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Frankfurter Allgemeine Zeitung


Frankfurt am Main 7.(?) Marz 2002

 

 

DAVID IRVING: EIN BANKROTTFALL AUS LONDON

ES hat am Montag keine zwanzig Minuten gedauert, dann war David Irving offiziell für bankrott erklärt. Sein Anwalt bat noch um Aufschub, doch wurde keiner mehr gewährt. Der Hinweis, man habe über dieses komplizierte Thema der Finanzen schon mit dem Erstrichter Charles Gray einen Tag lang verhandelt, erwies sich taktisch als Schuß in den Ofen -- wenn man in solcher Ausführlichkeit Richter Gray nicht habe überzeugen können, dann sei auch jede weitere Diskussion hier überflüssig, beschied man Irving sinngemäß.

Die offizielle Bankrotterklärung durch das Londoner Höchstgericht ist ein weiterer von vielen Schlußpunkten in dem ebenso absurden wie spektakulären Prozeß Irving gegen Deborah Lipstadt, den der Autor populärwissenschaftlicher historischer Bücher, ein bekannter Rechtsextremer und Holocaust-Leugner, vor fast zwei Jahren auf ganzer Linie verloren hatte.

Wie in dieser Zeitung berichtet, wollte er Deborah Lipstadt, die an einer amerikanischen Universität lehrt, untersagen lassen, ihn in einem Buch als Geschichtsfälscher und Holocaust-Leugner zu bezeichnen -- wenn er zentrale Fakten des Holocaust wie etwa die Vergasungen in Auschwitz leugne, dann mit gutem, eben auf anderen Fakten basierendem Grund, lautete seine Argumentation.

Seit Prozeßende versucht Deborah Lipstadts Verlagshaus Penguin, das den größten Teil der Prozeß- und Gutachterkosten von über 2 Millionen Pfund (rund dreieinhalb Millionen Euro) getragen hat, Geld vom Verlierer Irving zurückzuholen. Eine erste Abschlagszahlung von 150 000 Pfund (245 000 Euro), zu der er verurteilt \wurde, hat Irving bis heute nicht bezahlt.

Die offizielle Bankrotterklärung ist die Quittung dafür. Nach englischem Recht wird nun ein Treuhänder, eine Art Konkursverwalter, eingesetzt, der überprüft, was sich beim Bankrotteur noch zu Geld machen läßt. Irving wird wohl aus seiner geräumigen Wohnung im teuren Londoner Mayfair ausziehen müssen -- sie ist allerdings längst mit Hypotheken belehnt.

Schwerer dürfte für ihn wiegen, daß nun nach seinen Geldgebern geforscht werden kann. Seit vielen Jahren wird er von Rechtsextremen auf der ganzen Welt finanziert. Immer wieder hat er Journalisten stolz die Barschecks gezeigt, die ihm in unauffälligen Kuverts zugeschickt werden.

Es ist kein Zufall, daß die Identitäten dieser Unterstützer immer erst dann bekanntwerden, wenn es ihnen nicht mehr schadet.

Vor zwei Jahren, kurz vor Prozeßende, starb ein wichtiger Gönner Irvings, ein gewisser Henry Kersting, Finanzjongleur mit Sitz auf Hawaii. Irving zufolge war Kersting ein deutscher U-Boot-Kommandant; er pflegte ihm große Summen in bar mit Federal Express zuzuschicken.

Auch Prinz Fahd bin Salman, ein Neffe des König Fahd von Saudi-Arabien, konnte für Irvings ,,gerechten Kampf um die Wahrheit" interessiert werden, doch nach dem ersten Treffen verstarb er unerwartet.

Die britische Bankrotterklärung, die eine Durchleuchtung aller Finanzen zur Folge hat, könnte nun erstmals Irvings Geldquellen wirklich in Gefahr bringen. Doch Irving hat, obwohl er das Archivieren liebt, bereits angekündigt, lieber alle seine Unterlagen zu vernichten, als seine anonymen Spender preiszugeben. EVA MENASSE

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Neue Zürcher Zeitung review of Eva Menasse: Der Holocaust vor Gericht. Der Prozess um David Irving. (Siedler-Verlag, Berlin 2001). 191 S., Fr. 29.80 (see also Menasse's reports for the FAZ in trial press index):
Menasse's Book on Irving Trial
30.11.2000: Eva Menasse spricht vor dem Volk
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