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Note that the conversation partner 19Y is a German V-Mann or stoolpigeon, who strikes up a conversation at the request of the Allies, in this case disguised as a Hauptmann.

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TOP SECRET

C. S. D. I. C. (U.K.)

S.R. REPORT

IF THE INFORMATION CONTAINED IN THIS REPORT IS REQUIRED FOR FURTHER DISTRIBUTION. IT SHOULD BE PARAPHRASED SO THAT NO MENTION IS MADE OF THE PRISONERS' NAMES, NOR OF THE METHODS BY WHICH THE INFORMATION HAS BEEN OBTAINED

S.R.M. 1209

The following conversation took place between:


CS/1282 - Standartenführer LINGNER (17 SS Pz. Div.) Captured near ZWEIBRÜCKEN 10 Jan 45

KP/7956 - Hauptmann 19 Y (276 v; Div.) Captured near BASSBURG 17 Jan 45

Information received: 12 Feb 45


GERMAN TEXT

19 Y: Ist es zu unbescheiden, eine Frage zu stellen über die Persönlichkeit von HIMMLER?

LINGNER: Ich kann Ihnen da nicht viel sagen, weil ich sehr selten mit dem Mann zusammengekommen bin. Mein persönlicher Eindruck ist, daß er schon deswegen eine gewisse Beachtung verdient, weil er ein ausgesprochen sauberes, persönliches Leben führt. Das ist kein Mensch, der irgendwie Dreck am Stecken hat, in jeder Beziehung, daß er eine ungeheure Fülle von Arbeit hat, das weiß ja auch jeder. Er macht ja keinen großen, soldatischen Eindruck, so ein bißchen fettgeschwemmtes Gesicht, bleich -- also äußerlich sympathisch ist mir der Mann auf keinen Fall, aber man muß bei ihm eine ganz klare, einwandfreie, saubere Haltung anerkennen. Das kommt auch in den Gerichtsurteilen zum Ausdruck, die man ab und zu mal zurückbekommt.

Ich kann Ihnen da einen. Fall erzählen, der mir bekannt wurde. Ich weiß zwar nicht genau, in welchem Abschnitt das geschehen ist. HIMMLER hatte, ich glaube, nach der Übernahme der Geschäfte des Befehlshabers des Heimatheeres, festgestellt, daß einem Truppenteil einer Division, die neu aufgestellt wurde, Stiefel fehlten, und hatte, wohl persönlich, festgestellt, daß etwa 33 % dieser Leutchen auf dem Land ohne Sohlen latschten. Er machte dann natürlich Krach, worauf ihm der Divisionskommandeur meldete, und auch nachwies, daß er das vor eineinhalb Monaten angefordert hätte und mehrfach in seinen Zustandsberichten usw auf diesen untragbaren Zustand hingewiesen hätte. Er hätte das auch belegt durch die Zahl von Krankheitsfällen, die seiner Ansicht nach die Folge einer derartig unzureichenden Bekleidung gewesen sind. Worauf dann also der REICHSFÜHRER SS, der sich mit solchen Dingen nicht begnügt - das kennzeichnet ihn auch - natürlich den entsprechenden Intendanten des Korps schnappt, und der weist nach, daß er an den Armeeintendanten die Sache zeitgerecht weitergegeben hätte. Damit begnügt der REICHSFÜHRER sich und sagt sich: „Schön, dann ist es eben nicht möglich gewesen." Es gibt solche Engpässe. Er veranlaßt, daß aus dem PROTEKTORAT nun 25000 oder 30000 Paar Stiefel kommen und über die Armee dem Korps zugewiesen werden. Der Stiefelzug kommt an. Da stellte sich heraus, daß die Armee die Annahme dieser Stiefel verweigert, mit der Begründung, daß die Lager überfüllt seien. Was nun machen? Bestraft werden muß der Armeeintendant ja. Es steht fest, daß der Mann die tatsächliche, unmittelbare Ursache für das Krankwerden, möglicherweise für ein paar Todesfälle infolge des Erkrankwerdens, von etwa 33 % Mannschaften einer Division ist. Da muß noch dabei gesagt werden, um den Fall vielleicht richtig zu beurteilen, dieser Armeeintendant ist sonst ein außerordentlich pflichteifriger Mann, der sehr viel kann, ungeheure Erfahrung hat und bewiesen hat, daß er in anderen Fällen vorzüglich gearbeitet hat. Nur wegen nachlässiger Arbeit ist das nicht geschehen. Er gibt es auch offen zu und sagt, das wäre ein Fehler von ihm, wäre vernachlässigt worden, und er hätte die Folgen zu tragen. Er war ein bequemer Mann, der sehr dick war und vor Gesundheit strotzte. Der REICHSFÜHRER hat die sen Mann einkleiden lassen in eine abgerissene. Uniform, und hat ihm ein paar Stiefel angezogen, wie einem Landser, und hat ihn vierzehn Tage Dienst in einer Grenadierkompanie mitmachen lassen. Das war die ganze Strafe. Das finde ich richtig Und zwar hat er ausdrücklich, verboten, daß außer dem Kompaniechef irgendein Mann der Kompanie darüber unterrichtet wird. Das nimmt mich auch irgendwie für den Mann ein.

Ich kenne noch einen zweiten Fall. Da hat er sieh bei einem Feldtruppenteil davon. überzeugt,. daß das Essen saumäßig war, und daß der Kompaniechef sich darum nicht kümmerte. Der Kompaniechef und der Koch wurden in das sogenannte Haus der schlechten Küche eingewiesen. Das ist eine Einrichtung, die der REICHSFÜHRER für solche Dinge geschaffen hat. Da kriegen diese Leute bei entsprechender körperlicher Betätigung zehn Tage lang das gleiche Futter täglich vorgesetzt, das der REICHSFÜHRER an Ort und Stelle festgestellt hatte, und kriegen dann seht Tage lang das Essen, das man mit den Mitteln, die zur Verfügung standen, hätte herausbringen können. Dann werden sie wieder entlassen. Das finde ich auch richtig, abgesehen davon, daß der Mann meiner Ansicht nach mehr Strafe kriegen müßte. Aber das ist eine Sache, die den REICHSFÜHRER nicht interessiert. So eine Disziplinarstrafe könnte ja der Bataillons- oder Regimentskommandeur machen. Diese Dinge sind mir dadurch bekannt geworden, daß sie den Stellen, die davon lernen mußten, in Befehlsform in einem Rundschreiben zur Kenntnis gelangten, sämtlichen Truppenteilen. Da mußte also jeder davon Kenntnis nehmen.

Was ich dem Mann auch zu gute gehalten habe, war, daß er seinerzeit, als er den Befehl herausgegeben hatte, daß jeder SS-Mann das Sports-abzeichen machen mußte trotzdem er völlig untrainiert war und ist -- das sieht man -- das Sportsabzeichen ablegte. Er machte also seinen Gepäckmarsch mit auf der Junkerschule TÖLZ. Er stellte sich also zwischen die Junker und sprang da weit und schaffte das nicht, und trainierte so eisern, bis er es schaffte. So hat er das Sportabzeichen gemacht, trotzdem er ja immerhin schon 45 Jahre oder so was alt war.

19 Y: Hat er nun in seinem Stab eine überragende Persönlichkeit, die ihm in allen Dingen zur Seite steht?

LINGNER: M Ich glaube nicht. Es mag sein, daß er solche Leute hat, aber die sind mir nicht bekannt. Alles in allem, ein Mann, der wohl eine gewisse

. Beachtung verdient und gerade durch die Befehle, die wir bekommen haben, erzieherisch einen unglaublichen Einfluß ausübte. Wir haben ihm immer den Vorwurf gemacht, er wäre kein Soldat,. er würde nichts davon verstehen, wir mußten aber dann über kurz oder lang erkennen, daß der Mann recht hat. Er hat also grundsätzlich immer recht gehabt. Ich hatte einen Ia bekommen, einen Major im Generalstab, ein Graf von BOTHMER, ein Mordsbursche. Dieser Mann war eine Zeitlang im Stab des Reichsführers und sagte:. Es wäre nahezu eine Sünde, daß man diesen Mann in Heereskreisen so oft verkennt, und er hätte also - er war 10 Tage da - einen nicht auszulöschenden Eindruck von dem Mann bekommen

In METZ waren zwei hochgestellte SS-Führer, der Polizeipräsident und der Befehlshaber der Ordnungspolizei. Dieser Befehlshaber der Ordnungspolizei machte sich eines Tages aus METZ dünne, haute ab. Das war zu einer Zeit, als das Abhauen noch gar nicht notwendig war. Der REICHSFÜHRER, der auf dem Wege nach METZ war, erfährt davon, macht kehrt, erwischt den Mann in STRASSBURG, degradiert ihn und steckt ihn in irgendein Bewährungsbataillon. Jetzt schickt er dem Polizeipräsidenten, von dem er den gleichen Eindruck hatte -- der hatte seine Koffer schon gepackt -- ein Fernschreiben: Falls es ihm einfallen sollte, etwa ähnlich zu handeln, würde er ihn kassieren und würde ihn in ein besseres Jenseits befördern. Worauf der Mann -- wie er heißt, erzähle ich nicht -- natürlich da blieb und auch gefangengenommen wurde und von der METZer Bevölkerung totgeschlagen wurde, angeblich, und zwar deswegen, weil der Festungskommandant von METZ sich angeblich geweigert hat sich mit diesem Mann auf gleiche Stufe stellen zu lassen, Ich weiß nicht,. was daran wahr ist.

Mein Divisionskommandeur, der vom Heer zur SS kam, war ein außerordentlich intelligenter Mann. Der sagte, daß er sich zeitlebens dafür einsetzen würde, daß aus der Nationalsozialistischen Partei die Menschen entfernt werden,. die Schweine sind. Dem REICHSFÜHRER-SS schickte er einmal ein Schreiben, daß ihm zu Ohren gekommen wäre, daß der Christian WEBER Schiebergeschäfte gemacht hätte Der hätte also die Judenwohnungen in MÜNCHEN beschlagnahmt, hätte die von Konzentrationslagerangehörigen, Tapezierern usw ausstatten lassen, und hätte sie wieder verkauft. Man sagt ja im allgemeinen, daß HIMMLER verhaßt wäre im Volk. Das ist aber keineswegs der Fall. Ich habe mir folgendes erzählen lassen: er hat einmal eine Rede gehalten vor Rüstungsarbeitern eines großen Betriebes und da wären selbst die biedersten ‚ Burschen nachher hingekommen und hätten. ihn darum gebeten, ihm die Hand zu geben, also es wäre wirklich aus ihrer Seele gesprochen. Das wäre z.B. ein Mann für die Nachkriegszeit. Ich glaube auch, der Mann würde sich umstellen können. Der würde einsehen können, daß es sowieso jetzt Scheiße ist, daß es jetzt erst mal gilt die Volkssubstanz lebensfähig zu erhalten und alles, was dazu hilft, würde er zweifellos anerkennen. Genauso, wie er kompromißlos jetzt für die letzten Möglichkeiten vielleicht kämpft, würde er kompromißlos auch dafür einstehen. Davon bin ich ganz überzeugt; ohne daß der Geruch eines Verräters an ihm haften würde. Aber das ist natürlich völlig ausgeschlossen, daß die anderen (Allies) so etwas anerkennen. Damit schneiden die Alliierten sich ins eigene Fleisch, ohne Zweifel.


DISTRIBUTION
BY C.S.D.I.C. (U.K.)

M.I.19.a      War Office   (56 copies)
N.I.D.        Admiralty    ( 9 copies)
A.D.I.(K)     Air Ministry (15 copies)

(29111) Wtr51755/3515 37,000 2/45
   A. & E.W.Ltd GP.692 J.7303

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