eigentlichen Objekt der Untersuchung finden ließe.

Um die Entstehung der nationalsozialistischen Diktatur geht es schließlich in den Kapiteln über "Die Schaffung des Dritten Reiches" und über "Hitlers Kulturrevolution", welche die Tatsachen der Machtübernahme und der "Gleichschaltung" im bekannten Rahmen rekonstruieren.

Mit Recht betont Evans immer wieder die antiparlamentarischen Aktivitäten, mit denen die politische Rechte die Weimarer Republik ruinös attackiert hat.

Dementsprechend würde man aber auch gerne Näheres über jenen linken Antiparlamentarismus erfahren, der im einschlägigen Vergleich gewiß weniger Wirkmacht entfaltet hat, im spezifischen Zusammenspiel der Extreme aber nicht zu unterschätzen ist.

Ob dieses Manko wohl damit zu tun hat, daß der Autor vom Faschismusbegriff als heuristischem Interpretament mehr hält als vom Totalitarismusbegriff, stellt sich hier und da als Frage ein.

In vergleichsweise konturenklarer Frontstellung wird die Überwindung der Weimarer Moderne durch die neuen Barbaren des Nationalsozialismus abgehandelt: Aufschlußreich wäre in dieser Hinsicht gleichwohl gewesen, eingehender danach zu fragen, welche politischen Folgen es hatte, daß die von Evans mit viel Einfühlungsvermögen dargestellte Avantgarde der Weimarer Kunst und Kultur auf der einen Seite und der traditionelle Geschmack des gebildeten Bürgertums sowie die populären Vorlieben der breiten Volksmassen auf der anderen Seite in gegenseitiger Distanz zueinander verharrten, ja sich zunehmend mehr in wechselseitiger Feindseligkeit begegneten.

Was schließlich das Ende der unglücklichen Republik von Weimar angeht, so sieht der Autor kaum mehr eine systemkonforme, parlamentarische und republikanische Alternative zum heraufziehenden Unheil.

Den einzig verbliebenen Ausweg, der das zutiefst Verwerfliche vielleicht zugunsten des höchst Problematischen vermieden hätte, umschreibt er vielmehr so: "In der zweiten Jahreshälfte 1932 war ein Militärregime gleich welcher Form die einzig praktikable Alternative zu einer NS-Diktatur ...

Eine Militärdiktatur hätte aller Wahrscheinlichkeit nach in den Jahren nach 1933 etliche Freiheitsrechte aufgehoben, eine Aufrüstung in Angriff genommen, den Vertrag von Versailles für nicht mehr bindend erklärt, Österreich annektiert und wäre in Polen einmarschiert, um Danzig und den polnischen Korridor zurückzuerobern, der Ostpreußen vom übrigen Deutschen Reich trennte.

Sie hätte möglicherweise die Wiedergewinnung deutscher Macht dazu benutzt, weiterhin eine aggressive Außenpolitik zu verfolgen, was zu einem Krieg mit England und Frankreich oder der Sowjetunion oder mit allen drei Staaten geführt hätte.

Sie hätte mit Sicherheit Juden in Deutschland Rechte genommen.

Aber es ist alles in allem unwahrscheinlich, daß eine Militärdiktatur in Deutschland ein Völkermordprogramm begonnen hätte, das seinen Höhepunkt in den Gaskammern von Auschwitz und Treblinka fand."

Mehr noch: Ohne den Begriff zu benutzen, sieht Evans die untergehende Demokratie von Weimar in einem beinahe tragischen Licht: "Demokratien, die von ihrer Vernichtung bedroht sind, stehen vor dem unlösbaren Dilemma, im Angesicht der Vernichtung auf die Einhaltung demokratischer Feinheiten zu bestehen oder ihre eigenen Grundsätze zu verletzen und demokratische Rechte zu beschneiden."

Gemeint ist hier gewiß "Freiheiten" statt "Feinheiten".

Kommt hinzu, was über die scharf gezogenen Grenzen zwischen den mächtigen Feinden und den ohnmächtigen Verteidigern der Republik hinaus der Publizist Sebastian Haffner in seinem "Rückblick" auf die deutsche Entwicklung "Von Bismarck zu Hitler" über den "Stimmungswechsel" in den Anfangsmonaten des sich etablierenden "Dritten Reiches" aufschlußreich berichtet hat:

"Es war - man kann es nicht anders nennen - ein sehr weit verbreitetes Gefühl der Erlösung und Befreiung von der Demokratie.

Was macht eine Demokratie, wenn eine Mehrheit des Volkes sie nicht mehr will? Damals zogen die meisten demokratischen Politiker den Schluß: Wie danken ab, wir ziehen uns aus dem politischen Leben zurück.

Es soll uns nicht mehr geben."

StinktierEs sind nicht zuletzt solche Zwischentöne des Atmosphärischen, die man, weil das Wesen der Geschichte nun einmal die Nuance ist, in Evans' voluminöser, von viel überflüssiger Ausführlichkeit begleiteter Darstellung zuweilen einfach vermißt. -- KLAUS HILDEBRAND

 

 

Erscheinungsdatum 20.07.2004

 

 


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