Extracts from the statement of Auschwitz motor pool driver Richard Böck, November 2, 1960.

Reproduced unchanged except for highlighting of some of the more questionable statements

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DER OBERSTAATSANWALT z.Z. den 2. November 1960

beim Landgericht Ffm.

-- Sonderkommission --

Az.: 4 Js 444/59

Vernehmung

Vorgeladen erscheint der Kraftfahrer

Richard Böck,

(Pers. B1. 439 a d.A.)

und macht ergänzend folgende Angaben:

Ich wurde bereits am 5.2.59 von Beamten das Landeskriminalamtes Baden -- Württemberg -- Sonderkommission -- Zentrale Stelle -- zu meiner Dienstzeit als SS-Angehöriger im Konzentrationslager Auschwitz eingehend vernommen (s. Bl. 439a -- 455 d.A.).

Mir wurde soeben meine Vernehmung nochmals vorgeladen und ich kann noch folgende Angaben ergänzend machen:

Als ich im Jahre 1941 nach Auschwitz kam, wurde ich nur Fahrbereitschaft kommandiert. Die Einheit nannte sich damals offiziell „Fahrbereitschaft-Verwaltung". Etwa Anfang des Jahres. 1944 wurde die Fahrbereitschaft in „Wehrmachtsfahrbereitschaft" umbenannt, weil wir zu diesem Zeitpunkt einer Wehrmachtsdienststelle unterstellt wurden.

1941 war die Fahrbeitschaft noch nicht sehr stark und bestand aus nur etwa 10 -- 12 SS-Leuten, denen 6--7 Lkw.s, der PKW des Kommandanten, 2 weitere Kübelwagen, 2--3 Pkw.s und 3--4 Kräder zur Verfügung standen.

Im Laufe der Jahre wurde die Fahrbereitschaft wesentlich vergrößert. Zuletzt bestand die Fahrbereitschaft aus ca. 40 SS- Leuten, ca. 40 Lkw.s, 8 Pkw., 2 Sanitätskraftwagen (1 Häftlingssanka und 1 Sanka für die SS-Trupps.) und mehrere Kräder.

Der Leiter der Fahrbereitschaft war der SS-Hauptscharführer

Konrad Wiegand,

der im Jahre 1943 zum SS-Untersturmführer befördert wurde. Ich weiß nicht, woher er stammte, aber es hatte sich herumgesprochen, daß er aus der Gegend von Kassel kommen würde. Ihm unterstand die Fahrbereitschaft von 1941 bis zur Evakuierung des Lagers.

Sein Stellvertreter war der SS-Oscha. Willi(?) Oppermann, [... etc]

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[...] die ankommenden Transport vergast wurden. Im übrigen waren diese Vergasungsaktionen bei uns allgemein bekannt.

Ich kann mich noch erinnern, daß es sich bei diesem Transport um holländische Juden -- Männer, Frauen und Kinder -- handelte, die alle gut angezogen waren und denen man ansah, daß es sich um wohlhabende Leute handelte.

Ich muß hier etwas verbessern. Der umgebaute Bauernhof hatte nur rein Tor, das zwei Flügel hatte. Auch das Schild „Desinfektion" hing nicht an dem Gebäude, sondern stand wie ein Wegweiser einige Meter davor. Das Schild hatte man angebracht, um die Menschen im Glauben an lassen, sie würden hier desinfiziert.

Nachdem der gesamte Transport -- es dürfte sich um ca. 1000 Menschen gehandelt haben -- in dem Gebäude war, wurde das Tor geschlossen. Anschließend kam ein SS-Mann, ich glaube es war ein Rottenführer, zu unserem Sanka und holte eine Gasbuchse heraus. Mit dieser Büchse ging er zu einer Leiter, die von Tor aus gesehen an der rechten Seite dem Gebäudes stand. Hierbei bemerkte ich, daß er beim Besteigen der Leiter eine Gasmaske aufhatte. Als er am Ende der Leiter angekommen war, öffnete er eine kreisrunde Blechklappe und schüttete den Inhalt der Büchse in die Öffnung. Ich hörte noch deutlich das Klappern der Büchse gegen die Mauer, als er beim Ausschütteln dagegen stieß. Gleichzeitig sah ich, wie ein bräunlicher Staub aus der Maueröffnung hochstieg. Ob dies Gas gewesen ist, kann ich nicht sagen. Jedenfalls habe ich genau gesehen, daß er nur eine Büchse hineinschüttete. Als der das Türchen wieder geschlossen hatte, setzte ein unbeschreibliches Schreien in dem Raum ein. Ich kann einfach nicht beschreiben, wie diese Menschen geschrien haben. Das dauerte etwa 8 -- 10 Minuten und dann war alles still. Kurze Zeit später wurde das Tor von Häftlingen geöffnet und man konnte noch einen bläulichen Nebel über einen riesigen Knäuel Leichen schweben sehen. Die Leichen waren derartig ineinander verkrampft, daß man nicht erkennen konnte, zu wen die einzelnen Gliedmaßen und Körperteile gehörten. Ich habe dabei z.B. gesehen, daß einer der Vergasten einem anderen den Zeigefinger einige Zentimeter in die Augenhöhle gesteckt hatte. Daraus kann man ermessen, wie unbeschreiblich furchtbar der Todeskampf dieser Menschen gewesen ist. Man kann dieses Bild nicht mit Worten beschreiben. Mir ist es dabei so schlecht geworden, daß ich fast erbrochen hätte.

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Allerdings habe ich mich gewundert, daß das Häftlingskommando, das zum Wegschaffen der Leichen bestimmt war, den Raum ohne Gasmasken betrat, obwohl dieser blaue Dunst noch über den Leichen schwebte, von dem ich annahm, da es sich um Gas handelte. Die Leichen wurden auf Bauernwagen (Leiterwagen) geladen und von Häftlingen fortgeschoben. Wohin die Leichen kamen habe ich nicht gesehen. Vom einem Krematorium habe ich auch nichts bemerkt.

Bei dieser Vergasungsaktion war der SS-Hptstuf. Dr. Entress als Arzt anwesend. Außerdem war noch der Hptscha. Moll bei dieser Aktion anwesend. Im ganzen habe ich kaum mehr als etwa vier SS-Leute als Beteiligte gesehen.

Im diesem Zusammenhang muß ich erwähnen, daß jeder SS-Mann der bei „Aktionen" irgendwie beteiligt war, einen Gutschein über einen viertel Liter Schnaps bekommen hat. Mit diesem Gutschein konnte er sich dann in der SS-Küche den Schnaps abholen. Ich nehme an, daß such der Hölblinger diese Extra-Ration bekommen hat, obwohl er eigentlich nur als Fahrer des Sanitätswagens eingesetzt wurde und mit der eigentlichen „Aktion" nichts zu tun hatte. Ich kann mich noch gut erinnern, daß der Sanka mit dem „Roten Kreuz" auf den Seiten versehen war. Das Fahrzeug wurde jedoch nie zum Krankentransport benutzt, sondern nur für diese Aktionen, und zwar zur Tarnung. Man rechnete nämlich immer damit, daß eine Kommission aus der Schweiz kommt, um sich die „Judenumsiedlung" anzusehen. Vermutlich aus diesem Grunde mußte ich auch einmal in der Häftlingsküche des Hauptlagers Verpflegung aufladen. Es waren dies Kisten voll mit belegten Broten. die ich nach Birkenau fahren mußte. Ich fuhr auf die Rampe, wo gerade ein Transport Juden aus Ungarn angekommen war und ausgeladen wurde. Bei dieser Gelegenheit habe ich den SS-Arzt

Dr. Mengele

auf der Rampe stehen sehen. Er rief laut und deutlich: „ Ärzte und Apotheker nach vorn!" Gleichzeitig wurde dieser Ruf von den Dolmetschern übersetzt und den Juden in einer fremden Sprache zugerufen. Daraufhin habe ich einige besser gekleidete Leute aus dem Transport kommen sehen, die sich links hinter Mengele aufstellen mußte. Im selben Augenblick kam eine hübsche blonde Frau auf Dr. M. angelaufen, ich hörte nun deutlich, wie M. die Frau folgendes fragte: „Wie alt?" Die Frau antwortete: „29 Jahre". Frage des Dr. M.: „Sind Sie Schwanger?" Die Frau: "Jawohl!"

 

[etc.]

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