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Photo: Reich Transport Minister Dr Dorpmüller opens the Dresden exhibition on "The German Railroad in the War". To his right Dr Ley, tohis left Reich Minister Backe. (Photo Hoffmann / Jeff Clark / Irving collection)


Reichsminister Dr Herbert Backe

Großer Bericht 1946

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. . . an Gutsland ausreichen würde, was ich bejahen zu können glaubte, da ja viele Tausende von Betrieben sich nur durch die Entschuldungsaktionen, die von der Mehrheit als gegen die Moral verstoßend angesehen wurden, aufrecht erhielten. Der Vorteil war, daß der Staat zunächst geldlich nicht in Anspruch genommen zu werden brauchte, daß er seine Zahlungen auf lange Jahre verteilen konnte, daß er ein Interesse an der Aufsiedlung von großen Gütern hatte, wodurch die vielfach nachteilige Großgrundbesitzerstruktur einer gesunden Bauernstruktur weichen konnte. Ferner, daß die bisherigen Entschuldungen abgestoppt werden konnten, die im Resultat meist dem unfähigen und untüchtigen Besitzer zugute kamen, was - wie alle solchen Subventionen - ein öffentliches Ärgernis darstellte. Die durch Unglück usw. bedingten Ausnahmefälle großer Betriebe hätte man durch Anerkennung als Erbhof lösen können.

Die Geschichtsschreibung wird einmal anhand dieser Reformwerke feststellen, wie sehr die ns Politik gerade dem friedlichen Aufbau diente, indem sie wie hier auf dem Gebiete der Agrarpolitik nachweisen wird, daß Deutschland als Hochindustriestaat, also als Staat mit notgedrungen passiver Handelsbilanz und seit Versailles als Schuldnerstaat also als Staat mit auch noch passiver Zahlungsbilanz gar keinen anderen Weg hatte, als durch intensive Wirtschaft aus der eignen Scholle das herauszuwirtschaften, was ihm die Welt versage, versagen mußte, da in der Weltwirtschaft Waren nur durch Waren bezahlt werden können, deutsche Fertigwaren aber bei der ausländischen billigeren Konkurrenz und der Industrialisierung der Welt seit 1914 gar keinen ausreichenden Absatz finden konnte, bezw. nur unter den Gestehungspreisen, was uns wiederum den Vorwurf der Welt, wir betrieben Dumping, einbrachte. Die. Reformen zeigen auch, daß der Siedlungsraum nicht durch Aggressionen gewonnen werden sollte, sondern aus eigner Kraft (Siedlung und Melioration, Neukultur), wobei gerade der militaristische Großgrundbesitz neben seiner bereits erfolgten politischen Ausschaltung nun auch noch stark wirtschaftlich ausgeschaltet wurde.

Bei einem auf dem Obersalzberg gehaltenen Vortrag Darrés und seiner engsten vier Mitarbeiter vor Hitler wurde die grundsätzliche Linie gebilligt, wobei Hitler gewisse Bedenken bei der Durchführung der Maßnahmen äußerte, aber durch unsre Hinweise entschied, daß wie vorgeschlagen verfahren werden sollte. Im Kabinett kam es dagegen zu großen Schwierigkeiten; es mußten Einzelbesprechungen stattfinden. Besonders der Wirtschaftsminister Schmidt, Reichsbankpräsident Schacht und der preußische Finanzminister Popitz äußerten Bedenken bei dem Erbhofgesetz und besonders bei dem Umschuldungsgesetz. Nach Annahme . . .

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 . . . Diese Nichtausrichtung des gewerblichen Sektors trotz Proklamation des Vierjahresplans und trotz der zwingenden Notwendigkeit, infolge des Zusammenbruchs der Weltwirtschaft zu neuen Ideen und Formen zu kommen, zeigt aber auch, daß Vorbereitungen auf einen Krieg seitens Deutschland nicht betrieben wurden. Soweit für die Verteidigung etwas getan wurde, beschränkte es sich auf organisatorische Pläne und Besprechungen, die vielmehr den Versuch der Bürokratie darstellten, Erfolge der Entwicklungen wie etwa die Einsetzung des Reichsnährstandes zugunsten der alten Verwaltung rückgängig zu machen; oder um monatelange Kämpfe, ob z.B. im Kriegsfalle die landwirtschaftliche Abteilung der gewerblichen Wirtschaft unterzuordnen sei und ähnliches. Dieses alles war so belanglos, daß nicht einmal mein Ministerialdirektor sich damit befaßte, von mir ganz zu schweigen, Eine tatsächliche Vorbereitung aber der Wirtschaft auf einen Krieg, den man ja nur als „totalen" Krieg annehmen konnte, erfolgte nirgends. Bei der Konsequenz aber Hitlers, seinem persönlichen Eingreifen und dem Herausstellen seiner Person in Fragen, denen er Bedeutung beimaß, wie z.B. der Motorisierung, Autobahn, Stadtneubau' ten, Westwall, halte ich das Desinteressement, das er gegenüber den Reichsverteidigungsfragen zeigte, indem e solche Gremien sich selbst d. h. dem Leerlauf überließ, für das sicherste Anzeichen, daß er mit einem Krieg nicht rechnete. Gerade seine Vorstellungen, alle Fragen im größten Ausmaß zu sehen oder anzupacken, hätte, falls er mit einem Krieg rechnete oder einen solchen in Erwägung zog, zu ganz andern Eingriffen seiner Person in die Wirtschaft geführt, denn sicherlich hätte er auch hier gigantische Vorbereitungen verlangt. Statt dessen wurde die Frage der Reichsverteidigung von den wichtigen Ressorts wie wirtschaft, Verkehr, Ernährung so nebensächlich behandelt, daß z.B. mein Reichsverteidigungsreferent ein Oberregierungsrat war, später zum Ministerialrat befördert, der aber seinen Fähigkeiten n nach nicht genügt hätte, auch nur ein kleines selbständiges Referat zu führen, ein Mann, der nur organisatorisch-juristisch arbeitete und die wohl zweimal im Jahr mit Generalstabsoffizieren stattfindenden Kriegsspiele durchführte. Das gesamte Ministerium kümmerte sich nur um die Aufgaben der laufenden und künftigen Ernährung, die durch die Eingliederung Österreichs und des Sudentenlandes schwerer wurde, um Mehrerzeugung usw. So sind z.B. die . Lebensmittelrationen bei der plötzlichen Einsetzung der Rationierung am 26. August 1939 erst einen Tag davor im Ministerium zur Diskussion gestanden die theoretischen Rechnungen der ernährungswirtschaftlichen Forschungsstelle, die zu den Kriegsspielen nötig waren, sah ich früher überhaupt nicht an, weil dieses Zeitvergeudung bedeutet hätte. Nicht anders war es auch bei meinen Direktoren und Referenten und ebenso auch in den andern Ministerien. Jedenfalls steht die völlige Nichtvorbereitung auf den Kriegsfall im gesamten wirtschaftlichen Sektor in krassem Gegensatz zu der Ansicht, Hitler sei entschlossen gewesen, einen Angriffskrieg zu führen, zumal man bei sonstigen Vorbereitungen Hitlers stets mit größten Aktionen rechnen mußte,

Überhaupt habe ich nie in den Kabinettssitzungen oder bei irgend einer andern Gelegenheit von Hitler auch nur andeutungsweise gehört, daß er einen Krieg erstrebe, oder auch nur glaube, daß die Lösung der deutschen Fragen einen Krieg deutscherseits notwendig mache. Im Gegenteil erinnere ich mich an Stellungnahmen Hitlers, aus denen hervorging, daß er mehrfach Befürchtungen über einen Angriffskrieg anderer Staaten auf Deutschland äußerte, dem er - so z.B. beim Austritt aus dem Völkerbund oder der Besetzung der entmilitarisierten Zone usw. - zu meinem Erstaunen damals als durchaus möglich bezeichnete. Ich selbst habe aus allen Äußerungen, dem Nichtaufkommenlassen von Revanchegedanken stets den begründeten Eindruck gehabt, daß Hitler friedlich die notwendigen Revisionen von Versailles erstrebte: seine Passion war Aufbauendes, namentlich in Bezug auf Sozialismus, Teilnahme der Arbeiter an Kultur und Zivilisation, Freude und Erholung, Verschönerung Deutschlands durch Prachtbauten und städtische Umbauten zu schaffen. Er äußerte Unmut, daß er gezwungen sei, aus Sicherheitsgründen Menschen und Material statt friedlichen Zwecken, z.B. dem Bau des Westwalls zu opfern, Obgleich dieser Bau ihn - den ausgesprochenen Liebhaber von Großbauten - mit einem gewissen baulichen Stolz erfüllte. Mir wurde oft Angst vor den Bauvorhaben, deren Grenze nicht abzusehen war und die auf Finanzierung und volkswirtschaftliche Möglichkeiten keine Rücksicht nahmen, damit aber dringende Aufgaben z.B. in der Landwirtschaft hintan gestellt werden mußten oder überhaupt unmöglich waren. Gerade hier machte ich Darré den Vorwurf, Hitler nicht genügend für diese entscheidenden Probleme interessiert zu haben. Während Hitler z.B. jedes Jahr die Autoausstellung mit einer Rede eröffnete, gelang es schließlich erst 1938 durch meine dauernden Vorstellungen bei Darré, ihn erstmalig zu bewegen, die Reichsnährstandsausstellung in München zu besuchen und damit einmal unsre Probleme aus dem Vertrage Darrés anzuhören und zweitens unsere Leistungen und Aufgaben bezüglich der Technisierung der Landwirtschaftsgebäude, Einführung der Maschinen und Entwicklung der Agrartechnik seit 1933 kennenzulernen. Ich versprach mir davon eine wesentliche Beeinflussung und Wendung Hitlers nach den agrarischen Problemen. Denn viele neue Maschinen und sonstige neuzeitliche Maßnahmen konnten nur infolge Material- und Arbeitskraftmangels nicht in der Landwirtschaft durchgeführt werden, obgleich die Entwicklungen abgeschlossen waren. Außerdem zeigte diese mustergültig mit Lehrschauen von uns aufgezogene Ausstellung auch die Leistungen und das enorme Interesse der breiten Schichten der Landwirtschaft für neuzeitliche intensive Methoden.

Am eindrucksvollsten waren die Erntedankfeiern. Hier zeigte sich wie nirgends sonst die Verbundenheit des Volkes zu Hitler. Die anschließende Ansprache Hitlers an die landwirtschaftlichen Abordnungen im Kaisersaal zu Goslar waren Höhepunkte, da hier Hitler seinen Willen, Deutschland aufzubauen durch Mehrleistung d es Einzelnen, dessen Sicherung wieder durch die Gesamtheit und durch Maßnahmen wie die Marktordnung und . Festpreis, eindeutig umriß und dem Landvolk und seiner zielbewußten Führung dankte. Immer klang dabei der Ernst der deutschen Lage im Herzen Europas durch, die Materialschwierigkeit und die Preisfrage landwirtschaftlicher und industrieller Waren als natürliche Folge neuer teurerer Verfahren auf deutscher Grundlage und die Notwendigkeit, trotz der großen volkswirtschaftlichen und sozialen Vorhaben gleichzeitig und auf Kosten dieser eine Aufrüstung durchzuführen, damit der friedliche Aufbau nicht von außen gefährdet werde. Die Aufrüstung als die Folge der Nichtabrüstung der Nachbarstaaten bedrückte ihn gerade bei solchen Gelegenheiten, wenn er von seinen großen friedlichen Aufbauaufgaben sprach. Er ereiferte sich dabei, daß ihn das Schicksal zwinge, hierfür seine Absichten teilweise zurückzustellen.

Ich kann daher ehrlicherweise nicht daran glauben, daß Hitler von langer hand einen Angriffskrieg führen zu müssen für notwendig hielt, vielmehr sah ich in der Aufrüstung, Später in der Eingliederung Österreichs, des Sudetenlandes und auch der mit der Sowjetunion durch ein Bündnis verbundenen Tschechoslowakei das Bestreben, gerade hierdurch die Risiken eines Angriffs auf Deutschland durch etwaige Gegner zu erhöhen. Eine Bestätigung dafür sah ich insbesondere darin, daß Hitler nach der Einbeziehung der Tschechoslowakei in den deutschen Raum damals, offen aussprach, daß nunmehr die Zeit der Überraschung vorbei sei und alle Revisionen nur im Verhandlungswege gelöst werden sollten. Er nahm also an, daß nunmehr die Grundfragen so weit gelöst seien, daß das Risiko eines Krieges nicht mehr bestehe und die noch Deutschland drückenden Fragen durch Verhandeln gelöst werden könnten, so die Memelfrage und die Frage Danzigs und des Korridors. In dem außergewöhnlichen Ernst, den er zur Zeit der polnischen kritischen Frage zur Schau trug, und der fast tragisch anmutenden Rede vor dem Reichstag sehe ich nur eine weitere Bestätigung dieser meiner Ansicht, die sich bei mir aufgrund aller Begegnungen und Ausführungen Hitlers ergab. Ich glaube, daß er auch jene Fragen - als letzte Frage - hoffte, friedlich lösen zu können, wobei ihm vielleicht aus dem bisherigen Verlauf seiner Politik der Glaube erwachsen war oder auch nahe getragen wurde, daß alle bisherigen Revisionen nur immer erst durch einen deutschen Druck, wenn nicht sogar einseitiges Handeln zustande gekommen waren, da die andern Mächte - nicht etwa erst seit 1933 - nicht die geringste Bereitschaft gezeigt hatten, die Lebensrechte des deutschen Volkes auf dem Verhandlungswege zu gewährleisten.

Der schon in den ersten Kampfjahren von Hitler ausgesprochene Verzicht auf Südtirol, die Nichtaufwerfung dieser Frage auch in der kritischen Zeit 1934, als die italienische Politik bezgl.. Österreichs starke Beunruhigung in Deutschland erzeugte; die Erklärung nach der Rückkehr der Saar, daß es keine gegensätzliche Territorialfrage mehr zwischen Deutschland und Frankreich gäbe, sind Proklamationen gewesen, wie sie sich in dieser Lage wohl kein Staatsmann hätte erlauben können, so sehr widersprachen diese Verzichte noch dem deutschen Empfinden. Nur die gewaltige Autorität Hitlers vermochte hier tatsächlich die Volksmeinung ins Gegenteil umzuerziehen, indem er den Frieden für wesentlicher hielt als den Erwerb dieser Gebiete. Wer als Deutscher das miterlebte, weiß, welcher Mut aufgebracht werden mußte, um einen solchen Verzicht auszusprechen. Wo haben je andre Staatsmänner auch nur entfernt so etwas gegenüber der eignen Volksstimmung zu vollziehen gewagt und mit Erfolg durchgesetzt? Wenn man seitens der früheren Gegner aber trotzdem Hitlers Politik als die Politik eines Aggressors bezeichnen sollte, so steht sofort die Frage auf, wie denn dann die Politik der Sowjetunion in Bezug auf dasselbe Polen, auf Finnland, die Randstaaten, Bessarabien bezeichnet werden kann. M. E, wird nur eine spätere Geschichtsschreibung. hier ein gerechtes Urteil fällen können und müssen. Es ist meiner Ansicht nach auch ein fundamentaler Unterschied, Ob Fehler in der Außenpolitik (sind solche Fehler etwa nur von Deutschland allein gemacht?) begangen worden sind, die zu dem tragischen Verhängnis des Krieges schließlich geführt haben, oder ob böser Wille mit dem ziel eines Attentats auf die friedliche . . .

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 . . . Darré, stark isoliert, versuchte nun, Bormann für sich zurückzugewinnen, indem er sich dem toten Reichsamt widmete und dieses und den agrarpolitischen Apparat, der nur dem Namen nach bestandsgemäß den Wünschen der Partei ausbauen wollte, was ich nicht nur für überflüssig, sondern auch für schädlich hielt, weil ich neue Eingriffe der Partei in den Reichsnährstand befürchtete, Er hatte aber bereits das Vertrauen Bormanns und wahrscheinlich auch Himmlers verloren. So trafen meine sachlichen Differenzen bezüglich der Ernährungspolitik - im Wesentlichen darauf beruhend, daß Darré sich versagte, notwendige Rationssenkungen bei Hitler durchzudrücken - mit den mir noch nicht bekannten eben geschilderten Differenzen Bormanns zusammen.

Im Frühjahr 1942 [im May 1942: vgl. Tgb Ursula Backe] hatte ich einen Ernährungsvortrag bei Hitler in einem der kritischsten Ernährungszeitpunkte des Krieges, da die Brotgetreidearten nicht nur in Deutschland, sondern fast in allen besetzten Gebieten stark ausgewintert waren, die Sommersaaten infolge Trockenheit lückenhaft aufgingen, die Reserven fast restlos aufgebraucht waren, die Wehrmacht dagegen höhere Forderungen stellte und dazu die vielen ins Reich verbrachten Ausländer zusätzlich ernährt werden mußten.

Die Rationen wurden aufgrund dieses Vortrages entscheidend gesenkt, eine schwere Belastung für das Volk. Es war gar nicht zu übersehen infolge der starken Auswinterung, ob mit der neuen Ernte Verbesserungen eintreten konnten. Am Schluß meines sehr ernsten Vortrages sprach ich die kurze Bitte aus, daß bei diesem Ernst der Lage nur straffste, in einer Hand liegende Ernährungsführung die Dinge meistern könne. Ich bat daher mir die ganze Verantwortung zu geben, betonte dabei meinen Wunsch, jedoch nicht zum Minister ernannt zu werden, sondern mir in meiner Eigenschaft als Staatssekretär die vollen Befugnisse zu geben, um schnelle und klare Entschlüsse im Ernährungssektor zu gewährleisten. Das war auch die Auffassung und di Forderung aller Verantwortlichen im Ministerium und namentlich im Reichsnährstand, die nur so glaubten, ihre schwere Verantwortung weiter tragen zu können. Der Vortrag erfolgte in Gegenwart Bormann der, nachdem ich das Zimmer verlassen hatte, noch bei Hitler blieb und später, herauskommend, mir mitteilte, daß ich mit der Führung der Geschäfte aller Ämter Darrés beauftragt würde.

Erst später wurde mir klar, daß Bormann bei diesem Wechsel, den er vermutlich vorbereitet hatte, sich Vorteile für die Parteiorganisation versprach. Er überredete mich nämlich, auch die Führung des Reichsamts zu übernehmen, was ich zunächst ablehnte, weil dieses Amt . . .

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... Aufgaben handelte.

Durch meine Berufung zur Führung der Geschäfte hatte ich nun mehrmals die Möglichkeit des Vortrages bei Hitler. Meist war nur Bormann anwesend, da der Reichsminister Lammers sich immer mehr hatte an die Wand spielen lassen. Hitler hörte einem [sic. meinem?] Vortrag stets aufmerksam zu, stellte mehrfach Zwischenfragen, die beiweilen zu einer abliegenderen Erörterung führten. Er stellte präzise Fragen und verlangte präzise Antworten, wozu bei dem großen Stoff, besonders an Zahlen nur Menschen befähigt waren, die sich selbst die notwendigen Erkenntnisse erarbeitet hatten, also völlig sattelfest waren. Ich habe ihn wohl unwillig gesehen, nie aber ausfallend oder die Fassung verlierend. Die ihm nachgesagten Weinkrämpfe, das Anbrüllen der Menschen usw. gehören alle meiner Erfahrung nach in das Reich der Fabel. Hitler suchte immer den Kern der Dinge; Tabellen und Statistiken bat er, behalten zu dürfen, und gab sie nach Durchsicht anschließend an den Vortrag sofort zurück, wobei ich feststellte, daß sein Gedächtnis, auch wenn es sich um weit zurückliegende Vorträge handelte, sehr gut war, auch was das Zahlenmaterial anbelangte. Sein Verhalten mir gegenüber war immer sehr wohlwollend und durch freundliche Höflichkeit, die er gegen jedermann übte, ausgezeichnet. Dieses Wohlwollen litt nicht darunter, daß er gewissen Gedankengängen so dem Prämiensystem anhing, obgleich er wußte, daß ich diese nicht teilte. Es kam beim Vortrag manchmal vor, daß er solche Lieblingsgedanken von sich, wahrscheinlich durch Andere herangetragen, durchgeführt sehen wollte, was ich bei der Belanglosigkeit solcher Wünsche auch tat. Ich habe meinerseits, auch wenn ich die andersartige Ansicht Hitlers kannte, meine Ansicht, die der seinen entgegenstand, nicht nur vorgetragen, sondern auch mit Bestimmtheit vertreten. Dabei zeigte sich mehrmals, daß Hitler, der Rationssenkungen z.B. aus politischen Gründen nicht wünschte, sich durch mich überzeugen ließ, wenn die Argumente stichhaltig waren und seine Fragen präzise beantwortet wurden. In einem Falle ließ mich Hitler erst gar nicht vortragen, sondern sprach selbst etwa 2o Minuten zu mir und meinem Staatssekretär und sagte nach Aufführung aller Gründe, die dafür oder dagegen sprachen, abschließend aufstehend, daß ich die kleinere Verantwortung trüge, er dagegen die größere und ich mich daher seinen Argumenten fügen müsse. Er zeigte sich jedoch nicht ärgerlich, als ich trotzdem das Wort ergriff, nochmals meine Gründe vortrug und aufzeichnete, was als Alternative aus dieser Entscheidung in zwei Monaten eintreten würde. Es erfolgte darauf nach einer Reihe von kurzen Fragen eine Entscheidung - in meinem Sinne. Ich schließe daraus und aus einigen andern Be-  . . .

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 . . . Himmlers gehörten und somit durch Nichtfachkräfte seiner Ämter betraut wurden. Dabei war nicht einmal entscheidend die Unzulänglichkeit als vielmehr die falschen Konsequenzen, die durch Berichte an höchste Stelle gefolgert wurden.

Für Himmler nahm ein sein einfacher Lebenswandel, der bescheiden und anspruchslos war, und seine unbedingte persönliche Sauberkeit. Er ähnelte hierbei ganz Hitler, und wie bei diesem war diese Einfachheit und persönliche Anspruchslosigkeit nicht gezwungen oder gespielt, sondern natürlicher Ausdruck des Charakters. Himmler hatte ganz feststehende einmal gefaßte Grundsätze, die sich auf den Blutsgedanken, den Reichsgedanken und die Schaffung eines einheitlichen Typs von SS-Männern erstreckten, den er durch Appell an die Tugenden und durch Erziehung erreichen wollte. Er war durch seine Aufgabenbereiche als Chef der Polizei andererseits stets so mit den anormalen Vorgängen beschäftigt, daß diese zwangsläufig vermutlich auf seine Ansichten und Maßnahmen abfärbten.

Es ist schwer, über Himmler sich ein zutreffendes Bild zu machen. Wahrscheinlich war er sehr zwiespältig, was es möglich machte, daß seinen oft zu großzügig und unwirklich vorgetragenen positiven Zielen sich doch so viel Destruktives zugesellte. Gleich, was ihm an Schuld zur Last gelegt wird, er wirkte als Mensch stark auf seine Umgebung, nicht nur auf die deutsche, sondern ebenso auf Ausländer, die mit ihm zu tun hatten. Wer, wie ich, jedes Jahr anläßlich der Reichsparteitage das einfache Lageressen, zu dem Himmler alle Botschafter und Gesandten stets einlud, am Abend vor dem Vorbeimarsch der Verbände mitgemacht hat und hier erlebte, welches Ansehen Himmler bei diesen seinen ausländischen Gästen genoß - was bereits traditionsmäßig in der warmen Antwortrede des polnischen (!) Botschafters Lipski im Namen des Diplomatischen Korps einen beredten Ausdruck fand - der ist erstaunt, daß man jedem Deutschen heute immer wieder nicht glaubt, daß er von dem Negativen, von den Zuständen etwa in den Kz. - wie sie jetzt durch die Presse bekanntgegeben sind - nichts wußte und auch nichts wissen konnte.

Mit der Ernennung Himmlers zum Innenminister [im August 1943] zeigte sich für mich deutlich, daß er nicht in der Lage war, auf großem, verantwortlichem Posten Arbeit zu leisten; es zeigte sich nämlich, daß er entweder mit allgemeinen, oft verschwommenen Redensarten seinen wichtigen Apparat regierte oder kleine Einzelheiten weit über ihr Gebühr hinaushob und sich in diesen verlor. Es war dilettantisch allein schon, daß er keinen einzigen Tag in diesem Ministerium zubrachte, vielmehr aus seinem Feldquartier durch Telefon, Fernschreiber und Adjutanten regierte. Als Himmler dann noch nach dem 20. Juli 1944 Oberbefehlshaber des Ersatzheeres wurde, dem m.E. damals wichtigsten Posten, von dem aus die bereits in Desorganisation befindliche deutsche Wehrmacht in Ersatzheer (wie man es heute rückschauend ansehen muß) beseitigt werden konnte, zeigte sich, daß er gar nicht in der Lage war, de Wichtigkeit der Aufgabe überhaupt abzuschätzen: er hielt Reden an das Offizierkorps einzelner Divisionen, statt die Reorganisation durchzuführen, deren Notwendigkeit auf Hand lag. Was er an Unterführern in das neue Amt einsetzte, war fast alles belanglos und unzulänglich. Schließlich übernahm er noch - nachdem er zeitweise die südliche Heeresgruppe im Westen [Heeresgruppe Oberrhein] halbierte - die Heeresgruppe Weichsel bezw. Oder im Osten. Was hier aus der völligen Unkenntnis militärischer Führungsaufgaben entstand, war so, daß sich alle seine Unterführer von ihm abwandten.

War dann der Zusammenbruch der Heeresgruppe eine Folge militärischer Unterlegenheit oder nicht viel mehr in erster Linie eine Folge dilettantischen Führens - diese Frage wird wohl mit Bestimmtheit im letzteren Sinne beantwortet werden. Daß Himmler eine solche Aufgabe überhaupt übernahm, zeigt eben m.E., daß er nicht der Mann war, der die Grenzen seines Könnens kennt, Diese völlige Verkennung der Grenzen, die ihm gezogen waren, die Verkennung der eigenen Bedeutung und die falsche Einschätzung der Kräfte, mit denen ein Soldat und ein Politiker zu rechnen hat, offenbarte seine Unzulänglichkeit auf hem Posten. Bis zuletzt hat er, trotz dieses Rückschlages, nicht gemerkt, daß das Schicksal ihn bereits gewogen, zu leicht befunden und erbarmungslos zur Seite gestoßen hatte. Sein Ende lag schließlich in dieser Linie.

Am 21. April [1945] verließ ich befehlsgemäß Berlin in Richtung nach Norden, da der Weg nach Süden nicht mehr offen stand. Die Minister sollten von dort aus nach Süden geflogen werden, wohin sich Hitler zur Weiterführung des Kampfes mit dem Flugzeug begeben wollte. In Ratzeburg erfuhr ich, dadurch tief betroffen, daß. Hitler in Berlin bleibe. Der größte Teil der Minister sammelte sich im Raum Eutin in Schleswig-Holstein. Es gelang mir, Spitzen von Reichsnährstands-Dienststellen dorthin heranzuziehen, um zusammen mit meinem Staatssekretär Riecke und einigen wenigen Herren des Ministeriums, den Landwirtschaftsführern der Armeen und der Landesbauernschaften noch alles das zu veranlassen, was zur Ernährung des Restraums getan werden konnte. Ich arbeitete für Großadmiral Dönitz, der den Oberbefehl für den Nordraum erhalten hatte. Nach der Bekanntgabe des Todes Hitlers bat mich Dönitz am 2. Mai, die Geschäfte des Ernährungsministers in seiner Regierung weiterzuführen, was ich nur aus Pflichtbewußtsein schließlich tat, nachdem Dönitz eine andre von mir vorgeschlagene Lösung mit der Begründung, daß ich das Vertrauen des Landvolks habe, ablehnte.

 

 

Index to documents from papers of Herbert Backe and his widow Ursula
Harvard Law School Nuremberg Documents Project
Our Nuremberg Trial dossier
Dossiers on key Nazis: Hitler | Himmler | Goebbels
 
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