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Reich Transport Minister Dr
Dorpmüller opens the Dresden
exhibition on "The German Railroad in
the War". To his right Dr Ley, tohis
left Reich Minister Backe. (Photo
Hoffmann / Jeff Clark / Irving
collection)
Reichsminister
Dr Herbert Backe Großer
Bericht 1946[first 16 pages not
copied] . . . an Gutsland ausreichen
würde, was ich bejahen zu können
glaubte, da ja viele Tausende von
Betrieben sich nur durch die
Entschuldungsaktionen, die von der
Mehrheit als gegen die Moral
verstoßend angesehen wurden,
aufrecht erhielten. Der Vorteil war,
daß der Staat zunächst geldlich
nicht in Anspruch genommen zu werden
brauchte, daß er seine Zahlungen auf
lange Jahre verteilen konnte, daß er
ein Interesse an der Aufsiedlung von
großen Gütern hatte, wodurch
die vielfach nachteilige
Großgrundbesitzerstruktur einer
gesunden Bauernstruktur weichen konnte.
Ferner, daß die bisherigen
Entschuldungen abgestoppt werden konnten,
die im Resultat meist dem unfähigen
und untüchtigen Besitzer zugute
kamen, was - wie alle solchen Subventionen
- ein öffentliches Ärgernis
darstellte. Die durch Unglück usw.
bedingten Ausnahmefälle großer
Betriebe hätte man durch Anerkennung
als Erbhof lösen können. Die Geschichtsschreibung wird einmal
anhand dieser Reformwerke feststellen, wie
sehr die ns Politik gerade dem friedlichen
Aufbau diente, indem sie wie hier auf dem
Gebiete der Agrarpolitik nachweisen wird,
daß Deutschland als
Hochindustriestaat, also als Staat mit
notgedrungen passiver Handelsbilanz und
seit Versailles als Schuldnerstaat also
als Staat mit auch noch passiver
Zahlungsbilanz gar keinen anderen Weg
hatte, als durch intensive Wirtschaft aus
der eignen Scholle das
herauszuwirtschaften, was ihm die Welt
versage, versagen mußte, da in der
Weltwirtschaft Waren nur durch Waren
bezahlt werden können, deutsche
Fertigwaren aber bei der
ausländischen billigeren Konkurrenz
und der Industrialisierung der Welt seit
1914 gar keinen ausreichenden Absatz
finden konnte, bezw. nur unter den
Gestehungspreisen, was uns wiederum den
Vorwurf der Welt, wir betrieben Dumping,
einbrachte. Die. Reformen zeigen auch,
daß der Siedlungsraum nicht durch
Aggressionen gewonnen werden sollte,
sondern aus eigner Kraft (Siedlung und
Melioration, Neukultur), wobei gerade der
militaristische Großgrundbesitz
neben seiner bereits erfolgten politischen
Ausschaltung nun auch noch stark
wirtschaftlich ausgeschaltet wurde. Bei einem auf dem Obersalzberg
gehaltenen Vortrag Darrés
und seiner engsten vier Mitarbeiter vor
Hitler wurde die
grundsätzliche Linie gebilligt, wobei
Hitler gewisse Bedenken bei der
Durchführung der Maßnahmen
äußerte, aber durch unsre
Hinweise entschied, daß wie
vorgeschlagen verfahren werden sollte. Im
Kabinett kam es dagegen zu großen
Schwierigkeiten; es mußten
Einzelbesprechungen stattfinden. Besonders
der Wirtschaftsminister Schmidt,
Reichsbankpräsident Schacht und der
preußische Finanzminister Popitz
äußerten Bedenken bei dem
Erbhofgesetz und besonders bei dem
Umschuldungsgesetz. Nach
Annahme . . . [pages 18 to 31 not
copied] . . . Diese
Nichtausrichtung des gewerblichen Sektors
trotz Proklamation des Vierjahresplans und
trotz der zwingenden Notwendigkeit,
infolge des Zusammenbruchs der
Weltwirtschaft zu neuen Ideen und Formen
zu kommen, zeigt aber auch, daß
Vorbereitungen auf einen Krieg seitens
Deutschland nicht betrieben wurden. Soweit
für die Verteidigung etwas getan
wurde, beschränkte es sich auf
organisatorische Pläne und
Besprechungen, die vielmehr den Versuch
der Bürokratie darstellten, Erfolge
der Entwicklungen wie etwa die Einsetzung
des Reichsnährstandes zugunsten der
alten Verwaltung rückgängig zu
machen; oder um monatelange Kämpfe,
ob z.B. im Kriegsfalle die
landwirtschaftliche Abteilung der
gewerblichen Wirtschaft unterzuordnen sei
und ähnliches. Dieses alles war so
belanglos, daß nicht einmal mein
Ministerialdirektor sich damit
befaßte, von mir ganz zu schweigen,
Eine tatsächliche Vorbereitung aber
der Wirtschaft auf einen Krieg, den man ja
nur als totalen" Krieg annehmen
konnte, erfolgte nirgends. Bei der
Konsequenz aber Hitlers, seinem
persönlichen Eingreifen und dem
Herausstellen seiner Person in Fragen,
denen er Bedeutung beimaß, wie z.B.
der Motorisierung, Autobahn, Stadtneubau'
ten, Westwall, halte ich das
Desinteressement, das er gegenüber
den Reichsverteidigungsfragen zeigte,
indem e solche Gremien sich selbst d. h.
dem Leerlauf überließ, für
das sicherste Anzeichen, daß er mit
einem Krieg nicht rechnete. Gerade seine
Vorstellungen, alle Fragen im
größten Ausmaß zu sehen
oder anzupacken, hätte, falls er mit
einem Krieg rechnete oder einen solchen in
Erwägung zog, zu ganz andern
Eingriffen seiner Person in die Wirtschaft
geführt, denn sicherlich hätte
er auch hier gigantische Vorbereitungen
verlangt. Statt dessen wurde die Frage der
Reichsverteidigung von den wichtigen
Ressorts wie wirtschaft, Verkehr,
Ernährung so nebensächlich
behandelt, daß z.B. mein
Reichsverteidigungsreferent ein
Oberregierungsrat war, später zum
Ministerialrat befördert, der aber
seinen Fähigkeiten n nach nicht
genügt hätte, auch nur ein
kleines selbständiges Referat zu
führen, ein Mann, der nur
organisatorisch-juristisch arbeitete und
die wohl zweimal im Jahr mit
Generalstabsoffizieren stattfindenden
Kriegsspiele durchführte. Das gesamte
Ministerium kümmerte sich nur um die
Aufgaben der laufenden und künftigen
Ernährung, die durch die
Eingliederung Österreichs und des
Sudentenlandes schwerer wurde, um
Mehrerzeugung usw. So sind z.B. die .
Lebensmittelrationen bei der
plötzlichen Einsetzung der
Rationierung am 26. August 1939 erst einen
Tag davor im Ministerium zur Diskussion
gestanden die theoretischen Rechnungen der
ernährungswirtschaftlichen
Forschungsstelle, die zu den Kriegsspielen
nötig waren, sah ich früher
überhaupt nicht an, weil dieses
Zeitvergeudung bedeutet hätte. Nicht
anders war es auch bei meinen Direktoren
und Referenten und ebenso auch in den
andern Ministerien. Jedenfalls steht die
völlige Nichtvorbereitung auf den
Kriegsfall im gesamten wirtschaftlichen
Sektor in krassem Gegensatz zu der
Ansicht, Hitler sei entschlossen gewesen,
einen Angriffskrieg zu führen, zumal
man bei sonstigen Vorbereitungen Hitlers
stets mit größten Aktionen
rechnen mußte, Überhaupt habe ich nie in den
Kabinettssitzungen oder bei irgend einer
andern Gelegenheit von Hitler auch nur
andeutungsweise gehört, daß er
einen Krieg erstrebe, oder auch nur
glaube, daß die Lösung der
deutschen Fragen einen Krieg
deutscherseits notwendig mache. Im
Gegenteil erinnere ich mich an
Stellungnahmen Hitlers, aus denen
hervorging, daß er mehrfach
Befürchtungen über einen
Angriffskrieg anderer Staaten auf
Deutschland äußerte, dem er -
so z.B. beim Austritt aus dem
Völkerbund oder der Besetzung der
entmilitarisierten Zone usw. - zu meinem
Erstaunen damals als durchaus möglich
bezeichnete. Ich selbst habe aus allen
Äußerungen, dem
Nichtaufkommenlassen von Revanchegedanken
stets den begründeten Eindruck
gehabt, daß Hitler friedlich die
notwendigen Revisionen von Versailles
erstrebte: seine Passion war Aufbauendes,
namentlich in Bezug auf Sozialismus,
Teilnahme der Arbeiter an Kultur und
Zivilisation, Freude und Erholung,
Verschönerung Deutschlands durch
Prachtbauten und städtische Umbauten
zu schaffen. Er äußerte Unmut,
daß er gezwungen sei, aus
Sicherheitsgründen Menschen und
Material statt friedlichen Zwecken, z.B.
dem Bau des Westwalls zu opfern, Obgleich
dieser Bau ihn - den ausgesprochenen
Liebhaber von Großbauten - mit einem
gewissen baulichen Stolz erfüllte.
Mir wurde oft Angst vor den Bauvorhaben,
deren Grenze nicht abzusehen war und die
auf Finanzierung und volkswirtschaftliche
Möglichkeiten keine Rücksicht
nahmen, damit aber dringende Aufgaben z.B.
in der Landwirtschaft hintan gestellt
werden mußten oder überhaupt
unmöglich waren. Gerade hier machte
ich Darré den Vorwurf, Hitler nicht
genügend für diese
entscheidenden Probleme interessiert zu
haben. Während Hitler z.B. jedes Jahr
die Autoausstellung mit einer Rede
eröffnete, gelang es
schließlich erst 1938 durch meine
dauernden Vorstellungen bei Darré,
ihn erstmalig zu bewegen, die
Reichsnährstandsausstellung in
München zu besuchen und damit einmal
unsre Probleme aus dem Vertrage
Darrés anzuhören und zweitens
unsere Leistungen und Aufgaben
bezüglich der Technisierung der
Landwirtschaftsgebäude,
Einführung der Maschinen und
Entwicklung der Agrartechnik seit 1933
kennenzulernen. Ich versprach mir davon
eine wesentliche Beeinflussung und Wendung
Hitlers nach den agrarischen Problemen.
Denn viele neue Maschinen und sonstige
neuzeitliche Maßnahmen konnten nur
infolge Material- und Arbeitskraftmangels
nicht in der Landwirtschaft
durchgeführt werden, obgleich die
Entwicklungen abgeschlossen waren.
Außerdem zeigte diese
mustergültig mit Lehrschauen von uns
aufgezogene Ausstellung auch die
Leistungen und das enorme Interesse der
breiten Schichten der Landwirtschaft
für neuzeitliche intensive
Methoden. Am eindrucksvollsten waren die
Erntedankfeiern. Hier zeigte sich wie
nirgends sonst die Verbundenheit des
Volkes zu Hitler. Die anschließende
Ansprache Hitlers an die
landwirtschaftlichen Abordnungen im
Kaisersaal zu Goslar waren
Höhepunkte, da hier Hitler seinen
Willen, Deutschland aufzubauen durch
Mehrleistung d es Einzelnen, dessen
Sicherung wieder durch die Gesamtheit und
durch Maßnahmen wie die Marktordnung
und . Festpreis, eindeutig umriß und
dem Landvolk und seiner zielbewußten
Führung dankte. Immer klang dabei der
Ernst der deutschen Lage im Herzen Europas
durch, die Materialschwierigkeit und die
Preisfrage landwirtschaftlicher und
industrieller Waren als natürliche
Folge neuer teurerer Verfahren auf
deutscher Grundlage und die Notwendigkeit,
trotz der großen
volkswirtschaftlichen und sozialen
Vorhaben gleichzeitig und auf Kosten
dieser eine Aufrüstung
durchzuführen, damit der friedliche
Aufbau nicht von außen
gefährdet werde. Die Aufrüstung
als die Folge der Nichtabrüstung der
Nachbarstaaten bedrückte ihn gerade
bei solchen Gelegenheiten, wenn er von
seinen großen friedlichen
Aufbauaufgaben sprach. Er ereiferte sich
dabei, daß ihn das Schicksal zwinge,
hierfür seine Absichten teilweise
zurückzustellen. Ich kann daher ehrlicherweise nicht
daran glauben, daß Hitler von langer
hand einen Angriffskrieg führen zu
müssen für notwendig hielt,
vielmehr sah ich in der Aufrüstung,
Später in der Eingliederung
Österreichs, des Sudetenlandes und
auch der mit der Sowjetunion durch ein
Bündnis verbundenen Tschechoslowakei
das Bestreben, gerade hierdurch die
Risiken eines Angriffs auf Deutschland
durch etwaige Gegner zu erhöhen. Eine
Bestätigung dafür sah ich
insbesondere darin, daß Hitler nach
der Einbeziehung der Tschechoslowakei in
den deutschen Raum damals, offen
aussprach, daß nunmehr die Zeit der
Überraschung vorbei sei und alle
Revisionen nur im Verhandlungswege
gelöst werden sollten. Er nahm also
an, daß nunmehr die Grundfragen so
weit gelöst seien, daß das
Risiko eines Krieges nicht mehr bestehe
und die noch Deutschland drückenden
Fragen durch Verhandeln gelöst werden
könnten, so die Memelfrage und die
Frage Danzigs und des Korridors. In dem
außergewöhnlichen Ernst, den er
zur Zeit der polnischen kritischen Frage
zur Schau trug, und der fast tragisch
anmutenden Rede vor dem Reichstag sehe ich
nur eine weitere Bestätigung dieser
meiner Ansicht, die sich bei mir aufgrund
aller Begegnungen und Ausführungen
Hitlers ergab. Ich glaube, daß er
auch jene Fragen - als letzte Frage -
hoffte, friedlich lösen zu
können, wobei ihm vielleicht aus dem
bisherigen Verlauf seiner Politik der
Glaube erwachsen war oder auch nahe
getragen wurde, daß alle bisherigen
Revisionen nur immer erst durch einen
deutschen Druck, wenn nicht sogar
einseitiges Handeln zustande gekommen
waren, da die andern Mächte - nicht
etwa erst seit 1933 - nicht die geringste
Bereitschaft gezeigt hatten, die
Lebensrechte des deutschen Volkes auf dem
Verhandlungswege zu
gewährleisten. Der schon in den ersten Kampfjahren von
Hitler ausgesprochene Verzicht auf
Südtirol, die Nichtaufwerfung dieser
Frage auch in der kritischen Zeit 1934,
als die italienische Politik bezgl..
Österreichs starke Beunruhigung in
Deutschland erzeugte; die Erklärung
nach der Rückkehr der Saar, daß
es keine gegensätzliche
Territorialfrage mehr zwischen Deutschland
und Frankreich gäbe, sind
Proklamationen gewesen, wie sie sich in
dieser Lage wohl kein Staatsmann
hätte erlauben können, so sehr
widersprachen diese Verzichte noch dem
deutschen Empfinden. Nur die gewaltige
Autorität Hitlers vermochte hier
tatsächlich die Volksmeinung ins
Gegenteil umzuerziehen, indem er den
Frieden für wesentlicher hielt als
den Erwerb dieser Gebiete. Wer als
Deutscher das miterlebte, weiß,
welcher Mut aufgebracht werden
mußte, um einen solchen Verzicht
auszusprechen. Wo haben je andre
Staatsmänner auch nur entfernt so
etwas gegenüber der eignen
Volksstimmung zu vollziehen gewagt und mit
Erfolg durchgesetzt? Wenn man seitens der
früheren Gegner aber trotzdem Hitlers
Politik als die Politik eines Aggressors
bezeichnen sollte, so steht sofort die
Frage auf, wie denn dann die Politik der
Sowjetunion in Bezug auf dasselbe Polen,
auf Finnland, die Randstaaten, Bessarabien
bezeichnet werden kann. M. E, wird nur
eine spätere Geschichtsschreibung.
hier ein gerechtes Urteil fällen
können und müssen. Es ist meiner
Ansicht nach auch ein fundamentaler
Unterschied, Ob Fehler in der
Außenpolitik (sind solche Fehler
etwa nur von Deutschland allein gemacht?)
begangen worden sind, die zu dem
tragischen Verhängnis des Krieges
schließlich geführt haben, oder
ob böser Wille mit dem ziel eines
Attentats auf die
friedliche . . . [pages 36 to 40 not
copied] . . . Darré,
stark isoliert, versuchte nun, Bormann
für sich zurückzugewinnen, indem
er sich dem toten Reichsamt widmete und
dieses und den agrarpolitischen Apparat,
der nur dem Namen nach
bestandsgemäß den Wünschen
der Partei ausbauen wollte, was ich nicht
nur für überflüssig,
sondern auch für schädlich
hielt, weil ich neue Eingriffe der Partei
in den Reichsnährstand
befürchtete, Er hatte aber bereits
das Vertrauen Bormanns und
wahrscheinlich auch Himmlers
verloren. So trafen meine sachlichen
Differenzen bezüglich der
Ernährungspolitik - im Wesentlichen
darauf beruhend, daß Darré
sich versagte, notwendige Rationssenkungen
bei Hitler durchzudrücken - mit den
mir noch nicht bekannten eben
geschilderten Differenzen Bormanns
zusammen. Im Frühjahr 1942 [im May
1942: vgl. Tgb Ursula Backe] hatte
ich einen Ernährungsvortrag bei
Hitler in einem der kritischsten
Ernährungszeitpunkte des Krieges, da
die Brotgetreidearten nicht nur in
Deutschland, sondern fast in allen
besetzten Gebieten stark ausgewintert
waren, die Sommersaaten infolge
Trockenheit lückenhaft aufgingen, die
Reserven fast restlos aufgebraucht waren,
die Wehrmacht dagegen höhere
Forderungen stellte und dazu die vielen
ins Reich verbrachten Ausländer
zusätzlich ernährt werden
mußten. Die Rationen wurden aufgrund dieses
Vortrages entscheidend gesenkt, eine
schwere Belastung für das Volk. Es
war gar nicht zu übersehen infolge
der starken Auswinterung, ob mit der neuen
Ernte Verbesserungen eintreten konnten. Am
Schluß meines sehr ernsten Vortrages
sprach ich die kurze Bitte aus, daß
bei diesem Ernst der Lage nur straffste,
in einer Hand liegende
Ernährungsführung die Dinge
meistern könne. Ich bat daher mir die
ganze Verantwortung zu geben, betonte
dabei meinen Wunsch, jedoch nicht zum
Minister ernannt zu werden, sondern mir in
meiner Eigenschaft als Staatssekretär
die vollen Befugnisse zu geben, um
schnelle und klare Entschlüsse im
Ernährungssektor zu
gewährleisten. Das war auch die
Auffassung und di Forderung aller
Verantwortlichen im Ministerium und
namentlich im Reichsnährstand, die
nur so glaubten, ihre schwere
Verantwortung weiter tragen zu
können. Der Vortrag erfolgte in
Gegenwart Bormann der, nachdem ich das
Zimmer verlassen hatte, noch bei Hitler
blieb und später, herauskommend, mir
mitteilte, daß ich mit der
Führung der Geschäfte aller
Ämter Darrés beauftragt
würde. Erst später wurde mir klar,
daß Bormann bei diesem Wechsel, den
er vermutlich vorbereitet hatte, sich
Vorteile für die Parteiorganisation
versprach. Er überredete mich
nämlich, auch die Führung des
Reichsamts zu übernehmen, was ich
zunächst ablehnte, weil dieses
Amt . . . [Page 42 not
copied]... Aufgaben handelte. Durch meine Berufung zur Führung
der Geschäfte hatte ich nun mehrmals
die Möglichkeit des Vortrages bei
Hitler. Meist war nur Bormann anwesend, da
der Reichsminister Lammers sich immer mehr
hatte an die Wand spielen lassen. Hitler
hörte einem [sic. meinem?]
Vortrag stets aufmerksam zu, stellte
mehrfach Zwischenfragen, die beiweilen zu
einer abliegenderen Erörterung
führten. Er stellte präzise
Fragen und verlangte präzise
Antworten, wozu bei dem großen
Stoff, besonders an Zahlen nur Menschen
befähigt waren, die sich selbst die
notwendigen Erkenntnisse erarbeitet
hatten, also völlig sattelfest waren.
Ich habe ihn wohl unwillig gesehen, nie
aber ausfallend oder die Fassung
verlierend. Die ihm nachgesagten
Weinkrämpfe, das Anbrüllen der
Menschen usw. gehören alle meiner
Erfahrung nach in das Reich der Fabel.
Hitler suchte immer den Kern der Dinge;
Tabellen und Statistiken bat er, behalten
zu dürfen, und gab sie nach
Durchsicht anschließend an den
Vortrag sofort zurück, wobei ich
feststellte, daß sein
Gedächtnis, auch wenn es sich um weit
zurückliegende Vorträge
handelte, sehr gut war, auch was das
Zahlenmaterial anbelangte. Sein Verhalten
mir gegenüber war immer sehr
wohlwollend und durch freundliche
Höflichkeit, die er gegen jedermann
übte, ausgezeichnet. Dieses
Wohlwollen litt nicht darunter, daß
er gewissen Gedankengängen so dem
Prämiensystem anhing, obgleich er
wußte, daß ich diese nicht
teilte. Es kam beim Vortrag manchmal vor,
daß er solche Lieblingsgedanken von
sich, wahrscheinlich durch Andere
herangetragen, durchgeführt sehen
wollte, was ich bei der Belanglosigkeit
solcher Wünsche auch tat. Ich habe
meinerseits, auch wenn ich die
andersartige Ansicht Hitlers kannte, meine
Ansicht, die der seinen entgegenstand,
nicht nur vorgetragen, sondern auch mit
Bestimmtheit vertreten. Dabei zeigte sich
mehrmals, daß Hitler, der
Rationssenkungen z.B. aus politischen
Gründen nicht wünschte, sich
durch mich überzeugen ließ,
wenn die Argumente stichhaltig waren und
seine Fragen präzise beantwortet
wurden. In einem Falle ließ mich
Hitler erst gar nicht vortragen, sondern
sprach selbst etwa 2o Minuten zu mir und
meinem Staatssekretär und sagte nach
Aufführung aller Gründe, die
dafür oder dagegen sprachen,
abschließend aufstehend, daß
ich die kleinere Verantwortung trüge,
er dagegen die größere und ich
mich daher seinen Argumenten fügen
müsse. Er zeigte sich jedoch nicht
ärgerlich, als ich trotzdem das Wort
ergriff, nochmals meine Gründe
vortrug und aufzeichnete, was als
Alternative aus dieser Entscheidung in
zwei Monaten eintreten würde. Es
erfolgte darauf nach einer Reihe von
kurzen Fragen eine Entscheidung - in
meinem Sinne. Ich schließe daraus
und aus einigen andern Be-
. . . [pages 44 to 48 not
copied] . . . Himmlers
gehörten und somit durch
Nichtfachkräfte seiner Ämter
betraut wurden. Dabei war nicht einmal
entscheidend die Unzulänglichkeit als
vielmehr die falschen Konsequenzen, die
durch Berichte an höchste Stelle
gefolgert wurden. Für Himmler nahm ein sein
einfacher Lebenswandel, der bescheiden und
anspruchslos war, und seine unbedingte
persönliche Sauberkeit. Er
ähnelte hierbei ganz Hitler, und wie
bei diesem war diese Einfachheit und
persönliche Anspruchslosigkeit nicht
gezwungen oder gespielt, sondern
natürlicher Ausdruck des Charakters.
Himmler hatte ganz feststehende einmal
gefaßte Grundsätze, die sich
auf den Blutsgedanken, den Reichsgedanken
und die Schaffung eines einheitlichen Typs
von SS-Männern erstreckten, den er
durch Appell an die Tugenden und durch
Erziehung erreichen wollte. Er war durch
seine Aufgabenbereiche als Chef der
Polizei andererseits stets so mit den
anormalen Vorgängen beschäftigt,
daß diese zwangsläufig
vermutlich auf seine Ansichten und
Maßnahmen abfärbten. Es ist schwer, über Himmler sich
ein zutreffendes Bild zu machen.
Wahrscheinlich war er sehr
zwiespältig, was es möglich
machte, daß seinen oft zu
großzügig und unwirklich
vorgetragenen positiven Zielen sich doch
so viel Destruktives zugesellte. Gleich,
was ihm an Schuld zur Last gelegt wird, er
wirkte als Mensch stark auf seine
Umgebung, nicht nur auf die deutsche,
sondern ebenso auf Ausländer, die mit
ihm zu tun hatten. Wer, wie ich, jedes
Jahr anläßlich der
Reichsparteitage das einfache Lageressen,
zu dem Himmler alle Botschafter und
Gesandten stets einlud, am Abend vor dem
Vorbeimarsch der Verbände mitgemacht
hat und hier erlebte, welches Ansehen
Himmler bei diesen seinen
ausländischen Gästen genoß
- was bereits traditionsmäßig
in der warmen Antwortrede des polnischen
(!) Botschafters Lipski im Namen des
Diplomatischen Korps einen beredten
Ausdruck fand - der ist erstaunt,
daß man jedem Deutschen heute immer
wieder nicht glaubt, daß er von dem
Negativen, von den Zuständen etwa in
den Kz. - wie sie jetzt durch die Presse
bekanntgegeben sind - nichts wußte
und auch nichts wissen konnte. Mit der Ernennung Himmlers zum
Innenminister [im August 1943]
zeigte sich für mich deutlich,
daß er nicht in der Lage war, auf
großem, verantwortlichem Posten
Arbeit zu leisten; es zeigte sich
nämlich, daß er entweder mit
allgemeinen, oft verschwommenen
Redensarten seinen wichtigen Apparat
regierte oder kleine Einzelheiten weit
über ihr Gebühr hinaushob und
sich in diesen verlor. Es war
dilettantisch allein schon, daß er
keinen einzigen Tag in diesem Ministerium
zubrachte, vielmehr aus seinem
Feldquartier durch Telefon, Fernschreiber
und Adjutanten regierte. Als Himmler dann
noch nach dem 20. Juli 1944
Oberbefehlshaber des Ersatzheeres wurde,
dem m.E. damals wichtigsten Posten, von
dem aus die bereits in Desorganisation
befindliche deutsche Wehrmacht in
Ersatzheer (wie man es heute
rückschauend ansehen muß)
beseitigt werden konnte, zeigte sich,
daß er gar nicht in der Lage war, de
Wichtigkeit der Aufgabe überhaupt
abzuschätzen: er hielt Reden an das
Offizierkorps einzelner Divisionen, statt
die Reorganisation durchzuführen,
deren Notwendigkeit auf Hand lag. Was er
an Unterführern in das neue Amt
einsetzte, war fast alles belanglos und
unzulänglich. Schließlich
übernahm er noch - nachdem er
zeitweise die südliche Heeresgruppe
im Westen [Heeresgruppe Oberrhein]
halbierte - die Heeresgruppe Weichsel
bezw. Oder im Osten. Was hier aus der
völligen Unkenntnis
militärischer Führungsaufgaben
entstand, war so, daß sich alle
seine Unterführer von ihm
abwandten. War dann der Zusammenbruch der
Heeresgruppe eine Folge militärischer
Unterlegenheit oder nicht viel mehr in
erster Linie eine Folge dilettantischen
Führens - diese Frage wird wohl mit
Bestimmtheit im letzteren Sinne
beantwortet werden. Daß Himmler eine
solche Aufgabe überhaupt
übernahm, zeigt eben m.E., daß
er nicht der Mann war, der die Grenzen
seines Könnens kennt, Diese
völlige Verkennung der Grenzen, die
ihm gezogen waren, die Verkennung der
eigenen Bedeutung und die falsche
Einschätzung der Kräfte, mit
denen ein Soldat und ein Politiker zu
rechnen hat, offenbarte seine
Unzulänglichkeit auf hem Posten. Bis
zuletzt hat er, trotz dieses
Rückschlages, nicht gemerkt,
daß das Schicksal ihn bereits
gewogen, zu leicht befunden und
erbarmungslos zur Seite gestoßen
hatte. Sein Ende lag schließlich in
dieser Linie. Am 21. April [1945]
verließ ich befehlsgemäß
Berlin in Richtung nach Norden, da der Weg
nach Süden nicht mehr offen stand.
Die Minister sollten von dort aus nach
Süden geflogen werden, wohin sich
Hitler zur Weiterführung des Kampfes
mit dem Flugzeug begeben wollte. In
Ratzeburg erfuhr ich, dadurch tief
betroffen, daß. Hitler in Berlin
bleibe. Der größte Teil der
Minister sammelte sich im Raum Eutin in
Schleswig-Holstein. Es gelang mir, Spitzen
von Reichsnährstands-Dienststellen
dorthin heranzuziehen, um zusammen mit
meinem Staatssekretär Riecke
und einigen wenigen Herren des
Ministeriums, den
Landwirtschaftsführern der Armeen und
der Landesbauernschaften noch alles das zu
veranlassen, was zur Ernährung des
Restraums getan werden konnte. Ich
arbeitete für Großadmiral
Dönitz, der den Oberbefehl
für den Nordraum erhalten hatte. Nach
der Bekanntgabe des Todes Hitlers bat mich
Dönitz am 2. Mai, die Geschäfte
des Ernährungsministers in seiner
Regierung weiterzuführen, was ich nur
aus Pflichtbewußtsein
schließlich tat, nachdem Dönitz
eine andre von mir vorgeschlagene
Lösung mit der Begründung,
daß ich das Vertrauen des Landvolks
habe, ablehnte. -
Index
to documents from papers of Herbert
Backe and his widow Ursula
-
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Our
Nuremberg Trial dossier
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Dossiers on key Nazis: Hitler
| Himmler
| Goebbels
-
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